Angst um den kleinen Bobby: Dr. Norden Bestseller 207 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration.
Dr. Daniel Norden war zutiefst erschrocken, als Viktoria Callenberg sein Sprechzimmer betrat, nur noch ein Schatten ihrer selbst, obgleich sie doch gerade erst von einem vierwöchigen Urlaub zurückgekommen sein sollte.
»Was fehlt Ihnen?«, fragte er besorgt. »Waren Sie nicht im Urlaub?«
Sie nickte und er sah, wie sie gegen die aufsteigenden Tränen ankämpfte, die dann aber doch über ihre blassen Wangen rannen.
»Es war die schrecklichste Zeit meines Lebens«, stammelte sie. »Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll, Dr. Norden. Mir kommt es vor, als sei mein Mann nicht mehr normal. Aber er sagt, dass ich einen Tick hätte. Und manchmal denke ich, dass ich tatsächlich durchdrehe.«
»Nun mal langsam. Erzählen Sie mir, was passiert ist«, sagte Dr. Norden mitfühlend.
Viktoria blickte zu Boden. »Es ist ja nicht erst jetzt so. Er war schon immer eigenartig, aber Genie und Wahnsinn sollen ja dicht beisammenliegen.«
Als Genie wurde der Geigenvirtuose Carlo Callenberg sogar von Dr. Nordens Schwager David Delorme bezeichnet, und der war als Pianist und Dirigent selbst eine Klasse für sich und weltberühmt.
Sechs Jahre war Viktoria mit ihm verheiratet. Neunzehn Jahre alt war die Industriellentochter Viktoria Vandamme gewesen, als sie sich in Carlo verliebte, und ihre Eltern hatten nur zögernd dieser Heirat zugestimmt. Dr. Norden wusste das, denn er kannte die Vandammes.
»Meine Eltern haben ja so recht gehabt«, sagte Viktoria jetzt leise. »Carlo beansprucht alle Rechte für sich, mir billigt er kein einziges zu. Er sieht sich göttergleich, und ich bin in seinen Augen nur ein verwöhntes Balg. Wenn ich aufbegehre, verlangt er von mir,
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Rezensionen für Angst um den kleinen Bobby
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Buchvorschau
Angst um den kleinen Bobby - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 207 –
Angst um den kleinen Bobby
Patricia Vandenberg
Dr. Daniel Norden war zutiefst erschrocken, als Viktoria Callenberg sein Sprechzimmer betrat, nur noch ein Schatten ihrer selbst, obgleich sie doch gerade erst von einem vierwöchigen Urlaub zurückgekommen sein sollte.
»Was fehlt Ihnen?«, fragte er besorgt. »Waren Sie nicht im Urlaub?«
Sie nickte und er sah, wie sie gegen die aufsteigenden Tränen ankämpfte, die dann aber doch über ihre blassen Wangen rannen.
»Es war die schrecklichste Zeit meines Lebens«, stammelte sie. »Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll, Dr. Norden. Mir kommt es vor, als sei mein Mann nicht mehr normal. Aber er sagt, dass ich einen Tick hätte. Und manchmal denke ich, dass ich tatsächlich durchdrehe.«
»Nun mal langsam. Erzählen Sie mir, was passiert ist«, sagte Dr. Norden mitfühlend.
Viktoria blickte zu Boden. »Es ist ja nicht erst jetzt so. Er war schon immer eigenartig, aber Genie und Wahnsinn sollen ja dicht beisammenliegen.«
Als Genie wurde der Geigenvirtuose Carlo Callenberg sogar von Dr. Nordens Schwager David Delorme bezeichnet, und der war als Pianist und Dirigent selbst eine Klasse für sich und weltberühmt.
Sechs Jahre war Viktoria mit ihm verheiratet. Neunzehn Jahre alt war die Industriellentochter Viktoria Vandamme gewesen, als sie sich in Carlo verliebte, und ihre Eltern hatten nur zögernd dieser Heirat zugestimmt. Dr. Norden wusste das, denn er kannte die Vandammes.
»Meine Eltern haben ja so recht gehabt«, sagte Viktoria jetzt leise. »Carlo beansprucht alle Rechte für sich, mir billigt er kein einziges zu. Er sieht sich göttergleich, und ich bin in seinen Augen nur ein verwöhntes Balg. Wenn ich aufbegehre, verlangt er von mir, dass ich niederknie und ihn um Verzeihung bitte.«
Sie schluchzte trocken auf.
»Das ist allerdings stark«, sagte Dr. Norden. »Und wie benimmt er sich Bobby gegenüber?«
Bobby, Roberto, war der vierjährige Sohn des Ehepaares, ein bildhübscher kleiner Bursche, schon sehr pfiffig und überaus musikalisch.
»Bobby ist sein Sohn, sein Produkt. Er hat nichts von mir, von meiner Familie, und das redet er ihm auch jeden Tag ein. Von einem gemeinsamen Urlaub kann gar keine Rede sein. Wir sind nach Portugal geflogen, doch am zweiten Tag ist Carlo mit Bobby zu seinen Eltern gefahren. Die hatten schon einen Wagen geschickt. Ich kann Ihnen das nicht schildern, Dr. Norden, es würde zu lange dauern.«
»Ich habe Zeit«, erwiderte er.
»Er hat mir nicht gesagt gehabt, dass er zu seinen Eltern fährt. Er hat nur gesagt, dass er mit dem Jungen die nötigen Besorgungen machen würde. Ich habe auf ihre Rückkehr gewartet und höllische Ängste ausgestanden. Dann kam ein Telegramm. ›Sind zu meinen Eltern, erhol dich gut.‹ Das war alles, was er mir mitteilte. Ich habe eine Woche gewartet, dann bin ich in die Toscana gefahren, wo Carlos Eltern leben, aber das Haus war leer. Ich fuhr zu meinen Eltern und bekam natürlich wieder zu hören, dass sie so was ja vorausgesehen hätten, aber sie waren dennoch sehr hilfsbereit. Ich konnte mit einem Anwalt sprechen, der ein Freund meines Bruders ist.« Sie hielt erschöpft inne. »Aber Marc Rogahn konnte mir auch nur sagen, dass er nicht das Recht hat, mir das Kind ohne weiteres wegzunehmen.«
»Wollte er es wegnehmen?«, fragte Dr. Norden.
Sie zuckte die Schultern. »Mein Bruder flog zur Algarve und fand die Nachricht vor, dass Bobby darauf bestanden hätte, mit seinen Großeltern nach Frankreich zu fahren. Sie waren in Biarritz. Phil reiste nach Biarritz und traf Bobby zufällig allein. Der Junge war völlig verwirrt und sagte, dass er Sehnsucht nach mir hätte. Daraufhin ging Phil der Gaul durch, und er machte Carlos Eltern die Hölle heiß. Carlo war nicht anwesend. Angeblich machte er eine Konzertreise, aber das entspricht nicht der Wahrheit, doch seine Eltern wollten ihn decken. Als Phil dann sagte, dass wir einen Anwalt eingeschaltet hätten und ich die Scheidungsklage einreichen würde, bekamen sie es mit der Angst und gaben Bobby heraus. Zwei Tage später erschien Carlo bei meinen Eltern und erklärte, dass er, falls ich die Scheidung einreichen würde, alles daransetzen würde, den Jungen zu behalten. Ich entschloss mich, in unser Haus zurückzukehren. Es war der größte Fehler. Er hat mich bedroht, sich und den Jungen umzubringen, wenn mir Bobby zugesprochen würde. Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll, Dr. Norden.«
Da war allerdings guter Rat teuer, aber dass Viktoria seelische Hilfe brauchte, war Dr. Norden klar.
»Sie müssen jetzt Ruhe bewahren«, sagte er eindringlich. »Wenn Ihr Mann mit solchen Drohungen kommt, ist das ernst zu nehmen, denke ich, nach allem, was Sie mir sagten.«
»Es geht doch um mein Kind. Ich liebe Bobby. Ich betrachte ihn nicht als mein Produkt. Neun Monate hatte ich ihn für mich, und es war so viel Glück. Und auch die ersten zwei Jahre hat Carlo sich doch kaum um das Kind gekümmert. Mal sehen, wie er sich entwickelt, hat er so oft gesagt, und weil er sich dann so gut entwickelte, weil er intelligent und musikalisch ist, war Bobby dann plötzlich sein Produkt, das mit mir und meiner Familie überhaupt nichts gemein hat.« Sie machte wieder eine Pause. »Mir macht es nichts mehr aus, dass er mich betrügt, glauben Sie mir das bitte, aber der Gedanke, dass Bobby das miterleben müsste, wie viel Rechte sein Vater für sich beansprucht, wie er jetzt schon erlebt, wie gedemütigt ich werde, darüber könnte ich wirklich den Verstand verlieren.«
»Und gerade das dürfen Sie nicht, da es um Ihr Kind geht.«
Er betrachtete sie forschend. »Sehen Sie Gründe, für das merkwürdige Benehmen Ihres Mannes, Frau Callenberg?«, fragte er sie.
Wieder zuckten ihre Schultern. »Er hatte ein paar schlechte Kritiken, er ist nicht mehr so gefragt. Er hat sich einige Male wohl sehr seltsam benommen. Man entschuldigt nicht alles mit Starallüren. Aber vielleicht weiß Herr Delorme mehr. Würden Sie ihn fragen, Dr. Norden?«
»Das werde ich.«
»Ich stehe ja abseits, ich erfahre nichts, was nicht gerade in den Zeitungen steht. Seine Konzerte darf ich sowieso nicht besuchen. Das stört ihn. Ich bleibe auch lieber zu Hause bei Bobby. Da habe ich ihn dann wenigstens ganz für mich. Ja, es ist besonders schlimm geworden, seit Carlo so viel zu Hause ist.«
»Eine Scheidung kostet viel Geld«, sagte Dr. Norden nachdenklich.
»Das hat Marc auch gesagt, und darum will Carlo wohl auch keine Trennung.«
»Sie haben eine beträchtliche Mitgift in die Ehe gebracht, wie ich annehme.«
»Ich habe da nie egoistisch gedacht, aber mein Vater ist ein kühler Geschäftsmann. Er hat Sicherheitsventile eingebaut, wie er es selbst bezeichnet.«
»Dann denken Sie vorerst mal an Bobby«, sagte Dr. Norden.
»Aber ich lebe in ständiger Angst, dass etwas passieren könnte. Ich kann nicht mehr schlafen.«
»Ich gebe Ihnen ein leichtes Beruhigungsmittel, aber sprechen Sie alles noch einmal mit dem Anwalt durch. Sie vertrauen ihm?«
»O ja, er wird mir nicht falsch raten.«
»Und Ihre Familie?«
»Auf meinen Bruder kann ich mich auch verlassen. Meine Eltern sind natürlich nicht erbaut, dass es so gekommen ist, wie sie es vermutet haben. Ich bekomme schon immer wieder Vorwürfe zu hören. Ja, ich war jung, dumm und blind verliebt. Ich habe alles eingesehen, aber ich muss es nun auch ausbaden.«
Sie bemühte sich, tapfer zu sein, aber sie war im Innersten verzweifelt, und Dr. Norden wusste jetzt auch nicht, wie man ihr helfen könnte. Es war ein menschliches Schicksal, das ihm zu Herzen ging. Seine Frau Fee bekam es zu spüren, aber sie teilte ja alles mit ihm, und sie rief auch gleich in Zürich an, um David Delorme zu sprechen. Allerdings konnte sie nur seine Frau Katja erreichen, die sich allerdings sehr freute. Nur wenigen war bekannt, dass Katja Delorme nicht Fee Nordens richtige Schwester war. Katjas Mutter Anne hatte Dr. Cornelius, Fees Vater, in zweiter Ehe geheiratet.
Hatte Katja sich auch ganz dem Leben ihres Mannes angepasst und nicht viel Zeit für die übrige Familie, zu Fee hatte sie ein besonders herzliches Verhältnis gefunden.