Wer mit wem?: Fürstenkrone 145 – Adelsroman
Von Jutta von Kampen
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Über dieses E-Book
Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit.
"Fürstenkrone" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
Vor ein paar hundert Jahren, als die Freiherrn von Vercello noch große, reiche Grundherren waren, bauten sie zur Ehre Gottes und für ihr Seelenheil, sowie das ihrer Leibeigenen, denen der Zugang zur Schloßkapelle natürlich nicht erlaubt war, eine wunderschöne Dorfkirche auf einen Teil des Schloßparks, den sie durch eine hohe Mauer vom übrigen Park abgrenzten, um nur nicht von den minderen Leuten belästigt zu werden. Selbstverständlich bauten sie die Kirche nicht selbst, sondern sie beauftragten die berühmten Brüder Asam, und die taten ihr Bestes, um ihre Auftraggeber zufrieden zu stellen. Die Kirche wurde der Heiligen Dreifaltigkeit geweiht, und man kann über sie in jedem Kunstführer nachlesen. Inzwischen waren die Freiherrn von Vercello nicht mehr reich und die Bauern keine Leibeigenen mehr. Ganz im Gegenteil: sie waren zumeist wohlhabender als der letzte Baron Vercello, der, ein charmanter Herr von fünfzig Jahren, sich nur mehr durch zwei Dinge auszeichnete: seine völlige Unfähigkeit, das Wenige, das ihm verblieben war, nutzbringend zu verwalten, und seine bildschöne Tochter Jolanda, kurz »Jo« genannt. Baron Oswald war durch die betrüblichen äußeren Umstände allerdings nicht merkbar belastet. Er belieh und verkaufte die paar Wiesen, die er noch besaß, ohne jede Hemmung und wartete voller Optimismus darauf, daß Jo eines Tages eine hervorragende Partie machen würde, welche den Vercelloschen Besitz wieder in altem Glanz erstrahlen ließ. Oder wenigstens schuldenfrei machte. Nun war es keineswegs so, daß Jo nicht schon lange hätte gut und passend verheiratet sein können. Die Schwierigkeit bestand darin, daß sie nicht wollte. »Ich verkaufe mich doch nicht!« erklärte sie hochmütig. Und Baron Oswald, der vor Jahren auch lieber die ebenso schöne wie arme Gräfin Susanne Hochburg geheiratet hatte, als die reiche, aber unansehnliche Komteß Langheim aus neuem Fabrikanten-Adel, verstand sie zwar, seufzte aber doch bekümmert, wenn sie ihm erzählte, wem sie eben wieder eine Abfuhr erteilt hatte. Der eine oder andere Bewerber hätte ihm gut gefallen, am besten aber gefiel ihm Graf Ludger Hochburg, ein entfernter Neffe seiner verstorbenen Gemahlin, die aus einer Nebenlinie dieses hochadeligen Geschlechtes gestammt hatte. »Stimmt, er ist wirklich nett, und ich mag ihn auch. Aber ich finde, daß das zum Heiraten nicht reicht!« Zum Glück zeichnete sich Ludger nicht nur durch ein fast unschätzbares Vermögen, eine blendende Erscheinung, eine beachtliche Intelligenz und einen bewundernswerten Humor aus, sondern auch durch eine überraschende Geduld, was sein Werben um die schöne, eigenwillige Jo anging. Und aus dieser Tatsache schöpfte Baron Oswald immer wieder neue Hoffnung. Die Zeiten, in denen ein eigener Benefiziat in der Schloßkapelle für die uradelige Herrschaft Messen gelesen hatte, waren längst vorbei.
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Buchvorschau
Wer mit wem? - Jutta von Kampen
Fürstenkrone
– 145–
Wer mit wem?
Vergnüglicher Roman um die Suche nach dem richtigen Mann
Jutta von Kampen
Vor ein paar hundert Jahren, als die Freiherrn von Vercello noch große, reiche Grundherren waren, bauten sie zur Ehre Gottes und für ihr Seelenheil, sowie das ihrer Leibeigenen, denen der Zugang zur Schloßkapelle natürlich nicht erlaubt war, eine wunderschöne Dorfkirche auf einen Teil des Schloßparks, den sie durch eine hohe Mauer vom übrigen Park abgrenzten, um nur nicht von den minderen Leuten belästigt zu werden.
Selbstverständlich bauten sie die Kirche nicht selbst, sondern sie beauftragten die berühmten Brüder Asam, und die taten ihr Bestes, um ihre Auftraggeber zufrieden zu stellen. Die Kirche wurde der Heiligen Dreifaltigkeit geweiht, und man kann über sie in jedem Kunstführer nachlesen.
Inzwischen waren die Freiherrn von Vercello nicht mehr reich und die Bauern keine Leibeigenen mehr. Ganz im Gegenteil: sie waren zumeist wohlhabender als der letzte Baron Vercello, der, ein charmanter Herr von fünfzig Jahren, sich nur mehr durch zwei Dinge auszeichnete: seine völlige Unfähigkeit, das Wenige, das ihm verblieben war, nutzbringend zu verwalten, und seine bildschöne Tochter Jolanda, kurz »Jo« genannt.
Baron Oswald war durch die betrüblichen äußeren Umstände allerdings nicht merkbar belastet. Er belieh und verkaufte die paar Wiesen, die er noch besaß, ohne jede Hemmung und wartete voller Optimismus darauf, daß Jo eines Tages eine hervorragende Partie machen würde, welche den Vercelloschen Besitz wieder in altem Glanz erstrahlen ließ. Oder wenigstens schuldenfrei machte.
Nun war es keineswegs so, daß Jo nicht schon lange hätte gut und passend verheiratet sein können. Die Schwierigkeit bestand darin, daß sie nicht wollte.
»Ich verkaufe mich doch nicht!« erklärte sie hochmütig. Und Baron Oswald, der vor Jahren auch lieber die ebenso schöne wie arme Gräfin Susanne Hochburg geheiratet hatte, als die reiche, aber unansehnliche Komteß Langheim aus neuem Fabrikanten-Adel, verstand sie zwar, seufzte aber doch bekümmert, wenn sie ihm erzählte, wem sie eben wieder eine Abfuhr erteilt hatte.
Der eine oder andere Bewerber hätte ihm gut gefallen, am besten aber gefiel ihm Graf Ludger Hochburg, ein entfernter Neffe seiner verstorbenen Gemahlin, die aus einer Nebenlinie dieses hochadeligen Geschlechtes gestammt hatte.
Wenn er eine entsprechende Bemerkung machte, sagte Jo:
»Stimmt, er ist wirklich nett, und ich mag ihn auch. Aber ich finde, daß das zum Heiraten nicht reicht!«
Zum Glück zeichnete sich Ludger nicht nur durch ein fast unschätzbares Vermögen, eine blendende Erscheinung, eine beachtliche Intelligenz und einen bewundernswerten Humor aus, sondern auch durch eine überraschende Geduld, was sein Werben um die schöne, eigenwillige Jo anging.
Und aus dieser Tatsache schöpfte Baron Oswald immer wieder neue Hoffnung.
Die Zeiten, in denen ein eigener Benefiziat in der Schloßkapelle für die uradelige Herrschaft Messen gelesen hatte, waren längst vorbei. Immerhin waren in der Dorfkirche die ersten zwei Bänke für sie reserviert, die mit einem Türchen verschlossen waren. In das Eichenholz hatten die Asams das freiherrliche Wappen eingeschnitzt. Der eine Kirchenstuhl war leer – aber versperrt, in dem andere saßen oder knieten die beiden letzten Vercellos: Oswald und Jo.
Und wenn zufällig an einem Feiertag ein adeliger Verehrer kam, saß der bei ihnen. Oder man sperrte die zweite Kirchenbank auf.
Was Baron Oswald aber wirklich Sorgen bereitete, waren nicht seine finanziellen Verhältnisse oder die Tatsache, daß Jo sich noch immer nicht für eine passende Partie entscheiden konnte, sondern daß es einen jungen Mann gab, von dem Jo hartnäckig behauptete, daß sie ihn liebte.
Und dies seit ihrem fünften Lebensjahr. Inzwischen war sie dreiundzwanzig.
Nicht, daß Baron Oswald etwas gegen diesen jungen Mann persönlich hatte. Er mochte ihn sogar ganz gern. Und schätzte ihn – ganz im Gegensatz zu seinem Vater. Aber er fand, daß er alles andere als der passende Ehemann für seine Tochter war. Obgleich weder gegen sein Vermögen noch gegen seinen Verstand etwas einzuwenden gewesen wäre.
Dieser junge Mann war Quirin, der Sohn des Großbauern Matthias Feichtner, dessen Groß- und Urgroßeltern inzwischen fast alle Gründe der ehemals freiherrlichen Besitzungen aufgekauft und ihren ehemals recht schäbigen Äckern aus den Tagen, in denen sie noch Leibeigene waren, hinzugefügt hatten.
Matthias Feichtner konnte den Baron Oswald genauso wenig ausstehen wie dieser ihn. Nur in einem Punkt waren die beiden Väter sich einig: Der Quirin brauchte eine andere Frau als diese Baroneß, und die Jo brauchte einen anderen Mann als diesen Bauernbuben.
Eine Meinung, welche die beiden jungen Leute nicht teilten, obgleich… Ja, da war eine gewisse Scheu.
Es war Sonntag, die Glocken der Asamkirche läuteten zum Gottesdienst, und im Schloß machte man sich zum Kirchgang bereit. Baron Oswald trug als bayerischer Edelmann einen Trachtenanzug mit einer Schilfleinen-Joppe. Baroneß Jo wählte das bezaubernde, mit teurer Schlichtheit bestechende Leinenkleid eines italienischen Designers, und die alte Köchin, die ihnen als einzige ständige Hausangestellte noch geblieben war, hatte ein Dirndl angezogen und marschierte, drei Schritt hinter der Herrschaft, die ihr zwei Monatslöhne schuldete, was sie aber nicht übel nahm, da sie genau wie der Herr Baron auf eine gute Partie Jos wartete – wobei sie weniger gegen den Quirin einzuwenden gehabt hätte – durch den verwilderten Schloßpark zu dem in die Parkmauer eingelassenen Türchen, welches direkt zur Kirche und dem neben ihr liegenden Erbbegräbnis der Freiherrn von Vercello führte.
Der Baron grüßte jovial nach allen Seiten, und weil sie es seit jeher so gewöhnt waren, grüßten die versammelten Dorfbewohner höflich zurück.
Ausgenommen die Feichtners.
Der Bauer grinste unverschämt und sagte so laut, daß es jeder, auch die Vercellos, hören konnten:
»Da schaut sie an, wie sie daher kommen! Als wenn sie noch von Bedeutung wären! Dabei haben sie wahrscheinlich sogar ihre Kleider auf Pump gekauft! Geh, Quirin, die ist doch nichts für dich!«
Jo drehte sich um und blinzelte dem Quirin fröhlich zu, und der schluckte seinen Ärger auf den Vater hinunter und blinzelte zurück.
Die Schloßleute betraten die Kirche, Baron Oswald sperrte die Tür zu ihrem Kirchenstuhl auf, und die Köchin Julie setzte sich in die Bank hinter den beiden. Denn auch wenn sie kein Geld mehr hatten, um sie zu bezahlen, ein Baron war ein Baron, und es war immer noch eine Ehre, für ihn zu kochen. Zumindest, wenn man wie Julie zum alten Schlag gehörte.
Draußen vor der Kirche wurden nun mehr spöttische und gehässige Bemerkungen laut.
»Ich habe gehört, daß er sogar einen Teil vom Schloßpark mit einer Hypothek belastet hat«, wußte ein Bauer.
»Das glaube ich sofort«, rief der Feichtner mit einem zornigen Lachen.
»Und ich habe gehört«, sagte eine Bäuerin, »daß die Julie nicht nur keinen Lohn mehr kriegt, sondern sogar von ihrem Ersparten