Dieser eine letzte Kuss: Die Chatsfield Dynastie - 2. Staffel; Band 5
Von Caitlin Crews
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Über dieses E-Book
Sexy Reeder Theo Tsoukatos verlangt von seiner untreuen Frau, die Details ihrer Scheidung dort zu klären, wo sie einst ihr größtes Glück erlebten - in Barcelona. Doch sein Racheplan scheitert: Nicht nur, dass die Erinnerungen an ihre Flitterwochen ihn plötzlich selbst einholen, jetzt behauptet Holly, dass sie ihn nie betrogen hat. Und als sie den stolzen Milliardär in den spanischen Nachtclubs so heißblütig wie früher küsst, hegt er plötzlich Zweifel. Er muss wissen, warum Holly damals vor ihm geflohen ist, denn nach ihrem letzten Kuss darf er sie nicht nochmal entkommen lassen…
Caitlin Crews
Caitlin Crews wuchs in der Nähe von New York auf. Seit sie mit 12 Jahren ihren ersten Liebesroman las, ist sie dem Genre mit Haut und Haaren verfallen und von den Helden absolut hingerissen. Ihren Lieblingsfilm „Stolz und Vorurteil“ mit Keira Knightly hat sie sich mindestens achtmal im Kino angeschaut. Genau wie die Liebesromane an den unterschiedlichsten Orten in der Welt spielen, hat auch Caitlin Crews die exotischsten Schauplätze bereist. Sie unternahm eine Rucksacktour durch Zimbabwe, war auf Safari in Botswana und besuchte weit abgelegene Dörfer in Nambibia. Gerne würde sie einmal in Prag, Dublin, Paris, Rom, Griechenland oder auf Hawaii leben. In dem Schreiben über all diese fremden Städte und Länder erfüllt sich für sie der Traum einer Auswanderung. Momentan lebt Caitlin zusammen mit ihrem Ehemann, der als Comic-Zeichner arbeitet, und einem ganzen Zoo von Tieren in Kalifornien.
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Buchvorschau
Dieser eine letzte Kuss - Caitlin Crews
IMPRESSUM
JULIA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2015 by Harlequin Books S.A.
Originaltitel: „Greek’s Last Redemption"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
in der Reihe: PRESENTS
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA
Band 2246 - 2016 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Übersetzung: Gudrun Bothe
Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 08/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733706951
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Theo Tsoukatos’ Miene verfinsterte sich, als seine Bürotür aufschwang, obwohl er Order gegeben hatte, ihn nicht zu stören. Normalerweise wurden seine Anordnungen strikt befolgt. Niemand, der für ihn arbeitete, war scharf darauf, mögliche Konsequenzen einer Zuwiderhandlung zu riskieren.
Ich werde meinem alten Herrn von Tag zu Tag ähnlicher, dachte Theo in grimmiger Selbstkritik. Allerdings bezog sich das allein aufs Business. Sich auch im privaten Bereich wie sein weithin gefürchteter Vater aufzuführen, erschien ihm unvorstellbar und absolut inakzeptabel.
Das wird niemals geschehen! hatte er sich bereits in Kindertagen geschworen.
„Ich nehme an, das Gebäude steht in hellen Flammen? Seine dunkle Stimme troff geradezu vor Sarkasmus angesichts der ungebetenen Störung. „Oder droht zumindest, in Brand zu geraten?
„Nicht, dass ich wüsste, erwiderte seine Sekretärin völlig unbeeindruckt vom harschen Ton. Mit dem stahlgrauen Haar und ihrem gluckenhaften Getue erinnerte Mrs Papadopoulos ihn an seine Tante Despina, die auch immer bemüht gewesen war, ihn aus schwierigen Situationen herauszuhalten, anstatt sie zu verursachen, wie er es von seinen Eltern gewohnt war. „Aber der Tag hat ja eben erst begonnen …
Theo stieß einen ungeduldigen Seufzer aus, da er gerade dabei war, wichtige Fakten zur Steigerung der Effizienz und Optimierung bestehender Strategien zusammenzufassen, die er im bevorstehenden Meeting auf den Tisch packen wollte. Frustrierend genug, dass er ausgerechnet heute für seinen Vater einspringen musste, nur weil der alte Fuchs wieder einmal irgendwelche gesundheitlichen Belange über das Familienbusiness stellte.
Mit gefurchter Stirn starrte Theo durch die raumhohe Fensterfront auf Athen, Griechenlands Metropole, deren brodelnde Energie und hektische Nervosität ihn seit er denken konnte wie ein unsichtbarer Motor innerlich antrieb. Und ihm als Mahnmal dafür diente, dass alles, was derart rasant wuchs, irgendwann vergehen musste, bevor es stärker als zuvor wiederauferstehen konnte.
Es war so etwas wie ein unausgesprochenes Glaubensbekenntnis seiner Familie und irgendwie auch die Geschichte seines eigenen Lebens. Und es zeigte sich in jedem Höhenmeter des stolzen Tsoukatos-Towers. Ja, in jedem einzelnen Stahlträger der imposanten Architektur dieses futuristischen Bauwerks – der sichtbar manifestierten Vision eines einzelnen Mannes, des mächtigen Reeders Demetrious Tsoukatos – seines Vaters. Einer Vision von rücksichtsloser Expansion, ungeachtet aller Hindernisse, eingeschlossen erklärter Gegner und einer stagnierenden Wirtschaftslage.
Heutzutage galt der Tower in den Augen der ebenso interessierten wie wachsamen Wirtschaftswelt auch als Symbol für Theos Präsenz und Status in diesem Sektor. Seiner wachsenden Bedeutung als furchtlosem Risikoträger und waghalsigem Querdenker in einer Branche, die Gefahr lief, durch das Nichthandeln all derer, die zu ängstlich und zögerlich dachten und agierten, komplett unterzugehen. Aber das galt nicht für die Tsoukatos-Flotte!
Auch wenn die Außenwelt ihn hauptsächlich als verwöhnten Erben und notorischen Womanizer aus der Presse kannte, demonstrierte Theo der Finanzwelt in den letzten vier Jahren auf eindrucksvolle Weise, dass er genauso erfolgreich und einschüchternd sein konnte wie sein alter Herr.
Es überraschte ihn selbst, wie gut er darin war. Als ob ihm dieses rücksichtslose Machtstreben tatsächlich im Blut lag, wie sein Vater es immer behauptet oder sich zumindest gewünscht hatte. Und hier, in der Chefetage der familieneigenen Reederei, waren diese Attribute auch durchaus angebracht und als positiv zu bewerten.
Gut, sein Privatleben konnte im Vergleich dazu als absolutes Desaster bezeichnet werden, wenn auch nicht aus den gleichen Gründen wie im Fall seines Vaters. Ich mag vielleicht nicht glücklich sein, sagte er sich immer wieder, aber wenigstens bin ich kein Lügner, kein Betrüger und kein Heuchler.
Dafür jedoch war er umgeben von zu vielen Menschen, die das nicht von sich behaupten konnten, wie er sich bitter eingestehen musste.
Theo seufzte erneut und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Mrs Papadopoulos zu, die sich inzwischen strategisch vor seinem Schreibtisch aufgebaut hatte und ihn mit einer Mischung aus mildem Tadel und instinktiver Ablehnung musterte, was er perverserweise durchaus genoss. Diese aufrechte, gradlinige und bis auf die Knochen loyale Frau symbolisierte für ihn so etwas wie ein Büßerhemd. Sie war seine Nemesis, seine Göttin des gerechten Zorns und der Vergeltung.
Dabei sah er sich selbst gar nicht mal als einen Mann, der sich seiner zahlreichen Sünden und Verfehlungen rühmte oder gar mit ihnen kokettierte. Im Gegenteil. Gerade in den letzten viereinhalb Jahren hatte er ausreichend Gelegenheit gehabt, in sich zu gehen und eine Art Retrospektive über sein Leben zu halten. Eine Art Nabelschau, bei der er weit weniger positiv abschnitt, als er es sich gewünscht hätte, obwohl er …
„Es ist Ihre Frau", erklärte Mrs Papadopoulos schmallippig, und Theo, der gedanklich gerade sein Sündenregister vor dem inneren Auge durchblätterte, erstarrte.
Meine Frau. Holly!
Theo hatte sich so sehr an den Sturm unkontrollierter Wut und Rage gewöhnt, der ihn allein bei der Nennung ihres Namens heimsuchte, dass er ihn einfach über sich ergehen ließ, ohne dass er ständig Gefahr lief zu explodieren. Inzwischen waren über vier Jahre vergangen, seit er seine Frau das letzte Mal zu Gesicht bekommen hatte. Vier endlose Jahre, in denen er sie nicht berührt, nicht geschmeckt und sich nicht in ihr verloren hatte …
Was natürlich nie wieder passieren wird! ermahnte er sich kalt. Denn vor vier Jahren hatte er schließlich auch die bittere Wahrheit herausgefunden, was Holly betraf. Nicht du hast sie aufgedeckt! höhnte die kleine Stimme in seinem Hinterkopf. Sie selbst hat sie dir präsentiert, quasi auf dem Silbertablett.
Verdammt!
Er konnte und wollte jetzt nicht gedanklich dorthin zurückkehren. Nicht heute! Und nicht hier an seinem Arbeitsplatz, wo er sich antrainiert hatte, unter allen Umständen eisige Ruhe und Entschlossenheit zu demonstrieren.
Nie wieder!
Er sollte doch längst darüber hinweg sein – und hatte das eigentlich auch angenommen. Doch jetzt bekam er nur mühsam Luft und versuchte, seine Hände zu entspannen, die er instinktiv zu Fäusten geballt hatte. Verzweifelt rang er darum, sich so unbeeindruckt zu zeigen, wie er sich nach all der Zeit eigentlich fühlen müsste.
„Wenn es um meine Frau geht, bin ich nicht nur zu beschäftigt, sondern absolut desinteressiert!" Seine Stimme hatte er offenbar noch nicht wieder im Griff. „Sie sollten es wirklich besser wissen, als mich mit derartigen Banalitäten zu belästigen, Mrs Papadopoulos. Wenn meine Frau sich damit vergnügen will, mir sinnlose E-Mails oder Voice-Mails zu schicken und zu hinterlassen, die ich ohnehin nur äußerst selten checke, ist das …"
„Sir."
Theo wusste nicht, was ihn mehr überraschte: dass seine Sekretärin es überhaupt wagte, ihn derart rüde zu unterbrechen, oder die Art und Weise, wie sie dastand und ihn ohne mit der Wimper zu zucken streng fixierte.
„Sie besteht darauf, dass es sich um einen Notfall handelt."
Das Letzte, worüber Theo heute oder für den Rest seines Lebens nachdenken wollte, war Holly – sein Niedergang oder – wie weniger Wohlmeinende es formulieren würden – seine verdiente Strafe. Und in seinen dunklen Momenten war er sogar geneigt, ihnen recht zu geben, weil er geheiratet hatte, was er selbst nie gewollte hatte. Er hatte eine Lügnerin und Betrügerin zu seiner Frau gemacht, in einem atemberaubend weiblichen Gewand …
Beschämend genug, daran zu denken, wie viel Zeit er jeden einzelnen Tag damit verbrachte, nicht an Holly zu denken! Meist mithilfe der Stunden, die er in seinem privaten Fitnessraum verbrachte und wie besessen auf den ledernen Sandsack oder gelegentliche Sparringspartner einprügelte. Oder die er bis zur totalen Erschöpfung auf dem Laufband verbrachte, immerzu verbissen darum kämpfend, nicht an Hollys Ehebruch zu denken, den sie ihm ganz offen gestanden hatte. Einen One-Night-Stand mit irgendeinem Touristen, nach dessen Name sie nicht einmal gefragt hatte.
Er wollte nicht mehr an die permanent wiederkehrenden, qualvollen Szenen denken, die unauslöschlich in sein Hirn eingebrannt waren, als wäre er selbst Augenzeuge des Betrugs gewesen. Wollte nicht wahrhaben, wie dumm er gewesen war, auf ihre Lügen hereinzufallen, obwohl er es besser hätte wissen müssen.
Vier Jahre war es auch her, dass er sich Hals über Kopf in das Familienunternehmen gestürzt hatte, um jede Erinnerung an die verlogene, betrügerische Kreatur auszulöschen, die er geheiratet und die ihn in jeder Hinsicht ruiniert hatte. Sie hatte ihn der Lächerlichkeit preisgegeben, und, was noch viel schlimmer war, ihm das Herz aus der Brust gerissen. Ein Herz, von dem er nichts gewusst hatte, bis Holly in sein Leben getreten war.
Und am wenigsten konnte er ihr vergeben, dass sie ihre Ehe damit auf das gleiche Niveau herabgezogen hatte wie die lieblose Verbindung zwischen seinen Eltern.
Holly war der lebende, atmende und sprechende Beweis seines Versagens. Die Verkörperung seiner vergeudeten Jugend als verwöhnter Playboy, als größte Enttäuschung seines Vaters und ständige Bedrohung für den geachteten, ehrenwerten Familiennamen.
Theo wollte nicht mehr daran denken, wie rettungslos er sich damals in diese unwiderstehliche blonde Venus aus den Vereinigten Staaten verliebt hatte, die ihn von der ersten Sekunde an angehimmelt hatte. Oder zumindest so getan hatte als ob. Wie besessen war er nach einer einzigen Woche mit ihr auf dieser paradiesischen Insel gewesen. Keine sechs Monate nach der romantischen Blitzhochzeit hatte sie ihn betrogen.
Und dafür konnte er niemandem die Schuld geben als sich selbst. Jeder hatte ihn gewarnt. Was für ihn ein bezauberndes, charmant naives Geschöpf gewesen war, das nach dem Tod des Vaters allein auf sich gestellt durch Europa tourte, um auf andere Gedanken zu kommen, war in den Augen der anderen nicht mehr als eine texanische Goldgräberin gewesen. Eine äußerst attraktive junge Frau, die mit großen, himmelblauen Augen nach dem besten Fang Ausschau hielt. Und in jenem Sommer auf Santorini war er der Fisch an ihrer Angel gewesen.
„Du bist Erbe des Tsoukatos-Vermögens und mein Nachfolger, hatte sein Vater ihn mit ernster Miene gewarnt, „und dieses Mädchen ist ein Niemand. Du musst doch einsehen, dass es zu nicht mehr als einer Urlaubsromanze reicht, Theo.
Immer wieder hatten er und Brax ihn beschworen, kein Narr zu sein. Doch Theo wollte sich von dem Mann, der seine eigene Mutter immer wieder betrogen hatte, weder Vernunft noch Moral predigen lassen. Und erst recht nicht von seinem jüngeren Bruder, der für ihn damals nur ein unreifer Bengel war. Nachdem die beiden das endlich begriffen hatten, verlangten sie von ihm, dass er wenigstens die notwendigen Schritte unternahm, um sein Privatvermögen und die Zukunft des Familienunternehmens abzusichern.
Natürlich hatte er auch in diesem Punkt ebenso wenig auf sie gehört wie während der vorangegangenen Jahre, die allein von Genuss und Begierde geprägt waren. Als überzeugter Hedonist scherte sich Theo damals um nichts