Dir verfallen mit einem Blick
Von Karen Booth
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Über dieses E-Book
Lange hat Andrew Sterling einen finsteren Plan verfolgt: Er wollte die Firma seines Bruders Johnathon zerstören, der ihn betrogen hat. Doch nun ist Johnathon tot. Um das Unterfangen zu stoppen, kehrt Andrew in seine Heimatstadt San Diego zurück. Wo er unerwartet eine wunderschöne Frau kennenlernt: Miranda, Innenarchitektin bei Sterling Enterprises. Mit einem Blick verfällt er ihr, auch wenn er verzweifelt versucht, gegen seine Gefühle für sie anzukämpfen – denn Miranda ist die Witwe seines Bruders!
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Buchvorschau
Dir verfallen mit einem Blick - Karen Booth
IMPRESSUM
BACCARA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2020 by Karen Booth
Originaltitel: „All He Wants for Christmas"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
in der Reihe: DESIRE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA, Band 2187 05/2021
Übersetzung: Simone Wolf
Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 05/2021 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751503686
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY
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1. KAPITEL
Andrew Sterling hatte schon fast vergessen, wie schön es in San Diego im November sein konnte. Als er die Stufen seiner Cessna hinunterstieg, fuhr ihm ein sanfter Wind durchs Haar, und die kalifornische Sonne wärmte sein Gesicht. Wenn er hätte raten sollen, hätte er gesagt, dass es beinahe zweiundzwanzig Grad waren. Das Wetter war das exakte Gegenteil von dem in seiner Wahlheimat Seattle, wo Kälte und Regen zur Zeit vor Thanksgiving gehörten. Sie krochen einem in die Glieder und suchten sich einen festen Platz in jedermanns Stimmung. Erst weit nach Weihnachten wurde das Wetter wieder freundlicher. San Diego war um diese Jahreszeit eindeutig der viel bessere Ort. Allerdings hielt diese Stadt traurige Erinnerungen für Andrew bereit – geplatzte Träume, zerstörte Freundschaften, eine unglückliche Liebe und dann auch noch ein verlorener Bruder, für immer entzweit. Er würde nicht lange bleiben, egal wie gut das Wetter war.
Für immer entzweit. Das war der Teil, der Andrew am meisten zu schaffen machte. Sein Verhältnis zu seinem Bruder ließ sich nicht mehr in Ordnung bringen. Johnathon war tot, sein Leben war vor gerade einmal drei Monaten zu Ende gegangen, im viel zu jungen Alter von einundvierzig Jahren. Es war ein Unfall gewesen – ein gerader, kraftvoller Schlag auf dem Golfplatz, ein Ball, den er direkt an die Schläfe bekommen hatte. Es war keine Zeit geblieben, sich zu verabschieden, nicht, dass das ein einfaches Gespräch gewesen wäre. Es hätte noch unzählige Dinge zu sagen gegeben und noch mehr, wofür er sich entschuldigen musste. Aber das hätte nur passieren können, wenn sie darüber hinweggekommen wären, dass Johnathon und Andrew seit über einem Jahr nicht mehr miteinander geredet hatten. Schlimmer noch, Andrew steckte hinter einem Plan, um Johnathons Firma, Sterling Enterprises, in die Knie zu zwingen.
Er hatte gute Gründe dafür gehabt, dieses geheime Unterfangen anzustoßen, aber nun war es unwichtig geworden. Johnathon war tot, und Andrew musste alles daransetzen, die Ereignisse aufzuhalten, die immer bedrohlicher zu werden schienen. Die selbst gebaute Bombe musste dringend entschärft werden. Leider gab es jemand anderen, der die Lunte trotz allem zünden wollte – Andrews ehemaliger Verbündeter in dieser Intrige, ein Mann, der nur als Victor bekannt war. Victor hatte bei einem viele Millionen Dollar schweren Geschäft mit Johnathon den Kürzeren gezogen, und er war kein Typ, der gern Dinge unter den Tisch fallen ließ. Schuldgefühle und Reue hatten Andrew überzeugt, aber Victor hatte weder Verpflichtungen der Familie gegenüber noch ein Gewissen, das ihn zurückgehalten hätte. Victor war gnadenlos. Wenn er sich nicht an Johnathon rächen konnte, würde er stattdessen sein Andenken zerstören. Deshalb war Andrew auf unbestimmte Zeit in die Stadt zurückgekehrt, die er eigentlich nicht mehr ertragen konnte.
Die Fahrt zum altehrwürdigen US Grant Hotel im Zentrum von San Diego dauerte nur eine halbe Stunde. Doch Andrew ließ sich nicht bis vor den Haupteingang chauffieren. Stattdessen fuhr der Fahrer mit ihm ins Parkhaus, und Andrew benutzte den Privateingang, der sonst für Würdenträger und Staatsoberhäupter vorgesehen war. Andrew war weder das eine noch das andere, aber er hatte Leibwächter und das Geld, um sich eine solche Vorzugsbehandlung leisten zu können. Er und Pietro, einer seiner Bodyguards, fuhren im Fahrstuhl hinauf in die Präsidentensuite. Pietro machte einen schnellen Kontrollgang durch den Wohnbereich und ging dann hinauf in die zweite Etage der Suite, um sich im Schlafzimmer und im Bad umzusehen.
„Alles okay, sagte Pietro. „Soll ich Ms. Sterling ausfindig machen?
„Ja, aber unauffällig. Sie weiß noch nicht, was los ist." Andrew musste schlucken, wenn er an Miranda, die Witwe seines Bruders, dachte. Sie war der ausschlaggebende Grund dafür, dass Andrew den Ruin von Sterling Enterprises aufzuhalten versuchte. Sie wusste nur nichts davon.
Seitdem sie sich ausgesprochen hatten, hatte Miranda nichts dagegen, Zeit mit ihm zu verbringen. Sie erzählte ihm von ihrem Leben mit Johnathon und vor allem von dem Baby, das unterwegs war – dem Kind, von dem sein Bruder auf dem Sterbebett erfahren hatte. Andrew wusste, dass Miranda seinen Bruder in einem zu guten Licht erscheinen ließ. Johnathon hatte immer in seiner eigenen Welt gelebt, die Dinge so verdreht, bis er in seinen Augen für nichts mehr verantwortlich gewesen war. Aber Andrew hörte aufmerksam zu, wenn Miranda über ihre Zukunft nachdachte, eine, in der ihr Kind niemals seinen Vater kennenlernen würde. Diesen Teil ihres Gesprächs bekam Andrew nicht mehr aus dem Kopf. Als es Zeit war zu gehen, umarmte sie ihn, küsste ihn auf die Wange und sagte, dass er zur Familie gehörte. Sie hatte ihre Hand auf ihren Babybauch gelegt und ihm gesagt, dass sie hoffte, dass ihr Baby Teil seines Lebens werden würde. Selbst jetzt, zwei Monate später, verfolgte ihn das Erlebnis immer noch. Er hatte immer gewusst, dass Familie wichtig war, aber so deutlich hatte er es bisher nie gespürt.
Damit war für ihn alles entschieden. Er kehrte sofort nach Seattle zurück und sagte Victor, dass es mit dem Komplott gegen Sterling Enterprises vorbei war. Johnathon war tot, und es gab keinen Grund mehr für ihn, Rache zu üben. Er hatte vorgehabt, Sterling Enterprises daran zu hindern, sich an der Ausschreibung für ein Projekt in San Diego zu beteiligen, die Sanierung der Seaport Promenade, eines großen öffentlichen Platzes an der Bucht. Andrew hatte sich dieses Projekt aus sehr persönlichen Gründen für seine Rache ausgesucht, denn er war sicher, dass Johnathon es sich aus den gleichen Gründen ausgesucht hatte. Es ging um den Schauplatz eines besonders schmerzhaften Kapitels in der lang andauernden Rivalität zwischen den beiden Brüdern – um den Tag, an dem Andrew vor dem Altar stehen gelassen worden war oder vielmehr im Hochzeitspavillon auf der Seaport Promenade.
„Kontaktieren Sie mich bitte sofort, falls Ihnen irgendetwas ungewöhnlich erscheint", sagte Andrew zu Pietro und zwang sich damit auch, die unangenehmen Erinnerungen abzuschütteln, die drohten, von ihm Besitz zu ergreifen.
„Natürlich, Sir."
„Ich möchte, dass Sie mit Ihrem Team weiter Victors Haus hier in San Diego überwachen und dazu seine Stammlokale und die Flughäfen. Lassen Sie es mich bitte wissen, falls er auftaucht."
„Sie erfahren als Erster davon, Mr. Sterling."
Andrew brachte Pietro zur Tür, schloss sie hinter ihm und legte den Riegel vor. Dann holte er sein Handy aus der Tasche, um Sandy anzurufen. Sie hatte für seinen Plan eine Schlüsselrolle gespielt. Er hatte sie als Maulwurf bei Sterling Enterprises eingeschleust, damit sie dafür sorgte, dass das Seaport-Projekt nicht an Sterling ging. Sandy hatte bereitwillig aufgehört, nachdem Andrew sie darum gebeten hatte, aber dann hatte Victor ihr eine Menge Geld geboten, und sie hatte sich sofort wieder an die Arbeit gemacht. Andrew hatte Sandy eigentlich nicht als Menschen eingeschätzt, dem es nur ums Geld ging, aber offensichtlich hatte er sich geirrt.
Leider erreichte Andrew nur ihre Mailbox. „Sandy, hier ist Andrew. Schon wieder. Das wird langsam langweilig. Dieser Quatsch muss endlich aufhören. Wir können verhandeln. Aber das geht nur, wenn einer von Ihnen mich zurückruft." Es gefiel ihm überhaupt nicht, ihr ein Ultimatum zu stellen, aber er wollte sich dieses Spiel auch nicht komplett aus der Hand nehmen lassen. Er sank auf die Couch und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. Es würde schon klappen. Es musste einfach. Pietro und sein Team ließen Miranda nicht aus den Augen. Sie war in Sicherheit, und er konnte das Problem lösen. Dann konnte er versuchen, eine Beziehung zu ihr und ihrem Baby aufzubauen. Vielleicht half ihm das dabei, über den Tod von Johnathon hinwegzukommen, dem Bruder, den er gleichzeitig geliebt und gehasst hatte. Im Augenblick hatte er das Gefühl, dass die Vergangenheit ihn einholte und mit rasender Geschwindigkeit dabei war, ihn von innen heraus aufzufressen. Das wollte er nicht einfach so geschehen lassen.
Nach einem langen Arbeitstag in ihrem Innenarchitekturbüro war Miranda Sterling fast zu Hause angekommen. Sie bog mit ihrem Range Rover in die Straße zu ihrem Viertel in La Jolla ein und konnte an nichts anderes mehr denken als an eine große Schüssel Hummerravioli, die ihr Koch für sie gemacht hatte. Anschließend würde sie ein entspannendes Schaumbad in ihrer riesengroßen Badewanne nehmen. So eine Schwangerschaft hatte auch Vorteile.
Sie fuhr gerade in die Einfahrt zu ihrem Haus, als ihr Handy vibrierte. Auf dem Display sah sie, dass Tara Sterling sie anrief. Tara war ihre Freundin und Geschäftspartnerin, aber sie war auch die erste Ehefrau von Johnathon gewesen, Mirandas vor Kurzem verstorbenem Ehemann. Tara und Miranda hielten zusammen mit Astrid, Johnathons zweiter Ehefrau, die Aktienmehrheit von Sterling Enterprises. Johnathon hatte seinen drei Frauen die Aktien seiner Firma vererbt, offensichtlich als Beweis dafür, wie sehr er sie alle geliebt hatte. „Tara, hey. Ich bin gerade nach Hause gekommen. Ist es wichtig, oder können wir später reden? Ich bin am Verhungern und will unbedingt meine Schuhe ausziehen." Miranda fuhr in ihre Garage und machte den Motor aus.
„Ich bin mit Astrid auf dem Weg zu dir. Wir müssen über Andrew reden."
Miranda hasste es, ständig in das Drama bei Sterling Enterprises hineingezogen zu werden. Ja, Johnathon und er waren wohl ihr Leben lang Rivalen gewesen, aber ihr kam Andrew nicht einmal annähernd so böse vor, wie alle sagten. „Warum? Wir haben doch darüber geredet. Ich habe ernsthafte Zweifel an eurer Theorie. Glaubst du wirklich, dass er dafür verantwortlich ist, dass bei der Bewerbung für das Seaport-Projekt so viele Fehler gemacht wurden?"
„Ja, das glaube ich. Astrid und ich sind gleich bei dir. Wir reden weiter, wenn wir da sind."
Miranda fand es nicht gut, wie Tara und Astrid sich quasi ohne Vorwarnung bei ihr einluden. Allerdings hatte sie auch gerne Besuch. Tara und Astrid waren echte Freundinnen geworden, auch wenn es eine ungewöhnliche Verbindung war. „Hoffentlich mögt ihr Hummerravioli."
„Machst du Witze? Na, aber hallo!"
Miranda machte sich auf den Weg ins Haus. Sie würde sich nie daran gewöhnen, wie groß und leer es sich anfühlte, seitdem Johnathon nicht mehr bei ihr war. Siebenhundertfünfzig Quadratmeter waren schon für zwei Personen lächerlich viel und für einen Menschen erst recht. Aber sie konnte sich einfach nicht von dem Haus trennen. Es hatte nicht nur eine atemberaubende Aussicht auf den Pazifik, Miranda hatte auch sorgfältig jeden Zentimeter selbst gestaltet. Das Haus tröstete Miranda.
Miranda stellte drei Portionen Ravioli in den Ofen. Zum Glück hatte sie um Extraportionen gebeten. Tara und Astrid waren wenige Minuten später da.
„Kommt rein." Miranda trat zur Seite und ließ die beiden Frauen in die Eingangshalle. Tara mit ihrem hellblonden Bob übernahm mit entschlossenen Schritten die Führung, gefolgt von der grazilen Astrid, einer natürlichen Schönheit, die früher als Model gearbeitet hatte. Als Miranda die Tür schloss, fiel ihr auf, dass sie die Kleinste war, vor allem ohne ihre High Heels. Miranda war mit ihren einhundertsiebzig Zentimetern nicht gerade klein, aber die anderen Ehefrauen überragten sie dennoch.
Astrid beugte sich vor und umarmte Miranda herzlich. „Wie geht es dir? Ist alles in Ordnung?" Astrid freute sich sehr über das Baby, das Miranda bekommen würde, obwohl