Ein Herz sinnt auf Rache: Der Bergpfarrer 204 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
Auf dem Saal des Hotels »Zum Löwen« in St. Johann ging es hoch her. Es war Samstag Abend, und wie jede Woche fand auch heut wieder das beliebte Tanzvergnügen statt, zu dem Jung und Alt aus dem ganzen Wachnertal herbeiströmte, um bei ein paar Stunden Gaudi und Musik die Sorgen des Alltags zu vergessen.Unter den Gästen befand sich auch ein junger Bursche, der zusammen mit seinen Spezi an einem Tisch saß, der näher an der Musik stand als die anderen Tische. Wolfgang Burghauser hatte sich bisher mit dem Tanzen zurückgehalten. Vielmehr saß er eher still da und schaute verträumt vor sich hin.»Na, Wolfi, alles in Ordnung?«, fragte Thomas Birker seinen Freund und schlug ihm auf die Schulter.Der junge Mann, der auf einem Hof in der Nähe von Waldeck arbeitete, sah auf. Er schürzte die Lippen und nickte.»Na, es schaut aber net grad aus, als ob du dich amüsierst«, meinte Thomas und setzte sich neben ihn. »Was ist denn los mit dir?Wolfgang Burghauser deutete mit dem Kopf zur Tanzfläche, auf dem sich die Paare drehten.»Kennst du die?Thomas Birker, ebenfalls Knecht, allerdings auf einem Hof in Engelsbach, schaute in die angegebene Richtung. Er sah sofort, wen der Freund meinte.»Die Kathrin Hofbauer? Freilich kenn' ich sie.»Und der Bursche da … ist das ihr Freund?Jetzt endlich begriff Thomas den schmachtenden Blick des anderen.
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Der Bergpfarrer (ab 375)
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Buchvorschau
Ein Herz sinnt auf Rache - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 204 –
Ein Herz sinnt auf Rache
Aber war es nicht mal die große Liebe?
Toni Waidacher
Auf dem Saal des Hotels »Zum Löwen« in St. Johann ging es hoch her. Es war Samstag Abend, und wie jede Woche fand auch heut wieder das beliebte Tanzvergnügen statt, zu dem Jung und Alt aus dem ganzen Wachnertal herbeiströmte, um bei ein paar Stunden Gaudi und Musik die Sorgen des Alltags zu vergessen.
Unter den Gästen befand sich auch ein junger Bursche, der zusammen mit seinen Spezi an einem Tisch saß, der näher an der Musik stand als die anderen Tische. Wolfgang Burghauser hatte sich bisher mit dem Tanzen zurückgehalten. Vielmehr saß er eher still da und schaute verträumt vor sich hin.
»Na, Wolfi, alles in Ordnung?«, fragte Thomas Birker seinen Freund und schlug ihm auf die Schulter.
Der junge Mann, der auf einem Hof in der Nähe von Waldeck arbeitete, sah auf. Er schürzte die Lippen und nickte.
»Na, es schaut aber net grad aus, als ob du dich amüsierst«, meinte Thomas und setzte sich neben ihn. »Was ist denn los mit dir?«
Wolfgang Burghauser deutete mit dem Kopf zur Tanzfläche, auf dem sich die Paare drehten.
»Kennst du die?«
Thomas Birker, ebenfalls Knecht, allerdings auf einem Hof in Engelsbach, schaute in die angegebene Richtung. Er sah sofort, wen der Freund meinte.
»Die Kathrin Hofbauer? Freilich kenn’ ich sie.«
»Und der Bursche da … ist das ihr Freund?«
Jetzt endlich begriff Thomas den schmachtenden Blick des anderen.
»Hast dich wohl in sie verguckt, was?«, fragte er schmunzelnd. »Nein, ihr Freund ist er net. Aber wenn ich dir einen Rat geben darf, versuch’s auch gar net erst bei ihr. Die Kathi Hofbauer hat bisher noch jeden abblitzen lassen.«
Beide sahen zu dem hübschen Madel hinüber, das in den Armen eines feschen Burschen über das Parkett schwebte. Kathrin Hofbauer war gertenschlank und hatte dunkelbraunes Haar, das sie zu einem Zopf geflochten hatte, der ihr über die Schulter hing. Ihr Gesicht besaß einen etwas dunkleren Teint, und das Lippenpaar leuchtete verlockend darin. Wie es schien, amüsierte sie sich prächtig, denn wenn sie an dem Tisch vorbeikam, an dem Wolfgang und sein Freund saßen, klang ihr glockenhelles Lachen herüber.
»Warum sperrt sie sich denn so?«, wollte der Knecht von seinem Freund wissen.
Thomas zuckte die Schultern.
»So genau weiß ich das net«, antwortete er. »Manche reden von einer unerfüllten Liebe, die sie so hat werden lassen, andere meinen, sie wäre nur arrogant und hielte sich für etwas Besseres.«
»Kennst du sie denn net näher?«
»Nein. Ich hab’ zwar ein paar Mal mit ihr getanzt, aber das war’s auch schon. Soviel ich weiß, arbeitet sie als Hauswirtschafterin in einem Kinderheim in der Stadt.«
»Sie hat bisher noch jeden abblitzen lassen«, diese Worte hallten noch eine ganze Weile in Wolfgangs Kopf nach. Dennoch war er nicht gewillt, so schnell die Flinte ins Korn zu werfen. Als er sah, dass das hübsche Madel nach dem Tanz an seinen Tisch zurückging, wartete er einen Moment und stand dann auf, um hinüberzugehen und Kathi Hofbauer aufzufordern.
Die junge Frau sah ihn kurz an und erhob sich. Kathi war es gewohnt, von den Burschen umlagert zu werden und genoss die ihr entgegengebrachte Aufmerksamkeit in vollen Zügen. Sie hätte einen Tanz durchaus ablehnen können, ohne befürchten zu müssen, dass der Betreffende sie nie mehr auffordern würde. Die Männer lagen ihr zu Füßen, und ein Korb von dem hübschen Madel spornte sie geradezu an, es nochmal zu versuchen.
Kathi tanzte für ihr Leben gern, und es machte ihr nichts aus, die ganze Nacht durchzufeiern. Wenn ihre Freundinnen schon längst zu Hause waren und sanft schlummerten, tanzte sie noch immer auf dem Saal des Hotels. Stets war sie unter den letzten Gästen, die Sepp Reisinger, der Inhaber des »Löwen«, quasi »hinausfegen« musste.
Sehr zu Wolfgangs Freude war es ein langsamer Walzer, der gespielt wurde. Das Madel schmiegte seinen Kopf an seine Schulter, während er es genoss, ihren Körper zu spüren.
»Magst’ was trinken?«, fragte er, als der Tanz zu Ende war.
Sie nickte.
»Ich heiße übrigens Wolfgang«, stellte er sich vor. »Und du bist die Kathi, net wahr?«
»Hast’ dich über mich erkundigt?«, schmunzelte sie.
»Na ja, ich hab’ einen Freund gefragt, ob er dich kennt«, gab der Knecht zu.
»Und kennt er mich?«
»Ja, schon … aber das ist doch jetzt egal.«
Während des kurzen Gesprächs waren sie zur Sektbar gegangen, die sich hinter der Musikkapelle befand, die gerade eine Pause einlegte.
Kathi Hofbauer lachte innerlich. Sie hatte vorhin die schmachtenden Blicke gesehen, mit denen Wolfgang sie verfolgt hatte, und natürlich auch, dass der Thomas Birker neben ihm gesessen hatte. Ihr war klar gewesen, dass sie das Thema ihrer Unterhaltung war …
»Prost«, sagte der Knecht und reichte ihr ein Glas.
Sie tranken und sahen sich dabei in die Augen.
»Was überlegst du denn jetzt?«, fragte sie.
Wolfgang lächelte.
»Ob wir uns morgen wiedersehen werden«, antwortete er.
»Warum sollten wir?«
»Weil du mir gefällst«, sagte Wolfgang und griff nach ihrer Hand.
Rasch zuckte sie zurück.
»Lass das!«, sagte sie scharf. »Ich mag das net.«
Wolfgang wurde unwillkürlich rot vor Verlegenheit.
»Entschuldige«, bat er. »Ich wollt’ net …«
»Schon gut«, unterbrach sie ihn abrupt und stellte ihr Glas auf den Tresen.
Dann wandte sie sich um und ging ohne ein weiteres Wort davon.
Der junge Knecht schaute ihr irritiert hinterher. Es dauerte Sekunden, ehe er sich aufraffte, um ihr zu folgen. Doch da fand er Kathi Hofbauer schon nicht mehr.
Ganz gegen ihre Gewohnheit war die hübsche junge Frau nach Hause gegangen. Mit einem Schlag war ihr die Lust am Feiern vergangen, und sie fragte sich, woran das gelegen haben konnte. Es war ja weiß Gott nicht das erste Mal, dass ein Mann mit ihr flirtete und sich mit ihr verabreden wollte.
Warum nur hatte es sie diesmal so verärgert, dass sie davongelaufen war?
Als sie zu Hause im Wohnzimmer saß und darüber nachdachte, kam ihr plötzlich die Erkenntnis.
Natürlich – für einen winzigen Moment war ihr bewusst geworden, wie arm und leer ihr Leben eigentlich war. Freilich hatte sie Freunde, Freundinnen vor allem, mit denen sie über alles reden konnte. Aber »den« Freund, den Mann, den sie von ganzem Herzen liebte, den gab es nicht.
Besser gesagt, es gab ihn nicht mehr, denn er hatte es vorgezogen, in die Fremde zu gehen und sie in der Heimat zurückzulassen.
Sie war nie so wirklich darüber hinweggekommen.
*
Joseph Brandner betrat die Küche und wurde sogleich von Gertrud wieder hinausgescheucht.
»Bist’ denn ganz und gar narrisch geworden!«, schimpfte die Magd, die seit Menschengedenken auf dem Brandnerhof arbeitete. »Ich hab’ grad geputzt, und du kommst in Stiefeln herein und machst alles wieder schmutzig! Ich glaub’s ja net.«
Sepp war auf Zehenspitzen wieder hinausgeeilt und zog sich rasch die Gummistiefel aus. Darüber, dass seine eigene Magd ihn ausgeschimpft hatte, verlor er besser kein Wort. Die Gertrud konnte ziemlich unausstehlich werden, wenn ihr etwas missfiel, und dass jemand ihre ganze Arbeit zunichte machte, missfiel ihr ganz besonders.
»Darf ich jetzt?«, fragte der Bauer kleinlaut, nachdem er in die Hausschuhe geschlüpft war.
Die Magd sah ihn prüfend von oben bis unten an und nickte dann gnädig, wie es ihm schien. Erleichtert betrat Sepp die Küche und ging an den Kühlschrank, wo er eine Wasserflasche heraus nahm. Er wollte sie an die Lippen setzten, besann sich dann aber eines