Süße Rache in der Oase der Sinne
Von Maya Blake
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Tagelang harrt Lauren verzweifelt vor dem Palast aus: Scheich Tahir muss ihr unbedingt eine Audienz gewähren! Nur er kann eine Gefängnisstrafe ihres Bruders verhindern. Doch als der Wüstenherrscher sie endlich empfängt, sinkt ihr Herz bei seinem eiskalten Blick: Tahir hat weder ihre Affäre damals in England vergessen – noch Laurens Verrat an ihm! Arrogant stellt er für seine Hilfe eine skandalöse Bedingung: Vierundzwanzig Stunden soll Lauren mit ihm allein in einer Oase verbringen. Ein gefährliches Spiel um Leidenschaft und Rache beginnt …
Maya Blake
Mit dreizehn Jahren, lieh sich Maya Blake zum ersten Mal heimlich einen Liebesroman von ihrer Schwester und sofort war sie in den Bann gezogen, verlor sich in den wunderbaren Liebesgeschichten und begab sich auf romantische Reisen in die Welt der Romanhelden. Schon bald träumte sie davon, ihre eigenen Charaktere zum Leben zu erwecken und ihnen Happy Ends zu schenken. Als es ihr gelang, einen Verlag von einer ihrer Geschichten zu überzeugen, wurde ihr Traum endlich Wirklichkeit. Heute lebt Maya Blake gemeinsam mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern im Südosten Englands ein Leben zwischen Büchern. Wenn sie sich nicht gerade in eines davon vergräbt, genießt sie es, Zeit mit ihrer wunderbaren Familie zu verbringen, schwimmen zu gehen und durch die Welt zu reisen.
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Buchvorschau
Süße Rache in der Oase der Sinne - Maya Blake
IMPRESSUM
JULIA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2022 by Maya Blake
Originaltitel: „Their Desert Night of Scandal"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MODERN ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA, Band 2590 04/2023
Übersetzung: Rita Koppers
Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 04/2023 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751518437
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Scheich Tahir bin Halim Al-Jukrat kannte seinen obersten Berater gut genug, um die verräterischen Anzeichen bei dem älteren Mann zu bemerken. Trotzdem bestand Ali darauf, diese Spielchen mit ihm zu treiben. Tahir beobachtete, wie er sich mit den Papieren in seiner ledergebundenen Mappe beschäftigte, die Ecken glatt strich, obwohl es nicht notwendig war. Wie er den teuren Montblanc-Füller, den Tahir ihm vor zwei Jahren geschenkt hatte, genau in die Mitte des obersten Blattes legte, um ihn dann noch ein winziges Stück zu verrücken.
Wenn es ginge, so vermutete Tahir, würde Ali wohl jeden Fingernagel mikroskopisch genau nach Schmutz absuchen und unsichtbare Fussel von seinem Anzug zupfen, ehe er damit herausrückte, was ihn offenbar beschäftigte.
„Sind wir dann fertig? Ich würde nämlich gerne mit meinem nächsten Termin weitermachen, bevor ich nach Zinabir aufbreche", sagte Tahir, wobei er vergeblich versuchte, nicht ungehalten zu klingen.
Ali verzog kaum merklich das Gesicht. Es wäre sonst wohl kaum einem Menschen aufgefallen, doch Tahir sah es. Er bemerkte alles, denn er konnte es sich nicht leisten, irgendetwas zu übersehen. Nicht mehr.
Die sorglosen Tage, in denen er wie ein Kind hoffnungsvoll nach vorne geschaut hatte, lagen weit hinter ihm. Wegen eines Fehlers, den er begangen hatte. Das Schicksal hatte seinen Tribut gefordert. Auf seinen Schultern lastete eine Schuld, die er in diesem Leben nicht mehr würde begleichen können.
In seinen ruhigsten Momenten hoffte Tahir dennoch, dass er es im nächsten Leben schaffen könnte. Und dass er genug in seinem irdischen Dasein erreichen würde, um die tiefe Enttäuschung in den Augen seines Vaters auszulöschen, wenn sie sich im Jenseits trafen. Bis dahin …
Sein Magen verkrampfte sich bei dem Ansturm an Gefühlen, den der Gedanke an seinen Vater ausgelöst hatte.
„Noch nicht ganz, Eure Majestät", antwortete Ali und verschob den Stift wieder ein kleines Stück.
„Was ist denn noch, Ali? Tahir unterdrückte einen Seufzer. „Hat mein Bruder es wieder mal geschafft, in den Schlagzeilen zu landen?
Sein Bruder kostete das Leben in vollen Zügen aus. Sehr zum Missfallen von Tahir zerrte Javid ihre geschätzte Heimat Jukrat ständig ins Rampenlicht, und zwar nur aus Spaß an der Freude. Sein Bruder konnte von Glück sagen, dass er noch nichts wirklich Ungeheuerliches getan hatte – bis jetzt …
Es frustrierte Tahir, dass der Jüngere gelernt hatte, sich immer haarscharf an der Grenze zu bewegen, ohne sie zu überschreiten. Bisher hatte Tahir ihn in Ruhe gelassen, denn wenn Javid sein Playboy-Leben ruhen ließ, um seine Pflicht zu tun, war er ein so scharfsinniger Diplomat, wie ihm noch keiner über den Weg gelaufen war. Er konnte Wogen glätten und Menschen für sich einnehmen.
Leider nutzte sein Bruder die gleiche brillante Technik, um die schönsten und einflussreichsten Frauen der Welt dazu zu verführen, ihre Kleider abzulegen – sehr zum Vergnügen der Presse.
Tahir hingegen bevorzugte sehr viel diskretere Affären. Nicht nur, weil er als unverheirateter Herrscher von Jukrat noch stärker im Rampenlicht stand, sondern auch wegen der harten Lektion, die er aus jenem Vorfall vor zwölf Jahren gelernt hatte.
Unwirsch schüttelte er die Gedanken ab und richtete seinen bohrenden Blick auf seinen Berater. „Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit."
„Entschuldigt, Eure Majestät. Ali räusperte sich. „Nein, es geht nicht um Ihren Bruder. Seine königliche Hoheit der Prinz benimmt sich gut.
„Was ist es dann? Spucken Sie es aus, Ali."
„Die Palastwachen berichten von einem … Besucher, der darauf besteht, Sie zu sehen."
Tahir runzelte die Stirn. Die Erklärung seines Beraters klang genauso seltsam wie sein Tonfall: widerstrebend, gequält, beinahe bestürzt.
„Korrigieren Sie mich, wenn ich falschliege, aber gibt es nicht ein Protokoll für ungebetene Besucher? Ein Protokoll, das Sie vor zehn Jahren selbst mitentworfen haben?"
„Ja, das stimmt, Majestät."
„Dann wüsste ich nicht, wo das Problem liegt. Ungehalten stieß Tahir die Luft aus. „Warum bereitet Ihnen ein zufälliger Besuch vor den Palasttoren solche Sorgen?
„Das Problem ist, dass sie schon seit drei Tagen vor dem Palast kampiert. Jeder Versuch, sie wegzuschicken, ist gescheitert."
Tahir kniff sich in die Nasenwurzel. Er wollte auch dieses Argument vom Tisch wischen, doch dann verspannte er sich, als hätte ihn der Schlag getroffen.
„Sie?"
„Ja, Eure Majestät. Es ist eine Besucherin."
Tahir hätte beinahe die Augen verdreht. „Es muss doch einen Grund geben, warum Sie mir diese Information zukommen lassen?"
„Es ist ihre Identität, Eure Majestät. Nachdem sie uns endlich ihren Namen verraten hat, habe ich den Sicherheitsdienst angewiesen, dies noch einmal nachzuprüfen."
Tahirs Ungeduld wich einer inneren Unruhe. Er widerstand dem Drang, die Hände zu Fäusten zu ballen. Stattdessen verschränkte er die Finger auf seinem Schreibtisch und atmete langsam durch.
„Bin ich dafür bekannt, dass ich Geheimnisse oder Intrigen liebe, Ali?"
Ein kaum wahrnehmbares ironisches Lächeln zeigte sich auf Alis Gesicht, ehe er den Kopf schüttelte.
„Nein, Eure Majestät."
„Dann rate ich Ihnen, auch jetzt davon abzusehen", entgegnete er kurz angebunden.
Ali räusperte sich und rückte erneut seinen Stift zurecht.
„Die Besucherin ist eine Miss Lauren Winchester, Eure Majestät …"
Tahir stand so abrupt auf, dass sein Stuhl polternd umfiel. Plötzlich fühlte sich das riesige Arbeitszimmer wie ein Käfig an, der ihn mit alarmierender Geschwindigkeit immer stärker einengte. Ein Glaskäfig, in dem all seine Emotionen sichtbar wurden: Schock, Scham, Wut, Verzweiflung. All das, was er in diesen drei schrecklichen Tagen in England hatte durchleiden müssen, als er ihr ausgeliefert gewesen war.
„Was haben Sie gesagt?", wollte er wissen. Obwohl er so aufgewühlt war, hörte man seiner Stimme kein Gefühl an. Nichts außer seiner eiskalten Wut.
Jetzt verstand er, warum sein Berater so zögerlich gewesen war, so wie er auch die Redewendung „Mach den Boten nicht für die schlechte Nachricht verantwortlich" verstand. Denn er war wütend auf Ali, weil er dem verbotenen Namen an diesem Ort Leben eingehaucht hatte. Im königlichen Palast, in dem jede kühne und angemessene Entscheidung über sein Reich mit klarem Kopf getroffen wurde.
„Es tut mir leid. Wir haben versucht, das Problem aus dem Weg zu räumen, aber …"
Tahirs Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
„Aber was?", hakte er nach.
Ali zuckte mit den Schultern. „Sie war sehr darauf bedacht, immer zum richtigen Zeitpunkt auf den Plan zu treten. Sie kennt das Protokoll gut genug, um nicht gegen Vorschriften zu verstoßen, wie es einige Demonstranten hin und wieder tun."
Natürlich kannte sie es. Lauren Winchester hatte einen scharfen, brillanten Verstand.
Das war das Erste, was ihm an ihr aufgefallen war, als er vor zwölf Jahren an der Universität in eine Fragestunde über Geopolitik geschlendert war. Er hatte sich im Hintergrund gehalten und die Frau beobachtet, die, das Gesicht von ihm abgewandt, einen der gebildetsten Professoren und eine Koryphäe in seinem Bereich regelrecht vorgeführt hatte.
Zuerst war er ungeheuer fasziniert von dem Einwand gewesen, den sie mit ihrer rauchigen, leidenschaftlichen Stimme vorgebracht und mit dem sie den Professor auf seine falsche Sichtweise hingewiesen hatte. Und dann waren ihm ihre wunderschönen langen blonden Locken aufgefallen, und es hatte ihn gejuckt, seine Finger darin zu vergraben. Als sie die Haare mit ihrer schlanken Hand über die Schultern geworfen hatte, war sein Blick auf ihren zarten, eleganten Nacken gefallen.
Nach einer sehr fesselnden Stunde war sie schließlich aufgestanden und hatte sich umgedreht. Er hatte ihr Gesicht gesehen – und war hingerissen gewesen.
Drei kurze Monate später hatte sie seine Welt auf den Kopf gestellt.
Sein Vater hatte ihn als Schandfleck gebrandmarkt und seine Mutter einen weiten Bogen um ihn gemacht, weil er ihr nicht mehr nützlich war. Freunde und Familie hatten ihn wie einen Aussätzigen behandelt.
Seine Verbannung in die Wüste war eine willkommene Begnadigung gewesen. An diesem Ort hatte er seinen Schock und seine Verbitterung nicht vor neugierigen Blicken verstecken müssen, vor Menschen, die ihn entweder verurteilend oder mitleidig betrachteten.
Diese Klausur hatte ihn von vielem geheilt. Sie hatte ihm einen neuen Weg gewiesen, ohne dass er noch einen Blick zurückgeworfen hätte. Und wenn er hin und wieder einen Anflug von Enttäuschung im Blick seines Vaters gesehen hatte, bevor dieser gestorben war, so war das ein Makel, mit dem er leben musste.
Und all das wegen Lauren Winchester!
Gegen seinen Willen wanderte sein Blick zu dem großen Fenster, obwohl man die Palasttore von dort aus nicht sehen konnte. Das Sicherheitsprotokoll schrieb vor, dass sein Arbeitszimmer in der Mitte des riesigen maurischen Schlosses lag, dem Palast von Jukrat. Auf diese Weise war er geschützt vor Menschen wie Lauren Winchester und den vielen königstreuen Untertanen, die vor den Toren kampierten, in der Hoffnung, einen Blick auf den Scheich zu erhaschen – oder in der falschen Annahme, sich Zugang zu ihm verschaffen zu können, nur weil sie hier aufgetaucht waren.
Anders als bei seiner Mutter, die sorglos und naiv genug gewesen war und sich, sehr zur Bewunderung ihres Volkes, spontan vor den Toren gezeigt hatte, bis ein beinahe geglücktes Attentat dem Ganzen ein Ende gesetzt hatte, wurden Tahirs Auftritte einer strengen Prüfung unterzogen und hatten einem strikten Terminplan zu folgen.
Doch natürlich glaubte eine Frau wie Lauren Winchester, dass sie über solchen Einschränkungen stand.
Am liebsten hätte Tahir befohlen, sie abzuweisen, doch als er den Mund öffnete, kamen ganz andere Worte heraus.
„Hat sie versucht, über die üblichen Kanäle einen Besuchstermin zu vereinbaren?", erkundigte er sich.
„Nicht dass ich wüsste", antwortete Ali.
Weil ihr klar war, dass es sinnlos wäre, oder weil sie glaubte, es sei unter ihrer Würde?
Tahirs Lippen wurden zu einem schmalen Strich.
„Sie hätten auch damit fertigwerden können, ohne dass ich je davon erfahren hätte, sagte er mit rauer Stimme, immer noch wütend darüber, dass sein Berater ihn mit diesem Problem konfrontierte. „Was hoffen Sie damit zu erreichen, dass Sie es mir erzählen?
Alarmiert und überrascht weiteten sich Alis Augen.
„Ähm … nun … ich denke, es ist vernünftig, den politischen Aspekt nicht zu vergessen, wenn man bedenkt, welche Rolle ihr Vater in der britischen Regierung spielt. Es könnte sich in Zukunft als nützlich erweisen."
Den politischen Aspekt?
Als ob ihn irgendetwas davon in Bezug auf Lauren Winchester interessiert hätte. Das Einzige, was ihn während der Zeit an der Universität interessiert hatte, waren ihre sündigen Lippen gewesen. Die schönen Hände, die nach ihm griffen. Der Blick aus flaschengrünen Augen, der ihn dazu ermunterte, sich ganz in ihnen zu verlieren.
Das hatte er getan – und es zutiefst bedauert, als sich ihre wahre Natur gezeigt hatte.
Den politischen Aspekt.
Im Stillen spottete er über diese Worte, doch langsam befreite sich ein anderes Gefühl aus diesem Gifthauch und rückte ins Zentrum seiner Aufmerksamkeit. Er dachte an all das, was er sich vor zwölf Jahren geschworen hatte.
Erneut warf er einen Blick zu Ali und fragte sich, ob es einen Grund dafür gab, dass er dessen Bemerkung nicht kurzerhand zurückwies.
Zumindest gab einen Grund dafür, dass Ali fest im innersten Kreis seiner zuverlässigen Adjutanten und Berater verankert war. Oft nahm er beide Funktionen wahr, weil er sich durch einen Scharfsinn auszeichnete, den viele unterschätzten.
„War es das dann?, wollte er wissen. „Oder hoffen Sie mit Ihrer Neigung zu mentalen Schachspielen auf eine andere Herangehensweise?
Wieder zeigte Ali ein spöttisches Lächeln, ein seltener Anblick, ehe er mit den Schultern zuckte.
„Manche Situationen erfordern ein endgültiges Schach