Wolfsgefährtin - Amelie
Von Serena Hill
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Über dieses E-Book
Der Wolf schaut sie an, und diese eigenartige tiefe Vertrautheit schwingt zwischen ihnen.
Die neue Werwolf Romance von Serena Hill: Eine Bergtour durch die Pyrenäen verändert Amelies Leben. Die Begegnung mit ihrer inneren Wölfin lässt sie entdecken, dass sie viel mehr ist, als das zaghafte Anhängsel ihres Freundes. Sie lernt für ihre Bedürfnisse einzutreten und für ihre große Liebe zu kämpfen.
PassionBooks: Geschichten mit Fantasie und Leidenschaft
Serena Hills Storys entführen Leser und Leserinnen auf eine kurzweilige Reise - von der Gegenwart in die Vergangenheit, oder in die Welt der Gestaltwandler. Spannung und Romantik inklusive.
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Buchvorschau
Wolfsgefährtin - Amelie - Serena Hill
1
Amelie schwankte. Ihre Beine fühlten sich wie weichgekochte Nudeln an. Als sie in den klaffenden Abgrund starrte, gesellte sich zu dem Schwindelgefühl ein Magenkrampf, der Schübe von Übelkeit in ihren gesamten Leib sandte. Sie hörte ein ersticktes Keuchen, das von ihr selbst stammen musste.
Drei, vier Steinchen lösten sich unter der festen Sohle ihres Wanderstiefels, rollten den Felsen hinab, sprangen abwärts und wurden von der Tiefe verschluckt. Amelie konnte spüren, wie sie am nackten Hang zu rutschen begann, plötzlich schwebte ihr rechter Fuß über dem Nichts. Es kam ihr auf einmal so vor, als wären die Sohlen so glatt wie Seife.
Ich falle, dachte sie wie betäubt, und ein Teil von ihr fühlte, wie der schon bekannte unwiderstehliche Sog von ihr Besitz ergriff. Das Rauschen und Brausen in ihren Ohren ging in einen hohen, durchdringenden Summton über. Jenseits dieses Summens schrie irgendjemand etwas, aber es war sehr weit weg.
Eine große Hand packte sie am Oberarm und riss sie zurück. Es tat weh.
»Verdammt noch mal, Amelie! Was zur Hölle machst du denn?« Pierres wütende Stimme drang kaum zu ihr durch. Ihre Augen hingen noch an dem Abgrund, der Tiefe, die ihr Angst machte und sie zugleich anzog. Fast wäre sie gestürzt, sie hatte den Sturz bereits gefühlt, ihn empfinden können. Eine Hand packte ihr Kinn und drehte ihren Kopf. Sie starrten sich an. Was wollte er von ihr hören? Amelie brachte kein Wort hervor, sah einfach in seine vor Wut verengten Augen.
»Na gut, dann schmoll halt!«, sagte Pierre und Amelie überlegte, wovon er da redete. Sein schmerzhafter Griff um ihren Arm quetschte ihr das Fleisch zusammen, als er weiterstapfte und sie einfach mit sich zog wie einen Packesel.
Er hat mir das Leben gerettet. Sie beobachtete ihn von hinten, seinen dunklen Haarschopf und die breiten Schultern, wie vor ihr lief, ungeduldig, ein wenig zu schnell, so dass sie kaum Schritt halten konnte, aber sie beklagte sich nicht. Eben, als er sie noch angesehen hatte, da hätte sie etwas sagen müssen. Ein Danke hätte ihm schon genügt. Vielleicht. Oder sie hätte sich entschuldigen sollen. Ein paar Mal. Meistens beruhigte er sich dann wieder. Aber diese Chance hatte sie leichtfertig vertan, weil sie in dieser fast hypnotischen Lähmung verweilt hatte, anstatt sich einfach mal zusammenzureißen. Sie kannte ihn doch! Das war dumm von ihr gewesen, einfach nur dumm.
Amelie presste die Lippen zusammen und hoffte, dass er bald genug haben und sie einfach loslassen würde. Aber das tat er nicht.
»Du tust mir weh, Pierre!«, protestierte Amelie schließlich.
Er fuhr mit wutverzerrtem Gesicht zu ihr herum.
»Das ist alles, was dir einfällt? Wie wäre es mit einem Dankeschön? Dafür, dass du jetzt hier laufen und rumjammern kannst, anstatt zerschmettert in einer Schlucht zu liegen? Das hätte deutlich mehr wehgetan, ma Chère!« Die letzten beiden Worte knallten wie Peitschenhiebe.
Amelie zitterte am ganzen Körper. Das Adrenalin, das die ganze Zeit seit dem Zwischenfall durch ihre Adern pulsiert war, entschwand und hinterließ nur Schwäche, ja Erschöpfung.
»Diesen Weg zu nehmen, war deine Idee.« Mehr wagte sie nicht zu sagen, aber es stimmte. Er hatte sich diese angebliche Abkürzung mit den lebensgefährlich schmalen Steilpfaden ausgesucht.
Pierre starrte sie an und Amelie glaubte, er würde sie im nächsten Moment ohrfeigen.
Oh mein Gott, dachte sie verzweifelt, nimmt dieser Albtraum denn nie mehr ein Ende? Gleich darauf schalt sie sich undankbar.