Dann wusste sie, was Liebe ist: Dr. Norden Bestseller 239 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration.
Es war achtzehn Uhr vorbei. Dr. Norden erwartete noch eine Patientin, für die er sich mehr Zeit nehmen wollte, da es bei Beate Oldenhoff auch um tiefgreifende seelische Probleme ging.
Loni, seine nimmermüde Praxishelferin, betrat das Sprechzimmer. »Ist Frau Oldenhoff gekommen?«, fragte Dr. Norden.
»Nein, noch nicht, aber Frau Harmsen. Sie wollte Ihnen nur kurz was sagen.«
»Andrea Harmsen? Sie ist in München?«, staunte er.
»Eigentlich …«
»Ja, eigentlich sollten wir noch auf Gut Rechenbach sein«, sagte Andrea da schon von der Tür her, »aber mein Mann ist heimgerufen worden. Der Zustand seiner Mutter soll sich rapide verschlechtert haben. Ich habe ihn grad zum Flughafen gebracht. Und wenn es nicht zu vermessen ist, wollte ich Sie bitten, Dr. Grossmann doch zu fragen, wie es um sie steht.«
»Das tue ich gern. Sie regen sich hoffentlich nicht auf.«
Sie schüttelte den Kopf, und zu seiner Beruhigung machte sie einen sehr gefassten Eindruck. Sie erwartete ihr erstes Kind, und Andrea hatte den Ärzten vorher schon manche Sorgen bereitet, vor allem deshalb, weil es mit ihrer Schwiegermutter schwerwiegende Differenzen gegeben hatte.
Theda Harmsen war nun allerdings schon seit Monaten krank, und da hatte sie noch intensiver versucht, die Ehe ihres Sohnes zu zerstören.
Es war ihr glücklicherweise nicht gelungen, und Sönke Harmsen hatte es sich auch nicht nehmen lassen, den Weihnachtsmonat mit seiner jungen Frau zu verbringen.
»Es wäre Heuchelei, wenn ich jetzt sagen würde, dass es mir nahegeht, dass sie so lange leiden musste«, erklärte Andrea leise. »Sie hat so vieles zerstört, sie hat auch sich selbst zerstört. Für Sönke ist es
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Dr. Norden
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Buchvorschau
Dann wusste sie, was Liebe ist - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 239–
Dann wusste sie, was Liebe ist
Es ist für Andrea ein schwerer Weg dorthin
Patricia Vandenberg
Es war achtzehn Uhr vorbei. Dr. Norden erwartete noch eine Patientin, für die er sich mehr Zeit nehmen wollte, da es bei Beate Oldenhoff auch um tiefgreifende seelische Probleme ging.
Loni, seine nimmermüde Praxishelferin, betrat das Sprechzimmer. »Ist Frau Oldenhoff gekommen?«, fragte Dr. Norden.
»Nein, noch nicht, aber Frau Harmsen. Sie wollte Ihnen nur kurz was sagen.«
»Andrea Harmsen? Sie ist in München?«, staunte er.
»Eigentlich …«
»Ja, eigentlich sollten wir noch auf Gut Rechenbach sein«, sagte Andrea da schon von der Tür her, »aber mein Mann ist heimgerufen worden. Der Zustand seiner Mutter soll sich rapide verschlechtert haben. Ich habe ihn grad zum Flughafen gebracht. Und wenn es nicht zu vermessen ist, wollte ich Sie bitten, Dr. Grossmann doch zu fragen, wie es um sie steht.«
»Das tue ich gern. Sie regen sich hoffentlich nicht auf.«
Sie schüttelte den Kopf, und zu seiner Beruhigung machte sie einen sehr gefassten Eindruck. Sie erwartete ihr erstes Kind, und Andrea hatte den Ärzten vorher schon manche Sorgen bereitet, vor allem deshalb, weil es mit ihrer Schwiegermutter schwerwiegende Differenzen gegeben hatte.
Theda Harmsen war nun allerdings schon seit Monaten krank, und da hatte sie noch intensiver versucht, die Ehe ihres Sohnes zu zerstören.
Es war ihr glücklicherweise nicht gelungen, und Sönke Harmsen hatte es sich auch nicht nehmen lassen, den Weihnachtsmonat mit seiner jungen Frau zu verbringen.
»Es wäre Heuchelei, wenn ich jetzt sagen würde, dass es mir nahegeht, dass sie so lange leiden musste«, erklärte Andrea leise. »Sie hat so vieles zerstört, sie hat auch sich selbst zerstört. Für Sönke ist es nur schwer, dass dies gerade jetzt kommt, da das Baby jeden Tag geboren werden könnte.«
»Für Sie wäre es besser, wenn Sie jetzt in der Stadt bleiben würden.«
»Ich bleibe ja. Melanie würde mich gar nicht weglassen. Es ist so beruhigend, wenn man gute Freunde hat und auch gute Ärzte. Wenn ich zurückdenke …«
»Das sollen Sie nicht, jetzt schon gar nicht. Es ist sicher nicht einfach für Ihren Mann, das nun durchzustehen, aber es wird wohl endlich Ruhe in Ihr Leben einkehren.«
Es war sicher traurig, so denken zu müssen, wenn ein Leben zu Ende ging, aber Theda Harmsen hatte wirklich alles getan, um Unfrieden zu stiften, und es war so schlimm gewesen, dass Andrea die Flucht ergriffen hatte und ihr Kind gar nicht zur Welt bringen wollte. Ja, sogar so weit, dass Andrea sich in tiefster Verzweiflung den Tod gewünscht hatte.
Nein, daran sollte sie jetzt nicht denken. Sie hatte Menschen gefunden, die ihr geholfen hatten in schwerer Zeit, und es waren Freunde geworden.
»Frau Oldenhoff ist jetzt gekommen«, ertönte Lonis Stimme aus der Sprechanlage.
»Auch ein sehr tragischer Fall«, sagte Dr. Norden gedankenvoll.
»Ich will nicht länger stören«, sagte Andrea hastig.
»Wir hören ja bald voneinander. Wenn ich mit Grossmann gesprochen habe, gebe ich Ihnen Nachricht.«
»Tausend Dank«, sagte sie leise.
»Schöne Grüße an Frau Rechenbach.«
Auch deren Schicksal hatte ihn vor noch gar nicht langer Zeit sehr beschäftigt, aber darüber konnte er jetzt nicht nachdenken. Er musste sich wieder einer verzweifelten jungen Frau widmen.
Andrea hatte Beate Oldenhoff kurz gesehen, und sie kam ihr bekannt vor, aber im Augenblick wusste sie nicht woher, und Beate betrat schnell das Sprechzimmer.
»Sonst alles in Ordnung, Frau Harmsen?«, fragte Loni noch.
»Ich bin zufrieden, und Dr. Leitner ist auch zufrieden.«
»Und Frau Rechenbach wird auch auf Sie aufpassen«, meinte Loni lächelnd.
Für sie hatte alles, was um Melanie Rechenbach und auch um Andrea Harmsen geschehen war, etwas Märchenhaftes, wie es auch ähnlich in Filmen gebracht wurde, die Loni gern sah. Für gewalttätige Krimis hatte sie nichts übrig, aber in Romanen und Filmen musste es auch böse Menschen geben, Intrigen und Eifersucht, aber es sollte eben auch ein gutes Ende geben, denn so schlecht, wie manche die Welt hinstellen wollten, war sie nach Lonis Meinung gewiss nicht.
Wenn man jetzt allerdings den Fall Beate Oldenhoff überdachte, konnte einen schon das Grauen packen. Loni schnürte es die Brust ein, wenn sie allein an die Vorgeschichte dachte.
Da war oft in den Gesellschaftsnachrichten von dem Ehepaar Oldenhoff geschrieben worden, vor zehn Jahren sogar von einer Traumhochzeit.
Die Geburten der beiden Kinder Kai, der jetzt sieben, und Kristina, die fünf war, hatten Illustriertenleserinnen auch miterleben können.
Dann war es plötzlich still geworden um dieses Traumpaar, und manchmal gab es süffisante Artikelchen, dass Eberhard Oldenhoff auf Hawaii oder in Andalusien weilte oder sich auf einer Kreuzfahrt befand, umgeben von Starlets oder auch mal einer Berühmtheit, und es sickerte dann durch, dass Beate Oldenhoff an einer unbekannten Krankheit leide.
Dr. Norden und auch Loni wussten, dass dies nicht stimmte, und sie vermuteten genauso wie Beate und deren Eltern, dass solche Gerüchte gezielt in die Welt gesetzt wurden. Sie wussten auch, dass Beate die Scheidung einreichen wollte. Davon erfuhr die Öffentlichkeit allerdings nichts, und nach Beates Wunsch sollte auch alles ohne Skandal, ohne dass schmutzige Wäsche gewaschen wurde, über die Bühne gehen. Aber für Eberhard Oldenhoff hätte dies wohl das Aus bedeutet. Er hatte viel dazu beigetragen, dass es um seine Finanzen nicht mehr zum Besten bestellt war. Und es war schließlich Beate, die alles Geld herausziehen konnte. Ihr Vater hatte dafür schon bei der Heirat gesorgt, dass für sie Sicherheiten eingebaut wurden, und dann auch für die Kinder.
Dann kam es zu diesem schrecklichen Unfall. Loni dachte daran, und ein eisiger Schauer rann über ihren Rücken.
Bleich und zitternd saß indessen Beate Oldenhoff Dr. Norden gegenüber. Man konnte nur noch ahnen, dass sie einst eine hinreißend bezaubernde Frau gewesen war.
»Was ist nun wieder geschehen, Frau Oldenhoff?«, fragte Dr. Norden behutsam, nachdem sie sich halbwegs beruhigt hatte, obgleich Dr. Norden ihr wirklich ganz sanft und behutsam eröffnet hatte, dass sie sich doch noch einer zweiten Operation unterziehen müsse.
»Sie wollen mir die Kinder ganz entfremden«, flüsterte sie tonlos. »Sie wissen doch, was sie für Gerüchte in die Welt setzen. Jetzt wollen sie beweisen, dass ich am Steuer saß, dass ich nicht zurechnungsfähig bin. Ich habe gedacht, wenn Eberhard tot ist, wird endlich Ruhe einkehren, aber jetzt geht es ihnen wohl um die Lebensversicherung, nachdem vom Geschäftsvermögen nicht mehr viel geblieben ist. Ihnen wäre es freilich lieber gewesen, ich wäre gestorben. Zwei Millionen, dafür hätten sie dann auch nicht mehr das Theater um die Kinder gemacht.«
»Wo sind Kai und Kiki jetzt?«, fragte Dr. Norden.
»Mein Vater ist mit ihnen weg. Ich weiß nicht wohin, ich weiß es wirklich nicht. Er war ja selbst fast durchgedreht wegen diesem Gerangel, aber ganz bestimmt sind die Kinder in Sicherheit.«
»Und Ihre Mutter?«
»Sie ist bei mir geblieben. Sie lässt mich nicht im Stich. Sie weiß von nichts, sagt sie, und ich sage, dass niemand etwas von ihr herausbekommt. Aber ich werde wirklich verrückt, wenn das noch länger so weitergeht, Dr. Norden. Warum soll ich dafür bezahlen, was er uns angetan hat? Warum sind seine Eltern so gemein und wollen mir auch noch die Kinder nehmen?«
»Wohl eine Art der Erpressung, die nicht strafrechtlich verfolgt werden kann. Sie brauchen Schutz, Frau Oldenhoff.«
Sie hielt sich die Ohren zu und schluchzte wieder auf. »Ich kann diesen Namen nicht mehr hören. Ich glaube, ich leide wirklich schon an Verfolgungswahn.«
Das glaubte Dr. Norden nicht, aber er wusste jetzt, dass diese Frau systematisch restlos zerstört werden sollte.
»Ich möchte Ihnen helfen, aber das können wir nur, wenn die Polizei ein geschaltet wird und wirklich alles gesagt und auf den Tisch gelegt wird, wenn es auch einen schrecklichen Wirbel geben sollte.«
»Mir ist alles egal«, flüsterte sie tonlos, »ich will nur nicht, dass meine Eltern auch noch zugrunde gehen, und ich will meine Kinder behalten. Ich habe sie zur Welt gebracht. Und wenn sie auch solchen Vater hatten, wann hat er sich denn schon um sie gekümmert? Ich wollte ja alles von ihnen fernhalten, Dr. Norden, aber sie haben schon so viel mitgekriegt, und die Oldenhoffs haben sich ja nicht gescheut, ihnen zu sagen, ich hätte ihren Vater umgebracht. Warum habe ich nur so lange geschwiegen?«
Und jetzt begehrt sie endlich auf, dachte Dr. Norden, das ist doch schon ein Schritt voran.
*
Andrea war von Melanie Rechenbach schon an der Tür empfangen worden.
»Du warst lange unterwegs,