Die exotische Tochter: Dr. Laurin 182 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Es war ein kalter regnerischer Novembertag, an dem selbst bei Antonia Laurin, die sonst keine schlechte Laune kannte, keine gute Stimmung aufkommen wollte. Schon früh am Morgen, die Kinder waren kaum zur Schule gegangen, kam ein Telegramm. Antonia mochte Telegramme nicht, es sei denn, sie trafen zu einem Geburtstag oder einem anderen festlichen Anlass ein. Ein Telegramm wie dieses mit einer Todesnachricht jagte ihr ein Frösteln durch den Körper. Antonia musste zwei Mal lesen, bis sie begriff, um wen es sich bei dem Absender handelte. Das Telegramm war an Leon gerichtet, aber er hatte es gern, wenn sie alle Post zuerst öffnete. So konnte sie ihm schlechte Nachrichten schonend beibringen, und das war ihm bedeutend lieber, als wenn er sie selbst lesen musste. Dad ist am Samstag gestorben. Beisetzung Ende des Monats in München. Für Beschaffung einer Unterkunft wären wir sehr dankbar. Rosanna? Antonia musste lange nachdenken, bis ihr einfiel, dass die Tochter von Jacob Feldern Rosanna getauft worden war. Jetzt folgte ihrem Frösteln ein Schock. Jacob Feldern war nur ein paar Jahre älter als Leon, höchstens fünfundvierzig, und er sollte tot sein? Wenn er krank gewesen war, warum war ihnen das nicht berichtet worden? Und warum wurde sein Tod telegrafisch mitgeteilt? Als Antonia ihre Fassung wiedergewonnen hatte, sah sie, dass das Telegramm in Peru aufgegeben war. Ihre Gedanken wanderten Jahre zurück. Sie musste erst überlegen, wann sie Jacob zuletzt gesehen hatte, aber es musste wohl an die zwanzig Jahre her sein. Er war ein großer sportlicher Mann gewesen, ein Wikingertyp mit blondem Haar und stahlblauen Augen.
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Buchvorschau
Die exotische Tochter - Patricia Vandenberg
Dr. Laurin
– 182 –
Die exotische Tochter
Rosanna aus Peru bringt nicht nur Verwirrung in die Familie Laurin
Patricia Vandenberg
Es war ein kalter regnerischer Novembertag, an dem selbst bei Antonia Laurin, die sonst keine schlechte Laune kannte, keine gute Stimmung aufkommen wollte.
Schon früh am Morgen, die Kinder waren kaum zur Schule gegangen, kam ein Telegramm.
Antonia mochte Telegramme nicht, es sei denn, sie trafen zu einem Geburtstag oder einem anderen festlichen Anlass ein.
Ein Telegramm wie dieses mit einer Todesnachricht jagte ihr ein Frösteln durch den Körper.
Antonia musste zwei Mal lesen, bis sie begriff, um wen es sich bei dem Absender handelte. Das Telegramm war an Leon gerichtet, aber er hatte es gern, wenn sie alle Post zuerst öffnete. So konnte sie ihm schlechte Nachrichten schonend beibringen, und das war ihm bedeutend lieber, als wenn er sie selbst lesen musste. Sie las:
Dad ist am Samstag gestorben. Beisetzung Ende des Monats in München. Für Beschaffung einer Unterkunft wären wir sehr dankbar.
Rosanna
Rosanna?
Antonia musste lange nachdenken, bis ihr einfiel, dass die Tochter von Jacob Feldern Rosanna getauft worden war. Jetzt folgte ihrem Frösteln ein Schock. Jacob Feldern war nur ein paar Jahre älter als Leon, höchstens fünfundvierzig, und er sollte tot sein?
Wenn er krank gewesen war, warum war ihnen das nicht berichtet worden? Und warum wurde sein Tod telegrafisch mitgeteilt?
Als Antonia ihre Fassung wiedergewonnen hatte, sah sie, dass das Telegramm in Peru aufgegeben war.
Ihre Gedanken wanderten Jahre zurück. Sie musste erst überlegen, wann sie Jacob zuletzt gesehen hatte, aber es musste wohl an die zwanzig Jahre her sein. Er war ein großer sportlicher Mann gewesen, ein Wikingertyp mit blondem Haar und stahlblauen Augen.
Antonia konnte sich nicht erinnern, dass Leon Kontakt zu Jacob gehabt hatte. Er war viel zu faul zum Schreiben und hatte die Korrespondenzen immer Antonia überlassen.
Eigentlich war es ein Zufall, dass sie sich überhaupt an den Namen von Jacobs Tochter erinnerte, aber sie hatte damals die Glückwünsche zur Geburt des Kindes geschrieben. Und jetzt fiel ihr ein, dass Leon gesagt hatte, er könne sich Jacob als Vater nicht vorstellen. Er hätte ja nicht mal von seiner Frau erzählt.
Antonia konnte es kaum erwarten, dass Leon nach Hause kam, aber sie wusste, dass an diesem Tag zwei Operationen eingeplant waren, und da blieb der Chefarzt mittags meist in der Klinik, weil er die Patienten gern selbst beobachtete, wenn sie aus der Narkose aufwachten.
Die Kinder kamen nacheinander aus der Schule. Zuerst Kyra, dann Kevin und zuletzt die Zwillinge Kaja und Konstantin.
»Und Papi glänzt mal wieder durch Abwesenheit«, stellte Kevin fest.
»Wollte er nicht kürzertreten?«, meinte Kaja.
»Wie lange redet er eigentlich schon davon?«, ergänzte Konstantin.
Kyra hatte etwas anderes auf dem Herzen. »Warum guckst du so komisch, Mami?«, fragte sie.
Antonia schrak zusammen. »Ich hätte auch etwas mit Papi zu besprechen«, erzählte sie. »Ein früherer Freund von ihm ist in Peru gestorben. Heute ist ein Telegramm gekommen.«
»Wer war denn in Peru? Papi hat davon nie erzählt.«
Konstantin setzte sich schon an den Tisch. Er hatte Hunger.
»Erinnert ihr euch, dass er mal den Namen Jacob Feldern erwähnt hat?«, fragte Antonia.
»Nein, aber ich habe auf dem Speicher ein Buch gefunden, auf dem dieser Name stand«, antwortete Kevin. »Ein Zukunftsroman.«
»Bist du traurig, weil er gestorben ist, Mami?«, fragte Kyra.
»Ich habe ihn nur ganz flüchtig gekannt. Warten wir mal ab, was Papi dazu sagt.«
Da läutete das Telefon.
Kaja meldete sich. »Ja, sie ist da«, sagte sie, und dann: »Du wirst verlangt, Mami. Der Schmidbauer.«
»Lieber Himmel, es wird doch nichts mit dem Haus passiert sein?«, rief Antonia aus. Es ging um das Ferienhaus, das der zweite Wohnsitz der Laurins war. Die Heizung war defekt.
»Gerade jetzt, wo es kalt ist!«, stöhnte Antonia. »Ich muss selbst hinfahren. Es ist anscheinend eine größere Sache.«
»Wir können doch mitkommen, dann schwänzen wir eben mal die Schule«, meinte Kevin sofort.
»Das fehlte noch. Was wollt ihr denn dort, wenn es kalt ist? Und wer weiß, was alles gemacht werden muss. Ich fahre morgen früh und komme abends zurück. Und wenn alles in Ordnung ist, können wir am Wochenende alle hinfahren.«
Zu ihrer Erleichterung kam Leon schon am frühen Nachmittag. Er sah müde aus und erzählte, dass es zwei schwere Operationen gewesen waren.
Bei einer hatte es Komplikationen gegeben, die vorher nicht erwartet werden konnten, und so war es um Leben und Tod des Patienten gegangen.
Antonia wollte nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Leon sollte wenigstens in Ruhe Tee trinken.
Als seine Frau ihm schließlich das Telegramm reichte, zog Leon die Augenbrauen erstaunt empor.
»So lange nichts von ihm gehört, und dann so was«, murmelte er. »Seltsam, Jacob war doch ein richtiger Gesundheitsapostel. Da kann einem ja Angst und Bange werden, wenn jemand wie er schon so plötzlich das Zeitliche segnet. Ich frage mich allerdings auch, wie Rosanna dazu kommt, uns in einem kurzen Telegramm nach einer Unterkunft zu fragen. Wir hatten doch gar keinen Kontakt mehr.«
Ein bisschen überrascht sah Antonia ihren Mann an.
Eine seltsame Reaktion für jemanden, der sonst doch immer sehr mitfühlend war.
»Sie wird niemanden sonst kennen«, vermutete Antonia.
»Uns kennt sie doch auch nicht, und warum wird Jacob hier beigesetzt, obwohl er doch seit ewigen Zeiten im Ausland lebt?«
»Es wird wohl ein Familiengrab vorhanden sein, und es gibt viele, die in heimatlicher Erde ihre letzte Ruhestätte finden wollen. Warum bist du so ungehalten, Leon?«
»Bin ich das? Nun, Jacob war nicht gerade das, was man einen guten Freund nennt. Er hatte es faustdick hinter den Ohren, und er ging auch nicht ganz freiwillig – nach dieser einen Geschichte …«
»Darüber hast du nie etwas gesagt.«
»Wozu auch? Ich hoffte ja, dass bald Gras über die Sache wachsen würde, und wir waren jung verheiratet und hatten genug mit uns selbst zu tun.«
»Und was war das für eine faule Geschichte?«
»Er hatte Geld unterschlagen in der Firma seines Onkels, und der soll dadurch in große finanzielle Schwierigkeiten geraten sein. So hieß es damals wenigstens. Mir hat Jacob erzählt, er sei um sein Erbteil betrogen worden.«
»Vielleicht war es ja so«, meinte Antonia nachdenklich. »Die Anschuldigungen hast du doch nur von anderen gehört, oder?«
»Schon, allerdings ist er überstürzt, fast fluchtartig verschwunden. Also lassen wir das. Es ist lange her.«
»Trotzdem – wenn seine Tochter Hilfe braucht, sollten wir ihr die nicht versagen«, erklärte Antonia bestimmt.
Erst dann erzählte sie Leon, dass sie morgen ins Ferienhaus fahren müsse wegen der Heizung.
»Kann der Schmidbauer das nicht allein machen?«, fragte Leon. »Mir ist es nicht recht, wenn du allein fährst.«
»Es ist doch keine Weltreise, Leon. Ich kenne die Strecke, und Glatteis haben wir auch nicht. Wenn eine größere Reparatur erforderlich ist, wird Schmidbauer das mit mir absprechen wollen.«
»Was sein muss, muss sein«, gab Leon nach.
»Und zwar so schnell wie möglich. Es ist doch besser, dass es jetzt passiert ist, als um die Weihnachtszeit, wenn wir dort feiern wollen.«
Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen! Das war immer Antonias Wahlspruch gewesen. Außerdem war sie von jeher hilfsbereit, aber wo sie Rosanna unterbringen sollte, wusste sie noch nicht. In dem Telegramm hatte Jacobs Tochter zudem von ›wir‹ gesprochen. Also kam sie offensichtlich nicht allein.
Antonia konnte sich ihr Unbehagen nicht erklären, aber sie wunderte sich doch, dass sich Rosanna ausgerechnet