Wenn heiße Träume wahr werden
Von Judith Duncan
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Über dieses E-Book
Der Bauunternehmer Murphy Munroe ist richtig glücklich! Wieder hat er mit seiner Freundin Jordan eine leidenschaftliche Nacht erlebt. Doch seine Hoffnung, sie endlich für immer erobert zu haben, wird bitter enttäuscht ...
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Buchvorschau
Wenn heiße Träume wahr werden - Judith Duncan
IMPRESSUM
Wenn heiße Träume wahr werden erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 1999 by Judith Mulholland
Originaltitel: „Murphy’s Child"
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARA
Band 231 - 2005 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Umschlagsmotive: ThinkstockPhotos_Jacob Ammentorp Lund
Veröffentlicht im ePub Format in 04/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733777319
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Freitag, 29. März
Westlich von Alberta spannte sich der wolkenlose blaue Himmel über den schneebedeckten Gipfeln der Rocky Mountains. Im Osten ging die Sonne auf. Vom Pazifik wehte ein warmer Wind.
Die Luft war noch kühl, aber überall tauten Eis und Schnee, so dass die Bauarbeiten bereits wieder begonnen hatten und die morgendliche Stille störten.
Murphy Munroe saß auf dem Dach einer neuen Garage und sah sich zufrieden um. Die Baustelle lag am südlichen Stadtrand von Calgary, und von dem Hochsitz aus hatte er einen freien Blick auf die Hügel und die dahinter liegenden Berggipfel. Das war eine Aussicht, die er immer wieder genoss.
Die in Bau befindliche Straße unter ihm war ein einziges Schlammloch, aber das störte ihn nicht. Die Hauptsache war, dass es nicht wieder Minusgrade gab und vor allem nicht schneite. Der letzte Winter war schlimm gewesen. Alles war schief gegangen. Wenn Murphy an übersinnliche Kräfte glauben würde, dann hätte er geschworen, dass ihn jemand mit einem Fluch belegt hatte.
Aber solche Denkweise lag ihm fern. Schließlich war er sechsunddreißig Jahre alt und leitete eine erfolgreiche Baufirma. Allerdings hatte er so viel Pech auf einmal wirklich nicht verdient. Er baute hochwertige, erschwingliche Häuser, bezahlte seine Steuern und spendete für wohltätige Zwecke. Trotzdem lag er schon vier bis fünf Wochen hinter dem Zeitplan.
Nun, jetzt schien sich das Blatt endlich zu wenden. In den vergangenen Tagen war alles wie am Schnürchen gelaufen. Das hatte er nicht zuletzt seinen tüchtigen Mitarbeitern und Subunternehmern zu verdanken, von denen die meisten mit ihm verwandt waren.
Genau genommen stimmte das nicht ganz. Eine seiner Schwestern hatte in eine weit verzweigte italienische Familie eingeheiratet, die wie Pech und Schwefel zusammenhielt. Im Moment arbeiteten fast nur Verwandte von Marco, seinem Schwager, auf der Baustelle.
Murphy war mit Menschen verschiedenster Herkunft vertraut. Er hatte einen irischen Vater, eine schwedische Mutter, eine ukrainische Großmutter, russische und indianische Tanten und einen portugiesischen Onkel. Nur bei den angeheirateten Italienern verlor er den Überblick. Schließlich hatte er schon Schwierigkeiten, sich alles über seine beiden Brüder und drei Schwestern zu merken.
Im Moment lief es also bestens, und Murphy hoffte, dass er bald auf die Magentabletten verzichten konnte, von denen er sich vorsichtshalber eine in den Mund schob. Seufzend griff er nach der Blechschere und arbeitete weiter am Dach. Seit Monaten hatte er nicht mehr richtig geschlafen. Trotzdem packte er selbst mit an, um bloß kein Risiko einzugehen.
Er griff zu dem mit Druckluft betriebenen Tacker und rief nach unten, dass jemand den Kompressor einschalten sollte. Das geschah auch gleich darauf, aber im nächsten Moment gab es einen lauten Krach. Glas splitterte, und jemand fluchte, was das Zeug hielt.
Hoffentlich war das nicht die speziell für das Arbeitszimmer angefertigte bleiverglaste Tür gewesen.
Wieder fluchte jemand, diesmal auf Italienisch und noch heftiger, und Murphy ließ seufzend den Kopf sinken. Nein, es war nicht die bleiverglaste Tür, sondern das nach Maß angefertigte, doppelt verglaste Panoramafenster gewesen. Und dabei war es noch nicht mal acht Uhr morgens.
Murphy schob den zum Kompressor führenden roten Schlauch zur Seite, griff zum Tacker, drehte sich zu dem Stapel Holzschindeln um … und erstarrte.
Ein teures und glänzendes silbergraues Coupé kam die fast unbefahrbare Straße entlang und hielt hinter seinem schlammbespritzten Pick-up. Murphy traute seinen Augen nicht, aber die Erscheinung war keine Halluzination. Der schlimmste Albtraum wurde wahr. Prompt bekam er wieder Sodbrennen.
Niemand in Calgary fuhr einen solchen Wagen und hatte einen Grund, ihn auf der Baustelle zu besuchen. Das konnte nur Jordan Kennedy sein. Er biss die Zähne zusammen, blickte auf den Wagen hinunter und hoffte, dass bloß nicht sie am Steuer saß.
Die Fahrertür öffnete sich. Zuerst sah Murphy sehr lange Beine, und dann stieg eine elegante Blondine in einem langen weißen Kaschmir-Mantel aus. Verdammt. Er hätte liebend gern auf das Wiedersehen mit Jordan Kennedy verzichtet.
Wäre er klug gewesen, hätte er von Anfang an erkannt, dass sie eine Schneekönigin und kalt wie Eis war, eine von diesen unnahbaren Blondinen. Das hatte ihn damals jedoch nicht abgeschreckt. Vom ersten Moment an hatte er sie blindlings begehrt, was nicht gerade von großer Intelligenz zeugte. Die Katastrophe war vorprogrammiert gewesen. Dazu kam, dass Jordan Kennedy auch noch seine Steuerberaterin war, die ihn beim ersten Blick in ihre großen grauen Augen in ihren Bann geschlagen hatte.
Während sie sich vorsichtig einen Weg über die Straße suchte, verbesserte sich Murphy. So viel Verstand war ihm noch geblieben, um zu erkennen, dass diese Frau dichter abgeschottet war als Fort Knox. Darum war er auch ganz behutsam vorgegangen. Erst im letzten Sommer hatte er nach Monaten intensiver Werbung ihre Abwehr überwunden, und noch heute träumte er manchmal davon, wie sie nackt und voller Leidenschaft unter ihm gelegen hatte.
Im vergangenen Dezember hatte er schon laut an eine dauerhafte Bindung gedacht. Er wollte ihr zu Weihnachten sogar einen Ring schenken. Aber Jordan hatte plötzlich die Tür zugeschlagen. Einfach so. Aus und vorbei. Sie sagte nur, es wäre doch ein Fehler gewesen, und er sollte sich eine andere Steuerberatungsfirma suchen. Ja, sie hatte ihn fallen lassen, als hätte ihr der ganze Sommer mit ihm überhaupt nichts bedeutet.
Während sie unaufhaltsam näher kam, schalt Murphy sich einen Dummkopf. Schließlich hatte er sie doch als Steuerberaterin behalten!
Murphys Blick fiel auf einen Italiener, der auf der anderen Straßenseite auf einer Türschwelle saß und eifrig krumme Nägel auf einem flachen Stein gerade klopfte. Wenn er sich nicht täuschte, war das der Schwiegervater des Cousins von Marcos Mutter, doch sicher war er nicht. Sein Name endete jedenfalls auf o, und er klopfte bereits seit vier Jahren Nägel gerade. Wie viel bekam er wohl dafür?
Seufzend wechselte Murphy aufs Hausdach und zwängte sich durch die Öffnung, in die heute noch ein Dachfenster eingebaut werden sollte. Wenn es schon sein musste, brachte er das Gespräch mit Miss Herzlos lieber gleich hinter sich. Vermutlich ging es um den Jahresabschluss seiner Firma. Und hinterher brauchte er eine neue Packung Magentabletten.
Er achtete sorgfältig darauf, dass Jordan ihm nichts anmerkte, bog um eine Ecke und sah sie direkt vor sich. Er hätte wissen müssen, dass ihn ihr Anblick auch jetzt noch umwerfen würde. Zu dem weißen Mantel trug sie einen leuchtenden Seidenschal in Blau, Purpur und Smaragd. Das aschblonde Haar hatte sie zu einem eleganten Knoten geschlungen. An den Ohren glänzten Perlen. Diese Ohrringe hatte er ihr zum Geburtstag geschenkt.
Sie war vollkommen und unberührbar, und sie hatte ihm das Herz gebrochen.
„Hast du dich verirrt, oder begibst du dich absichtlich in die Niederungen des Lebens?" fragte er schroff.
Sie wirbelte herum und fasste sich an die Brust. Sekunden vergingen, bevor sie sich ein Lächeln abrang. „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Straße hier so aufgeweicht ist."
Murphy stützte sich gegen die Wand und musterte Jordan unverwandt. „Das kann ich mir denken."
Offenbar fühlte sie sich nicht wohl in ihrer Haut. Nervös spielte sie mit dem Schal. Murphys Schwestern trugen schon seit Jahren nichts Weißes mehr, weil es in ihren Familien zu viele kleine schmutzige Hände gab, aber nun stand Miss Jordan Kennedy ganz in Weiß vor ihm. Und er hätte gewettet, dass sie sich draußen im Schlamm nicht einmal die teuren Schuhe schmutzig gemacht hatte.
„Kommen wir zur Sache, Jordan, sagte er unfreundlich. „Was willst du?
Sie sah sich um. „Könnten wir vielleicht irgendwo in Ruhe reden?"
Wenn es um die Firma ging, dann sollte Murphy sie besser anhören. Doch dafür wirkte sie eigentlich zu nervös und unsicher. Wortlos ging er in die unfertige Küche und trat ans Fenster. Einer seiner Männer räumte im Garten auf und warf Abfälle in einen Container. Murphy gab ihm ein Zeichen, den Kompressor abzustellen. Schließlich drehte er sich um, verschränkte die Arme und wartete schweigend.
Jordan starrte ihn an wie ein Reh, das in den Scheinwerferkegel eines Autos geraten war, blickte dann zur Seite und strich über den Rand der Kücheninsel. Endlich holte sie tief Luft, richtete sich hoch auf und sagte gepresst und ohne Vorrede: „Du hast ein Recht, es zu erfahren. Ich bin im vierten Monat schwanger."
Murphy kam sich vor, als wäre ihm ein Gerüst auf den Kopf gestürzt. Das konnte doch nicht wahr sein! Schwanger? Wie das denn? Er war immer wieder vorsichtig gewesen. Dennoch zweifelte er keinen Moment daran, dass sie die Wahrheit sagte und das Kind von ihm war. Trotz allem, was sie ihm angetan hatte, hielt er sie für aufrichtig und ehrlich. Sie mochte Ausflüchte suchen und die Wahrheit verschweigen, aber sie würde nie lügen. Dafür war sie auch viel zu stolz.
Jordan ging an ihm vorbei ans Fenster und blickte nach draußen. Erst jetzt merkte er, dass sie zitterte. Und zu allem Überfluss nahm er auch noch den Duft ihres Parfums wahr. Trotzdem wurde er wütend. Vier Monate! Sie war schon im vierten Monat schwanger, gestand es ihm aber erst jetzt!
„Ich habe keinen Moment an eine Abtreibung gedacht, sagte sie und wich seinem Blick aus. „Ich habe zwar niemals damit gerechnet, aber ich behalte das Kind.
Als er nicht antwortete, atmete sie tief durch. „Mir ist klar, dass ich dich überrumpelt habe und du Zeit zum Nachdenken brauchst. Trotzdem sollst du wissen, dass ich die volle Verantwortung übernehmen werde."
„Und warum bist du dann hier?" fragte Murphy wütend.
Sie sah ihn nur kurz an. „Weil es dein Kind ist. Ich habe nichts dagegen, wenn du eine Rolle in seinem Leben spielen willst. Trotz des Fiaskos mit uns beiden finde ich, dass du ein ausgezeichneter Vater sein könntest, und ich hoffe wirklich, dass du dich nicht meinetwegen von deinem Kind fern halten wirst."
Was sollte denn das? Noch vor wenigen Monaten hatte Jordan ihn zum Teufel gejagt, und jetzt gab er ihrer Meinung nach einen ausgezeichneten Vater ab? Sie war doch stiften gegangen und nicht er, und nun war sie im vierten Monat und …
Er stockte, weil er nachrechnete. Vier Monate! „Bei der Trennung hast du schon gewusst, dass du schwanger bist", warf er