Dein Glück ist mein Glück: Mami Bestseller 68 – Familienroman
Von Gisela Heimburg
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Über dieses E-Book
Mami ist als Familienroman-Reihe erfolgreich wie keine andere! Seit über 40 Jahren ist Mami die erfolgreichste Mutter-Kind-Reihe auf dem deutschen Markt!
So etwas Schönes hatte Sabine noch nie gesehen: eine schneeweiße Hochzeitskutsche, davor zwei Schimmel wie aus dem Märchen, blumengeschmückt, mit wallenden Mähnen, ungeduldig scharrend. Die Kutsche stand vor der Kirche, wartete offenbar auf das Brautpaar, das sich gerade vor dem Traualtar das Jawort fürs Leben gab. Hinter den dicken Mauern jubilierte die Orgel ihre Freudenbotschaft hinaus. Wieder hatten sich zwei Menschen gefunden, die gemeinsam den Stürmen des Lebens trotzen wollten! Auf der gegenüberliegenden Straßenseite waren ein paar schaulustige Passanten stehengeblieben. Der betagte Kutscher sah auf seine Taschenuhr, kletterte umständlich vom Bock und verschwand steifbeinig im Gasthaus »Zum goldenen Lamm«, das nicht weit entfernt an der Straße lag. Sabine trippelte von einem Fuß auf den anderen. Sie konnte nicht widerstehen. Eifrig näherte sie sich dem herrlichen Gefährt. Schon war sie auf den Bock gestiegen. War das ein Gefühl! Nichts konnte herrlicher sein! Wenn ich groß bin, werde ich Kutscher – oder Kutscherin! dachte die Achtjährige begeistert. Nichts anderes, nicht mehr Friseuse und auch nicht Verkäuferin in der Konditorei, nur noch Kutscherin! Hingerissen betrachtete sie die Pferde, die temperamentvoll am Geschirr zerrten und offensichtlich nichts sehnlicher wünschten, als sich in Trab setzen zu dürfen. Die Begeisterung siegte wieder einmal über Sabines Vernunft. Schon hatte sie die Zügel losgeschlungen. Schon zogen die feurigen Schimmel an.
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Rezensionen für Dein Glück ist mein Glück
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Buchvorschau
Dein Glück ist mein Glück - Gisela Heimburg
Mami Bestseller
– 68 –
Dein Glück ist mein Glück
Hab ich dich endlich wieder!
Gisela Heimburg
So etwas Schönes hatte Sabine noch nie gesehen: eine schneeweiße Hochzeitskutsche, davor zwei Schimmel wie aus dem Märchen, blumengeschmückt, mit wallenden Mähnen, ungeduldig scharrend.
Die Kutsche stand vor der Kirche, wartete offenbar auf das Brautpaar, das sich gerade vor dem Traualtar das Jawort fürs Leben gab. Hinter den dicken Mauern jubilierte die Orgel ihre Freudenbotschaft hinaus. Wieder hatten sich zwei Menschen gefunden, die gemeinsam den Stürmen des Lebens trotzen wollten!
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite waren ein paar schaulustige Passanten stehengeblieben.
Der betagte Kutscher sah auf seine Taschenuhr, kletterte umständlich vom Bock und verschwand steifbeinig im Gasthaus »Zum goldenen Lamm«, das nicht weit entfernt an der Straße lag.
Sabine trippelte von einem Fuß auf den anderen. Sie konnte nicht widerstehen. Eifrig näherte sie sich dem herrlichen Gefährt. Schon war sie auf den Bock gestiegen.
War das ein Gefühl! Nichts konnte herrlicher sein!
Wenn ich groß bin, werde ich Kutscher – oder Kutscherin! dachte die Achtjährige begeistert. Nichts anderes, nicht mehr Friseuse und auch nicht Verkäuferin in der Konditorei, nur noch Kutscherin!
Hingerissen betrachtete sie die Pferde, die temperamentvoll am Geschirr zerrten und offensichtlich nichts sehnlicher wünschten, als sich in Trab setzen zu dürfen.
Die Begeisterung siegte wieder einmal über Sabines Vernunft. Schon hatte sie die Zügel losgeschlungen. Schon zogen die feurigen Schimmel an. Die Kutsche ruckte.
Ach so, die Bremse! Ein paar flinke Drehungen, und schon sauste das Gefährt die Straße entlang. Hinter sich hörte das kleine Mädchen Lachen und Rufe. Die Pferdehufe schlugen gleichmäßig auf den Asphalt, eine wundervolle Melodie.
»Hüah!« rief Sabine. »Schneller!«
Offenbar kannten die Pferde ihren Weg heimwärts. Sie bogen hinter der Kirche von allein nach links, so daß sie die kleine Stadt bald hinter sich gelassen hatten.
Da, aus einem Nebenweg schoß ein Auto. Der Fahrer trat hart auf die Bremse und begann gleichzeitig zu hupen.
Da bäumten sich die Schimmel auf und gingen durch, jagten wie die wilden Teufel die Landstraße entlang. Eine leichte Kurve – die Kutsche schleuderte, fuhr sekundenlang nur noch auf zwei Rädern.
Sabine ließ die Zügel fahren und klammerte sich verzweifelt am Sitz fest.
Von einem Augenblick zum anderen hatte sich das herrliche Abenteuer in eine Höllenfahrt des Schreckens verwandelt.
»Halt, bleibt doch stehen!« schrie die Achtjährige verzweifelt. »Halt! Halt!«
Die Pferde waren wie von Sinnen. Ein Auto, das ihnen entgegenkam, steuerte in den Straßengraben, um einen Zusammenstoß zu vermeiden.
Wie im Alptraum sah Sabine das Gesicht des Mannes hinter der Windschutzscheibe, schreckverzerrt, totenbleich.
Weiter ging die wilde Jagd, haarscharf an einigen Apfelbäumen vorbei. Sabinchen mußte sich ducken, um von den herabhängenden Zweigen nicht vom Bock gefegt zu werden. Ein Ast traf ihren Arm, es tat sehr weh. Aber schlimmer war die Furcht. Jeden Moment mußte die Kutsche kippen – und dann… und dann…
In diesem Moment sah Sabine neben sich den Schatten eines Wagens. Sie ahnte nicht, daß es derselbe war, der soeben in den Graben geschlittert war. In einem tollkühnen Überholmanöver raste der Fahrer an ihr vorbei, bis er einen großen Vorsprung hatte, dann bremste er, sprang heraus. Warf sich den galoppierenden Pferden entgegen.
»O nein!« schrie Sabine noch auf. Sie preßte verzweifelt die Augen zu. Das wollte sie nicht sehen, das konnte sie nicht sehen!
Sie hörte das Wiehern der Schimmel, spürte, wie sich die Fahrt verlangsamte, hörte ein paar wilde Schreie.
Sie wagte kaum, die Lider zu heben.
Vorsichtig blinzelte sie durch die Wimpern.
Ihr Herz wurde plötzlich so leicht wie ein kleiner Vogel. Denn sie sah, daß der fremde Mann nicht überfahren war. Sein Gesicht leuchtete so rot wie ein Weihnachtsapfel, das blonde Haar hing ihm in die schweißbedeckte Stirn, aber verletzt war er nicht. Gott sei Dank! Die Schimmel hatten sich beruhigt und ließen sich an den Rand der Straße führen.
Der Fremde sprang hinzu, kurbelte die Bremse fest und versuchte die Zügel zu entwirren, die sich um die Deichsel verschlungen hatten.
Jetzt, da die Gefahr vorüber war, wäre Sabine beinahe vom Bock gesunken. Ihr war mulmig im Bauch. Ihre Knie hatten sich in Wattebällchen verwandelt.
Als sie matt nach vorn sank, fing der Fremde sie auf.
»Hoppla!« Er hob sie vom Bock. »Machst du das öfter, meine Kleine?«
Sabine konnte nicht antworten, sondern nur ängstlich den Kopf schütteln.
»Deine Mutti wird einen ganz schönen Schrecken bekommen, wenn sie von deinem Abenteuer erfährt.«
»Ich – ich hab’ keine Mami mehr«, brachte Sabine mühsam mit zitternden Lippen hervor.
»Na, dann dein Vati.« Der junge Mann rang nach Luft.
»Ich hab’ auch keinen Vati«, erwiderte das kleine Mädchen traurig.
»Ach! Dann sind wir ja beide Waisenkinder. Ich habe auch keine Eltern mehr.«
»Ja, aber Sie sind schon groß.«
»Neunzehn Jahre bin ich. Sooo groß ist das nun auch wieder nicht. Ich habe meine Eltern ziemlich vermißt, das darfst du mir glauben. Meine Mutter starb, als ich fünfzehn war. Seitdem lebe ich bei meiner Oma. Und du?«
»Ich war im Kinderheim, aber jetzt bin ich bei Leuten.«
»Bei Pflegeeltern? – Wie heißen sie denn?«
»Luckner.«
»Die Bäckerei Luckner etwa?«
»Ja, ich bin da noch nicht lange. Mir gefällt es da überhaupt nicht, obwohl ich immer den Kuchen essen darf, der im Laden übrig bleibt. Ich glaube, die Leute können mich nicht leiden.«
Der junge Mann strich spontan über die zerzausten braunen Haare des Kindes. »So etwas darfst du nicht denken. Die Luckners hätten sich bestimmt kein Waisenkind aus dem Heim geholt, wenn sie es nicht liebhätten. Ich kenne deine Pflegeeltern übrigens, in dem Laden kaufen wir immer unser Brot.«
»Ich habe Sie aber noch nie gesehen.«
»Na ja, meistens kauft meine Oma ein.«
»Ich habe nicht mal eine Oma.«
»Du tust mir wirklich leid. Wie alt bist du denn? Sieben?«
»Acht schon. Neulich hab’ ich geträumt, ich hätte eine Oma und einen Opa. Das war so schön. Dann bin ich aufgewacht und hätte am liebsten geheult, weil es doch bloß ein Traum war.«
»Meine arme Kleine.« Er legte den Arm um ihre schmalen Schultern und drückte sie an sich. Plötzlich blickte er auf. »Ich glaube, da kommt jemand, der meint dich. Erzähle mir schnell, wo du die Kutsche her hast?«
»Sie stand vor der Kirche. Ich – ich wollte bloß mal auf den Kutschbock. Die Pferde sind fast ganz von allein losgegangen.«
Auf der Straße war eine schwarzgekleidete Gestalt aufgetaucht, die mit dem Zylinder, den sie in der Hand hielt, wild hin und her fuchtelte.
»Ich hau’ lieber ab!« flüsterte Sabine.
»Halt, hiergeblieben! Wenn man was ausgefressen hat, muß man dafür auch geradestehen. Oder bist du anderer Meinung?«
Es gefiel Sabine, daß er mit ihr wie mit einer Erwachsenen redete. »Ja…, nein.« Ein trotziger Ausdruck malte sich auf dem hübschen Kindergesicht.
»Wir hatten noch nicht einmal Zeit, uns vorzustellen«, lächelte der junge Mann. »Ich heiße Klaus Schneider. Und du?«
»Sabine. Aber meine Mami hat immer Biene zu mir gesagt.«
»Mir scheint, du bist eher eine Hummel, eine wilde braune Hummel.«
Das kleine Mädchen klatschte vor Vergnügen in die Hände und strahlte. »Das gefällt mir!«
»So, das gefällt dir. Eigentlich war es nicht als Kompliment gedacht – oder doch?« murmelte Klaus Schneider vor sich hin.
Inzwischen war der Kutscher herbeigekommen, schnaufend und sich mit einem riesigen Taschentuch den Schweiß von der Stirn wischend. Sein hochrotes Gesicht ließ nichts Gutes ahnen. Seine Augen wetterleuchteten drohend. Unwillkürlich faßte Sabine nach der Hand des jungen Mannes, der sie gerettet hatte.
Der Kutscher schob sein Taschentuch in die Jacke. »Hast du die unverschämte Kröte angehalten? Du bist doch der Enkel von der alten Frau Schneider?«
»Genau.«
»Gut, daß du sie angehalten hast. So ein verflixtes Luder. Das wird ihr noch leid tun! Ich werde…«
»Moment, Moment«, fiel der junge Mann dem betagten Kutscher ins Wort. »Die Pferde sind durchgegangen, verstehen Sie, regelrecht durchgegangen. Da hätte ein schlimmes Unglück passieren können!«
»Oje, die Kutsche! Meine schöne Kutsche, die wäre jetzt vielleicht ein Trümmerhaufen, wenn du nicht eingegriffen hättest. Danke, fürs erste, mein Lieber. Ich lade dich mal zu einem Bier und einem Schnaps ein. Und du…«, wandte er sich wutschäumend an das kleine Mädchen, »du kannst dich auf einiges gefaßt machen! Dir werde ich die Hammelbeine langziehen! So ein Früchtchen! Deinen Eltern werde ich was erzählen!«
»Augenblickchen mal«, ergriff Klaus Schneider gelassen das Wort, »Sie denken nur an Ihre schöne Kutsche? Und wenn dem Kind etwas zugestoßen wäre?«
»Die ist doch selber schuld, die rotzfreche Göre! So eine Unverschämtheit! Die bekommt erst einmal ein paar rechts und links hinter die Ohren!«
Klaus Schneider richtete sich zu voller