Der Boss und die Eiskönigin
Von Carol Marinelli
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Über dieses E-Book
Penny hat ein delikates Geheimnis. Um jeden Preis will sie es für sich behalten, viel zu viel hängt davon ab! Aber das wird schwierig, als ihr Boss, der charmante Dr. Ethan Lewis, ihr tief in die Augen schaut. Ausgerechnet Ethan … Ahnt er, was sie vor ihm verbirgt?
Carol Marinelli
Carol Marinelli recently filled in a form asking for her job title. Thrilled to be able to put down her answer, she put writer. Then it asked what Carol did for relaxation and she put down the truth - writing. The third question asked for her hobbies. Well, not wanting to look obsessed she crossed the fingers on her hand and answered swimming but, given that the chlorine in the pool does terrible things to her highlights - I'm sure you can guess the real answer.
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Buchvorschau
Der Boss und die Eiskönigin - Carol Marinelli
IMPRESSUM
Der Boss und die Eiskönigin erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2013 by Carol Marinelli
Originaltitel: „Secrets of a Career Girl"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN
Band 79 - 2015 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Übersetzung: Ulrike Fabrizius
Umschlagsmotive: GettyImages_Anetta_R
Veröffentlicht im ePub Format in 04/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733716523
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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PROLOG
Aber die Patienten, die mochten sie.
Chefnotarzt Ethan Lewis blickte von seinen Notizen auf, als eine junge Frau eine ältere Dame im Rollstuhl zum Dienstzimmer schob. Die Dame im Rollstuhl trug noch ihr Patientenarmband, hielt die Medikamententüte für frisch Entlassene und eine Süßigkeitenbox in den Händen und fragte nach Penny Masters.
„Ich denke, Frau Doktor macht Mittagspause, erklärte Lisa, die Stationsschwester. „Ich schaue aber mal, ob ich sie finde.
„Ach nein, stören Sie sie nicht. Meine Mutter wollte ihr nur das hier als Dankeschön geben. Sie war ja ganz wunderbar, als Mum eingeliefert wurde."
„Ist doch kein Problem, sagte Lisa und griff zum Haustelefon. „Ich denke mal, sie ist in ihrem Büro.
Ja, klar, dachte Ethan für sich. Während andere im Pausenraum lunchen, verzieht Penny sich ins Büro, arbeitet Liegengebliebenes auf. Schon den ganzen Tag wollte er mit ihr sprechen. Mal locker etwas bereden, sie um einen Gefallen bitten. Doch locker reden, wie Ethan langsam merkte, war mit Penny gar nicht möglich. Seit mehr als drei Monaten arbeitete er in der Notaufnahme des Peninsula Hospital. Die stark ausgelastete Strandklinik sicherte die medizinische Versorgung einiger Küstenvororte Melbournes. Im Team der Notaufnahme waren fast alle nett und kollegial und kamen gut mit Ethans entspannter Art zurecht.
Fast alle.
Er sah Penny herüberkommen. Mustergültig, wie gewohnt. Zierlich und schlank. Das glatte blonde Haar ordentlich zusammengebunden. Und zum knielangen blauen Wickelkleid trug sie trendige, flache Schuhe. Eine Art weibliches Business-Outfit, was auf der Station eher unüblich war – die meisten Kollegen, Ethan eingeschlossen, bevorzugten bequeme und praktische Krankenhauskluft. Penny achtete immer auf Schick und schlüpfte für alles und jeden in Handschuhe und OP-Kittel.
„Mrs Adams, freut mich, dass Sie wieder so gut aussehen", sprach Penny ihre ehemalige Patientin gleich mit dem richtigen Namen an. Und ohne dass man ihn ihr hatte nennen müssen, wie Ethan feststellte. Penny wusste ihn. Ansonsten jedoch lächelte sie zwar freundlich, aber rein professionell. Gab auch nicht die Hand. Blieb allerdings stehen und erkundigte sich, wenn auch mehr beruflich interessiert, nach dem Befinden ihrer Patientin, als sie hörte, dass die Tochter noch Fragen zu den Medikamenten ihrer frisch entlassenen Mutter hatte. Also ging sie alle Mittel mit ihr durch, erklärte alle einfach und verständlich.
„Vielen Dank, nun hab ich’s verstanden, sagte Mrs Adams’ Tochter. „Ich wollte bloß nicht dauernd bei der Schwester nachfragen.
„Nein, bitte fragen Sie immer unbedingt."
Ja, die Patienten, die liebten Penny.
Die störte es überhaupt nicht, dass sie peinlich pingelig war und unglaublich stur auf ihren Behandlungsplänen beharrte.
Es waren die Kollegen, die sich mit ihr herumärgerten. Wollte Penny bei einem Patienten viertelstündliche Kontrollgänge, ließ sie keine Entschuldigung gelten, wenn sie versäumt wurden. Orderte Penny Schmerzmittel, interessierte es sie nicht, dass man eventuell am Medikamentenwagen anstehen musste. Oder gerade keiner die korrekte Dosierung checken konnte. Ihr Patient brauchte ja alles sofort.
Penny begleitete Mrs Adams und ihre Tochter zum Ausgang, wechselte einige Worte und kam dann zurück.
„Na, was hast du denn gekriegt?", empfing Schwester Jasmine, die gleichzeitig auch Pennys echte Schwester war, sie neugierig.
Penny blickte auf die Packung in der Hand. „Macadamianüsse in Schokolade. Sie streifte das Zellophan ab. „Die lass ich hier. Da kann sich jeder bedienen.
Besonders nett ist sie ja nicht zu ihrer Schwester, dachte Ethan, als Penny die Schokonüsse auf den Tisch legte und wieder zur Tür ging. Hätte man es ihm nicht gesagt – er wäre nie darauf gekommen, die beiden könnten überhaupt miteinander verwandt sein.
Jasmine war dunkelhaarig und kurvenreich, Penny blond und ganz schlank.
Jasmine lächelte, gab sich freundlich, kollegial. Penny dagegen war zugeknöpft und auf Abstand bedacht. Ethan war nur nicht bereit, sich an ihre unausgesprochenen Distanzregeln zu halten.
„Kann ich mal kurz mit Ihnen reden, Penny?", rief er ihr hinterher.
„Eigentlich mach ich gerade Mittagspause", rief sie zurück.
So langsam war Ethan nun doch anzumerken, dass er im Sternzeichen Stier geboren war. Seine braunen Augen funkelten gereizt, und wären die sprichwörtlichen Hörner tatsächlich unter seinem dichten schwarzen Haar versteckt gewesen, so hätte Penny jetzt einen Blick darauf erhaschen können. Es brauchte zwar einiges, damit Ethan derart aus der Ruhe geriet – aber Penny schaffte es allmählich. Dass es Probleme geben würde, war Ethan allerdings klar, noch bevor er die Stelle antrat. Denn außer ihm hatten sich noch zwei Stationsärzte um den Chefposten beworben.
Jed, Jasmines frisch angetrauter zweiter Ehemann.
Und Penny.
In Anbetracht dieser starken Konkurrenz war Ethan einigermaßen erstaunt gewesen, als man ihm den Job anbot. Okay, Jed wechselte an eine große Cityklinik. So viel wusste Ethan mittlerweile. Penny aber blieb, und ja, die Situation war schwierig. Immer wieder sagte er sich, dass Pennys Selbstwertgefühl wohl angekratzt war und sie noch Zeit brauchte, bis sie ihn in der Funktion akzeptierte, die sie eigentlich angestrebt hatte.
Tja, nun wurde es mal Zeit. Irgendwann musste Penny sich mit der Tatsache abfinden, dass er der Boss war. Als Penny sich wieder in die Pause verabschieden wollte, kehrte Ethan erstmals entschlossen den Vorgesetzten heraus.
„Gut. Er sah ihr in die kühlen blauen Augen. „Sowie Sie aber damit fertig sind, richten Sie es bitte ein, zu mir zu kommen, ja? Ich muss mit Ihnen sprechen.
Sie zuckte nur einmal kurz, ehe sie nachfragte: „Und in welcher Angelegenheit?"
Nein, so was wie locker reden, das war mit Penny nicht möglich. „Nächstes Wochenende hab ich Bereitschaft. Wäre es möglich, dass Sie mich Sonntagnachmittag ein paar Stunden vertreten? Ich möchte mit meinem Cousin zu einem Footballspiel und …"
„Ich habe schon etwas vor, unterbrach ihn Penny, noch bevor er es näher erklären konnte. „Sorry
fügte sie nicht hinzu.
Das machte Penny nie.
Sie wandte sich zum Gehen. Und Ethan spannte den Kiefer an und rang, was ihm selten passierte, um Fassung. Es juckte ihn in den Fingern, sie auf die Schulter zu tippen, ihr zu sagen, dass er nicht bloß fragte, weil seine Mannschaft am Wochenende spielte, sondern weil sein Cousin auf der Warteliste für Herztransplantationen stand.
Aber brachte es ihm wirklich was, bei Penny die Mitleidskarte zu ziehen? Das konnte er sich doch schenken. Ethan sammelte sich kurz – lächelte sogar, als Penny abmarschierte.
„Na, hast du sie ausgespielt?", würde Phil fragen, wenn er ihn am Abend anrief.
„Nein."
„Gut. Heb sie dir für Frauen auf, die du rumkriegen willst", würde er erwidern.
Ja, es war ein makabres Spiel. Aber eins, das Phil durchhalten und sie gelegentlich zusammen lachen ließ.
Nein, für Penny zückte er sicher nicht die Mitleidskarte.
„Sonntag bringen wir unsere Mutter zum Flughafen. Jasmine sprang auf, um sich von den Schokonüssen zu nehmen, und lieferte die Erklärung nach, die Penny nicht gegeben hatte. Als ob sie es für ihre schwierige Schwester noch irgendwie geradebiegen wollte. Doch Penny war nicht schwierig – sie war ein Eisblock! „Schon ewig so geplant.
„Kein Problem." Ethan widmete sich wieder seinem Schriftkram, während Jasmine sich schnell eine zweite Handvoll Schokonüsse einsteckte und hinausging.
„Sie könnten vielleicht Gordon fragen", schlug Schwester Lisa vor, als sie mit Ethan allein im Zimmer war. Denn Ethan hatte ihr vor ein paar Tagen von seinem Cousin erzählt.
„Mal sehen, antwortete Ethan. Gordon hatte drei Söhne und wurde bald wieder Vater. „Der braucht sein Wochenende mit der Familie genauso wie Penny.
Ethan konnte sich eine gewisse Schärfe nicht verkneifen, als er ihren Namen aussprach.
„Sie wissen es nicht, oder? Lisa war zwar gerade dabei, den Pflegedienstplan aufzustellen, hatte aber auch den frostigen Wortwechsel zwischen Penny und Ethan mitbekommen. Und da sie beide Seiten kannte, konnte Lisa auch beide verstehen. „Vor einigen Monaten wurde die Mutter von Jasmine und Penny mit Herzstillstand bei uns eingeliefert. Und die beiden hatten gerade Dienst.
Ethan verzog das Gesicht. Für alle Kollegen in der Notaufnahme war es das Katastrophenszenario überhaupt: einen guten Freund oder nahen Verwandten behandeln zu müssen. „Konnten Sie die beiden denn raushalten?"
„Schwerlich! Na ja, wir schafften es, Jasmine bei der Reanimation außen vor zu lassen. Zumindest sie hat es damit nicht so krass mitbekommen wie Penny." Lisa legte ihren Stift hin und erzählte Ethan, was an jenem Tag passiert war.
„Als die Sanitäter Mrs Masters hereinrollten, zog Penny sich gerade für den OP um, begann Lisa. „Ähm, Sie wissen ja, was für eine Prozedur das immer bei ihr ist.
Lisa verdrehte die Augen. „Penny allein verbraucht fast unser halbes Kontingent an Kitteln. Na ja, jedenfalls brüllt sie normalerweise immer gleich ihre Anweisungen. Das haben Sie bestimmt schon mitgekriegt. Deshalb wusste ich auch sofort, dass etwas nicht stimmte. Penny stand nämlich nur wie erstarrt da. Rief nach Jed – er war an dem Tag der zweite Stationsarzt –, der versorgte aber einen anderen Patienten. Und dann erfuhr ich von Penny, dass die eingelieferte Frau ihre Mutter war. Und irgendwie schaffte sie es, sich zusammenzureißen. Begann mit der Reanimation, als hätte sie irgendeine Fremde vor sich. Hörte erst auf, als Professor Dr. Dean, den wir zwischenzeitig alarmiert hatten, sie ablöste. Und sie bat mich dann, Jasmine nicht dazuzuholen."
Lisa lächelte schief. „Bis dahin wusste ich nicht mal, dass Penny und Jasmine Schwestern waren. Penny hält ihr Privatleben gern aus der Arbeit heraus."
„Hab ich bereits mitbekommen."
„Diese Kreuzfahrt ist eine große Sache für die Mutter. Verstehen Sie jetzt, warum Penny nicht tauschen konnte?"
„Ja", antwortete Ethan und machte sich nachdenklich wieder an seine Aktenarbeit. Das eigentliche Problem lag doch woanders: Warum hatte Penny ihm das nicht erzählt?
Er hörte auf zu schreiben, nahm ein paar Schokonüsse – und dann kam er drauf: Genau wie er hatte auch Penny die Mitleidskarte nicht ausspielen wollen.
1. KAPITEL
„Hast du mal daran gedacht, ein paar aus dem Team einzuweihen?"
Penny schloss entnervt die Augen, ohne auf ihre Schwester einzugehen. Unmöglich! Das war ja wohl das Allerletzte, wenn nun auch noch die Kollegen erfuhren, dass sie sich einer In-vitro-Fertilisation unterzog.
Und zwar schon wieder.
Es war schlimm genug, dass ihre Mutter und ihre Schwester davon wussten. Die Privatsphäre ging Penny nämlich über alles. Und Jasmine, die ihr bald wieder jeden Abend ihre Injektion verabreichen würde, hatte Penny sich überhaupt nur deswegen anvertraut, weil ihr Spritzen wirklich panische Angst machten.
Okay, ohne Jasmines Hilfe war sie praktisch aufgeschmissen. Und Penny fand es schon auch großartig, wie ihre Mum und ihre Schwester sie unterstützten.
Dennoch gab es Momente, in denen sie wünschte, sich nie darauf eingelassen zu haben, auf diese Art ein Baby zu bekommen. Momente, in denen sie nicht mehr darüber sprechen wollte. Nicht mehr hören wollte, dass die beiden ihr ganz fest die Daumen drückten. Es ihr einfach zu viel war, sie ständig auf dem Laufenden zu halten. Und richtig gehasst hatte sie dieses Mitleiden, als es nicht klappte. Natürlich wollten beide Penny da trösten und sie verstehen. Was sie gar nicht konnten