Das Glück ist eine Frau: Dr. Norden Extra 112 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
»Mein Gott, Gesine, wie siehst du denn schon wieder aus?« Missmutig betrachtete Gerhard Bender seine Tochter, die ihm gegenüber am Frühstückstisch saß. »Du kommst daher wie eine Tonne. Petra, sag du doch auch mal was dazu«, forderte er seine Frau barsch auf, die gerade mit der Kaffeekanne aus der Küche kam. Sie war eine zierliche, kleine Person und der gewaltigen Stimmkraft ihres Mannes nicht im Mindesten gewachsen. So warf sie nur einen kurzen, resignierten Blick auf ihre Tochter, die mit steinerner Miene am Tisch saß. »Vati hat recht. Warum trägst du nicht mal Hosen? Immer diese weiten Kleider, das sieht wirklich nicht gut aus.« In Gesines Augen glitzerten Tränen. Aber sie sagte nichts. Stattdessen bestrich sie einen Toast dick mit Butter und biss hinein. Verständnislos schüttelte Gerhard den Kopf. »Sieh sich das einer an. So kannst du ja nicht abnehmen, wenn du so fettes Zeug in dich reinstopfst. Von gesunder Ernährung und Sport hast du wohl noch nie was gehört?« »In der Klinik ist sehr viel Betrieb, da komm ich den ganzen Tag nicht zum Essen. Und Bewegung hab ich ja wohl genug«, widersprach Gesine leise, als sich Albert zu ihnen gesellte, der große gut aussehende Sonnyboy, stets gut gekleidet, durchtrainiert und somit das genaue Gegenteil seiner Schwester.
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Dr. Norden
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Buchvorschau
Das Glück ist eine Frau - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Extra
– 112 –
Das Glück ist eine Frau
Unveröffentlichter Roman
Patricia Vandenberg
»Mein Gott, Gesine, wie siehst du denn schon wieder aus?« Missmutig betrachtete Gerhard Bender seine Tochter, die ihm gegenüber am Frühstückstisch saß. »Du kommst daher wie eine Tonne. Petra, sag du doch auch mal was dazu«, forderte er seine Frau barsch auf, die gerade mit der Kaffeekanne aus der Küche kam. Sie war eine zierliche, kleine Person und der gewaltigen Stimmkraft ihres Mannes nicht im Mindesten gewachsen. So warf sie nur einen kurzen, resignierten Blick auf ihre Tochter, die mit steinerner Miene am Tisch saß.
»Vati hat recht. Warum trägst du nicht mal Hosen? Immer diese weiten Kleider, das sieht wirklich nicht gut aus.«
In Gesines Augen glitzerten Tränen. Aber sie sagte nichts. Stattdessen bestrich sie einen Toast dick mit Butter und biss hinein. Verständnislos schüttelte Gerhard den Kopf.
»Sieh sich das einer an. So kannst du ja nicht abnehmen, wenn du so fettes Zeug in dich reinstopfst. Von gesunder Ernährung und Sport hast du wohl noch nie was gehört?«
»In der Klinik ist sehr viel Betrieb, da komm ich den ganzen Tag nicht zum Essen. Und Bewegung hab ich ja wohl genug«, widersprach Gesine leise, als sich Albert zu ihnen gesellte, der große gut aussehende Sonnyboy, stets gut gekleidet, durchtrainiert und somit das genaue Gegenteil seiner Schwester. »Schönen guten Morgen allerseits«, erklärte er mit lauter Stimme und dem üblichen Grinsen auf dem Gesicht. »Gut geschlafen?«
»Geht schon.«
»Du liebe Zeit, was ist denn hier schon wieder für eine Stimmung?«
Gerhard machte keine Anstalten zu antworten und versenkte sich in die Lektüre der Tageszeitung, Gesine blickte starr auf ihren Teller, sodass sich Petra zu einer Antwort bemüßigt fühlte.
»Vati findet, dass Gesine abnehmen und sich anders kleiden sollte.«
Albert fuhr sich durch die blonden Haare und stöhnte. Diese Litanei kannte er zu Genüge.
»Warum könnt ihr die arme Gesine nicht einfach mal in Ruhe lassen? Schließlich ist sie erwachsen und wird schon wissen, was sie zu tun und zu lassen hat«, kam er seiner älteren Schwester zu Hilfe. Die schickte ihm über den Tellerrand einen dankbaren Blick zu. Obwohl er die Gunst des Vaters besaß und schon von Kindesbeinen an der erklärte Liebling war, verband die beiden eine tiefe Freundschaft, die selbst unter Geschwistern ihresgleichen suchte.
»Es wird Zeit, dass Gesine lernt, sich selbst zu verteidigen. Es geht nicht an, dass du immer das Wort für sie ergreifst.«
»Und ich finde, es geht nicht an, dass ihr sie ständig niedermacht. Dabei macht sie alles großartig.«
»Kein Wunder. Krankenschwester zu sein ist keine große Kunst. Ein paar Verbände wechseln, den Leuten Essen servieren, Betten machen. Das kann eure Mutter auch«, bemerkte Gerhard mit leisem Spott. Gesine biss sich auf die Lippe, ihre Augen funkelten zornig. »Ich wollte ja Medizin studieren. Aber ihr habt mich nicht gelassen.«
»Moderner Unsinn, bloße Zeitverschwendung. Du weißt, was ich davon halte, dass heutzutage jede Frau meint, den Männern die Arbeitsplätze streitig machen zu müssen. Und für dich wäre ein Medizinstudium reine Zeitverschwendung gewesen. Wenn du ein paar Kilo abnimmst und dich anders kleidest, findest du im Handumdrehen einen Mann, bekommst ein paar Kinder und wirst glücklich und zufrieden.«
»Erstens will ich keinen Mann, und zweitens kann ich immer noch selbst entscheiden, wie ich mir mein Leben vorstelle«, gab Gesine verzweifelt zurück. Wütend stopfte sie sich den letzten Bissen ihres Toastes in den Mund und stieß den Stuhl nach hinten. »Wiedersehen!« zischte sie. Noch ehe die ersten Tränen aus ihren Augen stürzen konnten, war sie schon zur Tür hinaus, die krachend ins Schloss fiel. Gerhard blickte noch nicht einmal von seiner Zeitung auf. »Dass das Kind immer so viel Lärm machen muss. Manchmal ist sie ein echter Trampel. Das hat sie von deiner Familie«, bemerkte er nur.
Petra warf einen deprimierten Blick in die Runde. »Warum musst du Gesine nur immer so provozieren? Sie ist doch ein liebes Mädchen. Und das mit der Figur wird auch, wenn sie erst mal einen netten Freund hat«, bemerkte sie leise.
»Du hast sie doch gehört. Sie will keinen Mann.« Gerhard schnalzte verächtlich mit der Zunge. »Auf den Beruf hatte ich ja glücklicherweise noch Einfluss. Aber bei der Wahl ihres Zukünftigen kann ich ihr nicht auch noch unter die Arme greifen.«
»Ich finde euer Verhalten unmöglich«, konnte sich Albert nicht länger zurückhalten. »Warum lasst ihr sie nicht einfach in Ruhe? Sie hat euch doch nichts getan. Überhaupt, an ihrer Stelle wäre ich längst ausgezogen.«
»Dazu besteht kein Grund. Hier hat sie’s doch bequem.«
»Gesine hat alles andere im Sinn als ihre Bequemlichkeit. Sie denkt nie an sich selbst und tut nur das, was die anderen von ihr verlangen. Wann seht ihr das endlich ein?« Ungehalten warf Albert seine Serviette auf den Tisch. Er wusste gar nicht mehr, wie oft er diese Diskussion schon geführt hatte, und hatte es gründlich satt. »Ich geh jetzt ins Büro. Wir sehen uns dann später auf der Baustelle«, erklärte er in Richtung seines Vaters. Dann war auch er fort. Gerhard nahm nur am Rande Notiz davon, und Petra ließ ihren verlorenen Blick über den Tisch gleiten. Sie seufzte verhalten und begann, das Geschirr abzuräumen, während er seine Zeitung zusammenfaltete und sich an die rechte Wade griff.
»Was sind denn das nur für komische Schmerzen?« sagte er mehr zu sich selbst. Petra, die seine Worte gehört hatte, wurde sofort ängstlich. Sie war ein unsicherer Mensch, gewöhnt daran, dass sich ihr Mann um alles kümmerte. Ihre größte Sorge bestand darin, dass Gerhard eines Tages etwas geschehen konnte.
»Was für Schmerzen? Davon hast du noch nie was erzählt.«
»Am Anfang war es auch noch nicht so schlimm. Aber inzwischen ist es richtig unangenehm. Vielleicht eine Zerrung oder so was.«
»Woher solltest du eine Zerrung haben?«, fragte Petra verständnislos. »Du treibst doch keinen Sport.«
»Stimmt auch wieder«, räumte Gerhard großzügig ein und dachte weiter nach. »Ich kann mich auch gar nicht mehr daran erinnern, wann genau das angefangen hat. Auf jeden Fall kam es nicht plötzlich bei einer falschen Bewegung.«
»Warum hast du Gesine nicht gefragt? Sie kennt sich doch gut aus.«
»Gesine? Ich bitte dich. Als Krankenschwester tut sie ja doch nicht viel mehr, als Verbände wechseln. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie von medizinischen Dingen wirklich eine Ahnung hat.«
»Dann solltest du vorsichtshalber zum Arzt gehen. In deinem Alter ist mit solchen Beschwerden nicht zu spaßen. Vielleicht kündigt sich ein Schlaganfall an.«
»Petra, ich bitte dich. So einen Unsinn hab ich ja schon lange nicht mehr gehört. Ein Schlaganfall in der Wade! In welchem klugen Frauenblatt hast du das denn wieder gelesen?« spottete Gerhard abfällig. »Das hab ich nicht gelesen. Es war nur so eine Idee«, verteidigte sich seine Frau schwach. Sie meinte, Gerhard weder verbal noch geistig gewachsen zu sein, und machte gar nicht mehr den Versuch, mit ihm zu argumentieren. Das hatte er ihr schon vor langer Zeit ausgetrieben.
»Dann behalte deine Ideen vorsichtshalber für dich. Mir kannst du es ja erzählen. Aber bitte nicht irgendeiner Freundin. Womöglich machst du dich noch zum Gespött der ganzen Straße.« Gerhard seufzte resigniert. Er hatte sich damit abgefunden, mit diesem treudoofen Häschen verheiratet zu sein. Dass er es gewesen war, der Petra dazu gemacht hatte, verdrängte er vorsichtshalber. »Also schön, mach einen Termin bei Dr. Norden aus, am liebsten am frühen Abend.«
»In Ordnung. Ich rufe ihn gleich nachher an.«
»Deine Diagnose sparst du dir aber bitte. Das überlassen wir schön den Herren, die sich damit auskennen«, erklärte Gerhard in einem Tonfall, als würde er mit einem kleinen Kind sprechen. Er warf einen Blick