Verhängnisvolles Verlangen nach dem Ex
Von Michelle Smart
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Über dieses E-Book
Livia muss mit ihrem getrennt lebenden Mann in die Südsee fliegen - ein Albtraum! Nur weil Massimos Großvater dort mit der Familie seinen Neunzigsten feiert, lässt sie sich darauf ein. Aber schon im Privatjet wird Livia klar, dass sie für ihren Ex noch immer verhängnisvolle Leidenschaft empfindet. Auch in der Strandvilla unter Palmen, die sie sich teilen, muss Livia irgendwie seiner erotischen Anziehungskraft widerstehen, sonst fängt alles wieder von vorn an: erst die himmlische Lust, dann die bittere Einsamkeit …
Michelle Smart
Michelle Smart ist ihrer eigenen Aussage zufolge ein kaffeesüchtiger Bücherwurm! Sie hat einen ganz abwechslungsreichen Büchergeschmack, sie liest zum Beispiel Stephen King und Karin Slaughters Werke ebenso gerne wie die von Marian Keyes und Jilly Cooper. Im ländlichen Northamptonshire, mitten in England, leben ihr Mann, ihre beiden Kinder und sie zusammen mit einem niedlichen Cockapoo – einer Kreuzung aus den Hunderassen Cocker Spaniel und Pudel. Was Michelle am meisten am Autorinnen-Dasein liebt, ist, dass sie den ganzen Tag mit Kaffee auf dem Schoß herumsitzen, aber dabei in Gedanken weit weg sein kann … In ihrer eigenen Welt, die sie ganz nach ihrer Vorstellung erschafft.
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Buchvorschau
Verhängnisvolles Verlangen nach dem Ex - Michelle Smart
IMPRESSUM
JULIA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2019 by Michelle Smart
Originaltitel: „A Passionate Reunion in Fiji"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MODERN ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA
Band 2435 - 2020 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Übersetzung: Kara Wiendieck
Abbildungen: Harlequin S. A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 04/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733714055
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Livia Briatore schritt die wenigen Stufen der Metalltreppe zur Kabine des eleganten Jets hinauf. Ihr Herz hämmerte so wild, dass sie glaubte, die Schläge bis in die Haarspitzen zu spüren. Die Sonne ging gerade unter. Und die Dunkelheit, die sich über das Land legte, passte perfekt zu der düsteren Stimmung, in der sie sich die vergangenen Monate befunden hatte.
Die Crew war dieselbe wie vor zwei Jahren, als sie zum ersten Mal an Bord gekommen war. Zwar wurde sie genauso herzlich begrüßt, sah jedoch auch die fragenden Mienen.
Livia erwiderte das Lächeln, wobei die Muskeln um ihren Mund protestierten. In den vergangenen vier Monaten hatte sie kein einziges Mal gelächelt.
Beklemmende Angst stieg in ihr auf. Sie biss die Zähne zusammen, drückte den Rücken durch und hob das Kinn. Dann betrat sie die luxuriöse Kabine, in der sie die kommenden sechsundzwanzig Stunden auf dem Flug nach Fidschi verbringen würde.
Unvermittelt wurde sie hellwach, als ihr der vertraute Geruch der teuren Ledersitze in die Nase stieg, in den sich der dunkle Zitrusduft des Mannes mischte, der in einem der Sitze saß, einen aufgeklappten Laptop auf dem Schoß.
Der Schmerz traf sie so unvermittelt, dass sie beinahe gestolpert wäre.
Als Livia zum ersten Mal an Bord dieses Flugzeuges gekommen war, hatten Aufregung und Vorfreude ihr Herz schneller schlagen lassen.
Damals, als sie von demselben Flughafen in Rom abgeflogen waren, hatte sie mehr Glück empfunden, als es eigentlich auf der Welt geben konnte. Und der Mann, dessen Aufmerksamkeit jetzt ausschließlich dem Laptop galt, hatte den Start kaum abwarten können, um sie in die Schlafkabine zu ziehen und mit ihr Liebe zu machen.
Übrig geblieben war von den Flammen der Leidenschaft, die sie binnen eines Monats nach dem ersten Treffen vor den Altar geführt hatten, nur Asche. Sie schob die schmerzhaften Erinnerungen beiseite und zwang sich weiterzugehen.
Sie hatte ein Versprechen gegeben – und das würde sie halten, egal, wie sehr es wehtat.
Im Jet befanden sich vier luxuriöse, einander gegenüberliegende Sitze, dazwischen der Mittelgang. Massimo schob seine Trennwand vor, als sie diagonal von ihm Platz nahm. Nun konnte sie nur noch seine Schuhe sehen. Wie eh und je waren sie auf Hochglanz poliert – eine Eigenart von ihm, die sie früher für bezaubernd gehalten hatte. Ihr Mann war der am wenigsten eitle Mensch, den sie je kennengelernt hatte, aber immer stolz auf seine makellosen Schuhe.
Sie schloss den Sicherheitsgurt und presste die Hände fest aufeinander, um sich davon abzuhalten, auf ihre Fingernägel zu beißen. Gestern hatte sie eine teure Gelbehandlung vornehmen lassen, damit niemand merkte, dass sie bis auf die Kuppen heruntergekaut waren. Vor allem Massimo sollte das nicht sehen. Nichts an ihr sollte auf ein gebrochenes Herz hinweisen.
So gut es eben ging, hatte Livia es zusammengeflickt und einen eisernen Panzer umgelegt. Das war das einzig Gute an ihrer Kindheit: Sie hatte gelernt, alles zu überleben.
Deshalb würde sie auch die nächsten vier Tage überstehen. Vier Tage, danach brauchte sie ihn nie mehr zu sehen!
Der Pilot meldete sich über die Sprechanlage und informierte sie, dass sie bald starten würden. Bei der Ankündigung erwachte Massimo zum Leben. Er ließ die Trennwand hinunter, klappte den Laptop zu, verstaute das Gerät und legte ebenfalls den Gurt an. Nicht einmal blickte er zu ihr hinüber, aber Livia war sich jeder seiner Bewegungen überaus bewusst. Der Anblick seiner Muskeln unter dem exklusiven Hemd mit den nachlässig aufgekrempelten Ärmeln und den am Hals gelösten Knöpfen versetzte ihr einen Stich. Zweifellos hatte er die Krawatte, die er während der Konferenz in London getragen hatte, abgelegt, kaum dass er den Veranstaltungsort verlassen hatte. Massimo war ein Außenseiter, der sich nur dann an die Regeln hielt, wenn er es für notwendig hielt.
Livia wusste nur deshalb von der Konferenz, weil seine Assistentin es beiläufig in einer Mail erwähnt hatte, in der es um die Vorbereitungen für den heutigen Tag ging.
Erst als das Flugzeug zur Startbahn rollte, hob er den Blick. Unvermittelt schaute Livia in diese karamellbraunen Augen, in die sie vor langer Zeit voller Verwunderung gesehen hatte. Es war nur ein kurzer Seitenblick, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf das Fenster neben sich richtete, doch er reichte, damit sie ein flaues Gefühl im Magen bekam und sich ihre Kehle wie zugeschnürt anfühlte.
Schon lange bevor sie einander kennengelernt hatten, war ihr Massimos Gesicht vertraut gewesen. Als private Krankenschwester seines Großvaters hatte sie das Familienporträt der Briatores, das im Wohnzimmer des alten Mannes hing, unzählige Male betrachtet. Und wie magisch wurde ihr Blick stets von einem bestimmten Familienmitglied angezogen, dessen Lächeln so gezwungen wirkte. Es war ein schönes Gesicht. Schmal und lang, mit hohen Wangenknochen, einer ausgeprägten Nase und einem breiten Mund – ein Gesicht, das sowohl zu einem Bauarbeiter passte, aber auch zu einem Bankier oder Dichter. Dass es in Wahrheit zu einem der reichsten Selfmade-Milliardäre der Welt gehörte, war nicht wichtig.
Begegnet war sie ihm dann zum ersten Mal in der Kirche, in der seine Schwester heiratete.
Als sie ihn zum ersten Mal wirklich hatte lächeln sehen, hatte sich ein warmes Gefühl in ihrem Inneren ausgebreitet. Denn sie war der Grund für dieses Lächeln. Livia konnte sich nicht mehr daran erinnern, was sie gesagt hatte, aber nach unzähligen verstohlenen Blicken während der Zeremonie und der anschließenden Fotosession war sie in die Bar des Hotels gegangen, in dem die Hochzeitsparty stattfand. Plötzlich hatte sie gespürt, wie die Luft um sie herum sich elektrisch aufzuladen schien. Noch bevor sie den Kopf drehte, wusste sie, dass er neben ihr stand. Normalerweise so schlagfertig, war ihr in diesem Moment erst einmal rein gar nichts Gewitztes eingefallen. Doch was auch immer sie in diesem unbehaglichen Augenblick gesagt hatte, hatte dieses Lächeln auf seine Lippen gezaubert. Das Unbehagen verschwand, und es war, als hätten sie einander schon immer gekannt.
Und jetzt brachte er es nicht einmal über sich, sie anzuschauen.
Livia hatte keine Ahnung, wie sie ein ganzes Wochenende mit seiner Familie zum neunzigsten Geburtstag seines Großvaters überstehen und allen ein glückliches Paar vorspielen sollte.
Während unter ihm die Lichter Roms verschwanden, versuchte Massimo verzweifelt, den Nebel aus seinem Kopf zu vertreiben.
Nachdem klar war, dass er auf der Konferenz in London sprechen würde, schien es sinnvoll, anschließend nach Rom zu fliegen und Livia abzuholen. Eine logische Schlussfolgerung, ganz einfach.
Er hatte angenommen, dass es nach vier Monaten Funkstille keine große Sache war, sie wiederzusehen. Immerhin hatte er sie nicht im Geringsten vermisst. Nicht, dass er bei seinem Arbeitspensum überhaupt Zeit gehabt hatte, sie zu vermissen. Ohne die Belastung durch seine temperamentvolle Frau, die permanent seine Aufmerksamkeit einforderte, hatte er sich endlich wieder seinen Geschäften widmen können – so wie früher, bevor sie in sein Leben geschneit war und es völlig auf den Kopf gestellt hatte. An dem Tag, an dem sie gegangen war, hatte er sich das Bett für sein Büro gekauft, dessen bloße Erwähnung sie vorher so wütend gemacht hatte. Seither hatte er die meisten Nächte darin geschlafen. Es war viel bequemer als das Sofa, das er bisher benutzt hatte, wenn er bis tief in die Nacht gearbeitet und entschieden hatte, dass es zu spät war, noch nach Hause zu fahren.
Er hatte nicht erwartet, dass sich sein Puls beschleunigte und seine Hände feucht wurden, sobald er in seiner Heimatstadt landete und dieselbe Luft wie sie atmete.
Natürlich konnte er sein logisches Denken verfluchen. Warum hatte er nicht darauf bestanden, dass sie nach Los Angeles flog, wo er ohnehin auftanken musste? Sie hätte dort zusteigen können! Schade, dass es nicht möglich war, getrennt in Fidschi anzukommen, weil es den ganzen Zweck ihrer Reise zunichtemachen würde! Aber er hätte alles so arrangieren können, dass sie nur ein Minimum an Zeit gemeinsam in seinem Jet hätten verbringen müssen und nicht die ganzen sechsundzwanzig Stunden, die ein Flug ans andere Ende der Welt dauerte!
Er war alle Ausreden durchgegangen, die ihm eingefallen waren, um sie nicht mitzunehmen. Aber letztlich lief es auf einen Punkt hinaus: Es ging hier um seinen Großvater. Jimmy Seibua. Um seinen todkranken Großvater, der mit seiner Familie und einer Armee aus medizinischem Personal zu einer Kreuzfahrt von Rom nach Fidschi aufgebrochen war. Vor drei Tagen hatten sie die Insel erreicht. Allein die Freude auf dieses Wochenende hatte seinen Großvater am Leben erhalten – ein letzter Besuch in seiner Heimat, die er im Alter von zweiundzwanzig Jahren verlassen hatte. Jimmy würde seinen neunzigsten Geburtstag im Kreis seiner Liebsten auf der Insel feiern, auf der er geboren worden war und die heute Massimo besaß. Und für seinen Großvater gehörte Livia zur Familie. Er liebte sie wie eine Enkelin.
„Willst du mich den ganzen Flug über ignorieren?"
Massimo biss die Zähne zusammen, als Livias leise Stimme an sein Ohr drang.
Das war eine Eigenart seiner Frau. Sie war immer direkt. Wenn sie mit irgendetwas nicht glücklich war, stellte sie sicher, dass er es erfuhr. Lange Zeit war Massimo die Quelle all ihren Unglücks gewesen. Als sie schließlich verkündet hatte, dass sie ihn verlassen würde, hatte ihn das nicht überrascht. Stattdessen hatte er Erleichterung empfunden. Die Ehe mit Livia hatte sich von einer leidenschaftlichen Beziehung in ein Minenfeld verwandelt. Und sie fragte sich ernsthaft, weshalb er so viel Zeit bei der Arbeit verbrachte? Die letzten Monate hatte sie ihm im Bett nur den Rücken zugekehrt. Sie hatte sogar wieder angefangen, Nachthemden zu tragen.
Er schluckte den Kloß hinunter, der sich in seiner Kehle gebildet hatte. „Du warst beim Friseur", stellte er fest.
Ihr dickes kastanienbraunes Haar, das in weichen Wellen bis fast zum Po gefallen war, reichte ihr nun bis knapp über die Schultern. Außerdem wirkte es heller, honigblonde Strähnen mischten sich perfekt mit ihrer natürlichen Farbe. Livia mochte nicht die schönste Frau der Welt sein, aber für ihn war sie immer atemberaubend gewesen. Das lag an dem Gesamtpaket. Eine sexy Sirene mit einem bezaubernd lauten Lachen. Genau dieses Lachen hatte er in der Kirche gehört, während sie auf seine Schwester, die Braut, warteten. Und als er die Frau entdeckte, zu der dieses Lachen gehörte, hatte er gespürt, wie sich seine gesamte Existenz veränderte. Er war auf der Stelle verliebt gewesen. In Livia hatte er die Frau gefunden, von der er gar nicht gewusst hatte, dass er sie suchte. Zumindest hatte er das damals geglaubt.
Ihre ausdrucksstarken dunkelbraunen Augen weiteten sich, bevor sie ein ersticktes Lachen ausstieß. „Mehr fällt dir nicht ein?"
Eine Antwort wartete sie gar nicht erst ab, sondern löste den Gurt und sprang auf. Vage wurde ihm bewusst, dass sie abgenommen hatte.
Ihre sonst so sinnlichen vollen Lippen presste sie zu einer schmalen Linie zusammen, als sie an ihm vorbeiging. Einen Moment später fiel die Tür zum Badezimmer mit einem lauten Knall ins Schloss.
Massimo fuhr sich mit einer Hand übers Kinn. Er hatte nicht erwartet, dass es leicht werden würde, aber alles war tausend Mal schwerer, als er es