Eine Rosskur für den Casanova: Mami 2050 – Familienroman
Von Karina Kaiser
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Sie waren gestern Abend bei dieser ziemlich einsam gelegenen Pension angekommen, hatten die Nacht miteinander verbracht und saßen nun am Frühstückstisch. Sie schenkte ihm Kaffee ein, er dankte ihr flüchtig und war mit seinen Gedanken offenbar bei seiner Arbeit. Die Frau schien Mitte der Zwanzig zu sein, war in Wirklichkeit aber schon 32. Gut sah sie aus, sehr gut sogar. Mittelgroß, blond und schlank, an den richtigen Stellen jedoch gut gerundet. Das schmale, etwas unregelmäßige Gesicht hatte sie vorteilhaft geschminkt und sich elegant und jugendlich gekleidet, so wie immer. So kannte er sie seit mehr als zwei Jahren, so mochte er sie und brauchte sie – zuweilen – auch. Bastian Sollbach war ein attraktiver, dunkelhaariger und hochgewachsener Mann, an dessen rechter Hand ein schmaler goldener Ring zu sehen war – ein Ehering. Sie trug diesen Ring nicht, sie war ja auch nicht seine Frau. Sie war Sekretärin an der Hainburger Universität und hieß Lydia Holmsen. Immer, wenn es plausible und triftige Gründe gab, war sie die ideale Begleitung auf seinen oft langen und zahlreichen Dienstreisen. An seine Familie dachte der Physiker während dieser Zeit nur selten. Er war davon überzeugt, immer alles für Frau und Kinder getan zu haben und noch zu tun. Seine Frau war eine hervorragende Managerin in Sachen Kindererziehung, Krankenpflege, Haushalt und Garten und nahm ihm stets alles ab, wozu er selbst keine Zeit und keine Lust hatte. Sie war mit den Jahren allerdings auch ein bisschen unscheinbar und langweilig geworden. Aber er liebte sie immer noch und konnte sie sich nicht aus seinem Leben wegdenken. Sie und die Kinder gehörten zu dem Ort, an dem er innerlich zur Ruhe kommen und sich entspannen konnte. So fand er es gut und so sollte es noch möglichst lange bleiben. Mitunter hatte er jedoch das Gefühl, ein Doppelleben zu führen. Er musste jedenfalls gut aufpassen, dass er sich nicht in seinen Lügen verstrickte.
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Buchvorschau
Eine Rosskur für den Casanova - Karina Kaiser
Mami
– 2050 –
Eine Rosskur für den Casanova
Kann er ein guter Ehemann und Vater werden?
Karina Kaiser
Sie waren gestern Abend bei dieser ziemlich einsam gelegenen Pension angekommen, hatten die Nacht miteinander verbracht und saßen nun am Frühstückstisch. Sie schenkte ihm Kaffee ein, er dankte ihr flüchtig und war mit seinen Gedanken offenbar bei seiner Arbeit. Die Frau schien Mitte der Zwanzig zu sein, war in Wirklichkeit aber schon 32. Gut sah sie aus, sehr gut sogar. Mittelgroß, blond und schlank, an den richtigen Stellen jedoch gut gerundet. Das schmale, etwas unregelmäßige Gesicht hatte sie vorteilhaft geschminkt und sich elegant und jugendlich gekleidet, so wie immer.
So kannte er sie seit mehr als zwei Jahren, so mochte er sie und brauchte sie – zuweilen – auch.
Bastian Sollbach war ein attraktiver, dunkelhaariger und hochgewachsener Mann, an dessen rechter Hand ein schmaler goldener Ring zu sehen war – ein Ehering.
Sie trug diesen Ring nicht, sie war ja auch nicht seine Frau. Sie war Sekretärin an der Hainburger Universität und hieß Lydia Holmsen. Immer, wenn es plausible und triftige Gründe gab, war sie die ideale Begleitung auf seinen oft langen und zahlreichen Dienstreisen.
An seine Familie dachte der Physiker während dieser Zeit nur selten. Er war davon überzeugt, immer alles für Frau und Kinder getan zu haben und noch zu tun. Seine Frau war eine hervorragende Managerin in Sachen Kindererziehung, Krankenpflege, Haushalt und Garten und nahm ihm stets alles ab, wozu er selbst keine Zeit und keine Lust hatte. Sie war mit den Jahren allerdings auch ein bisschen unscheinbar und langweilig geworden. Aber er liebte sie immer noch und konnte sie sich nicht aus seinem Leben wegdenken. Sie und die Kinder gehörten zu dem Ort, an dem er innerlich zur Ruhe kommen und sich entspannen konnte. So fand er es gut und so sollte es noch möglichst lange bleiben. Mitunter hatte er jedoch das Gefühl, ein Doppelleben zu führen. Er musste jedenfalls gut aufpassen, dass er sich nicht in seinen Lügen verstrickte.
Lydia Holmsen hatte indessen andere Pläne. Sie wollte nicht nur die Frau an seiner Seite sein, wenn die Gelegenheit mal wieder günstig war. Sie wollte, dass er sich scheiden ließ und danach ganz schnell sie heiratete.
Kinder wollte sie nicht haben – und er hoffentlich auch nicht mehr. Zwei waren doch sowieso mehr als genug.
Inzwischen hatten der Dozent und die Sekretärin ihr Frühstück beendet und gingen zu ihrem Zimmer zurück. Dort angekommen, sagte er: »Ich muss noch ein Geschenk für Maxi besorgen. Er hat am Samstag Geburtstag.«
»Das heißt, wir müssen unseren Aufenthalt früher als sonst beenden«, ergänzte sie seufzend. »Das ist schade, aber nicht zu ändern.«
»So ist es«, gab er nüchtern zurück. »Mein Sohn soll seinen Ehrentag nicht ohne seinen Papa verbringen. Meine Frau hat sicher auch schon allerhand vorbereitet, was ihm und seinen Freunden Spaß macht. Aber so ganz allein möchte ich sie dabei nicht lassen.«
Seine Frau! Sie konnte diese beiden Worte schon nicht mehr hören und musste sie doch oft genug ertragen. Die sanfte Marlene besaß alles, was sie selbst nicht hatte, einen ausgezeichnet verdienenden, gut aussehenden und charismatischen Ehemann, ein Landhaus und einen Bungalow an der Ostsee. Und sie hatte zwei Kinder von ihm, mit denen sie, Lydia, zwar nichts zu tun haben wollte, die Bastian aber an diese nichtssagende Hausfrau banden. Er würde sich wahrscheinlich erst von ihr trennen, wenn seine Ableger ihre eigenen Wege gingen. Und so lange musste sie eben warten. Vielleicht fand sie aber doch noch einen anderen Mann, einen, der ihr noch mehr bieten konnte als Bastian Sollbach, einen, der sie auch heiraten wollte.
»Dann sollten wir die Zeit nutzen«, antwortete sie und bedachte ihn mit jenem sinnverwirrenden Blick, dem er nur selten widerstehen konnte.
Er reagierte genauso, wie sie es wollte, riss sie in seine Arme und küsste sie so stürmisch und leidenschaftlich, dass der geplante Ausflug zur Kreisstadt verschoben werden musste.
Nach der Liebesstunde schliefen sie ein und bemerkten nicht, wie eine Frau vom Zimmerservice vorsichtig die Tür öffnete und gleich darauf wieder schloss. Sie hatte dennoch genug gesehen und war tief bestürzt.
Die Dame, die mit Bastian Sollbach im Bett lag, kannte Susanne Freitag zwar nicht, den Herrn umso besser. Er war der Mann ihrer Freundin Marlene.
*
»Papa ist da, Papa ist da!« Melitta und Maximilian Sollbach, kurz Litte und Maxi genannt, stürmten ihrem Vater entgegen, der eben aus dem Auto gestiegen war und die Tür hinter sich geschlossen hatte.
Bastian lachte, nahm seine Kinder in die Arme und drückte sie für einen Moment fest an sich. Dabei flüsterte er ihnen zu: »Ich habe euch etwas mitgebracht.«
Der Vater brachte ihnen immer etwas mit. Daran waren sie gewöhnt und fanden das auch super. Aber noch viel lieber wäre es ihnen gewesen, wenn er nicht so oft wegfahren würde, sondern sich mehr mit ihnen beschäftigt oder etwas unternommen hätte.
Die Mutti tröstete sie jedoch gut und hinreichend und machte mit ihnen kleinere Ausflüge, half bei den Schulaufgaben und spielte und lernte mit ihnen. Und so vermissten die Geschwister eigentlich doch nichts, zumal sie Freunde hatten, mit denen sie sich oft trafen.
Bastian hatte unterdessen seine Frau mit einem Küsschen auf die Wange begrüßt und dachte unwillkürlich, während er sie kurz musterte: Sie sieht schon wieder aus wie eine graue Maus. Hat sie nichts anderes zum Anziehen als Jeanshosen und schlabbrige Pullis?
Er ließ sich seinen Unmut natürlich nicht anmerken, sondern freute sich, wieder bei seiner Familie zu sein. Und es gab ja so viel zu erzählen. Und so berichtete er zuerst von seiner Reise und hörte dann seinen Kindern zu, die ihm von ihren Erlebnissen in der Schule, beim Sport und von Freizeitvergnügungen der verschiedensten Art erzählten.
Litte hatte mit ihren dreizehn Jahren diverse Freundinnen, mit denen sie über Kosmetik, schicke Frisuren und coole Jungs reden konnte. Die Interessen ihres fast neunjährigen Bruders beinhalteten vor allem Fußball und Computerspiele. Beide liebten die Mutti über alles und halfen auch schon im Garten und im Haushalt.
Die Mutti selbst hatte nach der dreiwöchigen Dienstreise ihres Mannes nicht viel zu sagen. Was denn auch? Weite Reisen unternahm sie nicht, und für ihren sogenannten Hauswirtschaftskram, ihre Eltern und ihre Freundin Susanne interessierte er sich nun einmal nicht. Er wollte mit ihr auch nicht allein sein, das hatte er ja schließlich auch nicht nötig. Er wollte eigentlich nur seine Ruhe haben und vor allen Dingen möglichst lange schlafen.
Marlene sah ihm seiner Verfassung an und nickte nur, als er bald nach dem Abendessen mit den Worten: »Bin hundemüde« in Richtung Schlafzimmer verschwand.
»Papa ist eigentlich immer hundemüde, wenn er von einer Reise nach Hause kommt«, stellte Melitta ein wenig spöttisch fest, als sie mit ihrer Mutter und ihrem Bruder vor dem Fernseher saß.
»Papa