Ein eiskalter Typ: Der neue Dr. Laurin 115 – Arztroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
Die Familiengeschichte des Klinikchefs Dr. Leon Laurin tritt in eine neue Phase, die in die heutige moderne Lebenswelt passt.
Da die vier Kinder der Familie Laurin langsam heranwachsen, möchte Dr. Laurins Frau, Dr. Antonia Laurin, endlich wieder als Kinderärztin arbeiten. Somit wird Antonia in der Privatklinik ihres Mannes eine Praxis als Kinderärztin aufmachen.
Damit ist der Boden bereitet für eine große, faszinierende Arztserie, die das Spektrum um den charismatischen Dr. Laurin entscheidend erweitert.
"Ich habe den Urlaub gekriegt, Franzi", sagte Babette Hobmeier, als sie mit ihrer Schwester in Hamburg telefonierte. "Eine Woche, in der du verpflichtet bist, mir Hamburg zu zeigen. Franziska Hobmeier lachte. "Ich habe eine schöne Überraschung für dich, wart's nur ab. Also: In zwei Wochen, wie abgemacht? "Wie abgemacht", sagte Babette. "Aber frag mich nicht, wie viele Anläufe es mich gekostet hat. Meine Chefin kann wirklich beinhart sein. "Muss sie doch auch, in ihrem Job. Ich beneide sie nicht darum. "Ich auch nicht", gab Babette zu. Sie war LKW-Fahrerin bei einer Spedition, die nur Frauen beschäftigte. Soweit sie wusste, gab es so etwas wie ihre Firma kein zweites Mal, weder in Deutschland, noch in der Welt. Sie selbst war sehr stolz darauf, dass sie sofort genommen worden war, als sie sich seinerzeit beworben hatte. Ihre Chefin freilich, Tanja Lösser, eine energische Fünfzigjährige, die die Touren planen musste, stöhnte manchmal über ihren 'Hühnerhaufen', aber ganz ernst meinte sie es nicht. Sie kamen gut miteinander aus, aber natürlich kam es auch in einer reinen Frauenfirma manchmal zu Streitigkeiten. Babette fand jedoch, dass sie einen guten Weg gefunden hatten, Unstimmigkeiten aus dem Weg zu räumen: Sie redeten nämlich miteinander. Wenn es irgendwo knirschte, dann kam die Sache auf den Tisch und wurde möglichst ausgeräumt. Babettes Schwester Franziska war hingegen Bankangestellte, sie führte im Vergleich zu Babette ein ruhiges, beschauliches Leben. "Ich könnte das nicht, was du machst", sagte sie oft.
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Buchvorschau
Ein eiskalter Typ - Viola Maybach
Der neue Dr. Laurin
– 115 –
Ein eiskalter Typ
Unveröffentlichter Roman
Viola Maybach
„Ich habe den Urlaub gekriegt, Franzi, sagte Babette Hobmeier, als sie mit ihrer Schwester in Hamburg telefonierte. „Eine Woche, in der du verpflichtet bist, mir Hamburg zu zeigen.
Franziska Hobmeier lachte. „Ich habe eine schöne Überraschung für dich, wart’s nur ab. Also: In zwei Wochen, wie abgemacht?"
„Wie abgemacht, sagte Babette. „Aber frag mich nicht, wie viele Anläufe es mich gekostet hat. Meine Chefin kann wirklich beinhart sein.
„Muss sie doch auch, in ihrem Job. Ich beneide sie nicht darum."
„Ich auch nicht", gab Babette zu.
Sie war LKW-Fahrerin bei einer Spedition, die nur Frauen beschäftigte. Soweit sie wusste, gab es so etwas wie ihre Firma kein zweites Mal, weder in Deutschland, noch in der Welt. Sie selbst war sehr stolz darauf, dass sie sofort genommen worden war, als sie sich seinerzeit beworben hatte.
Ihre Chefin freilich, Tanja Lösser, eine energische Fünfzigjährige, die die Touren planen musste, stöhnte manchmal über ihren ‚Hühnerhaufen‘, aber ganz ernst meinte sie es nicht. Sie kamen gut miteinander aus, aber natürlich kam es auch in einer reinen Frauenfirma manchmal zu Streitigkeiten. Babette fand jedoch, dass sie einen guten Weg gefunden hatten, Unstimmigkeiten aus dem Weg zu räumen: Sie redeten nämlich miteinander. Wenn es irgendwo knirschte, dann kam die Sache auf den Tisch und wurde möglichst ausgeräumt.
Babettes Schwester Franziska war hingegen Bankangestellte, sie führte im Vergleich zu Babette ein ruhiges, beschauliches Leben. „Ich könnte das nicht, was du machst, sagte sie oft. „Die Vorstellung, dauernd unterwegs zu sein, ist für mich furchtbar.
Babette wiederum mochte sich nicht vorstellen, Tag für Tag in einem Büro zu sitzen und ausschließlich mit Zahlen zu tun zu haben. Aber, so ähnlich sie und Franziska sich auch sahen mit ihren kurzen blonden Haaren und den braunen Augen, so unterschiedlich waren sie, was ihr Wesen anging. „Wie Feuer und Wasser", so beschrieb es ihre Mutter.
Hübsch waren sie beide, dazu schlank und sportlich. Aber während Babettes Gesicht von den lebhaften braunen Augen und dem ausdrucksvollen Mund beherrscht wurde und man ihr immer sofort ansah, was in ihr vorging, war Franziska eher verschlossen. Sie konnte vollkommen ausdruckslos gucken, wenn sie nicht wollte, dass man ihre Gedanken las. Babette hatte schon oft versucht, das nachzumachen, war aber auf ganzer Linie gescheitert.
„Als Spionin wäre ich eine Katastrophe gewesen – und du eine Idealbesetzung, Franzi", hatte sie erst kürzlich zu ihrer Schwester gesagt. Franziska hatte nur gelacht.
Babettes Beruf war in ihrer Familie heftig diskutiert worden. Beide Elternteile waren gar nicht damit einverstanden gewesen, als ihre jüngere Tochter, die sich schon früh für Autos und Motoren interessiert hatte, zu ihnen gekommen war und sie praktisch vor vollendete Tatsachen gestellt hatte: „Ich will Lastwagen fahren. Da kann ich immer unterwegs sein, und ich habe mit großen Maschinen zu tun."
Sie hatten ihr immerhin noch abringen können, dass sie eine Lehre zur Automechanikerin machte, aber sie hatte nach deren Abschluss keinen Tag in einer Werkstatt gearbeitet, obwohl ihr sogar eine Festanstellung angeboten worden war. „Ich muss raus hier, ich will was sehen von der Welt!"
Zu Beginn war sie vor allem in Deutschland unterwegs gewesen, mittlerweile waren auch Auslandstouren Normalität für sie. Babette war darüber glücklich. Sie wollte das ja nicht ihr Leben lang machen, aber zumindest noch ein paar Jahre, so lange sie jung, gesund und ungebunden war. Zu ihrer großen Erleichterung hatten ihre Eltern sich mit ihrer Berufswahl abgefunden, denn es war ja offensichtlich, dass sie sich nicht nur wohlfühlte, sondern schlicht glücklich war mit dem, was sie tat. Sie war genau am richtigen Platz.
„Ach, Babsi, das wird schön, wir zwei, genau wie früher", seufzte Franziska.
„Sag nicht Babsi zu mir, sonst komme ich nicht."
Franziska kicherte. „Du sagst ja auch immer noch Franzi zu mir. Wenn du damit aufhörst, hör ich mit Babsi auf."
Sie würden beide nicht damit aufhören, die jeweils andere so zu nennen, wie sie es seit Kindertagen gewöhnt waren, das wussten sie, aber von Zeit zu Zeit mussten sie diese alte Diskussion wieder aufwärmen, sonst hätte ihnen etwas gefehlt.
„Und? Was hast du heute noch vor?", erkundigte sich Babette.
„Ich gehe mit einer Freundin ins Kino, antwortete Franziska. „Danach wollen wir zusammen was essen. Und du?
„Keine Ahnung. Ich muss morgen sehr früh auf Tour, am besten gehe ich bald ins Bett."
„Wohin fährst du?"
„Nach Spanien, mit einer Ladung Maschinenteile. Da freue ich mich drauf, in Spanien war ich länger nicht."
„Dann alles Gute, komm gesund zurück. Aber zu mir kommst du mit dem Zug, oder?"
„Ich hab doch gar kein Auto, und in meinem Urlaub bin ich dann auch mal froh, wenn ich nicht fahren muss. Außerdem, du weißt ja: Diese kleinen Autos sind nichts für mich. Ich bin für große Brummer geschaffen, die zu fahren macht mir Freude. So eine kleine Blechkiste jagt mir eher Angst ein."
Franziska musste wieder lachen. Ihre kleine Schwester war schon eine Nummer für sich.
Tatsächlich legte sich Babette an diesem Abend früh schlafen, da sie um fünf schon wieder aufstehen musste. Zum Glück litt sie nicht an Schlafstörungen, sie konnte jederzeit und überall schlafen. Viele Kolleginnen waren auf diese Fähigkeit neidisch und fragten sie, wie sie das machte. Sie konnte nur mit den Schultern zucken.
Sie machte ja gar nichts, sie schlief einfach.
*
Antonia und Leon Laurin saßen an diesem Sonntagabend nicht nur mit ihren vier Kindern beim Abendessen, sondern sie hatten dazu auch noch vier Gäste: Antonias Vater Joachim Kayser, der einst die Kayser-Klinik gegründet hatte, war mit seiner zweiten Frau Teresa gekommen. Teresa war Inhaberin eines eleganten Geschäfts für Damenmoden. Außerdem saß Leons Schwester Sandra Brink mit ihrem Mann Andreas am Tisch, der als Hauptkommissar bei der Kriminalpolizei arbeitete. Sandra selbst war, nachdem Andreas und sie einen Adoptivsohn großgezogen hatten, noch auf der Suche nach einer Beschäftigung, die sie ausfüllte.
Sie saßen also zu zehnt am großen Esstisch, und so ging es noch ein bisschen lebhafter zu als gewöhnlich. Die Kinder hatten fast immer viel zu erzählen – zumindest drei von ihnen. Die Jüngste, Kyra, hielt sich eher zurück, sie war von Natur aus still und eher schüchtern. In Ausnahmefällen – etwa, wenn es um grobe Ungerechtigkeiten ging – konnte sie jedoch erstaunlich laut werden. Kyra war elf.
Kevin, der Zweitjüngste, war zwei Jahre älter und das ganze Gegenteil: Er brachte seine Eltern und Geschwister immer wieder zum Lachen mit seinen trockenen Bemerkungen, mit denen er Diskussionen gern zusammenfasste. Antonia hatte schon oft gedacht, dass Kevin, der drei Jahre nach ihren jetzt sechzehnjährigen Zwillingen Konstantin und Kaja zur Welt gekommen war, ein erstaunlich in sich ruhender Mensch war. Er war in den ersten Jahren seines Lebens weitgehend ‚unterm Radar‘ geblieben, weil die lebhaften und anstrengenden Zwillinge so viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatten.