Wer andern eine Grube gräbt …: Fürstenkrone 262 – Adelsroman
Von Marisa Frank
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Über dieses E-Book
Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit.
"Fürstenkrone" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
Es war ein wunderschöner Frühlingstag, die Birken und Weiden auf Gut Wornstein hatten sich mit den ersten grünen Blättern geschmückt. Vater und Tochter, die sehr naturverbunden waren, genossen diesen Tag. Der Stallbursche hatte ihnen ihre Lieblingspferde gesattelt, und nun galoppierten sie über Wiesen und Felder. Die Grenzen zu ihrem Besitz hatten sie schon lange hinter sich gelassen. Prinzessin Silja merkte, daß ihr Vater seinen Rappen zügelte, und wandte enttäuscht den Kopf. Wollte er etwa schon umkehren? »Los, Papa!« rief sie ihm zu. »Nur keine Müdigkeit vorschützen! Bis zum Waldsee sollten wir auf alle Fälle noch reiten, dort können wir ja eine Pause einlegen.« Rudolf Fürst von Wornstein lächelte. Sie war ein richtiger Wildfang, seine Tochter. dunklen, kurzgeschnittenen Haaren sah sie fast wie ein Junge aus. Leider benahm sie sich des öfteren auch so. Das war natürlich kein Wunder, denn Silja war ohne Mutter aufgewachsen. Fünf Jahre war sie erst alt gewesen, als ihre Mutter gestorben war, und er hatte es nicht übers Herz gebracht, sie in ein Internat zu geben. Er wußte aber, daß es jetzt höchste Zeit war, ihre Freiheit zu beschneiden. Nächsten Monat würde Silja ih-ren einundzwanzigsten Geburtstag feiern, ein Grund mehr, sie endlich in die Gesellschaft einzuführen. Er lockerte die Zügel etwas, drückte seine Knie in die Seiten seines Rappen und ritt langsam auf seine Tochter zu. »Papa, was ist los?«
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Buchvorschau
Wer andern eine Grube gräbt … - Marisa Frank
Fürstenkrone
– 262 –
Wer andern eine Grube gräbt …
Unveröffentlichter Roman
Marisa Frank
Es war ein wunderschöner Frühlingstag, die Birken und Weiden auf Gut Wornstein hatten sich mit den ersten grünen Blättern geschmückt. Vater und Tochter, die sehr naturverbunden waren, genossen diesen Tag. Der Stallbursche hatte ihnen ihre Lieblingspferde gesattelt, und nun galoppierten sie über Wiesen und Felder. Die Grenzen zu ihrem Besitz hatten sie schon lange hinter sich gelassen. Prinzessin Silja merkte, daß ihr Vater seinen Rappen zügelte, und wandte enttäuscht den Kopf. Wollte er etwa schon umkehren?
»Los, Papa!« rief sie ihm zu. »Nur keine Müdigkeit vorschützen! Bis zum Waldsee sollten wir auf alle Fälle noch reiten, dort können wir ja eine Pause einlegen.«
Rudolf Fürst von Wornstein lächelte. Sie war ein richtiger Wildfang, seine Tochter. Mit ihren
dunklen, kurzgeschnittenen Haaren sah sie fast wie ein Junge aus. Leider benahm sie sich des öfteren auch so. Das war natürlich kein Wunder, denn Silja war ohne Mutter aufgewachsen. Fünf Jahre war sie erst alt gewesen, als ihre Mutter gestorben war, und er hatte es nicht übers Herz gebracht, sie in ein Internat zu geben. Er wußte aber, daß es jetzt höchste Zeit war, ihre Freiheit zu beschneiden. Nächsten Monat würde Silja ih-ren einundzwanzigsten Geburtstag feiern, ein Grund mehr, sie endlich in die Gesellschaft einzuführen. Er lockerte die Zügel etwas, drückte seine Knie in die Seiten seines Rappen und ritt langsam auf seine Tochter zu.
»Papa, was ist los?« Die Prinzessin runzelte die Stirn.
»Nichts!« Ihr Vater zwang sich wieder zu einem Lächeln. »Entschuldige, ich habe gerade an etwas gedacht. Wir sollten uns einmal ausführlich darüber unterhalten.«
»Einverstanden!« Silja tätschelte den Hals ihrer Stute, die bereits ungeduldig mit den Hufen scharrte. »Aber machen wir das nicht täglich?« Sie hob wieder den Kopf und schenkte ihrem Vater ein Lächeln. »Laß uns doch bis zum Waldsee reiten. Wollen wir um die Wette reiten?« Ihre Augen blitzten auf. »Mal sehen, ob du es noch schaffst und schneller bist als ich.«
Fürst Rudolf schmunzelte. Er wußte, daß seine Tochter eine ausgezeichnete Reiterin war. Ihre Liebe gehörte den Pferden, und täglich konnte man sie auf der Koppel antreffen. »Wieviel Vorsprung soll ich dir lassen?«
Silja trieb ihr Pferd an die Seite des Vaters. »Auf los geht’s los!« Sie warf ihrem Vater noch einen raschen Seitenblick zu, dann rief sie: »Los!« Sie schnalzte mit der Zunge, ihre Stute streckte sich und schoß davon.
Fürst Rudolf zögerte nicht, er beugte sich über den Hals seines Rappen und galoppierte hinter seiner Tochter her. Auch seine Frau war eine gute Reiterin gewesen, mit ihr war er fast täglich ausgeritten. Die Jahre fielen von ihm ab, er wurde wieder jung, fühlte sich herausgefordert. Bald hatte er seine Tochter eingeholt, aber so sehr er sein Pferd auch anfeuerte, es gelang ihm nicht, Silja zu überholen. Gleichzeitig sprangen sie über einen kleinen Wasserlauf, dann lag auch schon der Waldsee vor ihnen. Nun schwangen sie sich von den Pferderücken und lachten sich an.
»Das war herrlich! Und ich muß gestehen, du bist eine vorzügliche Reiterin.«
»Das Kompliment kann ich nur zurückgeben. Du reitest wie ein Junge.« Silja lachte übermütig. Über den Pferderücken hinweg betrachtete sie dabei ihren Vater. »Du bist auch noch nicht alt«, stellte sie dann fest.
»Nun ja! Die Jahre sind vergangen.« Fürst Rudolf führte seinen Rappen zum Zaun und band ihn dort fest. Er dachte gar nicht daran, seiner Tochter zu verraten, daß er kurz zuvor an ihre Mutter gedacht hatte. Aber er ahnte nicht, daß sich seine Tochter seinetwegen auch so ihre Gedanken machte.
Silja ergriff ihr Pferd am Zügel und folgte ihrem Vater. Er nahm ihr die Zügel aus der Hand und band ihre Stute nun ebenfalls am Zaun fest. Erneut betrachtete sie ihn nachdenklich. »Du bist ein richtiger Kavalier, Papa! Ich bin sicher, daß du eine Frau sehr glücklich machen würdest.«
»Aber Kind!« Fürst Rudolf konnte nichts dagegen tun, aber seine Wangen färbten sich.
»Du solltest einmal darüber nachdenken«, fuhr Silja eifrig fort. Bereits seit einiger Zeit hegte sie solche Gedanken. »Warum lebst du eigentlich so zurückgezogen?«
»Das ist eine gute Frage!« Fürst Rudolf legte seiner Tochter den Arm um die Schultern. »Ich liebe das Landleben, es ist einfach schön hier! Du konntest hier ungestört aufwachsen.«
»Du hast also bei diesem Entschluß an mich gedacht?« Forschend blickte Silja ihrem Vater ins Gesicht. Das hatte sie befürchtet, nein, sie hatte es im Grunde gewußt.
Die Miene ihres Vaters verschloß sich. »Ich wollte ohne deine Mutter nicht länger in der Stadt leben. Was sollte ich dort ohne sie? Wir hatten viele gesellschaftliche Verpflichtungen. Deine Mutter war in der High Society sehr beliebt. Es gab kein Fest, zu dem sie nicht eine Einladung erhalten hatte.« Er sprach langsam, die Erinnerung schmerzte ihn auch noch nach all den Jahren. Er war sehr glücklich mit seiner Frau gewesen. »Wir sind sehr viel gereist, und du warst immer dabei. Das war schön!«
»Du solltest wieder reisen.«
»Ich? Nein!« Dieser Vorschlag entsetzte den Fürsten sogar. »Aber du solltest es tun. Wir leben hier wirklich sehr zurückgezogen. Wann bist du denn das letzte Mal in der Stadt gewesen?«
»Was soll ich denn in der Stadt?« Silja lachte.
»Zum Beispiel einkaufen! Andere Mädchen in deinem Alter schwärmen sicherlich von der neuesten Mode. Es gibt bestimmt schon sehr schicke Sommerkleider.«
»Was soll ich mit Kleidern? Ich fühle mich in der Reithose am wohlsten.«
Fürst Rudolf nickte. Seine Miene war jetzt sehr ernst. »Gerade darüber habe ich mit dir sprechen wollen. Ich habe versucht, dir die Mutter zu ersetzen, aber offensichtlich habe ich dabei einen großen Fehler gemacht.«
»Wie? Du bist doch der beste Vater, den man sich nur wünschen kann.« Silja sagte dies mit großer Überzeugung. »Ich hatte eine wunderschöne Kindheit. Mir hat es an nichts gefehlt.«
»Du hattest zuviel Freiheit. Du bist wie ein Junge aufgewachsen.«
Silja stutzte. »Du scheinst dir ja ernsthafte Sorgen zu machen?«
»Das tu ich! Du hättest schon längst in die Gesellschaft eingeführt werden müssen. Ich habe versäumt…«
»Aber Papa!« Silja schob die Hand unter den Arm ihres Vaters. »Ich bin erwachsen, du mußt nicht mehr ständig an mich denken oder auf mich Rücksicht nehmen. Ich finde es wunderbar, wenn du Zeit findest, um mit mir auszureiten. Wollen wir uns setzen?« Sie zog ihren Vater zu einer Bank, die dicht am Ufer des Sees stand. »Also, Papa, sieh mich an! Ich bin erwachsen. Ich werde bald Einundzwanzig.«
»Ich weiß, und genau darum geht es. Vielleicht solltest du den Sommer über zu deiner Tante Grit nach München gehen.«
Silja schnitt eine Grimasse. »Du meinst, daß mir Tante Grit bessere Manieren beibringen soll?«
»Nicht nur das!« Mißbilligend verzog sich das Gesicht des Fürsten. Seine Schwester Grit hatte sicher recht, wenn sie ihn darauf hinwies, daß seine Tochter ein loses Mundwerk hatte. »Sie soll dich zu gesellschaftlichen Anlässen mitnehmen. Du mußt junge Leute kennenlernen.«
Silja lachte laut heraus.
Fürst Rudolf verstand nicht, was das nun sollte, und verzog ärgerlich das Gesicht.
»Entschuldige! Aber du sagst jetzt gerade dasselbe, was ich auch sagen wollte. Du sollst nicht mehr nur an mich denken, sondern auch wieder an dich selbst. Du solltest dich bei gesellschaftlichen Anlässen wieder sehen lassen. Mama und du, ihr hattet doch sicher viele Freunde. Diese Freundschaften hast du in den letzten Jahren überhaupt nicht gepflegt.«
Dazu konnte der Fürst nichts sagen, denn es stimmte. Doch da fuhr seine Tochter auch schon fort: »Unter den Bekannten waren damals bestimmt auch Frauen. Du bist derjenige, der sich wieder amüsieren sollte. Ich weiß, daß du die ganzen Jahre auf mich Rücksicht genommen hast.«
»Das ist