Was wusste sie von ihm?: Dr. Norden Extra 58 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
Es war für Fee Norden ein ungewohnter Anblick, daß sich ihr Mann so lange im Spiegel betrachtete. »Du brauchst ein neues Dinnerjackett, mein Schatz«, stellte sie kritisch fest. »Wieso? Das paßt doch noch«, widersprach er und knöpfte es mit einem zufriedenen Lächeln zu. »Ich bin kein bißchen dicker geworden.« »Es entspricht aber nicht mehr der Mode.« »Mein liebes Feelein, wer achtet schon auf meinen Anzug, wenn du an meiner Seite bist. Dein Kleid ist auch nicht neu, aber du siehst toll aus.« »Mami ist schön«, sagte Anneka andächtig. »Ihr werden die Männer bestimmt wieder nachschauen.« »Sie sollen sich unterstehen, ihr zu nahe zu kommen«, sagte Daniel grimmig. »Geht dir dann der Gaul durch?« fragte Anneka schelmisch. Danny und Felix beteiligten sich nicht an der Unterhaltung. Sie fanden es blöd und überflüssig, daß ihre Eltern zu der Soiree gingen, die zu Ehren von Professor Kiesling veranstaltet wurde, der seinen achtzigsten Geburtstag feiern konnte. Es hatte auch vorher eine Diskussion darüber gegeben, ob man sich davor nicht drücken könnte, was Daniel Norden liebend gern getan hätte.
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Dr. Norden – Retro Edition
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Buchvorschau
Was wusste sie von ihm? - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Extra
– 58 –
Was wusste sie von ihm?
Patricia Vandenberg
Es war für Fee Norden ein ungewohnter Anblick, daß sich ihr Mann so lange im Spiegel betrachtete.
»Du brauchst ein neues Dinnerjackett, mein Schatz«, stellte sie kritisch fest.
»Wieso? Das paßt doch noch«, widersprach er und knöpfte es mit einem zufriedenen Lächeln zu. »Ich bin kein bißchen dicker geworden.«
»Es entspricht aber nicht mehr der Mode.«
»Mein liebes Feelein, wer achtet schon auf meinen Anzug, wenn du an meiner Seite bist. Dein Kleid ist auch nicht neu, aber du siehst toll aus.«
»Mami ist schön«, sagte Anneka andächtig. »Ihr werden die Männer bestimmt wieder nachschauen.«
»Sie sollen sich unterstehen, ihr zu nahe zu kommen«, sagte Daniel grimmig.
»Geht dir dann der Gaul durch?« fragte Anneka schelmisch.
Danny und Felix beteiligten sich nicht an der Unterhaltung. Sie fanden es blöd und überflüssig, daß ihre Eltern zu der Soiree gingen, die zu Ehren von Professor Kiesling veranstaltet wurde, der seinen achtzigsten Geburtstag feiern konnte. Es hatte auch vorher eine Diskussion darüber gegeben, ob man sich davor nicht drücken könnte, was Daniel Norden liebend gern getan hätte. Fee hatte jedoch keine Ausrede akzeptiert, da Professor Kiesling sie persönlich eingeladen hatte und über eine Absage gekränkt wäre.
»Wir müssen jetzt gehen«, sagte Fee mahnend.
Mit einem schweren Seufzer schickte sich Daniel in das Unvermeidliche. Fee sagte noch zu Lenni, daß sie nicht zu nachsichtig mit den Kindern sein solle. Die Zwillinge schliefen schon, und so gab es da wenigstens keine Tränen. So erschienen Daniel und Fee Norden mit der noch erlaubten viertelstündigen Verspätung im Palais Maurizio.
Professor Kiesling war noch umlagert, aber als er Fee Norden entdeckte, bahnte er sich einen Weg zu ihr. Es war ihr fast peinlich, wie überschwenglich sie von ihm begrüßt wurde. Daniel nahm es mit süßsäuerlicher Miene zur Kenntnis.
Professor Kiesling war kein Mediziner, er war Künstler, ein berühmter Porträtist. Er hatte Fee gemalt, als sie eine junge Studentin war. Für sie war das eine Ehre gewesen. Er behauptete, daß sie sein schönstes Modell gewesen sei. Das gefiel Daniel auch nicht, wenn er auch zugeben mußte, daß es ein ausdruckstarkes Gemälde geworden war, von dem sich Kiesling aber erst nach seinem Tode trennen wollte. Dann sollte es Fee bekommen.
Ihr war es jetzt auch peinlich, daß sich aller Aufmerksamkeit auf sie richtete und war heilfroh, als dann ein Minister erschien, um den Jubilar zu ehren.
»Uff«, sagte sie erleichtert, als sie sich mit Daniel an einen ruhigen Platz zurückzog.
»Ich habe es ja gefürchtet, daß er sich wieder wie ein Gockel aufführt«, sagte Daniel.
»Sei nicht so boshaft«, sagte sie lächelnd. »Schauen wir uns lieber mal ein bißchen um.« Sie machte gern ihre Studien und konnte dabei feststellen, daß sich Daniels Dinnerjackett immer noch sehen lassen konnte. Es gab anscheinend eine ganze Anzahl Männer, die sich ungern von ihren Sachen trennten.
Ein Paar fiel ihr auf, das sie gleich ins Grübeln brachte, denn irgendwie kam ihr die Frau bekannt vor. Sie war bedeutend jünger als ihr Begleiter, der keinen sympathischen Eindruck auf Fee machte, obgleich er ein ganz interessanter Mann war. Die junge Frau im königsblauen Kleid, das ihr blondes Haar noch heller erscheinen ließ, machte einen fast apathischen Eindruck. Ihr Blick war starr auf einen Punkt gerichtet.
Als Fee diesem Blick folgte, sah sie ein Paar, das in ein angeregtes Gespräch vertieft war und bester Stimmung zu sein schien. Sie konnte jetzt hören, was die blonde Frau sagte. Diese Stimme kam ihr sehr bekannt vor, und unwillkürlich lauschte sie angestrengt.
»Du hast gewußt, daß er hier ist! Was bezweckst du damit, Roger?«
»Daß du endlich zur Vernunft kommst. Er will dich nicht, er hat eine andere, du wolltest es nie glauben!« zischte der Mann. Fee hatte sich vorwärtsgetastet. Es konnte in dem Trubel nicht auffallen, aber die beiden schwiegen, und da hatte Fee schon einen Schluß gefaßt. Sie trat noch ein paar Schritte auf das ungleiche Paar zu und sagte mit einem verwunderten Ausdruck: »Fabienne Paulin?«
Topasfarbene Augen blickten sie erschrocken an, bekamen aber sofort einen flehenden Ausdruck.
»Sie täuschen sich, Madame«, sagte der Mann abweisend, und seine Augen funkelten gefährlich.
Fee war schnell gefaßt. »Pardon, es war eine Ähnlichkeit«, sagte sie, aber sie schenkte der jungen Frau ein aufmunterndes Lächeln, bevor der Mann sie am Arm packte und mit sich zog.
Daniel war Fee langsam gefolgt. »Was hast du denn wieder vor?« fragte er.
»Du hast die Blondine im blauen Kleid doch auch gesehen«, sagte Fee geistesabwesend.
»War es nicht Fabienne?« fragte Daniel zurück.
»Ich könnte wetten, daß sie es war, aber dieser Unsympath hat es geleugnet. Und jetzt hat er sie gleich weggezerrt.«
»Zum Ausgang«, nickte Daniel.
»Ich würde zu gern wissen, was das zu bedeuten hat. Ich muß herausfinden, wer das Paar ist, dem ihr Blick galt.«
»Hast du endlich wieder was, worüber du dir den Kopf zerbrechen kannst? Wenn sie schon nicht als Fabienne erkannt werden wollte, spielt es doch auch keine Rolle, wen sie angestarrt hat.«
»Er wollte, daß sie nicht als Fabienne erkannt wird. Sie hat mich ganz verzweifelt angesehen.«
»Schätzchen, du mußt in einen flüchtigen Blick nichts hineingeheimnissen.«
»Ich nehme an, daß du morgen ein langes Telefonat mit Katja führen wirst«, scherzte er. »Aber widmen wir unsere Aufmerksamkeit dem künstlerischen Beitrag. Manuel Delont spielt Chopin. Er ist ein Schüler von David.«
»Er ist erstmals in München«, sagte Fee, aber dann weiteten sich ihre Augen, denn der Mann, der sich jetzt vor dem Flügel verneigte, war jener, der von Fabienne beobachtet worden war. Es arbeitete hinter ihrer glatten Stirn. Fabienne war Opernsängerin, und man hatte ihr eine große Karriere vorausgesagt. Dann aber war vor einigen Monaten ihre Schwester auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen, und seither war Fabienne von der Bühne verschwunden. Es hatte keine Erklärung, keinen Bericht gegeben. Für die Boulevardpresse war Fabienne nicht interessant, da es in ihrem Leben keine Skandale gab.
Sie konnten feststellen, daß Manuel Delont ein ausgezeichneter Pianist war.
»David hat nicht viel von ihm erzählt«, sagte Daniel nachdenklich.
»Wann haben wir denn schon mal Gelegenheit, mit ihm darüber zu reden. Wenn wir zusammen sind, gibt es anderen Gesprächsstoff genug.«
David Delorme, der berühmte Pianist und Dirigent, war mit Fees Stiefschwester Katja verheiratet, deren Mutter Anne die zweite Frau von Fees Vater Dr. Johannes Cornelius war, dem die Leitung der Insel der Hoffnung oblag.
Die Delormes lebten in der Schweiz, wenn David nicht gerade auf Konzertreisen war, auf denen Katja ihn so oft wie nur möglich begleitete, denn sie war immer noch sehr eifersüchtig.
»Wir können versuchen, mit Delont ins Gespräch zu kommen«, raunte Fee ihrem Mann zu. »David ist doch ein gutes Stichwort.«
»Muß das sein? Wir könnten auch heimlich verschwinden«, meinte Daniel.
»Das könnte dir so passen.« Fee war wieder in ihrem Element, und dagegen kam Daniel nicht an.
Vergeblich hielt sie allerdings Ausschau nach Fabienne und ihrem Begleiter, aber sie wurde halbwegs entschädigt,