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Einen Viscount küsst man nicht!
Einen Viscount küsst man nicht!
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eBook249 Seiten3 Stunden

Einen Viscount küsst man nicht!

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Über dieses E-Book

Seit Chloe ihn abgewiesen hat meidet Luke Winterley, Viscount Farenze, die Nähe der schönen Hausdame wie der Teufel das Weihwasser. Bis er ausgerechnet das Herrenhaus erbt, in dem sie angestellt ist! Eigentlich will er Chloe sofort entlassen - aber bei ihrem betörenden Anblick gerät sein Vorsatz gefährlich ins Wanken …

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum9. Sept. 2020
ISBN9783733719395
Einen Viscount küsst man nicht!
Autor

Elizabeth Beacon

Das ganze Leben lang war Elizabeth Beacon auf der Suche nach einer Tätigkeit, in der sie ihre Leidenschaft für Geschichte und Romane vereinbaren konnte. Letztendlich wurde sie fündig. Doch zunächst entwickelte sie eine verbotenen Liebe zu Georgette Heyer`s wundervollen Regency Liebesromanen, welche sie während der naturwissenschaftlichen Schulstunden heimlich las. Dies half ihrer schulischen Karriere jedoch nicht gerade weiter. Deshalb überraschte sie vor allem sich selbst damit das Studium der englischen Literatur mit Auszeichnung abzuschließen. Sie liebte jede Minute. Vor allem die Kurse im kreativen Schreiben hatten es ihr angetan und gaben ihr Hoffnung eines fernen Tages ein Buch veröffentlichen zu können. Dafür war viel Zeit und Hartnäckigkeit notwendig, aber nun ist sie glücklich an ihrem Ziel angelangt. Die britische Regency Epoche ist so vielschichtig und faszinierend, dass sie nimmer Müde ist begeistert Nachforschungen darüber anzustellen. Lebhafte Heldinnen und traumhafte charismatische Helden zu erschaffen ist für sie ein Liebesdienst und dennoch will sie das Wagnis eingehen über andere Perioden zu schreiben. Eines Tages so hofft sie, wird sie eine neue Welt entdecken in der sie gelegentlich ihre Geschichten ansiedeln kann und sie auf dieser Reise von ihren Lesern begleitet wird.

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    Buchvorschau

    Einen Viscount küsst man nicht! - Elizabeth Beacon

    IMPRESSUM

    Einen Viscount küsst man nicht! erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

    © 2014 by Elizabeth Beacon

    Originaltitel: „The Viscount’s Frozen Heart"

    erschienen bei: Harlequin Enterprises, Toronto

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe HISTORICAL SAISON

    Band 43 - 2017 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

    Übersetzung: Eleni Nikolina

    Umschlagsmotive: GettyImages_sandr2002, itakefotos4u

    Veröffentlicht im ePub Format in 09/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783733719395

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

    Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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    1. KAPITEL

    Luke Winterley, Viscount Farenze, war seiner Tochter beim Aussteigen behilflich und beobachtete, wie Eve das schöne Haus betrachtete, das sich an einen der sanften Hügel von Wiltshire schmiegte wie ein kostbares Juwel auf grünem Samt.

    „Wenn ich mich doch nur erinnert hätte, dass Farenze Lodge so schön ist, dann hätte ich dich schon vor Langem dazu gedrängt, mich herzubringen, Papa. Ich weiß noch, als ich klein war, hat Tante Virginia mir eine Süßigkeit gegeben, nachdem ich die Treppe hinuntergefallen war und mir das Knie wehgetan habe, aber das ist auch fast alles, was ich noch weiß", sagte sie.

    Er unterdrückte seine Gewissensbisse und half zuerst Brandy Brown, Eves zierlicher, jedoch Respekt einflößender Zofe, aus der Kutsche, bevor er antwortete. Es stimmte, er hatte Eve von der Lodge ferngehalten, damit er so wenig Zeit wie möglich hier verbringen musste.

    „Kein Wunder, dass du dieses weltbewegende Ereignis noch im Gedächtnis hast, aber … ja, es ist gewiss ein sehr schönes Haus", erwiderte Luke mit einem zweiten Blick auf das elegante, im klassizistischen Stil erbaute Herrenhaus.

    Er musste sich allerdings wappnen gegen das Gefühl der Leere, das ihn darin überkommen würde, ohne die kürzlich verstorbene Viscountess Farenze, die es zu einem Zuhause zu machen gewusst hatte. Es war jedoch seine Pflicht, Eve den Verlust ihrer Urgroßtante Virginia nicht noch schmerzlicher fühlen zu lassen, und das trotz seines eigenen Kummers und einer nie erfüllten Sehnsucht. Außerdem, je weniger irgendjemand über diese Sehnsucht wusste, und darüber, wie sehr sie ihn gerade unter diesem Dach überfiel, desto besser.

    „Es kommt mir nicht annähernd so riesig vor wie damals", fuhr Eve fort.

    „Nein, es sollte auch niemals ein Palast, sondern ein Zuhause sein", antwortete er leicht geistesabwesend. Zurzeit war es jedenfalls das Zuhause einer trauernden Dienerschaft und einer sehr unbequemen Haushälterin.

    Der Gedanke, dass Mrs. Chloe Wheaton ihn in diesem Haus erwartete, ließ Luke fast laut aufstöhnen vor Unbehagen, aber er beherrschte sich und unterdrückte wieder sein schlechtes Gewissen darüber, dass er sie aus ihrem Zuhause fortschicken musste. Er konnte nicht unter demselben Dach wie Chloe Wheaton wohnen, und doch fühlte er gleichzeitig dieses heftige Bedürfnis, sie wiederzusehen, wenn auch nur, um herauszufinden, ob die zehn Jahre, die sie damit verbracht hatten, sich aus dem Weg zu gehen, sie ebenso mitgenommen hatten wie ihn.

    „Virginia und Virgil liebten ihre Bequemlichkeit, aber ich bin sicher, sie hätte ihr Möglichstes gegeben, sich auch auf Darkmere Castle wohlzufühlen, wenn er es vorgezogen hätte, dort zu leben. Zum Glück war er immer sehr viel glücklicher in dem Heim, das sie sich hier zusammen geschaffen hatten", erklärte er seiner Tochter.

    Irgendwie musste er sich erneut von Mrs. Chloe Wheatons Anwesenheit ablenken, sonst würde es dazu kommen, dass er sie auch dieses Mal jenseits jeder Vernunft begehren würde. Sie war eine junge Witwe mit einer kleinen Tochter. Er hatte kein Recht, sich auf diese bohrende, unsinnige Weise nach ihr zu verzehren, wann immer sie sich in derselben Grafschaft, geschweige denn im selben Haus aufhielten.

    „Ich erinnere mich nicht an deinen Onkel Virgil, Papa. Aber er sieht viel zu verwegen und zynisch aus auf jenem Porträt in der Galerie, um sich in jemanden verlieben zu können, so schön Tante Virginia auch gewesen sein mag vor sechzig Jahren."

    „Ja, aber das Porträt wurde gemalt, bevor sie sich kennenlernten, und Virginia war eine Frau von Charakter, nicht nur von seltener Schönheit. Sie waren einander so tief ergeben, wie ich es bei niemandem sonst erlebt habe, und ich bin sehr viel zynischer, als Virgil es je war", meinte er mit einem traurigen Lächeln, denn in diesem Moment wurde ihm sehr deutlich bewusst, wie sehr beide ihm fehlten.

    „Ich bin gar nicht so sicher, dass du so unromantisch bist, wie du glaubst, Papa. Aber es ist wirklich ein sehr schönes Haus, und man fühlt, dass es mit Liebe erfüllt war."

    „Ich weiß, was du meinst", stimmte er düster zu.

    Im Gegensatz zu seinem Vorgänger liebte er Darkmere Castle und die karge Schönheit der windgepeitschten Landschaft im Norden Englands, in der es lag, sah aber die Vorteile eines kleineren, moderneren Gebäudes, besonders an einem eisigkalten Januarnachmittag wie diesem. Er würde einen Teil des Jahres hier verbringen müssen, wenn er dafür sorgen wollte, dass Virgils und Virginias elegantes Zuhause gut erhalten blieb. Ein Blick auf die idyllische Hügellandschaft um ihn herum, und fast jeder würde ihn für einen Dummkopf oder Lügner halten, wenn er sagte, dass es sich um einen zweifelhaften Segen handelte. Ja, Mrs. Chloe Wheaton würde gehen müssen, wenn er hier wohnen sollte – um ihrer beider willen.

    In ebendiesem Moment sah er, wie eine schlanke Frau ans Fenster von Virginias Schlafzimmer trat, gewiss um zu erkunden, wer angekommen war. Luke spürte, wie sein Herz einen Schlag aussetzte, nur um dann umso schneller zu pochen, als die jugendliche Haushälterin von Farenze Lodge deutlich zusammenzuckte bei seinem Anblick. Sie begegnete seiner grimmigen Musterung mit leicht erhobenem Kinn und einer kühlen Gelassenheit, um die er sie nur beneiden konnte.

    Er konnte kaum fluchen, solange Eve in der Nähe war, doch er konnte ebenfalls nicht verhindern, dass glühendes Verlangen durch seine Lenden schoss. Offenbar begehrte er diese verflixte Frau noch immer, und er konnte sie auch jetzt nicht haben.

    Er ist hier, flüsterte ihr eine innere unvernünftige Stimme zu. Er ist endlich zu dir zurückgekehrt, raunte sie, und Chloe wünschte, sie könnte sie ein für alle Mal zum Schweigen bringen. Seit Virginia so krank geworden war, dass sie jede Hoffnung auf Genesung aufgaben, hatte der Gedanke an die Ankunft des Viscounts, der um seine geliebte Großtante trauerte, ihre Trostlosigkeit nur verstärkt.

    Warum stand sie also da und starrte ihn an wie eine Närrin? Lord Farenze hob hochmütig die Augenbrauen, als wollte er fragen, welches Recht sie hatte, ihn anzusehen. Er war der Herr von Farenze Lodge und Darkmere Castle, und sie war lediglich die Haushälterin. Dennoch vermochte sie nicht den Blick von ihm zu nehmen, als könnte sie so einen inneren Durst löschen, den sie selbst sich nicht eingestehen wollte.

    „Idiot", schimpfte sie sich leise. Hatte sie sich nicht geschworen, nie wieder zu erzittern bei seinem Anblick?

    Er wirkte herrisch, kraftvoll und widerborstig, wie immer. Dann sah sie, dass sein rabenschwarzes Haar kein bisschen Grau aufwies und zu lang für die herrschende Mode war, als er schwungvoll den Hut abnahm und spöttisch eine Verbeugung andeutete. Dunkle Brauen wölbten sich über klugen Augen, deren Farbe kein schlichtes Grau war, wie sie sich erinnerte. Sie waren genauso vielschichtig wie er – silbergrau und meist kühl, aber auch mit kleinen goldfarbenen und grünen Sprenkeln, die auf verborgene Leidenschaften hindeuteten. Sie fragte sich, ob solche Gefühle erstarben, wenn ein Mann nur lange genug leugnete, sie zu empfinden.

    Chloe erinnerte sich an eine Zeit, da er sie beide fast ruiniert hätte mit seiner rasenden Begierde, und sie redete sich ein, lediglich vor Kälte zu erzittern, nicht weil sie sich an einen Luke Winterley erinnerte, der nichts mit dem kühlen Lord zu tun hatte, der jetzt auf dem Kiesweg vor dem Haus stand. Das vernarrte, zornige Mädchen von vor zehn Jahren sehnte sich mit aller Macht nach ihm, aber die reife Mrs. Wheaton erschauderte bei dem Gedanken, sie hätte dem Feuer und den falschen Versprechungen eines jüngeren, verletzlicheren Mannes nachgeben können, und wusste, dass es richtig gewesen war, ihn zurückzuweisen.

    „Wer ist es, meine Liebe?" Culdrose, die ältliche Zofe ihrer verstorbenen Herrin, sah von ihrem Stuhl neben Lady Virginias Bett auf.

    „Lord Farenze, Cully", antwortete Chloe mit einem Seufzer.

    „Sehr schnell ist er gekommen. Aber warum nennen Sie ihn einen Idioten?"

    „Sie haben ein gutes Gehör, Cully. Ich sprach nicht von Lord Farenze."

    „Ich mag ja weißes Haar haben, aber mein Verstand funktioniert noch. Seine Lordschaft ist ein gut aussehender Gentleman, wie jede Frau sehen kann. Sie wären eine Närrin, wenn Sie sich von ihm den Kopf verdrehen ließen."

    „Das werde ich gewiss nicht", sagte Chloe leise, aber entschlossen. Sie würde ihn meiden wie die Pest und hoffte, dass er dasselbe tun würde.

    Was war nur so besonders an dieser Frau, dass ihm ganz heiß wurde, schon wenn er sie nur aus der Ferne sah? Er wollte nicht daran erinnert werden, wie knapp sie damals einer Katastrophe entgangen waren. Hin und her gerissen zwischen widerstreitenden Gefühlen, über die er nicht nachdenken wollte, machte Luke sich klar, wie unakzeptabel es wäre, durch einen Skandal den Ruf einer anständigen Frau zu zerstören und die Aussichten ihrer kleinen Tochter zunichte zu machen.

    Er war sechsunddreißig Jahre alt, kein grüner Junge, der während jeder wachen Minute an nichts anderes als Frauen und sein Verlangen nach ihnen dachte. Wenn sie ihren Blick so voller Verachtung von ihm abwenden konnte, würde er es schaffen zu vergessen, wie sehr er sie begehrte. Sie war eine der höheren Bediensteten, und er respektierte ihre Charakterstärke, obwohl gerade die eine Affäre verhinderte, die ihnen beide so viel Vergnügen hätte bereiten können.

    „Ich frage mich, wie es ist, jemanden so tief zu lieben, wie Tante Virginia es getan hat", überlegte Eve und riss Luke aus seinen Gedanken. Er runzelte die Stirn bei der Vorstellung, seine Tochter könnte die lächerlichen romantischen Ideen ihrer Mutter geerbt haben.

    „Schmerzhaft und gefährlich, stelle ich mir vor", antwortete er rau.

    „Ich glaube eher, es muss wundervoll und aufregend sein, den richtigen Menschen zu lieben und von ihm wiedergeliebt zu werden, Papa."

    „Deine Mutter hätte dir zugestimmt, wieder und wieder." Er erschauderte. Pamela hatte sich öfter verliebt, als er zählen konnte, nachdem sie entdeckt hatte, dass ihr junger Gatte doch nicht der ideale Mann für sie war. Wie oft hatte er sich gefragt, wie ein liebevolles Kind wie seine Eve die Frucht einer so unglückseligen Ehe sein konnte.

    „Bitte, wähle jemanden, der deiner wert ist, wenn du heiratest, Eve, riet er ihr ernst. „Nimm nicht den erstbesten hohlköpfigen Beau, der sagt, er liebt dich, und am nächsten Tag einer anderen schöne Augen macht.

    „Ich bin doch nicht dumm, Papa, aber du wirst noch als einsamer, verbitterter alter Zyniker enden."

    „Zuerst möchte ich, dass du einen guten Mann findest, bevor ich mich nach einer geeigneten Frau umsehe."

    Eve verdrehte die Augen. „Geeignet?, wiederholte sie ungläubig. „Tante Virginia hätte dich nicht gern so reden gehört. Es klingt, als wolltest du eine Frau in einem Warenhaus auswählen und sie dir an einem geeigneten Tag zur Kirche liefern lassen.

    „Du bist ein impertinentes kleines Ding, junge Dame, aber ich gebe zu, Virginia würde die Idee wirklich nicht gefallen." Das letzte Gespräch mit seiner Großtante kam ihm nur allzu deutlich wieder in den Sinn.

    „Du hast diesen Hohlkopf Pamela nur geheiratet, weil dein Vater und deine Stiefmutter sie dir aufgezwungen haben, hatte Virginia geschimpft, als er ihr eröffnete, dass er sich wieder verehelichen würde, sobald er Eve verheiratet hatte. „Wenn du eine ‚geeignete‘ junge Dame heiratest, verliebe dich wenigstens in deine Mätresse.

    Sie hatte geseufzt, als sie sein spöttisches Lächeln gesehen hatte. Dass er die Vorstellung lächerlich fand, die Frau zu lieben, die er lediglich heiratete, um einen Erben zu zeugen, war ihm wohl deutlich anzumerken gewesen.

    „Nein, hatte sie sich gleich darauf korrigiert. „Keine Frau verdient es, dich zu heiraten und mit ansehen zu müssen, wie du statt ihrer eine Kokotte liebst. Du bist ein so leidenschaftlicher Mann hinter der gleichgültigen Fassade, Luke. Noch eine Ehe wie die letzte wird dich zerstören. Und stell dir bitte nicht vor, du könntest ein zweites Mal das Glück haben, mit einem Hohlkopf ein so süßes Kind wie Eve zu zeugen. Kein Mann verdient es, so viel Glück zu haben.

    „Ich bin kein sehr liebenswerter Mann", hatte er rau geantwortet. Die Begeisterung seiner Mätresse in seinem Bett bewies, dass er wohl ein recht guter Liebhaber war, aber Lust hatte nur wenig mit Liebe zu tun.

    „Dann hassen deine Eve und ich dich wohl im Geheimen, was?, hatte Virginia geschimpft. „Und deine Dienerschaft und Pächter verabscheuen dich wahrscheinlich auch, weil du sie so anständig behandelst wie kaum ein Gutsherr. Ach, Luke, du hast eine hirnlose kleine Närrin geheiratet, die ihr Leben damit verbracht hat, sich in jeden Schürzenjäger zu verlieben, der ihr über den Weg lief, obwohl sie einen guten, attraktiven Ehemann wie dich hatte. Aber das war nicht deine Schuld, mein Lieber. Dein Vater lag im Sterben und überredete dich, viel zu früh zu heiraten. Was für ein Glück, dass Pamela eine Tochter zur Welt brachte, bevor sie mit dem erstbesten Lebemann durchbrannte, der sie haben wollte.

    „Ich liebe Eve von ganzem Herzen, das weißt du."

    „Ja, ich weiß, und James wird dann irgendwann dein Erbe sein, sollte es nötig sein. Aber besser wäre es, du hättest selbst einen Sohn. Allerdings wird deine zweite Ehe eine noch größere Katastrophe werden als deine erste, wenn du lediglich eine ‚geeignete‘ Frau nehmen willst", hatte sie ihn noch ernst gewarnt.

    „Wenn ich glauben könnte, dass James die Belange der Winterleys mit derselben Hingabe erfüllen würde, die er für sein Zechen, die halsbrecherischen Kutschwettfahrten und Kartenspiele aufbringt, könnte er alles mit meinem Segen bekommen. Wenn ich meine Pächter in fähige Hände übergeben könnte, wenn ich vor meinen Schöpfer trete, gäbe es keinen Grund für mich zu heiraten."

    „Fähigere Hände, als du denkst. Aber James kann sein Leben nicht damit zubringen, darauf zu warten, in deine Fußstapfen zu treten. Er hat Besseres verdient."

    „Wirklich?", hatte Luke barsch erwidert und sich gefragt, ob Virginia ahnte, wie groß die Kluft war, die zwischen ihm und seinem Halbbruder klaffte.

    „Papa?"

    „Ich hätte dich zu Hause lassen sollen, Eve. Virginia hat nicht gewollt, dass man um sie trauert, und ihre Bediensteten haben sie zu sehr geliebt, um weiterzumachen, als wäre nichts geschehen."

    „Das ist das Leben, kein hübsches Märchen, Papa", tadelte seine Tochter ihn, als wäre sie die Erwachsene und er sechzehn Jahre alt.

    „Dann machen wir uns am besten daran, uns an ein Haus zu gewöhnen, in dem Virginia uns nicht mehr willkommen heißen wird. Du hast ja darauf bestanden herzukommen."

    „Ja, das habe ich. Ich liebte sie auch, weißt du."

    „Und sie hat dich von dem Tag an vergöttert, als sie dich zum ersten Mal sah, meine kleine Eve. Keiner von uns konnte damals begreifen, warum eigentlich, da du geschrien hast wie am Spieß, weil du gezahnt hast. Virginia verbrachte jeden Sommer drei Monate in Darkmere, bis du alt genug warst, um mit ihr wegen der frischen Meeresluft nach Brighton zu fahren. Also musst du wissen, wie sehr sie dich geliebt hat, wenn man bedenkt, dass sie Brighton nicht ausstehen konnte."

    „Ich weiß, sagte sie und sah einen Augenblick so todunglücklich aus, dass er sie am liebsten umarmt und direkt nach Darkmere zurückgeschickt hätte. Aber seine Tochter hatte recht, sie war fast erwachsen. Er musste sie ihre eigenen Entscheidungen treffen lassen, selbst wenn es gegen seinen inneren Drang ging, sie vor allem zu schützen, das ihr wehtun könnte. „Warum kamen wir stattdessen nicht hierher, als ich klein war, Papa?, fragte sie. „Du bleibst nie länger als ein paar Tage in Farenze Lodge, dabei scheinst du es fast ebenso zu lieben wie Darkmere."

    „Weil es einfacher so ist", meinte er ausweichend.

    Einfacher für ihn, weil er sonst in Gefahr käme, Chloe Wheaton doch noch zu seiner Geliebten zu machen, das Feuer zwischen ihnen zu schüren, bis sie nachgab. Aber als er vor Jahren von seinem Verlangen dazu getrieben wurde, es ihr vorzuschlagen, hatte die Dame einige sehr geharnischte Dinge zu erwidern gehabt. Es wäre nicht leicht gewesen, aber irgendetwas sagte ihm, dass es ihm am Ende doch gelungen wäre, sie zu überreden.

    Wirklich, wie mochte es sein, zu lieben und geliebt zu werden? Unmöglich, im Grunde sogar unerträglich, und er liebte die Frau ja auch nicht, ebenso wenig wie sie ihn liebte. Er würde ein, zwei Jahre warten mit seiner „geeigneten" Gemahlin, sobald für Eve gesorgt war. Eine hübsche, fügsame junge Witwe oder eine freundliche Dame, die man auf dem Heiratsmarkt übersehen hatte, wären genau das Richtige für ihn. Noch während er diesen vernünftigen Plan fasste, erschien das Bild von Chloe vor seinem inneren Auge, wie sie in jenem ersten Sommer gewesen war, und fast hätte er laut geflucht.

    Damals war sie warmherzig und offen, unglaublich jung und atemberaubend schön gewesen. Chloe hatte Gefühle in ihm erweckt, die er mit seinen sechsundzwanzig Jahren längst vergessen geglaubt hatte. Luke runzelte die Stirn. Er hatte nicht gewollt, dass jenes hinreißende, feurige junge Geschöpf mit den rotgoldenen Locken ebenso eingeengt und enttäuscht endete wie er. Und doch ähnelte die Frau, die er eben am Fenster gesehen hatte, in nichts dem warmherzigen, unwiderstehlichen Mädchen, dem er damals auf einem Ausritt begegnet war.

    Irgendwie war es ihm gelungen, sie nicht anzusprechen und weitergehen zu lassen. Nein, er war zu verbittert und in seiner Seele zu sehr verletzt für eine junge Dame, die gewiss romantische Träume hegte, die er niemals würde erfüllen können. Jedenfalls hatte er sich das gesagt, nachdem er kurz in ihre herrlichen veilchenblauen Augen geblickt hatte. Weiterzureiten – fort von ihr –, war mit das Schwierigste gewesen, was er je hatte tun müssen.

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