Das Schicksal eines Wunderkindes: Fürstenkinder 54 – Adelsroman
Von Johanna Burg
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Über dieses E-Book
Ihre Lebensschicksale gehen zu Herzen, ihre erstaunliche Jugend, ihre erste Liebe – ein Leben in Reichtum, in Saus und Braus, aber oft auch in großer, verletzender Einsamkeit.
Große Gefühle, zauberhafte Prinzessinnen, edle Prinzen begeistern die Leserinnen dieser einzigartigen Romane und ziehen sie in ihren Bann.
Diana Prinzessin Wladinowa beugte sich interessiert über die Baupläne, die Architekt Graf Hanswolf von Termühlen ihr in seinem Büro vorlegte. »Phantastisch!« äußerte sie begeistert. »Ich sehe alles schon vor mir, und ich bin überzeugt davon, das Haus wird genauso werden, wie ich es mir in meinen Träumen immer ausgemalt habe!« Sie sprach mit einer wohlgeschulten, modulationsfähigen Stimme. Trotz ihrer bald vierzig Jahre war Prinzessin Wladinowa noch immer eine hinreißende Schönheit. Das tizianrote Lockenhaar umrahmte in einer modisch kurzen Frisur das faszinierende Gesicht, das von zwei eisgrünen Augen beherrscht wurde. In ihrem Gehabe war Diana noch immer der große Filmstar aus Hollywood, obwohl ihr Stern des Ruhmes längst erloschen war. Sie beherrschte ihre Mimik ausgezeichnet, und ihr Lächeln war noch genauso berückend wie zu der Zeit, da es Millionen Kinobesucher in aller Welt bezaubert hatte. Im Augenblick bezauberte Dianas Lächeln den Architekten Hanswolf Termühlen, einen Mann von sechs-unddreißig Jahren, einen hochgewachsenen blonden Hünen mit kühnem Adlerblick und einem markant geschnittenen Antlitz. Diana zog eine Zigarette aus ihrem eleganten Goldetui, und Hanswolf Termühlen beeilte sich, seiner schönen Auftraggeberin Feuer zu reichen. Er beugte sich dabei etwas näher zu Diana, und ihr Parfüm, das sehr dezent, aber außerordentlich verwirrend war, brachte ihn einigermaßen aus der Fassung. Er mußte sich räuspern, ehe er in seinen Erklärungen des Bauplans fortfahren konnte. Prinzessin Wladinowa verstand es vortrefflich zuzuhören. Dennoch war Graf Hanswolf von Termühlens Vortrag alles andere als flüssig. Er stockte mehrfach, verbesserte sich wiederholt und brach schließlich ganz ab. »Habe ich nicht aufmerksam genug zugehört, Herr Termühlen?« fragte Diana mit meisterhaft gespielter Verwunderung. »Doch!« sagte Hanswolf rauh.
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Rezensionen für Das Schicksal eines Wunderkindes
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Buchvorschau
Das Schicksal eines Wunderkindes - Johanna Burg
Fürstenkinder
– 54 –
Das Schicksal eines Wunderkindes
Claudio war das Opfer der ehrgeizigen Stiefmutter
Johanna Burg
Diana Prinzessin Wladinowa beugte sich interessiert über die Baupläne, die Architekt Graf Hanswolf von Termühlen ihr in seinem Büro vorlegte.
»Phantastisch!« äußerte sie begeistert. »Ich sehe alles schon vor mir, und ich bin überzeugt davon, das Haus wird genauso werden, wie ich es mir in meinen Träumen immer ausgemalt habe!«
Sie sprach mit einer wohlgeschulten, modulationsfähigen Stimme. Trotz ihrer bald vierzig Jahre war Prinzessin Wladinowa noch immer eine hinreißende Schönheit. Das tizianrote Lockenhaar umrahmte in einer modisch kurzen Frisur das faszinierende Gesicht, das von zwei eisgrünen Augen beherrscht wurde.
In ihrem Gehabe war Diana noch immer der große Filmstar aus Hollywood, obwohl ihr Stern des Ruhmes längst erloschen war.
Sie beherrschte ihre Mimik ausgezeichnet, und ihr Lächeln war noch genauso berückend wie zu der Zeit, da es Millionen Kinobesucher in aller Welt bezaubert hatte.
Im Augenblick bezauberte Dianas Lächeln den Architekten Hanswolf Termühlen, einen Mann von sechs-unddreißig Jahren, einen hochgewachsenen blonden Hünen mit kühnem Adlerblick und einem markant geschnittenen Antlitz.
Diana zog eine Zigarette aus ihrem eleganten Goldetui, und Hanswolf Termühlen beeilte sich, seiner schönen Auftraggeberin Feuer zu reichen. Er beugte sich dabei etwas näher zu Diana, und ihr Parfüm, das sehr dezent, aber außerordentlich verwirrend war, brachte ihn einigermaßen aus der Fassung.
Er mußte sich räuspern, ehe er in seinen Erklärungen des Bauplans fortfahren konnte.
Prinzessin Wladinowa verstand es vortrefflich zuzuhören.
Dennoch war Graf Hanswolf von Termühlens Vortrag alles andere als flüssig. Er stockte mehrfach, verbesserte sich wiederholt und brach schließlich ganz ab.
»Habe ich nicht aufmerksam genug zugehört, Herr Termühlen?« fragte Diana mit meisterhaft gespielter Verwunderung.
»Doch!« sagte Hanswolf rauh. »Aber dieser ganze Bau paßt mir nicht!«
Langsam schlug Diana die wohlgeformten Beine übereinander und lehnte sich in den eleganten Stahlrohrsessel zurück. Mir paßt er auch nicht, dachte sie, denn ich weiß überhaupt nicht, woher ich das Geld für den Bau nehmen soll, nachdem all meine Pläne zunichte geworden sind.
In ihrer eleganten Krokodillederhandtasche befand sich ein Überseetelegramm, das mit lakonischen Worten mitteilte:
»rolle bereits vergeben stop comeback im Augenblick unmöglich da filmgeschäft allgemein schlecht stop reise nach hollywood unnötig stop freundschaftliche grüße yvan.«
Es war Wahnsinn, nach dieser niederschmetternden Nachricht einen Bauplan zu besprechen.
»Was haben Sie gegen meine Traumvilla, Herr Termühlen?« fragte Diana rührend naiv und zauberte ihr berückendstes Lächeln auf die sorgfältig gemalten Lippen.
»Ich habe nichts gegen Ihre Traumvilla, Hoheit!« erwiderte er. »Aber es wäre mir bedeutend lieber, wenn Sie statt in dieser Traumvilla in einem schlichten Heidehaus Einzug halten wollten. In meinem Heidehaus, um es genauer auszudrücken.«
»Oh!« Diana schlug verwirrt die Augen nieder. »Wie soll ich das verstehen, Herr Termühlen?«
Das wäre die Rettung, dachte sie erleichtert, denn sie hatte alle Hoffnungen auf die Hauptrolle in Yvans neuem Film gesetzt.
»Ich möchte, daß Sie meine Frau werden, Diana!« sagte Hanswolf ehrlich.
Diana hob langsam die dezent getönten Lider und sah Hanswolf Termühlen mit ihren eisgrünen Augen seelenvoll an.
»War das ein Heiratsantrag?«
»Genau!«
Dianas Gedanken arbeiteten fieberhaft. Sie wußte, daß Graf Hanswolf Termühlen ein sehr reicher Mann war und als Architekt weit über die Grenzen des Landes hinaus einen klingenden Namen besaß.
Ihrem beherrschten Antlitz waren diese Überlegungen freilich in keiner Weise anzumerken.
»Wir kennen uns ja kaum, Herr Termühlen!« bemerkte sie zögernd.
»Man braucht eine Frau wie Sie, Diana, nur einmal zu sehen, um zu wissen, daß man sie für ein ganzes Leben lieben und begehren wird. Aber wir haben uns ja schon mehrfach gesehen. Und außerdem habe ich Sie in Ihren sämtlichen Filmen bewundert.«
»Danke!« lächelte Diana.
»Das war kein Kompliment«, stellte Graf Termühlen klar. »Ich liebe Sie, Diana, und ich würde sehr glücklich sein, wenn Sie sich dazu entschließen könnten, meine Frau zu werden.«
Diana streifte mit einer hilflosen Geste die Asche ihrer Zigarette ab. In diesem Augenblick wirkte sie rührend zart und schutzbedürftig.
»Ich habe keinen Mut mehr zu einer neuen Ehe!« gestand sie, und es gelang ihr sogar, sanft zu erröten. »Meine erste Ehe war sehr unglücklich.«
»Ich werde Sie glücklich machen, Diana!« sagte Hanswolf fest.
»Daran zweifle ich nicht, aber…«
»Kein aber, Diana!« widersprach Hanswolf.
Dianas Lächeln war jetzt erschütternd traurig.
»Ich bin nicht mehr sehr jung!«
»Für mich werden Sie ewig jung bleiben, denn ich liebe Sie!«
»Aber was werden Ihre Kinder dazu sagen, wenn ihr Vater ihnen eine neue Mutter zuführt?« fragte Diana und sah auf das Foto, das auf dem Schreibtisch Hanswolf Termühlens stand.
Graf Hanswolf folgte Dianas Blick.
»Meine Kinder«, antwortete er dann langsam, »sind sehr vernünftig. Außerdem ist nur Claudio mein Sohn. Olivia ist meine Adoptivtochter.«
»Ach!« Dianas Überraschung war echt. »Dieses bezaubernde junge Mädchen ist Ihre Adoptivtochter?«
Hanswolf Termühlen nickte. »Wir glaubten lange Jahre, daß wir kein eigenes Kind haben würden, meine Frau Angela und ich, deshalb nahmen wir Olivia als kleines Waisenmädchen zu uns. Meine Ehe war sehr glücklich, Diana. Als Angela endlich doch einem Kind das Leben schenken durfte, kannte unser Glück keine Grenzen. Aber die Geburt unseres sehnlichst erwarteten Kindes brachte meiner geliebten Frau den Tod.« Hanswolf Termühlens markantes Antlitz verdüsterte sich. »Das war vor neun Jahren«, schloß er. »Seitdem lebe ich in selbstgewählter Einsamkeit. Ich habe meine Frau Angela nie vergessen können.«
Diana spielte ganz große Anteilnahme.
»Ich begreife! Es muß ein schrecklicher Schlag für Sie gewesen sein. Wenn ich mich recht erinnere, war Ihre erste Gattin doch eine berühmte Geigenvirtuosin, die ihre Karriere um der Liebe willen opferte, nicht wahr?« Ohne eine Antwort Hanswolfs abzuwarten, fuhr sie gefühlvoll fort: »Ich war damals in Hollywood, aber ich entsinne mich, daß Ihre Märchenhochzeit durch alle illustrierten Blätter ging. Ihre Gattin muß sehr jung geheiratet haben?«
»Angela war siebzehn, als wir heirateten«, antwortete Hanswolf Termühlen, und ein Hauch von Schwermut lag über seinem Antlitz. »Sie war gewiß eine Geigenvirtuosin, wie Sie vorhin bemerkten, Diana, aber eigentlich war Angela eine Art Wunderkind. Sie errang ihren ersten Ruhm schon mit zehn Jahren. Als Angela meine Frau wurde, gab sie ihre Karriere auf. Wir lebten nur füreinander. Ich war übrigens nur wenig älter als Angela, und unserer Ehe wurde nichts Gutes prophezeit. Böse Zungen nannten sie ›Kinderhochzeit‹. Nun, die düsteren Prophezeiungen haben sich nicht erfüllt, Angela und ich waren unsagbar glücklich zusammen.«
»Und dennoch haben Sie den Mut, noch einmal eine Ehe einzugehen?«
»Ja!« antwortete Hanswolf Termühlen einfach. »Weil ich Sie liebe, Diana. Seit ich Sie getroffen habe, glaube ich wieder daran, daß es noch ein Glück für mich geben kann. Ich habe neun Jahre nur für meine Kinder und meiner Arbeit gelebt. Ich habe auch nichts vermißt. Aber nun, da ich Ihnen begegnet bin, ist das alles anders geworden.«
Diana dachte an das Telegramm ihres ehemaligen Gatten aus Hollywood, sie dachte an ihr dahinschwindendes Vermögen, an das luxuriöse Leben, das sie gewohnt war, an ihre gescheiterten Hoffnungen und Pläne. Sie war mit großen Erwartungen in ihre Heimatstadt Hamburg gekommen, aber auch diese Erwartungen hatten sich in keiner Weise erfüllt.
Graf Hanswolf lächelte flüchtig. »Ich kann Ihnen keine Reichtümer zu Füßen legen, Diana, aber ich bin das, was man allgemein einen wohlhabenden Mann nennt. Mein Heidehaus ist im Vergleich mit Ihrer geplanten Traumvilla sehr schlicht, aber es ist ein schönes, behagliches Heim, das wie geschaffen dafür ist, eine glückliche Familie zu beherbergen.«
Noch einige Wochen, dachte Diana, und ich kann in einem Hamburger Nachtlokal auftreten.
»Wollen Sie meine Frau werden, Diana?« fragte Hanswolf ernst.
Und Diana Prinzessin Wladinowa antwortete tief atmend und gekonnt schlicht: »Ja, ich will!«
»Diana!« Wie ein Jubelruf löste sich der Name von Hanswolf Termühlens Lippen. Der blonde Hüne neigte sich zu der zierlichen Diana und schloß sie stürmisch in seine Arme. »Ich liebe dich!« stammelte er rauh. »Du weißt nicht, wie sehr ich dich liebe! Ich will dich mein Leben lang glücklich machen!« Und mit einer Leidenschaft, welche die an sich kühl veranlagte Diana erschreckte, küßte er sie. Aber Diana war klug genug, um Hanswolfs stürmische Zärtlichkeit mit geziemender Zurückhaltung zu erwidern.
Hanswolf strahlte wie ein beschenkter Junge.
»Das Leben wird noch einmal für mich beginnen! Ich