Jon. Harkers Gothic Novels: Die Puppe der toten Schwester
Von Dietmar Preuß
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Über dieses E-Book
Als Jon. Harker seine Frau Mina, seinen Sohn Quincey, Dr. Seward und lange zuvor den Professor beerdigt hatte, nahm er die Arbeit auf, die die Grundlage zahlloser Spiritisten und Metaphysiker werden sollte.Auf der Suche nach Spuren des unheiligen Geschlechts des Grafen ging er jedem Gerücht, jeder Geschichte, jedem Zeitungsartikel und später jedem Netzeintrag, der von übernatürlichen Fähigkeiten oder Ereignissen zeugte, nach.
Von den folgenden Ereignissen erfuhr Jon. Harker einige Jahrzehnte nach dem Tod des Grafen. In dieser Zeit hatte er bereits einige Berichte über seltsam beseelte Puppen gesammelt. Diese hier erhielt er von einer Puppensammlerin, die eine rothaarige Puppe von einer Miss Redman aus Harfort erworben hatte. Ob es das Böse war, dass der Graf hinterlassen hatte, fand Jon. Harker nie heraus, denn nach dem mutigen Schritt Emmas wurden alle Puppen aus dem alten Haus entfernt:
Nach dem Tod ihres Gefährten will Emma zur Ruhe kommen und ein neues Leben beginnen. Daher zieht sie fort aus London und nimmt eine Stelle als Gesellschafterin der alten Miss Redman an. Doch die Puppen im Haus der seltsamen Dame scheinen ein Eigenleben zu führen. Um ein altes Geheimnis aufzulösen, müssen Emma und der nur anfangs abweisende Enkel der Alten zu außergewöhnlichen Mitteln greifen.
Dietmar Preuß
Dietmar Preuß Dietmar Preuss veröffentlicht seit Jahren phantastische Geschichten. Für die Serie Das Schwarze Auge schrieb er vier Romane. Das Verschwundene Tal ist der erste Roman, der digital veröffentlicht wurde. Seine Faszination für Gothic Novels und Schwarze Romantik ließ ihn die Idee einer eigenen Serie von düsteren Novellen verwirklichen. Die nächste Story aus der Serie Jon. Harkers Gothic Novels wird im Mai 2021 erscheinen.
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Buchvorschau
Jon. Harkers Gothic Novels - Dietmar Preuß
Jon. Harkers Gothic Novels
Titelseite
Impressum
Die Puppen der toten Schwester
„Dartmoor?, stieß Emma hervor und wischte sich die rotbraunen Locken aus dem Gesicht. „Ich möchte etwas Abstand gewinnen, aber nicht in der Einöde verschwinden!
Seit dem Unfalltod ihres Partners wurde Emma manchmal unversehens heftig. So als würde die Trauer verborgenen Zorn hervorrufen. „Entschuldigen Sie bitte!, sagte sie zu der Beamtin der Arbeitsvermittlung. „Sie wissen ja …
Die füllige, brünette Frau auf der anderen Seite des Schreibtischs nickte voller Verständnis. „Ich weiß, Miss Mason, aber wir vermitteln Arbeitsplätze und keine Lebensentwürfe. Und Harfort liegt im äußersten Süden des Nationalparks. Keine Stunde von der Küste und Plymouth entfernt."
„Aber … aber das ist doch genau das, was ich suche! Oh, ich danke Ihnen!
Am liebsten hätte sie die Vermittlerin umarmt. Haushaltshilfe und Gesellschafterin in einem ehemaligen Herrenhaus, und der Lohn stimmte auch! Mit ihrer Ausbildung in einer der angesehensten Seniorenresidenzen von London war Emma dafür bestens geeignet. Elizabeth Redman, eine 76 Jahre alte Dame, die nicht mehr allein leben konnte, aber genug Geld hatte, um Hilfe und Kurzweil zu bezahlen.
„Ich nehme die Arbeit an. Gerne sogar!"
Mit frohem Herzen verließ Emma das Amt. Endlich weg von London! Endlich weg von all den Erinnerungen! Endlich weg in ein neues Leben an einem neuen Ort!
Wie vereinbart wartete ein blauer Morris am Bahnhof nahe Hartfort, einem uralten Backsteinbau mit Emailleschildern und eisernen Laternen. Ein schlanker Mann, den Emma auf etwa 28 Jahre schätzte – also zwei Jahre älter als sie – stieg aus und verstaute mit unsagbar schmutzigen Händen ihr Gepäck. Die Lokomotive auf dem Gleis pfiff gellend und fuhr an. Für Emma war es wie der Anpfiff eines neuen Lebensabschnitts. Der Mann starrte einen Moment lang in ihr Gesicht, das seit einigen Monaten immer etwas zu blass war. Sein Blick ruhte auf ihren Lippen, die sie seit dem Unglück dunkelrot schminkte. Dann stieg er ein und startet wortlos.
„Und sie sind …?" Emma sah den Mann am Steuer an, während sie auf einer einsamen Landstraße nach Norden fuhren. Seit zehn Minuten schwieg ihr Fahrer. Vielleicht lag es an dem Regen, der immer stärker geworden war, sodass er sich auf den Weg konzentrieren musste. Doch hätte er sich wenigstens vorstellen können.
„Matthew Redman, der Enkel von Elizabeth Redman!"
Es dauerte weitere zehn Minuten, bis der Mann mit dem energischen Kinn und den dunkelblauen Augen wieder das Wort ergriff. „Ich bin sehr froh, dass sie hier sind. Wissen Sie, erst wurde meine Großmutter ein wenig, sagen wir verwirrt, dann baute sie innerhalb weniger Wochen auch körperlich ab. Und ich habe erst vor wenigen Wochen einen eigenen Gärtnereibetrieb übernommen." Er hob eine der schmutzigen Hände. „Daher finde ich gerade noch Zeit, ihren Garten zu pflegen. Sie hat eine uralte, sehr selten Rose in ihrem Garten, die Black Lady. Wenn ich es schaffe, Nachkommen von dieser Pflanze zu züchten, wäre das ein großer Vorteil für meine Gärtnerei."
Seltsam, seine Gärtnerei scheint ihm wichtiger zu sein, als das Wohl seiner Großmutter. Und was soll das mit dieser Black Lady? Immerhin hatte er sie abgeholt und fuhr sie nun zu der alten Dame.
„Sie spricht immer öfter von ihren Erinnerungen, sagte er. Und nach ein paar weiteren Minuten: „Und die sind nicht alle besonders schön …
„Was meinen Sie damit?", fragte Emma, die sich das Ende dieser Fahrt herbei wünschte. Die Landschaft um sie herum erschien ihr immer öder. Dicke schwarze Wolken hingen tief am Himmel und berührten fast den Boden, was im Niesel und Dämmerlicht wie eine verwaschene Collage aus Braun und Grau wirkte.
Nach einer Weile sprach Matthew Redman weiter, und es schien Emma, dass auch ihm das Schweigen unangenehm war. Vielleicht dachte er aber auch nur sehr sorgfältig über seine Worte nach. „Sie hat vor einer Weile ihre Puppen hervor gekramt. Und ein paar neue dazu gekauft, als sie es noch bis zu den Antiquitätenhändlern der Gegend geschafft hat. Erschrecken Sie deshalb nicht!"
Warum soll ich vor ein paar Puppen erschrecken?, fragte sich Emma. Aber da Matthew Redman die Lippen fest aufeinander gepresst hielt, fragte sie nicht weiter. Außerdem war der Niesel zu einem ausgewachsenen Landregen geworden, der mit jeder Minute dichter wurde. Er starrte auf die Straße, deren Belag nach ein paar Meilen bröckelig wurde, bis er nur noch aus festgestampftem Schotter bestand. Daher war sie froh, als ein Herrenhaus aus grauem Naturstein in der verregneten Dämmerung auftauchte. Erker zur Linken und Rechten des Eingangs erstreckten sich mit blinden Fenstern über beide Stockwerke. Zusammen mit den doppelten Kaminzügen an beiden Giebelseiten, die sich hoch über den Dachfirst erhoben, sah es fast aus wie ein Schloss auf der Torte eines Zuckerbäckers.
Matthew Redman hielt den alten Morris möglichst nahe vor der eisenbeschlagenen Tür, deren acht Kassetten Schnitzereien zeigten.
„Warten Sie bitte! Ich öffne zuerst, damit Sie gleich hinein können." Er stieg aus, eilte durch den Regen, wobei er einen Schlüssel aus den Ballontaschen seiner Wachsjacke kramte und schloss auf. Als er die Tür offen hielt, stieg Emma aus und