Einer Mutter größtes Glück: Mami Bestseller 51 – Familienroman
Von Corinna Volkner
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Über dieses E-Book
Mami ist als Familienroman-Reihe erfolgreich wie keine andere! Seit über 40 Jahren ist Mami die erfolgreichste Mutter-Kind-Reihe auf dem deutschen Markt!
Waltraud Böhm saß bei ihrer Mutter in der gemütlichen Küche und ließ sich ein verspätetes Mittagessen schmecken. In diesem Augenblick ahnte die junge Hebamme nicht, was ihr der Tag noch Schreckliches bringen sollte. »Nun erzähl doch mal, Kind«, drängte Frau Böhm und betrachtete ihre hübsche Tochter voller Stolz. Tüchtig war sie in ihrem Beruf, äußerst beliebt bei den werdenden Müttern, obwohl sie erst seit zwei Jahren als Hebamme in St. Blasien tätig war. Und nun hatte sogar der größte Bauer anstatt der alten Frau Speidel, eine erfahrene Frau, ihre Waltraud zur Geburt seines ersten Kindes auf den Hof geholt. »Was ist es denn? Ein Junge? Hat die Veronika dem Bauern den ersehnten Erben geschenkt? So rede doch schon, Mädel«, bat sie ungeduldig. Lächelnd nickte Waltraud. »Ja, Mama, es ist ein prachtvoller Junge, und die Veronika hat sich tapfer gehalten, obwohl es nicht leicht war für sie.« »Wie schön! Da war wohl eitel Freude beim Grasegger.« Frau Böhm erhob sich vom Küchenstuhl, trat an den Herd, um für ihre abgekämpfte Tochter einen Kaffee aufzubrühen. Ihr Blick ging dabei aus dem Fenster, und seufzend mußte sie feststellen, daß der Sturm eher noch zugenommen hatte. Dabei wirbelten dicke Schneeflocken vom Himmel. »Die Frau Speidel kann heilfroh sein, daß du ihr in diesem Winter einen Teil der Geburten abnimmst, Waltraud«
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Buchvorschau
Einer Mutter größtes Glück - Corinna Volkner
Mami Bestseller
– 51 –
Einer Mutter größtes Glück
Waltraud sehnt sich nach Kindern
Corinna Volkner
Waltraud Böhm saß bei ihrer Mutter in der gemütlichen Küche und ließ sich ein verspätetes Mittagessen schmecken.
In diesem Augenblick ahnte die junge Hebamme nicht, was ihr der Tag noch Schreckliches bringen sollte.
»Nun erzähl doch mal, Kind«, drängte Frau Böhm und betrachtete ihre hübsche Tochter voller Stolz. Tüchtig war sie in ihrem Beruf, äußerst beliebt bei den werdenden Müttern, obwohl sie erst seit zwei Jahren als Hebamme in St. Blasien tätig war. Und nun hatte sogar der größte Bauer anstatt der alten Frau Speidel, eine erfahrene Frau, ihre Waltraud zur Geburt seines ersten Kindes auf den Hof geholt.
»Was ist es denn? Ein Junge? Hat die Veronika dem Bauern den ersehnten Erben geschenkt? So rede doch schon, Mädel«, bat sie ungeduldig.
Lächelnd nickte Waltraud. »Ja, Mama, es ist ein prachtvoller Junge, und die Veronika hat sich tapfer gehalten, obwohl es nicht leicht war für sie.«
»Wie schön! Da war wohl eitel Freude beim Grasegger.« Frau Böhm erhob sich vom Küchenstuhl, trat an den Herd, um für ihre abgekämpfte Tochter einen Kaffee aufzubrühen. Ihr Blick ging dabei aus dem Fenster, und seufzend mußte sie feststellen, daß der Sturm eher noch zugenommen hatte. Dabei wirbelten dicke Schneeflocken vom Himmel.
»Die Frau Speidel kann heilfroh sein, daß du ihr in diesem Winter einen Teil der Geburten abnimmst, Waltraud«, meinte sie und kehrte zurück an den Tisch, wo ihre Tochter schlaftrunken aufschreckte. Herrje! Die Ärmste schlief ja mit offenen Augen.
Doch nun reckte Waltraud ihre geschmeidigen Glieder, seufzte und gab zurück: »Ist wohl auch viel zu anstrengend für die alte Frau. Doch sie versorgt den Säugling der Veronika.«
Das fand Frau Böhm sehr gut. »Fein, Waltraud! So fühlt sich die Speidel nicht völlig übergangen. Doch du hast recht. Mit dem Fahrrad käme Frau Speidel jetzt kaum rechtzeitig zu den einzelnen Gehöften und Pensionen. Da hast du es doch mit dem Wagen um einiges besser.«
»Mein Wagen!« Besorgt runzelte Waltraud ihre Stirn. »Du, Mama, mit dem stimmt was nicht. Da war vorhin so ein komisches Geräusch am Motor. Den bringe ich morgen früh gleich in die Werkstatt.«
Frau Böhm goß ihrer Tochter Kaffee ein und meinte dabei: »Hoffentlich streikt er nicht, wenn du nun zu den Lorrimers hinausfährst, mein Kind.«
Erstaunt blickte Waltraud die Mutter an. »Zu Lorrimers? Mama! Willst du damit sagen, daß von dort schon wieder angerufen wurde wegen…?«
»Genau«, entgegnete Frau Böhm seelenruhig und schob Waltraud die Tasse zu. »Trinke erst mal in Ruhe, sonst schläfst du unterwegs ein. Ist sicher wieder falscher Alarm.«
Unruhig und leicht verärgert, leerte Waltraud rasch ihre Tasse, verbrannte sich ein wenig die Zunge, was ihre Stimmung nicht gerade hob. »Mutter«, sagte sie eindringlich, »wie oft habe ich dir schon gesagt, daß du mir von diesen Anrufen sofort berichten mußt, wenn ich ins Haus komme. Nicht erst nach dem Essen oder einer halben Stunde Schlaf. Bitte, merke dir das doch endlich!«
Unwillig wehrte Frau Böhm ab. »Das ist wie bei einem Arzt. Dessen Frau muß auch darauf achten, daß da nicht Essen und Schlaf vergessen werden. Außerdem wurde nur wenige Minuten, bevor du todmüde und hungrig durch die Hausfür gewirbelt kamst, angerufen. Ja, der Sturm trieb dich so richtig vor sich her. Matt und erschöpft, wie du warst. Sollte ich dich da gleich wieder fortlassen?«
Frau Böhm folgte ihrer Tochter aus der Küche hinaus. Während ihrer Worte hatte Waltraud sich schon die Stiefel angezogen und in der Diele die Strickmütze aufgesetzt. Nun schlüpfte sie in die Lodenjacke und griff nach ihrer schweren Tasche.
»Hoffentlich streikt der Wagen nicht«, sagte sie noch einmal, dann riß ihr der Wind vor der Haustür das Wort von den Lippen.
»Falscher Alarm«, das hatte Frau Böhm gerade noch verstehen können, und in der Tat war es schon das dritte Mal, daß ihre Tochter sich zu den Lorrimers aufmachte.
Waltraud bahnte sich ihren Weg durch Sturm und Schneegestöber zu ihrem Wagen hin, der noch vor der Garage stand.
Ihre Gedanken eilten der Fahrt voraus zu dem schmucken, renovierten Schwarzwaldhaus der Familie Lorrimer. Frau Lorrimer erwartete ihr zweites Kind, ein zartes blondes Mädchen von acht Jahren hatten sie schon.
Lange wohnten die Lorrimers noch nicht in dem etwas abseits gelegenen kleinen Tal, in dem der Mann eine Forellenzucht betrieb. Die Familie kam aus Baden, das hatte Frau Lorrimer ihr einmal während einer Untersuchung erzählt. Verwandte besaßen sie hier in der Gegend nicht, und Frau Lorrimer litt unter Kontaktschwierigkeiten. Herrn Lorrimer schien die Abgeschiedenheit nichts auszumachen. Er war ein Mann, der hart arbeitete, seinen Betrieb ständig vergrößerte und nun schon viele Hotels in St. Blasien mit frischen Forellen belieferte.
Waltraud hatte ihn einige Male gesehen und fand ihn recht interessant, wenngleich etwas einsilbig. Er schien seine Frau sehr zu lieben und – nun ja, er wünschte sich gleich dem Bauern Grasegger auch einen Sohn.
Versonnen lächelte Waltraud, während sie langsam und unter großen Mühen – wegen der schlechten Sicht – über die verschneite Landstraße dem Mühltal entgegenfuhr.
Plötzlich begann der Motor des Wagens zu stottern und setzte dann ganz aus.
»Oh, nein! Ich hab’s doch geahnt!« rief Waltraud und versuchte den Motor erneut durchzustarten. Vergebens!
Langsam überkam die junge Hebamme ein Gefühl der Panik. Sie war allein hier mitten auf der Landstraße. Außer dem wirbelnden Schnee, dem Heulen des Windes und den kahlen Pappeln zu beiden Seiten der Straße war nichts zu sehen und zu hören. Sie war allein!
Mit unendlicher Mühe und Anstrengung gelang es ihr, das Auto von der Straße fort zwischen die Pappeln zu schieben. Zwischendurch hielt sie verzweifelt nach einem Wagen Ausschau, doch die Welt schien wie ausgestorben zu sein. Niemand kam und nahm sie ein Stück mit.
Hoffentlich war es nur falscher Alarm, dachte Waltraud und kämpfte sich mit ihrer schweren Tasche mühsam aufwärts, denn nun lag die schnurgerade Landstraße hinter ihr, und der Weg führte bergauf, dann wieder bergab ins Mühltal.
Hoffentlich kommt der Doktor auch diesmal wieder her, dachte Waltraud und blieb zunächst einen Moment vor der Haustür stehen, um ihren jagenden Atem ein wenig zur Ruhe kommen zu lassen. Ein Blick über den von Schnee verwehten Hof ließ sie resigniert feststellen, daß vom Wagen des Doktors nichts zu sehen war.
Doch vielleicht würde er noch kommen. Bei diesem Wetter ging auch bei Dr. Maier sicher einiges nicht so wie geplant.
Gerade wollte die Hebamme klingeln, als die Tür aufgerissen wurde, und Herr Lorrimer einen Schritt auf sie zutrat.
»Da sind Sie ja endlich! Kommen Sie rasch, meiner Frau geht es nicht gut.«
Damit packte er die schwere Tasche, und Waltraud trat in die Diele ein. »In welchen Abständen kommen denn die Wehen?«
Ein erstaunter, fast zorniger Blick aus den hellen Männeraugen traf sie. »Wie soll ich das wissen? Ich war drüben in der Mühle, bis das Kind mich rief. Meine Frau liegt im Bett. Sie bringt vor Schmerzen kein Wort hervor. Warum hat das denn mit Ihnen so lange gedauert? Fast eine Stunde warten wir schon auf Sie.«
Lorrimers Gesicht war bleich, sah angstverzerrt aus. Waltraud kannte ihn so gar nicht, hielt ihn immer für einen nervenstarken Mann, den so leicht nichts erschüttern konnte.
»Meine Tasche! Schnell!« Fast riß sie ihm die Tasche aus der Hand und verschwand im Schlafzimmer der Eheleute, wo man die Betten schon vor Tagen auseinandergeschoben hatte. Vor dem Fenster stand die schöne buntbemalte Kinderwiege, etwas davon entfernt eine Wickelkommode. Alles liebevoll vorbereitet für den neuen Erdenbürger.
Doch von alledem sah Waltraud Böhm in dieser Sekunde nichts. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt der jungen Frau, die mit bleicher, schmerzverzerrter Miene in den Kissen ruhte.
Ein Seufzer der Erleichterung drang über ihre Lippen. »Da sind Sie ja endlich! Gottlob! Das Baby muß bald kommen. Sie müssen mir gleich sagen, wie – wie es ihm geht. Hören Sie, Fräulein Böhm! Ich muß wissen, wie es dem Kind geht. Ob alles in Ordnung mit – mit…«
»Still, Frau Lorrimer! Sparen Sie Ihre Kräfte. O Gott!« Das letzte kam tonlos und in tiefer Besorgnis von Waltrauds Lippen. Sie erhob sich vom Bettrand, eilte zur Tür und rief nach Herrn Lorrimer, der sofort zur Stelle war.
»Verständigen Sie Dr. Maier! Rasch! Er soll sofort kommen«, flüsterte Waltraud ihm zu, ehe sie wieder ins Schlafzimmer zurücktrat und die Tür schloß.
»Frau Lorrimer! Was ist passiert?« Während sie diese Frage stellte, drängte das Kind schon ins Leben, ließ Waltraud kaum Zeit zum Nachdenken.
Es ging nun alles sehr schnell. Das Kind kam, wurde von ihr notdürftig versorgt, und während sein erster, kräftiger Schrei das Haus durchzog, lag seine Mutter sehr still und bleich in den Kissen.
»Ist – es gesund?« fragte sie leise, und Waltraud erklärte ihr, es sei ein gesunder, kräftiger Junge.
»Ein Prachtkerlchen, Frau Lorrimer«, sagte sie ruhig, obwohl sie innerlich vor Nervosität zitterte, denn der jungen Mutter ging es immer elender. Sie hatte einen starken Blutverlust erlitten, und der Kreislauf war äußerst labil.
So gut Waltraud vermochte, setzte sie ihre Kenntnisse ein, behalf sich mit den Medikamenten, die ihr zur Verfügung standen. Doch bei alledem wußte