Was nun, schöne Diebin?: Der neue Dr. Laurin 89 – Arztroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
Die Familiengeschichte des Klinikchefs Dr. Leon Laurin tritt in eine neue Phase, die in die heutige moderne Lebenswelt passt.
Da die vier Kinder der Familie Laurin langsam heranwachsen, möchte Dr. Laurins Frau, Dr. Antonia Laurin, endlich wieder als Kinderärztin arbeiten. Somit wird Antonia in der Privatklinik ihres Mannes eine Praxis als Kinderärztin aufmachen.
Damit ist der Boden bereitet für eine große, faszinierende Arztserie, die das Spektrum um den charismatischen Dr. Laurin entscheidend erweitert.
»Und Sie hätten genug Zeit?«, fragte die streng aussehende Frau im grauen Kostüm, während sie Carina Zumwalde aufmerksam musterte. »Ja, auf jeden Fall.« »Aber hier steht, dass Sie in einem Seniorenheim arbeiten. Wie wollen Sie denn da noch nebenbei an unserer Studie teilnehmen?« »Ich kann vermehrt Wochenenddienste übernehmen in der Zeit, in der Ihre Studie läuft«, erklärte Carina. »Das habe ich mir schon alles überlegt. Außerdem arbeite ich im Schichtdienst, da bleiben immer ein paar Stunden, in denen ich für Sie einsatzfähig wäre.« »Als Typ wären Sie genau das, was wir suchen, aber Sie wirken sehr schmal, und natürlich sind Sie noch sehr jung.« »Zweiundzwanzig, ich bin schon seit vier Jahren erwachsen!«, sagte Carina. Daraufhin deutete die Frau ein Lächeln an. Immerhin. Innerlich seufzte Carina. Sie wusste, dass sie noch sehr mädchenhaft aussah mit ihren langen blonden Haaren und den blauen Augen. ›Unschuldig‹ sehe sie aus, hatte mal jemand zu ihr gesagt, sie hatte das als Beleidigung aufgefasst. Die Stimme der Frau riss sie aus ihren Gedanken. »Wir wollen nicht riskieren, dass Sie uns zusammenklappen, weil Sie sich zu viel zugemutet haben.« »Ich bin zäher, als ich aussehe«
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Buchvorschau
Was nun, schöne Diebin? - Viola Maybach
Der neue Dr. Laurin
– 89 –
Was nun, schöne Diebin?
Wie peinlich – Carina wird auf frischer Tat ertappt!
Viola Maybach
»Und Sie hätten genug Zeit?«, fragte die streng aussehende Frau im grauen Kostüm, während sie Carina Zumwalde aufmerksam musterte.
»Ja, auf jeden Fall.«
»Aber hier steht, dass Sie in einem Seniorenheim arbeiten. Wie wollen Sie denn da noch nebenbei an unserer Studie teilnehmen?«
»Ich kann vermehrt Wochenenddienste übernehmen in der Zeit, in der Ihre Studie läuft«, erklärte Carina. »Das habe ich mir schon alles überlegt. Außerdem arbeite ich im Schichtdienst, da bleiben immer ein paar Stunden, in denen ich für Sie einsatzfähig wäre.«
»Als Typ wären Sie genau das, was wir suchen, aber Sie wirken sehr schmal, und natürlich sind Sie noch sehr jung.«
»Zweiundzwanzig, ich bin schon seit vier Jahren erwachsen!«, sagte Carina.
Daraufhin deutete die Frau ein Lächeln an. Immerhin.
Innerlich seufzte Carina. Sie wusste, dass sie noch sehr mädchenhaft aussah mit ihren langen blonden Haaren und den blauen Augen. ›Unschuldig‹ sehe sie aus, hatte mal jemand zu ihr gesagt, sie hatte das als Beleidigung aufgefasst. Aber es war schon so: Schwarzhaarige, dunkeläugige Menschen galten als temperamentvoll, auch wenn sie total langweilig waren, Menschen mit ihrem Aussehen hingegen …
Die Stimme der Frau riss sie aus ihren Gedanken. »Wir wollen nicht riskieren, dass Sie uns zusammenklappen, weil Sie sich zu viel zugemutet haben.«
»Ich bin zäher, als ich aussehe«, versicherte Carina, »ehrlich. Sonst könnte ich den Job gar nicht machen. Also, meinen Hauptjob, meine ich, und den mache ich schon seit sechs Jahren. Ich weiß natürlich nicht, was bei Ihnen genau verlangt wird, das stand in der Anzeige nicht, aber von körperlich schwerer Arbeit war jedenfalls nicht die Rede.«
»Zu Recht«, sagte die Frau.
Zu Beginn des Gesprächs hatte sie ihren Namen gesagt, aber Carina hatte nicht richtig zugehört. Sie war damit beschäftigt gewesen, sich auf die Situation einzustellen und sich zu überlegen, womit sie die Frau am besten beeindrucken könnte. Sie wollte diesen Job unbedingt, obwohl sie nicht einmal wusste, worin die Aufgabe bestand, die dabei erledigt werden musste. Aber die Arbeit war erstaunlich gut bezahlt, und an einer wissenschaftlichen Studie teilzunehmen, klang interessant.
Das wäre mal eine schöne Abwechslung zu ihren bisherigen Nebenjobs! Sie hatte noch einige Putzstellen, die ihr allerdings überhaupt keinen Spaß machten. Aber vielleicht hatte sie auch nur Pech mit den Leuten, deren Wohnungen und Häuser sie reinigte. Wenn möglich, würde sie diese Jobs so bald wie möglich wieder aufgeben: Sie waren körperlich anstrengend, wie ihre Arbeit als Pflegerin, aber außerdem wurde sie dabei gelegentlich auch noch schlecht behandelt, weil die Leute meinten, mit einer ›Putze‹ könnten sie es machen. Man lernte viel, wenn man fremde Wohnungen putzte. Vor allen Dingen viel, worauf sie gerne verzichtet hätte. Das fing mit unerwünschten sexuellen Annäherungen mancher Männer an und hörte bei Frauen, denen man nichts recht machen konnte, noch lange nicht auf.
»Also«, fuhr die Frau fort, »auf keinen Fall ist die Aufgabe, die Sie bei uns erfüllen sollen, körperlich anstrengend, das kann ich Ihnen versichern. Aber was Sie tun sollen, könnte psychisch belastend sein, Sie könnten in unangenehme Situationen geraten. Mehr darf ich Ihnen nicht sagen, das hier ist ja nur eine erste Vorauswahl, die getroffen wird.«
»Sie machen mich richtig neugierig«, erwiderte Carina.
Die Anzeige war tatsächlich wenig aussagekräftig gewesen. ›Selbstbewusste, gesunde Menschen jedes Alters gesucht für wissenschaftliche Studie‹ – viel mehr hatte da nicht gestanden, nur die Vergütung war noch erwähnt worden. In Carinas Augen war sie mehr als großzügig. Erst jetzt dämmerte ihr, was das möglicherweise bedeutete: ›Unangenehme Situationen‹ – das klang nicht gerade verlockend, damit hatte sie eigentlich schon genügend Erfahrungen sammeln müssen.
Egal, dachte sie, ich will den Job trotzdem haben. »Ehrlich, mich wirft so schnell nichts um«, beteuerte sie.
»Hm«, machte die Frau, während sie ihre Zähne in die Unterlippe grub und ihren Blick nachdenklich und prüfend auf Carina ruhen ließ. »Wie gesagt, Sie wären genau der Typ …«
»Dann nehmen Sie mich doch!«, sagte Carina schnell, bevor sie sich noch weitere Einwände anhören musste. Warum waren die Leute bloß immer so umständlich? »Sie können es mit mir versuchen und wenn Sie feststellen, dass es nicht funktioniert, schmeißen Sie mich raus. Wo ist das Problem?«
Zum ersten Mal zeigte sich auf dem Gesicht der Frau die Andeutung eines Lächelns. »Energisch sind Sie jedenfalls, das ist schon mal gut. Aber, wie gesagt, ich treffe hier nur eine Vorauswahl. Ob Sie tatsächlich geeignet sind, wird sich erst herausstellen, wenn Sie erfahren, welche Aufgabe Ihnen zugedacht ist. Vielleicht ziehen Sie Ihre Bewerbung dann ja auch von sich aus zurück.«
Nie im Leben, dachte Carina. Laut fragte sie: »Und wann erfahre ich, ob ich mitmachen soll oder nicht?« Sie hatte mittlerweile Mühe, nicht mit den Fingerspitzen auf die Tischplatte zu trommeln. Wie lange würde die graue Frau – dieser Name passte gut, fand sie, nicht nur wegen des grauen Kostüms – noch brauchen, um sich zu einer Entscheidung durchzuringen?
Offenbar konnte ihr Gegenüber Gedanken lesen. »Also gut, Frau Zumwalde. Sie haben die nächste Runde erreicht. Hier sind die Termine, die ich Ihnen für das Gespräch mit unseren Wissenschaftlern anbieten kann. Suchen Sie sich einen aus.«
»Wissenschaftler? Gleich mehrere?«
»Ja, ein Psychologe, eine Soziologin, dann die Leiterin der Studie …«
Carina winkte ab. »Hören Sie auf, sonst fange ich noch an, mich zu fürchten.« Sie warf einen Blick in ihren Arbeitsplan und suchte sich dann einen der angebotenen Termine aus. »Da kann ich gut«, sagte sie und setzte im Stillen hinzu: Nur leider kann ich dann nicht ausschlafen. Aber das brauchte die graue Frau nicht zu wissen.
»Gut, dann buche ich Ihnen den. Bitte, seien Sie pünktlich.«
»Bin ich immer«, sagte Carina und wollte sich schon erheben, als die graue Frau unerwartet fragte: »Sind Sie nicht ausgelastet in Ihrem Job? Ich habe immer gedacht, dass Ihre Arbeit wahnsinnig anstrengend ist, körperlich und seelisch. Und dann bürden Sie sich noch mehr auf? Entschuldigen Sie meine Frage, ich will nicht aufdringlich sein, aber es interessiert mich einfach.«
Plötzlich sah sie gar nicht mehr so streng und irgendwie auch nicht mehr so grau aus, fand Carina. Dennoch würde sie ihr auf keinen Fall die Wahrheit sagen: nämlich, dass sie Geld brauchte. Wer wusste schließlich, ob das nicht eine Fangfrage war, praktisch zwischen Tür und Angel gestellt, in freundlich-zugewandtem Tonfall, sodass die Befragten sich zu Vertraulichkeiten hinreißen ließen und mehr von sich verrieten als beabsichtigt?
Sie lächelte also freundlich und sagte: »Ich hab so was noch nie gemacht – also, an einer wissenschaftlichen Studie teilgenommen. Ich bin neugierig, wie das geht. Und die Bezahlung ist gut, ich werde mir davon eine Reise leisten, die ich sonst nicht hätte bezahlen können.«
Die graue Frau gab sich mit der Antwort, die fast ehrlich gewesen war, zufrieden. Es war nur nicht die ganze Wahrheit gewesen, nicht einmal ansatzweise. Carina verließ erleichtert das Gebäude. Die erste Runde hatte sie überstanden, nun musste sie nur noch