Alfred Bekker schrieb als Robert Gruber: Zu stolz, um zu verzeihen: Cassiopeiapress Bergroman
Von Alfred Bekker und Robert Gruber
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Über dieses E-Book
Dramatische Schicksale im Angesicht der Berge - Liebe, Hass, Neid und Missgunst vor der Kulisse einer ursprünglichen Natur.
Ein dramatischer Roman um die Bergwelt.
Cover: STEVE MAYER
Alfred Bekker
Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.
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Buchvorschau
Alfred Bekker schrieb als Robert Gruber - Alfred Bekker
Zu stolz, um zu verzeihen
Alfred Bekker (Robert Gruber)
Zu stolz, um zu verzeihen
Bergroman
© 2002,2005,2012 by Alfred Bekker
All rights reserved
Ein CassiopeiaPress E-Book
Ausgabejahr dieser Edition: 2012
www.AlfredBekker.de
Eine anstrengende Wanderung lag hinter den beiden jungen Leuten, die sich in diesem Moment an den Ufern des reißenden Wildbachs niedersetzten.
Mei, ich glaub, von meinen Füßen spür ich gar nix mehr
, seufzte Andrea Ramayer.
Um die Lippen des hübschen Dirndls spielte dabei trotzdem ein versonnenes Lächeln.
Thomas Bernrieder, der junge Mann, der sie auf dieser Wanderung begleitet hatte, erwiderte dies.
Beide saßen sie nun am Ufer des Baches, zogen Schuhe und Strümpfe aus und ließen die Füße in das erfrischende kalte Nass hineinbaumeln. Eine willkommene Erfrischung an einem derart heißen Tag. Der Bernrieder-Thomas nahm den kleinen Rucksack von den Schultern und setzte ihn neben sich.
Sehr viel von unserem Proviant ist net mehr darin
, stellte er fest.
Das Madl machte eine wegwerfende Handbewegung. Im Moment könnte ich ohnehin nix essen
, meinte sie. Ihre Blicke trafen sich. Andrea wurde es dabei ganz warm ums Herz.
Mei, mir wird ganz anders, wenn der Thomas mich so ansieht!, ging es dem Madl durch den Kopf.
Das war ein sehr schöner Tag mit dir zusammen!
, murmelte Andrea dann.
Und die Kraxelei ging dir net ein bisserl auf die Nerven!
Mei, für das heiße Wetter kannst du doch nix!
Das ist natürlich wahr, aber...
...und außerdem ist für mich nur wichtig, dass wir zwei zusammen sind. Wo auch immer das sein mag.
Thomas lächelte. Er nahm ihre Hand.
Mir geht das ganz genauso, Andrea.
Das Madl atmete tief durch. Ein tiefes Glücksgefühl durchströmte sie. Ein Gefühl, von dem sie gewünscht hätte, daß es niemals aufhörte.
Könntest dir den Thomas vielleicht auch als Ehemann vorstellen? fragte sie sich.
Geh, um darüber nachzudenken ist es doch noch ein bisserl früh!, entgegnete eine andere, skeptischere Stimme in ihr.
Hast dich gerade erst frisch verliebt und denkst schon an den Altar! Warte doch erst einmal ab, ob dein Liebesglück überhaupt über längere Zeit anhält und von Dauer ist!
Thomas' Stimme drang jetzt in ihre Gedanken.
Hast vielleicht Lust, mit mir übermorgen auf den Dorftanz zu gehen?
Beim Kramer-Wirt?
, fragte das Madl zurück.
Ja, freilich!
Gerne, Thomas. Ich freue mich schon sehr darauf.
Dann seufzte sie. Ich hoffe nur, daß ich an dem Abend auch frei bekomme. Ich habe dir ja erzählt, was im Moment bei uns los ist...
Ludwig Ramayer, Andreas' Vater, war der Wirt des kleinen, idyllisch gelegenen Gasthofs ZUM GIPFEL. Und zur Zeit herrschte dort ein wahrer Hochbetrieb. Ausgerechnet jetzt war eine der Kellnerinnen, die der Vater zusätzlich eingestellt hatte, ausgefallen. Sie hatte sich den Fuß verstaucht und fiel in der nächsten Zeit mit Gewißheit aus.
Ersatz war nur schwer zu bekommen. Der Ramayer-Wirt bemühte sich zwar redlich darum, aber bislang ohne Erfolg.
Ich weiß wie das ist, wenn man im elterlichen Betrieb mitarbeitet
, meinte der Thomas, dessen Vater Sägemüller war. Man kann sich net einfach wie ein x-beliebiger Angestellter aus der Verantwortung stehlen, schließlich geht es ja immer auch um die Zukunft des Betriebes, den man einmal weitführen soll.
Mei, da sagst ein wahres Wort!
, seufzte Andrea. Aber das ändert nix daran, daß es auch mal möglich sein muss, zum Tanz zu gehen.
Ich freue mich schon sehr, Andrea.
Ich mich auch...
Thomas strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich aus der Frisur herausgestohlen hatte. Andrea schluckte.
Und einen Augenblick später trafen sich ihre Lippen zu einem vorsichtigen, tastenden Kuss.
*
Die Dämmerung hatte sich längst über die Bergwelt gelegt, als Andrea und Thomas den Gasthof ZUM GIPFEL erreichten. Der Name war Progamm. Das Wirtshaus lag weit außerhalb des Dorfes auf einer Hochebene. Nach Süden hin hatte man eine fantastische Aussicht über die nahen Berggipfel.
Schneebedeckt erhoben sie sich in den dunkler werdenden Himmel. Das Sonnenlicht schimmerte nur noch als ein schwaches Leuchten hinter den Bergspitzen hervor und ließ diese in einem zauberhaften Licht erscheinen. In nördlicher Richtung lag ein Stück Wiese, das von den Gästen des Gasthofs ZUM
GIPFEL als Parkplatz genutzt wurde. Ludwig Ramayer hatte es zu diesem Zweck extra gepachtet - denn was konnte schon aus aus einem Gasthaus ohne ausreichende Parkmöglichkeiten werden?
Jene Gäste, die es vorzogen, am Ende einer anstrengenden Bergwanderung hier einzukehren, waren deutlich in der Minderzahl.
Und auch der Bernrieder-Thomas hatte auf diesem Stück Land seinen Geländewagen abgestellt, denn von hier aus waren er und Andrea am Morgen zu ihrer Tour aufgebrochen.
Um diese Zeit befanden sich kaum noch Fahrzeuge auf dem behelfsmäßigen Parkplatz. Im Anschluss daran erstreckte sich der Hochwald, in dem um diese Zeit bereits ziemlich dunkel war.
Andrea war erschöpft aber glücklich, als sie die letzten Meter bis zum Gasthaus endlich hinter sich gebracht hatten.
Komm doch noch auf ein Glasl herein
, forderte sie. Auf Kosten des Hauses natürlich!
Der Thomas seufzte.
Warum eigentlich net?
meinte er.
Trotz der fortgeschrittenen Tageszeit war es nämlich immer noch ziemlich warm. Die Luft stand regelrecht. Kein kühles Lüftchen wehte von den Berghängen herunter und vielleicht würde es in der Nacht sogar noch ein Gewitter geben.
Dann komm!
, forderte Andrea, nahm Thomas' Hand und zog den Sohn des Sägemüllers mit sich.
Einen Augenblick später betraten sie den Schankraum.
Resi und Vroni, die beiden noch einsatzfähigen Bedienungen rannten sich regelrecht die Hacken ab. Die Wirtin selbst stand in der Küche, während Ludwig Ramayer seinen Platz hinter dem Schanktisch hatte und dafür sorgte, daß die Krüge der Gäste stets gut gefüllt waren.
Ah, da bist ja, Andrea!
, rief der Ramayer-Ludwig seiner Tochter zu, als sie zusammen mit Thomas an den Schanktisch herantraten. Die Mama und ich, wir haben uns schon ein bisserl Sorgen gemacht!
Geh, Papa! Was sollte denn schon passieren?
Sie zwinkerte dem Thomas zu und fuhr dann fort: Schließlich war ich doch in guten Händen...
Ludwig Ramayer nickte nun auch dem Thomas zu.
Einerseits hielt er große Stücke auf den Sohn des Sägemüllers, der sein Handwerk sicherlich gut beherrschte und einmal den Betrieb seines Vatrs weiter führen würde. So hatte der Wirt im Prinzip auch gar nichts dagegen einzuwenden, dass seine Tochter sich mit ihm traf - mal davon abgesehen, dass er in seinem Innersten sehr wohl wusste, daß er Andrea auch nicht daran hätte hindern können. Das Madl hatte nämlich einen äußerst starken Willen, der sich nicht so einfach zähmen ließ. Wenn sie sich etwas wirklich in den Kopf gesetzt hatte, dann war es nahezu unmöglich, sie wieder davon abzubringen.
Andererseits dachte er aber auch mit Schrecken daran, dass seine Älteste womöglich schon bald das Elternhaus verlassen würde.
Ein bisserl, so fand er, konnte das doch noch warten.
Ludwig Ramayer wandte sich an Thomas.
Das Gesicht des eigentlich stets