Amore inklusive
Von Caitlin Crews
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Über dieses E-Book
Die Amalfiküste wartet! Maya freut sich auf ihre Flitterwochen - dass ihr Verlobter sie vorm Altar stehen gelassen hat, ändert daran gar nichts. Na gut, seine Begründung, dass der Sex mit ihr zu langweilig war, hat vielleicht ein bisschen wehgetan. Doch in dem herrlichen Hotel in Italien findet sie Ruhe - und den unglaublich attraktiven Hotelbesitzer Charlie! Lange kann Maya nicht die Finger von ihm lassen, und der Sex mit ihm weckt ihre wilde Seite. Aber ist das zwischen ihnen nur eine heiße Affäre oder doch Amore für immer?
Caitlin Crews
Caitlin Crews wuchs in der Nähe von New York auf. Seit sie mit 12 Jahren ihren ersten Liebesroman las, ist sie dem Genre mit Haut und Haaren verfallen und von den Helden absolut hingerissen. Ihren Lieblingsfilm „Stolz und Vorurteil“ mit Keira Knightly hat sie sich mindestens achtmal im Kino angeschaut. Genau wie die Liebesromane an den unterschiedlichsten Orten in der Welt spielen, hat auch Caitlin Crews die exotischsten Schauplätze bereist. Sie unternahm eine Rucksacktour durch Zimbabwe, war auf Safari in Botswana und besuchte weit abgelegene Dörfer in Nambibia. Gerne würde sie einmal in Prag, Dublin, Paris, Rom, Griechenland oder auf Hawaii leben. In dem Schreiben über all diese fremden Städte und Länder erfüllt sich für sie der Traum einer Auswanderung. Momentan lebt Caitlin zusammen mit ihrem Ehemann, der als Comic-Zeichner arbeitet, und einem ganzen Zoo von Tieren in Kalifornien.
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Buchvorschau
Amore inklusive - Caitlin Crews
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MIRA® TASCHENBUCH
Copyright © 2020 by MIRA Taschenbuch
in der HarperCollins Germany GmbH
© 2018 by Caitlin Crews
Originaltitel: „Undone"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
in der Reihe: DARE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V. / SARL
Übersetzung: Rainer Nolden
Coverabbildung: OLJ Studio / Shutterstock, alle Rechte vorbehalten
ISBN E-Book 9783745752281
www.harpercollins.de
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1. KAPITEL
Alle hatten ihr dringend davon abgeraten, allein nach Italien zu fliegen.
Es wäre eine voreilige Entscheidung, die sie bitter bereuen würde, hatten sie gesagt.
„Es wird wie eine Beerdigung sein", hatte Melinda, Maya Martins ältere Schwester, ihr versichert, vor Zorn am ganzen Körper zitternd, weil ihrer Schwester so übel mitgespielt worden war. Maya konnte es nachempfinden. Sie befand sich selbst in einem Zustand ständiger Empörung – vielleicht war es auch Wut, die stärker war als ihr Kummer –, seit Ethan sein fürchterliches Geständnis abgelegt und damit alle ihre Pläne ruiniert hatte. Sowohl was ihre Heirat als auch ihr Leben anging. „Du kannst doch deine Hochzeitsreise nicht allein machen. Du würdest dich die ganze Zeit nur richtig mies fühlen."
„Noch mieser als in dem Moment, in dem er mich am Altar hat sitzen lassen? Im wahrsten Sinne des Wortes?, hatte Maya erwidert, noch immer herausgeputzt für die große Zeremonie, mit perfektem Make-up und ebensolcher Frisur. Nachdem allen klar geworden war, dass man mit Ethan kein vernünftiges Wort mehr reden konnte, hatte ihr Vater die Hochzeit abgesagt. „Das ist ja wohl kaum vorstellbar.
Melinda verzog das Gesicht. Die Tatsachen waren nun mal so, wie sie waren. Ändern konnte man sie nicht mehr.
Ethan, den Maya an diesem Tag hätte heiraten sollen, liebte seine Braut einfach nicht.
Besser gesagt: Er liebte Maya nicht.
„Wir waren immer beste Freunde, ehe mehr aus unserer Beziehung geworden ist, hatte er verkündet, verbindlich wie immer, und sie dabei mit treuherzigem Blick aus seinen braunen Augen angeschaut. „Oder etwa nicht?
Maya hatte ihren pinkfarbenen Morgenmantel übergestreift, den sie eigens zu diesem Zweck gekauft hatte: um sich am Hochzeitsmorgen auf die Trauung vorzubereiten. Perfekt frisiert, tipptopp geschminkt – und bereit, in ihr bezauberndes weißes Hochzeitskleid zu schlüpfen. In diesem Moment drückte Ethan sich an ihrer Mutter und ihrer Schwester vorbei, obwohl jeder wusste, dass es Unglück bedeutete, wenn der Bräutigam die Braut vor der Zeremonie zu Gesicht bekam. Sämtliche Mitglieder der Familie Martin waren in dieser Hinsicht äußerst pingelig.
Und hatten sie nicht recht? Das Unglück hätte in der Tat nicht größer sein können.
„Natürlich sind wir beste Freunde", hatte Maya erwidert. Ihr Herz war weit, sie war überglücklich und rundum zufrieden gewesen.
Und jetzt war ihr übel.
Mit so etwas hatte sie überhaupt nicht gerechnet. Stattdessen waren ihre Gedanken zurückgeschweift zu ihren Anfängen bei der Anwaltskanzlei Seven Sisters in Toronto, wo sie und Ethan zur gleichen Zeit ihr Referendariat begonnen und gemeinsam an einigen Fällen gearbeitet hatten. Dabei waren sie sich immer näher gekommen. Irgendwann hatten die durchgearbeiteten Nächte und Wochenenden zu mehr geführt. Ein Jahr später waren sie in eine elegante Eigentumswohnung im trendigen Stadtteil Yorkville gezogen. Sechs Monate später hatte Ethan ihr einen Heiratsantrag gemacht. Es schien der nächste logische Schritt zu sein auf ihrem gemeinsamen Weg in eine rosige Zukunft.
Maya hatte ihr Leben von Anfang nach einem fest gefügten Plan geführt, wie man es von einer echten Martin erwarten konnte. Ihre Jugend verbrachte sie in Lawrence Park, einem vornehmen Stadtteil von Toronto. Es folgte ein Jurastudium an der Universität von Toronto, ein erfolgreiches Referendariat bei einem der einflussreichen Freunde ihres Vaters und von dort aus sofort eine Anstellung als Senior Associate in einer der besten Kanzleien von ganz Kanada.
Auch Ethan passte da genau hinein. Er war erfolgreich, ehrgeizig und attraktiv. Sie teilten gemeinsame Interessen sowohl bei der Arbeit als auch in ihrer Freizeit – der wenigen, die ihnen blieb –, und sie hatten ein gemeinsames Ziel vor Augen: eine perfekte Zukunft.
Maya und Ethan waren füreinander geschaffen. So einfach war das.
„Ich weiß, dass ich dir das sagen kann, obwohl es kein gutes Timing ist", hatte Ethan an jenem Morgen begonnen. Er hatte sich in ihrer Suite im Four Seasons in Yorkville, von wo aus man einen atemberaubenden Blick über die Stadt hatte, neben sie aufs Sofa gesetzt, war mit seinem Daumen über den kissengeschliffenen Diamanten gefahren, den er bei Birks gekauft und ihr eigenhändig an den Finger gesteckt hatte, nachdem er ihr in einem ihrer Lieblingsrestaurants den Antrag gemacht hatte. „Maya, ich habe mich verliebt."
Sie hatte immer noch nichts kapiert. Sie war zu sehr mit ihren Zukunftsplänen beschäftigt. Pläne, die sie bei gemeinsamen Essen und Joggingtouren geschmiedet hatten. Zuerst würden sie Teilhaber in ihrer Top-Kanzlei werden. Anschließend wollten sie in einen angesagten Vorort ziehen, Rosedale etwa oder Lawrence Park, eine Familie gründen und die erfolgreiche Familiengeschichte der Martins fortführen. Die Martins waren Rechtsanwälte wie Maya, Ärzte wie Melinda, Professoren wie ihre Cousins oder Geschäftsführer wie ihr Vater. Sie führten ein Leben in Glanz und Gloria, denn sie arbeiteten viel, und was auch immer sie anpackten – es wurde zu Gold.
Also hatte Maya nur wie betäubt dagesessen und den Mann verständnislos angelächelt, den sie heiraten, mit dem sie zusammenarbeiten, mit dem sie Babys haben und ein glanzvolles Leben führen wollte. Keiner der Martins hatte jemals vor den Augen der Öffentlichkeit eine Blamage erlitten. Die Martins machten keine Fehler.
„Wir beide wollten nicht, dass so etwas passiert, sagte Ethan gerade in seiner verbindlichen Art, die ihm verlässlich dabei half, seine Fälle zu gewinnen. „Sowohl Lorraine als auch ich finden es schrecklich, wie sehr es dich verletzen wird, aber wir waren machtlos. Menschen verlieben sich nun mal, auch wenn es manchmal absolut unpassend ist.
Als er den Namen von Mayas ältester und bester Freundin erwähnte, hörte sie schließlich auf zu lächeln. „Was? Lorraine?"
„Irgendwann, da sind wir fest von überzeugt, fuhr Ethan mit seiner einschmeichelnden Stimme fort, die mit ein Grund dafür gewesen war, dass Maya sich in ihn verliebt hatte, „wirst du mit uns einer Meinung sein, dass es für alle das Beste ist.
Was danach geschah, versank in einem gnädigen Nebel.
Den Gästen – Familienmitgliedern und Freunden aus ganz Kanada und dem Ausland – hatte Mayas Vater in seiner kategorischen Art, die weder Fragen noch Widerspruch duldete, die Situation erklärt.
Das Kleid hatte Maya gemeinsam mit ihrer Mutter und ihren Schwestern ausgesucht. Es war genauso prachtvoll, wie es alle Martin-Frauen zu tragen verdienten. Als Maya es anprobiert hatte, hatte ihre Mutter ausnahmsweise einmal stolz ausgesehen, und Melinda hatte sich lächelnd an ihre eigene fantastische Hochzeit erinnert. Maya setzte die Tradition der Familie fort: eine standesgemäße Heirat, ein besseres Leben – und das märchenhafte Hochzeitskleid war sozusagen das Sahnehäubchen auf der Torte.
Sie hatte das Kleid geliebt. Nicht, weil es „dem Anlass angemessen war", wie ihre Mutter kühl konstatiert hatte. Sie hatte sich vorgestellt, wie sie darin zum Altar schreiten und während der Hochzeitsparty den ganzen Abend darin tanzen würde, in die weiße Seide eingehüllt wie in einen Traum.
Jetzt hätte sie es am liebsten verbrannt.
Was passiert war, nachdem Ethan klargestellt hatte, dass es ihm wirklich ernst war und er sich nicht von seinen Plänen abbringen lassen würde, daran konnte sie sich nicht mehr erinnern. Alles schien in ihrem Kopf zu verschwimmen.
Er sagte tatsächlich seine eigene Hochzeit ab – nur ein paar Stunden vor der Trauung.
An was Maya sich aber doch noch erinnerte, waren die Dinge, die Ethan zu ihr gesagt hatte, nachdem er nicht länger so tat, als würden ihn ihre Gefühle kümmern. Als er ihr endlich mitgeteilt hatte, dass er sich schon ziemlich lange keine Gedanken mehr um ihre Gemütsverfassung gemacht hatte – wenn er das dann überhaupt jemals getan hatte.
„Ich bitte dich, Maya, hatte er in barschem Tonfall zu ihr gesagt, wobei sich seine Lippen zu einem spöttischen Grinsen kräuselten, sodass sie glaubte, einen vollkommen Fremden vor sich zu haben. Einen Fremden, der mit der besten Freundin seiner Verlobten schlief und seine eigene Hochzeit absagte. „Du magst Blümchensex, und das ist ja auch okay. Das ist dein gutes Recht. Aber letztlich will ich mich nicht an jemanden fesseln, der meine Bedürfnisse nicht befriedigen kann.
„Deine Bedürfnisse?" Maya war aufgesprungen. Sie hatten stundenlang darüber geredet, obwohl das Kind längst in den Brunnen gefallen war. Sie hatte ihm den Ring an den Kopf geworden – und sich damit so klischeehaft benommen, wie sie es niemals für möglich gehalten hätte.
Ihr Vater hatte in diesem Augenblick gerade die Nachricht in der Kirche verkündet, in der die Freunde, Familienmitglieder und – was besonders peinlich war – ihre Anwaltskollegen bereits Platz genommen hatten.
„Was soll das heißen, Ethan? Lorraine hat dir erzählt, sie würde es gern anal treiben? Sie steht auch auf deinen Fußfetisch, von dem sie bisher gar nichts wusste? Nein, lass mich raten – sie verkleidet sich als kleines Mädchen und nennt dich Daddy. Ist es das, was dich antörnt? Mir hast du doch erzählt, dass du auf erwachsene Frauen stehst und nicht auf ein alt gewordenes Kind, dessen Leben immer schon ein selbstgemachtes Desaster war und immer sein wird."
„Ich verstehe dein infantiles Bedürfnis, es mir heimzuzahlen, konterte Ethan so würdevoll, als säße er auf dem höchsten moralischen Ross. „Vermutlich verdiene ich es sogar. Aber ich verbiete dir, so über Lorraine zu reden.
Es hatte nichts genutzt.
Doch erst als Ethan sich aus dem Staub gemacht hatte, nachdem Mayas normalerweise eiskalte Mutter ihm gedroht hatte, wurde ihr wirklich klar, welche Rolle Lorraine in diesem miesen Spiel übernommen hatte.
Lorraine und Maya hatten sich während des Studiums an der McGill-Universität ein Zimmer geteilt. Maya war in jener Zeit der Kummerkasten ihrer Freundin gewesen und hatte ihr bei ihren ständigen emotionalen Achterbahnfahrten den Rücken gestärkt – sowohl was die Kündigungen ihrer Jobs als auch ihre Beziehungen anging, die sie regelmäßig in den Sand setzte. Später hatte Maya Lorraine immer ein Dach über dem Kopf geboten, wenn sie wieder einmal hinausgeworfen worden war; sie hatte sie unterstützt, wenn sie knapp bei Kasse war, und sich ihretwegen unzählige Male mit Ethan gestritten, der Lorraine immer als eine ‚unverbesserliche Schmarotzerin‘ bezeichnet hatte. Maya hatte Lorraine sogar ihrer Schwester als Brautjungfer vorgezogen, weil sie befürchtete, dass ihre dünnhäutige und zerbrechliche Freundin sonst einen Nervenzusammenbruch erleiden würde.
„Sie soll sich nicht ausgeschlossen fühlen, hatte Maya ihrer vier Jahre älteren Schwester Melinda erklärt, die zahlreiche von Lorraines Lebenskrisen der vergangenen Jahre miterlebt hatte. „Du weißt, wie selbstzerstörerisch sie sein kann.
In Wahrheit hatte selbst Maya sich nicht vorstellen können, dass Lorraine so zerstörerisch war.
Das Schlimme war: Melinda hatte Verständnis für die Entscheidung gehabt, obwohl Maya ihre Brautjungfer gewesen war, als sie Edward vor Jahren geheiratet hatte. Eine Entscheidung, die Maya nun mit blankem Entsetzen füllte – genau wie alle anderen, die sie in Bezug auf Lorraine getroffen hatte.
Sie wusste wirklich nicht, was ihr in dieser ganzen Katastrophe mehr zu schaffen machte. Ethan? Lorraine? Oder ihre vollkommene Blindheit?
„Ich glaube, das Schlimmste, was du jetzt machen kannst, ist, ganz alleine irgendwohin zu flüchten, hatte ihre Mutter später an diesem entsetzlichen Tag gesagt, als Maya die Italienreise als Rettungsring ins Spiel brachte – was sie ja auch tatsächlich war. Mutter hatte zu ihrer üblichen kühlen und unnahbaren Haltung zurückgefunden, als wäre nichts Ungewöhnliches geschehen – oder nichts, was sie am Ende nicht zu ihrer vollsten Zufriedenheit hätte regeln können. „Du musst jetzt nach Hause kommen. Du kannst so lange bei deinem Vater und mir wohnen, bis wir entschieden haben, wie wir am besten damit umgehen sollen.
Maya trug immer noch die Frisur, die sie eigens für die Hochzeit hatte richten lassen. Nur ein Tornado hätte das sorgfältig frisierte Haar durcheinanderbringen können. Sie hatte Jeans und T-Shirt über ihre verführerischen Hochzeitsdessous gezogen, bevor sie alles abgesagt und mit den Gästen gesprochen hatte, die von weither angereist waren, um einer Hochzeit beizuwohnen, die nicht stattfinden würde.
Sie fühlte sich gedemütigt. War wütend. Und beide Gefühle waren so übermächtig, dass sie nicht wusste, wie sie damit zurechtkommen sollte. Sie konnte sich nicht vorstellen, irgendwann nicht mehr vor Empörung und Entsetzen am ganzen Körper zu zittern.
Eines war sie jedoch nicht, und dieses Gefühl machte sich erst spät und nach und nach an diesem Novembertag breit, den sie am liebsten sofort aus ihrer Erinnerung gestrichen hätte: Sie war gar nicht so todunglücklich, wie sie eigentlich hätte sein sollen. Und das verursachte eine seltsame Empfindung in ihrer Magengegend.
Vielleicht fiel es ihr deshalb ein wenig zu leicht, in ihre übliche Rolle als einer der vielversprechenden Stars in ihrer Kanzlei zurückzufinden.
Als Anwältin war sie präzise. Korrekt. Und niemals emotional.
Eben eine Martin. Genau das, was die Eltern von ihrer Tochter erwarteten.
„Ich werde nicht aus meiner Eigentumswohnung ausziehen oder bei meinen Eltern unterkriechen." Die Entscheidung kam wie eine Eingebung über sie. Eine Eingebung, die Ethan gewiss gegen den Strich gehen würde, was sie sogar noch besser machte. Sie stand in einer Ecke ihrer Hotelsuite – der Hochzeitssuite, um gehörig Salz in ihre Wunde zu streuen – und starrte hinaus auf Toronto, das ihr zu Füßen lag, fast so, als ob sich die Stadt über sie lustig machte. „Wenn Ethan mit Lorraine zusammen sein möchte, kann er das gern tun. Das heißt, er muss ausziehen, nicht ich. Und das sollte er besser tun, wenn ich nicht da bin."
„Wenn es das ist, was du willst … Ihre Mutter sprach mit einer geradezu provozierenden Geduld, als ob es Maya war, die sich unvernünftig verhielt. Es reizte sie bis aufs Blut, aber Maya hatte an diesem Tag mehr geschrien als in all den Jahren zuvor. Und obwohl der Drang, es weiter zu tun, geradezu unbezähmbar war, ließ sie es sein, denn ihre Kehle schmerzte auch so schon genug. „Aber ich weiß nicht, was gut daran sein soll, wenn du jetzt in ein fremdes Land fährst …
„Wir haben vier Wochen an der Amalfi-Küste gebucht, konterte Maya mit stoischem Gleichmut, der wohl eine Folge ihrer Wut und ihrer Empörung war, wie sie glaubte. „Das ist mein erster Urlaub seit dem Studium. Ja, es sollten unsere Flitterwochen sein. Aber ich werde nicht darauf verzichten, nur weil Ethan ein Arschloch geworden ist.
Keiner hatte sie in ihrem Entschluss bestärkt. Melinda hatte sie davon abzubringen versucht. Dazu hatte sie sich ihren Mann, einen Ingenieur, zur Verstärkung geholt. Auch ihre Eltern waren entschieden dagegen – sie reagierten geradezu mit eisiger Ablehnung auf Mayas Plan. Alle hatten auf sie eingeredet, ohne jedoch das Offensichtliche zu benennen – nämlich dass sie ihre Entscheidung für einen fatalen Fehler hielten.
Doch Maya hatte sich nicht beirren lassen. Sie musste unbedingt wegfahren. Sie musste so viel Distanz wie möglich schaffen zwischen diesem Debakel und dem, was sie danach