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Jerry hat keine Familie: Sophienlust Extra 91 – Familienroman
Jerry hat keine Familie: Sophienlust Extra 91 – Familienroman
Jerry hat keine Familie: Sophienlust Extra 91 – Familienroman
eBook115 Seiten2 Stunden

Jerry hat keine Familie: Sophienlust Extra 91 – Familienroman

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Über dieses E-Book

In diesen warmherzigen Romanen der beliebten, erfolgreichen Sophienlust-Serie ist Denise überall im Einsatz. Denise hat inzwischen aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle geformt, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt. Doch auf Denise ist Verlass.
In der Reihe Sophienlust Extra werden die schönsten Romane dieser wundervollen Erfolgsserie veröffentlicht. Warmherzig, zu Tränen rührend erzählt von der großen Schriftstellerin Patricia Vandenberg.

Im Kinderhort des Kaufhauses Loser in Sigmaringen war an diesem Tag wieder einmal Hochbetrieb. Um die Nachmittagszeit kauften viele Mütter ein und vertrauten ihre Kinder dann stets Schwester Marina an. Die fünfundzwanzigjährige Kinderschwester wusste längst, dass so manches Kind nur deshalb mitkam, weil es im Hort »abgegeben« wurde. Hier fand sich immer eine fröhliche Schar zusammen. Es wurde gemalt, gebastelt und manchmal auch so übermütig gespielt, als sei man im Freien. Auch jetzt ging es so laut zu, dass Schwester Marina eingreifen musste. Das tat sie sehr entschieden, obwohl sie diesen Übermut nur ungern bremste. Ihrer Meinung nach gehörte er zu gesunden Kindern, aber sie wollte sich von dem jungen Geschäftsführer des Kaufhauses nicht wieder vorwerfen lassen, dass sie die Zügel zu locker lasse. Jetzt kam ein kleines Mädchen herein und sagte: »Schwester Marina, draußen steht ein Mann.« Aha, dachte die Kinderschwester, Rolf Bittner hat sich schon auf die Lauer gelegt, um mir wieder eins auswischen zu können. Rolf Bittner war der Geschäftsführer, mit dem Marina in letzter Zeit immer wieder Zusammenstöße hatte. Sie wusste auch, warum er sie schikanierte. Sie hatte es nämlich abgelehnt, auf die von ihm geplanten Schäferstündchen einzugehen. Wahrscheinlich bekam er nicht oft eine Absage. Er war ein gut aussehender Mann, der es verstand, den Mädchen den Kopf zu verdrehen. Schwester Marina zog ihre weiße Schürze über dem blauweiß gestreiften Schwesternkleid zurecht, steckte ein paar vorwitzige Locken unter das Häubchen und ging zur Tür. Ihr hübsches Gesicht sah sehr entschlossen aus. Diesmal wollte sie dem Geschäftsführer sagen, dass sie es leid war, dass er sich immer wieder vor der Tür des Kinderhorts postierte. Schließlich hatte man ihr versprochen, dass sie hier selbstständig arbeiten dürfe.
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum14. März 2023
ISBN9783987577536
Jerry hat keine Familie: Sophienlust Extra 91 – Familienroman

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    Buchvorschau

    Jerry hat keine Familie - Gert Rothberg

    Sophienlust Extra

    – 91 –

    Jerry hat keine Familie

    Unveröffentlichter Roman

    Gert Rothberg

    Im Kinderhort des Kaufhauses Loser in Sigmaringen war an diesem Tag wieder einmal Hochbetrieb. Um die Nachmittagszeit kauften viele Mütter ein und vertrauten ihre Kinder dann stets Schwester Marina an.

    Die fünfundzwanzigjährige Kinderschwester wusste längst, dass so manches Kind nur deshalb mitkam, weil es im Hort »abgegeben« wurde. Hier fand sich immer eine fröhliche Schar zusammen.

    Es wurde gemalt, gebastelt und manchmal auch so übermütig gespielt, als sei man im Freien.

    Auch jetzt ging es so laut zu, dass Schwester Marina eingreifen musste.

    Das tat sie sehr entschieden, obwohl sie diesen Übermut nur ungern bremste. Ihrer Meinung nach gehörte er zu gesunden Kindern, aber sie wollte sich von dem jungen Geschäftsführer des Kaufhauses nicht wieder vorwerfen lassen, dass sie die Zügel zu locker lasse.

    Jetzt kam ein kleines Mädchen herein und sagte: »Schwester Marina, draußen steht ein Mann.«

    Aha, dachte die Kinderschwester, Rolf Bittner hat sich schon auf die Lauer gelegt, um mir wieder eins auswischen zu können.

    Rolf Bittner war der Geschäftsführer, mit dem Marina in letzter Zeit immer wieder Zusammenstöße hatte. Sie wusste auch, warum er sie schikanierte. Sie hatte es nämlich abgelehnt, auf die von ihm geplanten Schäferstündchen einzugehen.

    Wahrscheinlich bekam er nicht oft eine Absage. Er war ein gut aussehender Mann, der es verstand, den Mädchen den Kopf zu verdrehen.

    Schwester Marina zog ihre weiße Schürze über dem blauweiß gestreiften Schwesternkleid zurecht, steckte ein paar vorwitzige Locken unter das Häubchen und ging zur Tür. Ihr hübsches Gesicht sah sehr entschlossen aus. Diesmal wollte sie dem Geschäftsführer sagen, dass sie es leid war, dass er sich immer wieder vor der Tür des Kinderhorts postierte. Schließlich hatte man ihr versprochen, dass sie hier selbstständig arbeiten dürfe.

    Schwester Marina hatte sich umsonst auf den Zusammenstoß mit Rolf Bittner vorbereitet.

    Vor der Tür stand ein Mann, den sie nicht kannte. Er hatte einen kleinen Jungen an der Hand. Es war ein allerliebstes Kerlchen mit dunkelblondem Haar und großen braunen Augen in einem runden Gesicht.

    »Wollen Sie den Jungen in den Hort bringen?«, fragte Schwester Marina den mittelgroßen schlanken Mann, der aussah wie ein Dreißigjähriger.

    »Nein«, antwortete er. Doch das klang unsicher.

    Schon verbesserte er sich. »Ich wollte schon, aber es ist so laut da drin, und Jerry ist nicht gewöhnt, bei Kindern zu sein.« Auf einmal sprach er schneller. »Aber ich müsste dringend ein paar Einkäufe machen.«

    Die Blicke des Mannes ließen Schwester Marina nicht los, doch sie spürte das Fragen und Forschen in seinen Augen nicht, weil sie sich jetzt zu dem kleinen Jungen hinabbeugte. »Jerry heißt du?«, fragte sie. »Das hört sich ja an, als wärst du ein kleiner Engländer.«

    »Nein, das ist er nicht«, sagte der Mann rasch. »Ich werde ihn doch bei Ihnen lassen. Sind Sie Schwester Marina Becker?«

    Schwester Marina richtete sich auf. Sie war sehr erstaunt. »Wieso kennen Sie meinen Namen so genau?«

    Das schmale Gesicht des Mannes wurde unruhig. Er versuchte zu lächeln, aber das gelang ihm nicht recht. »Die Leute, bei denen ich in Sigmaringen wohne, haben mir Ihren Namen genannt. Sie haben gesagt, dieser Schwester können Sie den Jungen getrost anvertrauen, sie kommt mit allen Kindern zurecht.«

    Jerry hatte Schwester Marinas Hand ergriffen. Er sah jetzt gar nicht ängstlich aus.

    Die Kinderschwester öffnete die Tür. »Bitte, kommen Sie mit. Ich muss Ihren Namen und Ihre Adresse notieren.«

    »Wozu?«, fragte der Mann. Er war schon auf dem Sprung wegzugehen.

    »Das ist Vorschrift. Ich darf den Jungen sonst nicht hier behalten.« Wieder sah die Schwester den Mann erstaunt an. Seine Art beunruhigte sie.

    Aber jetzt folgte er ihr zu dem Schreibtisch in dem Kinderhort und sagte plötzlich sehr willig: »Ich heiße Bernd Zimmermann und wohne in der Bodenseestraße siebenundzwanzig in Sigmaringen.«

    Ein größeres Kind zupfte Schwester Marina am Ärmel. »Die Kleinen machen immerzu Streit«, beschwerte es sich.

    Die Kinderschwester wandte sich dem kleinen Mädchen zu.

    »Onkel!«, rief da der kleine Jerry plötzlich. Sein Gesicht verzog sich dabei zum Weinen.

    Der Platz, auf dem eben noch Bernd Zimmermann gestanden hatte, war leer. Die Tür schloss sich gerade hinter ihm.

    Ein komischer Kauz, dachte Schwester Marina. Sie stand vom Schreibtisch auf und führte Jerry zu den Kindern, die auf einer Tafel mit bunter Kreide malten. »Ob du das auch kannst, Jerry?«, fragte sie und drückte dem Jungen ein Stück Kreide in die Hand.

    Zaghaft fasste der Kleine danach.

    Er könnte drei Jahre alt sein, dachte Schwester Marina. Ich habe den Vater nicht einmal danach gefragt. Nein, nicht den Vater. Der Junge hat eben Onkel zu dem Mann gesagt.

    Schwester Marina blieb unruhig, obwohl Jerry so eifrig zu malen begann, dass sie daran ihre Freude hätte haben können. Jedenfalls sah der Junge keineswegs ängstlich aus, wie dieser Bernd Zimmermann behauptet hatte. Im Gegenteil, Jerry schien sich bei den Kindern sehr wohlzufühlen.

    Das zeigte sich immer deutlicher, je mehr Zeit verging. Die meisten Kinder wurden schon abgeholt. Bernd Zimmermann kam jedoch nicht. Schließlich war Schwester Marina mit Jerry allein. Sie nahm ihn an die Hand, um mit ihm ins Büro zu gehen und Bernd Zimmermann ausrufen zu lassen.

    Als Schwester Marina auf einen Flur kam, von dem aus sie in die Verkaufsräume sehen konnte, erschrak sie. Die Waren an den Ständen waren schon abgedeckt. Nur an den Kassen standen noch Verkäuferinnen.

    Schwester Marina sah auf die Uhr. Erst jetzt merkte sie, dass es bereits eine Viertelstunde nach Ladenschluss war. Und Bernd Zimmermann hatte den kleinen Jerry nicht abgeholt.

    Als sie mit dem Jungen ins Büro kam und erzählte, was passiert war, sagte der Geschäftsführer: »Und so etwas kann Ihnen passieren, Schwester Marina? Sie tun doch immer, als ob Sie vollkommen selbstständig arbeiten könnten. So scheint es aber nicht zu sein, was soll jetzt mit dem Jungen geschehen? Wir werden die Polizei verständigen müssen.«

    »Dagegen habe ich nichts. Was sollte ich zu fürchten haben?«, fragte Schwester Marina. Sie wappnete sich wieder einmal gegen die ironische und angriffslustige Art Rolf Bittners, aber sie konnte ihre Unruhe kaum verbergen. Jetzt wusste sie noch besser, wie merkwürdig ihr das Benehmen dieses Bernd Zimmermann vorgekommen war. Aber hätte sie ahnen können, dass er den kleinen Jerry nicht mehr abholen würde?

    Rolf Bittner ging ans Telefon. Er sah ganz danach aus, als freue er sich über diesen Hereinfall von Schwester Marina.

    Wenig später kamen zwei Polizisten.

    Jerry drückte sich an Schwester Marina. So klein er auch war, er hatte inzwischen doch gemerkt, dass er im Mittelpunkt großer Aufregung stand. Auf alle Fragen schwieg er. Dabei sah er weniger trotzig als hilflos aus.

    Schwester Marinas ganzes Mitgefühl galt dem Jungen.

    Sie spürte, dass etwas passiert war, was ihr noch lange zu schaffen machen würde.

    Die Polizisten nahmen sie mit dem Jungen mit auf das Revier. Dort musste sie warten, bis ein Polizeiwagen aus der Bodenseestraße siebenundzwanzig zurückkam.

    Als es so weit war, hörte Schwester Marina etwas, was sie eigentlich schon erwartet hatte. In dem Haus Nummer siebenundzwanzig kannte man keinen Bernd Zimmermann, und niemand konnte sich an den kleinen Jerry erinnern.

    »Der Junge ist also ausgesetzt worden«, sagte ein Wachtmeister. »Wieder einmal etwas Neues, ein Kind im Hort eines Kaufhauses zurückzulassen. Wenn aus dem Jungen wenigstens etwas herauszukriegen wäre! Schaffen Sie das wirklich nicht, Schwester Marina? Sie verstehen es doch besser, mit Kindern umzugehen als wir Männer.«

    Schwester Marina strich dem Jungen über das Haar und drückte ihn an sich. »Es hat keinen Sinn, länger auf ihn einzureden«, sagte sie leise. »Darf ich ihn mit in meine Wohnung nehmen? Vielleicht kann ich ihn dort dazu bewegen, mir etwas zu verraten. Aber ich fürchte, viel wird es nicht sein, womit er uns weiterhelfen kann. Meiner Meinung nach ist er höchstens drei Jahre alt.«

    Die Polizisten waren erleichtert über den Vorschlag der Kinderschwester. Sie brachten sie mit dem Jungen zu ihrer kleinen Wohnung. Die Fahndung nach Bernd Zimmermann sollte sofort einsetzen.

    Das Erste, was der kleine Jerry in der Wohnung sprach, war die Frage: »Bleibe ich jetzt bei dir, Tante?«

    »Ja, vorläufig bleibst du bei mir, Jerry.« Marina zog den Jungen auf ihren Schoß. »Hast du Hunger?«, fragte sie.

    Der Junge nickte. Bereitwillig ging er mit ihr in die Kochnische. Dort sah er sich neugierig um. Seitdem er mit Marina allein war, benahm er sich wieder zutraulicher. Als sie ihm ein Brot mit Schinken belegte, griff er gleich danach und biss herzhaft

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