Über Stock und Stein: Toni der Hüttenwirt 237 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Bürgermeister Fritz Fellbacher saß in seinem Amtszimmer und las die Tageszeitung. Gina, die Gemeindesekretärin von Waldkogel, hatte sich einen Tag Urlaub genommen. Die Türen standen offen. Um in Ruhe seinen Kaffee trinken zu können, hatte er den Anrufbeantworter eingeschaltet. »Grüß Gott, Fellbacher!« Bürgermeister Fellbacher sah auf. Urban Geller, der Postmeister, stand in der Tür. »Grüß Gott, Urban!«, sagte er. »Leg die Post draußen auf Ginas Schreibtisch! Sie hat heute Urlaub. Morgen wird sie sich darum kümmern. Auf einen Tag mehr oder weniger kommt es bestimmt nicht an.« »Ich kann die Post ja hinlegen. Aber den einen Brief, den müssen Sie quittieren. Das ist ein Einschreiben.« »Einschreiben? Wer schickt mir so etwas?« »Es kommt aus Amerika.« Urban gab Fellbacher einen großen Umschlag.
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Buchvorschau
Über Stock und Stein - Friederike von Buchner
Leseprobe:
Jerry wünscht sich einen großen Bruder
LeseprobeDr. Lutz Brachmann blickte den blassen stillen Jungen, der neben ihm im Wagen saß, besorgt an. »Wir sind in Sophienlust, Christoph«, sagte er behutsam. »Es wird dir hier gefallen. Alle werden dich liebhaben, und du wirst sie auch liebgewinnen.« »Ich werde nie mehr jemanden liebhaben«, erwiderte der Junge trotzig. »Mir werden ja doch alle weggenommen, die ich liebhabe.« Aller Schmerz um ein unbegreifliches Geschick lag in diesen Worten, so dass Lutz Brachmann tröstend über den dichten Haarschopf strich. Doch Christoph Wendland zuckte zurück. »Nun steigt aber endlich aus«, sagte da eine frische Jungenstimme. »Wir warten schon lange.« »Das ist Dominik, Christoph. Ich habe dir von ihm erzählt«, äußerte Dr. Brachmann eindringlich. »Er wird dein Freund sein.« »Ich will keinen Freund«
Toni der Hüttenwirt
– 237 –
Über Stock und Stein
Zur rechten Zeit am rechten Ort
Friederike von Buchner
Bürgermeister Fritz Fellbacher saß in seinem Amtszimmer und las die Tageszeitung. Gina, die Gemeindesekretärin von Waldkogel, hatte sich einen Tag Urlaub genommen. Die Türen standen offen. Um in Ruhe seinen Kaffee trinken zu können, hatte er den Anrufbeantworter eingeschaltet.
»Grüß Gott, Fellbacher!«
Bürgermeister Fellbacher sah auf. Urban Geller, der Postmeister, stand in der Tür.
»Grüß Gott, Urban!«, sagte er. »Leg die Post draußen auf Ginas Schreibtisch! Sie hat heute Urlaub. Morgen wird sie sich darum kümmern. Auf einen Tag mehr oder weniger kommt es bestimmt nicht an.«
»Ich kann die Post ja hinlegen. Aber den einen Brief, den müssen Sie quittieren. Das ist ein Einschreiben.«
»Einschreiben? Wer schickt mir so etwas?«
»Es kommt aus Amerika.«
Urban gab Fellbacher einen großen Umschlag.
»Der Absender ist mir unbekannt«, murmelte Fellbacher und runzelte die Stirn. »Weißt du, Urban, man muss aufpassen. Es sind so viele Trickbetrüger am Werk. Wenn ich das Schreiben annehme, dann kann das vielleicht negative Auswirkungen haben.«
Bürgermeister Fellbacher bot Urban an, sich eine Tasse Kaffee in der Kaffeeküche zu holen und sich zu setzen. Urban war neugierig. Das ließ er sich aber nicht anmerken. Es war noch nie vorgekommen, dass er ein Einschreiben aus Amerika zustellen musste.
Fritz Fellbacher griff zum Telefon und rief Gina an.
»Fellbacher hier! Einen schönen guten Morgen, Gina. Es tut mir leid, dass ich dich an deinem Urlaubstag stören muss. Aber die Gemeinde Waldkogel hat einen Einschreibebrief aus Amerika bekommen. Bevor ich ihn annehme, dachte ich, ich frage dich, ob du den Absender kennst. Oder du kannst mal geschwind herkommen und im Internet recherchieren. Der Brief ist mir ein bisserl unheimlich.«
Gina lachte. »Außerdem wird der Brief in Englisch sein.«
»Das ist anzunehmen. Aber ich habe ihn noch nicht angenommen. Der Urban ist noch da und trinkt Kaffee.«
»Ich komme!«, sagte Gina knapp und legte auf.
Einige Minuten später kam Gina ins Rathaus. Sie sah sich den Brief an. Dann ging sie zum Computer und recherchierte.
»Unterschreiben Sie! Wenn es etwas Unrechtes ist, dann wird Ihnen schon etwas einfallen.«
»Wer ist der Absender?«, fragte Fellbacher.
Gina schaute ihren Chef ernst an. Sie beantwortete seine Frage nicht.
»Unterschreiben!«, wiederholte sie.
Urban Geller spitzte die Ohren. Fellbacher verstand. Er unterschrieb die Empfangsquittung.
»Urban, ich will dich nicht rauswerfen, aber wir haben jetzt viel zu tun«, sagte Gina mit Nachdruck.
Urban hängte seine Posttasche um und verließ das Rathaus.
Gina hängte das Schild an die Eingangstür, auf dem stand: Bin kurz unterwegs, kommt später wieder! Fellbacher.
Fritz Fellbacher schnitt mit dem Briefmesser den Umschlag auf. Es kamen zwei Blätter hervor, aus edlem Papier, mit einem beeindruckenden Briefkopf.
»Du hattest Recht, Gina. Das ist in Englisch. Ich verstehe nur die Hälfte. Was hast du im Internet herausgefunden?«
»Das ist eine riesige Anwaltskanzlei. Sie ist in den gesamten Vereinigten Staaten vertreten. Sie haben Niederlassungen in vielen Großstädten. Ich habe von ihnen schon gehört.«
»Und was wollen diese amerikanischen Rechtsverdreher von der Gemeinde Waldkogel?«
Fellbacher reichte Gina den Brief.
Sie las ihn im Stehen. Dann sank sie auf den Stuhl, der vor Fellbachers Schreibtisch stand.
»Die Gemeinde Waldkogel erbt. In Amerika ist ein Maler gestorben. Er hat in seinem Testament der Gemeinde ein Bild vermacht. Damit verbunden ist der Wunsch des Verstorbenen, dass an seinem Geburtshaus eine Tafel mit seinem Namen angebracht wird.«
»Wie heißt der Bursche?«, fragte Fellbacher.
»Jack Tom Newman.«
Fellbacher zuckte mit den Schultern.
»Den Namen habe ich noch nie gehört. Wie alt war er?«
»Davon steht nichts in dem Schreiben. Nur dass die Gemeinde Waldkogel sich umgehend mit der Kanzlei in Verbindung setzen solle.«
Fellbacher holte sich einen Obstler.
»Gina, des Ganze ist äußerst merkwürdig.«
»Das stimmt! Hier steht, das Gemälde habe einen beträchtlichen Wert.«
»So, einen beträchtlichen Wert?«, wiederholte Fellbacher. »Stellt sich die Frage, was darunter zu verstehen ist. In Dollar oder Euro?«
Fritz Fellbacher bat Gina, den Brief schriftlich zu übersetzen. Sie ging gleich daran. In wenigen Minuten war sie fertig.
Fellbacher las den Text mehrere Male.
»Am besten rufst du dort an, Gina. Fühl den Herren auf den Zahn!«
»Zuerst hole ich mir noch Informationen aus dem Internet«, sagte Gina.
Fellbacher blickte ihr, während sie recherchierte, über die Schulter.
»Also, ich kann nur einen Hinweis finden. Auf dieser Website. Ich übersetze es ihnen. Sehen sie das Bild?«
»Das ist doch unser ›Höllentor‹! Ausgerechnet das ›Höllentor‹? Was steht drunter?«
»Der Text lautet: Dieses Bild ist Teil eines Tableaus aus zwei Gemälden Jack Tom Newmans. Das zweite Gemälde ist verschollen. Laut Aufzeichnungen des Malers hat es das gleiche Format wie das oben wiedergegebene Bild. Beide Werke gehören zum Frühwerk Jack Tom Newmans.«
»Gina, wenn die Gemälde dieses Malers so wertvoll sind, wie es in dem Brief steht, sogar von beträchtlichem Wert sind, dann verstehe ich nicht, warum es nicht mehr Informationen darüber gibt. Ich dachte, im Internet findet man alles.«
»Offenbar nicht, Herr Bürgermeister!«
»Gut, dann rufst du jetzt in Amerika an.«
Gina schaute auf die Uhr.
»Es ist noch zu früh oder wieder zu spät. Wir müssen noch etwas warten.«
»Dann warten wir eben.«
Gina setzte noch einmal Kaffee auf. Er schmeckte viel besser als der, den sich Fellbacher gemacht hatte. Sie tranken Kaffee und redeten. Das heißt, sie spekulierten, denn Fellbacher konnte sich nicht vorstellen, wer dieser Jack Tom Newman sein könnte.
»Mei, vielleicht war es Zufall, dass er in Waldkogel geboren wurde. Er könnte nach dem zweiten Weltkrieg hier auf die Welt gekommen sein. Damals gab es hier viele amerikanische Soldaten.«
Gina zuckte mit den Schultern. Sie seufzten beide. Gegen Mittag war es so weit. Gina rief in Amerika an. Es nahm niemand ab.
»Hast du auch die richtige Nummer gewählt?«
Während Gina dem Piepton lauschte, tippte sie auf dem Computer herum. Dann lachte sie.
»In Amerika ist Feiertag, Herr Fellbacher! Oh, jetzt höre ich eine Ansage.«
Gina nahm einen Stift und schrieb eine Telefonnummer auf.
»Das ist eine Notfalltelefonnummer.«
Sie rief dort an. Das Gespräch wurde angenommen. Gina unterhielt sich in fließendem Englisch. Fellbacher lauschte und staunte. Das Gespräch dauerte nicht lange. Gina verabschiedete sich und legte auf.
»So, das war der Büroleiter der Kanzlei. Es ist Feiertag, wie ich sagte. Die Chefs seien zum Angeln. Er werde sie informieren. Herr Adam Adams werde sich umgehend telefonisch melden.«
»Schon wieder warten!«, stöhnte Fellbacher.
In seinem Kopf arbeitete es fieberhaft. Als Politiker erfasste er sofort die Chance für Waldkogel. Wenn der Mann hier geboren war, berühmt war, seine Bilder einen erheblichen Wert hatten, dann war das ein Glücksfall für die Gemeinde. Daraus könnte Waldkogel mehrfachen Nutzen ziehen.
Das Telefon klingelte. Gina nahm ab. Sie warf Fellbacher einen Blick zu. Dann sprach sie Englisch. Das Gespräch dauerte etwas länger.
Endlich