Evis Geheimnis: Der Bergpfarrer 309 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
»Kathrin …, ich bin's. Bitte, leg net auf!« Ein Klicken in der Leitung zeigte an, dass sie es doch getan hatte. Thomas Brinkmann biss die Zähne zusammen und unterdrückte eine Verwünschung. Nicht, dass er Kathrin Matern hätte verwünschen wollen. Vielmehr den Umstand, dass sie einfach auflegte, kaum, dass sie seine Stimme vernommen hatte. Thomas stieg wieder in seinen Wagen und startete den Motor. Er war jetzt zwei Stunden von München entfernt. Viermal hatte er auf der Fahrt jetzt schon versucht, sie zu erreichen. Dreimal wurde der Anruf ignoriert, bis er den Einfall hatte, seine Handynummer zu unterdrücken, sodass die Angerufene nicht sehen konnte, wer mit ihr sprechen wollte. Doch wirklich erfolgreich war er damit nicht gewesen. Der junge Mann fuhr gedankenverloren weiter, ohne auf die Schönheiten der Landschaft ringsum zu achten. Seine Gedanken waren weit fort, bei dem Streit, den es gegeben hatte. Streit war eigentlich nicht die richtige Bezeichnung. Ein Streit setzte voraus, dass zwei Parteien sich verbal über eine Sache auseinandersetzen. Er konnte sogar sehr positiv sein und zu guten Ergebnissen führen. Doch Kathrin und er hatten sich nicht miteinander auseinandergesetzt. Dazu hatte sie ihm gar keine Gelegenheit gegeben, sondern ihn mit Vorwürfen konfrontiert, die jeder Grundlage entbehrten. Aber sie hatte seine Argumente gar nicht hören wollen, sondern geschrien und getobt und ihn sogar aus der Wohnung geworfen. Ausgerechnet aus der Wohnung, in die er hatte mit einziehen wollen!
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Buchvorschau
Evis Geheimnis - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 309 –
Evis Geheimnis
kann Sebastian Trenker es rechtzeitig lösen?
Toni Waidacher
»Kathrin …, ich bin’s. Bitte, leg net auf!«
Ein Klicken in der Leitung zeigte an, dass sie es doch getan hatte. Thomas Brinkmann biss die Zähne zusammen und unterdrückte eine Verwünschung.
Nicht, dass er Kathrin Matern hätte verwünschen wollen. Vielmehr den Umstand, dass sie einfach auflegte, kaum, dass sie seine Stimme vernommen hatte.
Thomas stieg wieder in seinen Wagen und startete den Motor. Er war jetzt zwei Stunden von München entfernt. Viermal hatte er auf der Fahrt jetzt schon versucht, sie zu erreichen. Dreimal wurde der Anruf ignoriert, bis er den Einfall hatte, seine Handynummer zu unterdrücken, sodass die Angerufene nicht sehen konnte, wer mit ihr sprechen wollte.
Doch wirklich erfolgreich war er damit nicht gewesen.
Der junge Mann fuhr gedankenverloren weiter, ohne auf die Schönheiten der Landschaft ringsum zu achten. Seine Gedanken waren weit fort, bei dem Streit, den es gegeben hatte.
Streit war eigentlich nicht die richtige Bezeichnung. Ein Streit setzte voraus, dass zwei Parteien sich verbal über eine Sache auseinandersetzen. Er konnte sogar sehr positiv sein und zu guten Ergebnissen führen.
Doch Kathrin und er hatten sich nicht miteinander auseinandergesetzt. Dazu hatte sie ihm gar keine Gelegenheit gegeben, sondern ihn mit Vorwürfen konfrontiert, die jeder Grundlage entbehrten. Aber sie hatte seine Argumente gar nicht hören wollen, sondern geschrien und getobt und ihn sogar aus der Wohnung geworfen.
Ausgerechnet aus der Wohnung, in die er hatte mit einziehen wollen!
In knapp vier Wochen hätte Hochzeit sein sollen, und ihr Glück sollte durch die Eheschließung gekrönt werden. Doch davon war Thomas Brinkmann in diesem Moment so weit entfernt wie vom Mond.
Stattdessen war er jetzt alleine auf dem Weg nach St. Johann, wo sie eigentlich zusammen hatten hinfahren wollen.
Harte Wochen und Monate lagen hinter ihnen, beide waren sie in ihren Berufen stark eingespannt gewesen, und dann kamen auch noch die Vorbereitungen für die Hochzeit dazu. Auch wenn die beiden Elternpaare dabei tüchtig mithalfen, kostete das alles doch Kraft und, vor allem, Nerven.
»Ich kann einfach net mehr!«, hatte Kathrin Matern eines Abends gesagt, als sie müde und erschöpft zusammen saßen. »Ich bräuchte dringend eine Auszeit!«
Thomas’ Verlobte arbeitete als Sekretärin in dem großen Münchner Transportunternehmen, in dem er für die Logistik zuständig war und dafür sorgte, dass die großen Trucks rechtzeitig losgeschickt wurden und möglichst nicht leer zurückkamen.
Das Unternehmen agierte in ganz Europa. Wenn zum Beispiel eine Fuhre nach Mailand gebracht wurde, war es die Aufgabe von Thomas Brinkmann, möglichst eine Ladung für die Rücktour zu finden. Manchmal ergab sich das sehr kurzfristig. War etwa in Mailand nichts zu bekommen, dann versuchte er es in einer anderen Stadt. Selbst wenn er erst in Rom fündig wurde, war das immer noch besser, als den Wagen leer zurückfahren zu lassen.
Nicht selten kam es auch vor, dass Thomas in die betreffende Region flog, um den Auftrag vor Ort klarzumachen. Irgendwie stand er immer unter Strom, und es gelang ihm nur selten, richtig abzuschalten.
»Du, in drei Wochen wirds ruhiger«, hatte er auf Kathrins Bemerkung erwidert. »Wie wär’s, wollen wir dann ein paar Tage fortfahren?«
Sie hatte ihn begeistert angesehen, gleich darauf aber ein skeptisches Gesicht gemacht.
»Geht das denn? Bei den ganzen Vorbereitungen für die Hochzeit …«
»Klar geht das«, hatte er versichert. »Wir müssen das alles einmal kurz beiseiteschieben, sonst verbringen wir die Hochzeitsnacht noch mit einem Nervenzusammenbruch im Krankenhaus.«
Sie sah ein, dass er Recht hatte, ihre Gesundheit und Wohlbefinden gingen vor. Gemeinsam gingen sie gleich im Internet die Angebote durch und wurden rasch fündig.
»Das schaut doch hübsch aus!«, rief Thomas aus und deutete auf die Seite, die er gerade aufgerufen hatte. »St. Johann im Wachnertal! Ein kleiner, idyllischer Ort, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint, und der dennoch modern ist und attraktiv für Ihren Urlaub.«
Je mehr er las, umso begeisterter klang Thomas. Sie schauten sich die Fotos an und waren sich schnell einig, dass das der ideale Ort für sie war, um ein paar Tage auszuspannen.
Da Thomas ohnehin schon oft in Hotels übernachtete, wollte er lieber ein Zimmer in einer kleinen familiengeführten Pension haben. Davon gab es zwei in St. Johann, und gleich in der ersten hatten sie Glück und konnten für zwei Wochen buchen.
Unbändig freuten sie sich auf ihren kleinen Urlaub – bis zu dem Tag, an dem das Unglück über ihre Liebe hereinbrach …
*
»Grüß Gott«, sagte die ältere Frau lächelnd. »Sie sind sicher der Herr Brinkmann aus München, gell?«
Thomas nickte.
»Ria Stubler«, stellte sich die Wirtin der gleichnamigen Pension vor. »Wir haben ja mehrmals miteinander telefoniert. Sagen S’ einfach Ria.«
»Gern«, erwiderte er. »Ich bin der Thomas.«
Sie unterhielten sich über seine Anreise, und der junge Speditionskaufmann erzählte von einem Stau, den er aber hatte umfahren können. Ansonsten war die Fahrt ohne Probleme verlaufen.
Die vergeblichen Anrufe erwähnte er nicht.
Ria hatte einen Zimmerschlüssel vom Brett genommen und führte den Gast nach oben.
Thomas war immer noch dankbar dafür, dass es mit der Stornierung des Doppelzimmers so problemlos geklappt hatte. Nachdem Kathrin ihm kurz und bündig erklärt hatte, dass sie nicht mit ihm in den Urlaub fahren würde – nirgendwohin mehr in ihrem Leben – war ihm nichts anderes übrig geblieben, als in der Pension anzurufen und abzusagen.
Die Wirtin zeigte sich äußerst freundlich und verständnisvoll. Vor allem auch, weil Thomas freimütig erzählte, dass seine Verlobte ihm den Laufpass gegeben habe.
»Wenn es allerdings möglich wär, würd ich gern allein nach St. Johann kommen«, hatte er gesagt.
Tatsächlich konnte Ria Stubler es möglich machen, ihm ein Einzelzimmer zu reservieren. Indem stand er nun und schaute sich um.
Ja, die Fotos im Internet hatten nicht gelogen. Alles sah genauso aus, wie dort abgebildet, die Möbel mit der Bauernmalerei, das viele Holz, die bunten Vorhänge an den Fenstern, die Bilder mit den bäuerlichen Motiven. Er nickte zufrieden und machte sich an das Auspacken seines Koffers. Dann setzte er sich in den Sessel, der an dem kleinen Tisch stand, und schaute aus dem Fenster.
Wieder hielt er das Mobiltelefon in der Hand.
Doch Thomas Brinkmann wählte nicht. Es war ja ohnehin sinnlos, Kathrin würde nicht abnehmen. Vermutlich lief die nächsten Tage nur der Anrufbeantworter, jetzt, wo sie den Trick mit der unterdrückten Telefonnummer durchschaut hatte.
Dabei musste er so dringend mit ihr sprechen! Denn zu gerne hätte er gewusst, wie sie auf diesen ungeheuren Verdacht kam, er hätte sie mit seiner Sekretärin betrogen. Und das nicht nur einmal, nein, jedes Mal, wenn Sandra Bergheim ihn auf seinen Geschäftsreisen begleitet hatte.
Zugegeben, Sandra war eine attraktive Frau, und sie war sich dessen auch bewusst. Und sie hatte nie einen Hehl daraus gemacht, wie sehr sie die einsamen Nächte in den Hotelzimmern hasste …
Indes hatte es da nie etwas zwischen ihnen gegeben. Thomas liebte Kathrin, und für ein flüchtiges Abenteuer war ihm diese Liebe zu kostbar.
Umso überraschter war er, als sie ihn mit diesem Vorwurf konfrontierte und nicht einmal bereit war, ihm Gelegenheit zu geben, sich dagegen zu verteidigen.