Nur ein guter Freund?: Der neue Dr. Laurin 63 – Arztroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
Die Familiengeschichte des Klinikchefs Dr. Leon Laurin tritt in eine neue Phase, die in die heutige moderne Lebenswelt passt.
Da die vier Kinder der Familie Laurin langsam heranwachsen, möchte Dr. Laurins Frau, Dr. Antonia Laurin, endlich wieder als Kinderärztin arbeiten. Somit wird Antonia in der Privatklinik ihres Mannes eine Praxis als Kinderärztin aufmachen.
Damit ist der Boden bereitet für eine große, faszinierende Arztserie, die das Spektrum um den charismatischen Dr. Laurin entscheidend erweitert.
»Du spinnst komplett«, sagte Natalie Everding zu ihrer besten Freundin Josephine Grundmann. »Was ist los mit dir? Kannst du plötzlich nicht mehr klar denken?« Sie wirkte aufrichtig besorgt. Josephine nahm Nadines Unterstellungen gelassen hin, sie war nicht schnell beleidigt. »Aber ich denke klar!«, versicherte sie. »Ehrlich, Natalie, so klar im Kopf wie jetzt habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Ich will Kinder, aber deshalb muss ich nicht unbedingt fest mit einem Mann zusammen sein. Es ist mir unbegreiflich, dass ich auf diese kluge Idee nicht schon früher gekommen bin.« »Gute Idee? Wo ist denn da eine gute Idee? Du bist im Augenblick weder fest noch locker mit einem Mann zusammen«, stellte Natalie trocken fest. Die beiden jungen Frauen waren ein ungleiches Paar, nicht nur äußerlich. Nadine war zu ihrem Leidwesen eher klein, sehr schmal und wurde daher, ihren fünfundzwanzig Jahren zum Trotz, gelegentlich immer noch für einen Teenager gehalten. Sie fand das nicht schmeichelhaft, es nervte sie. Sie hatte krause braune Haare, hellbraune Augen und ein hübsches, etwas spitzes Gesicht mit einem eindeutig zu großen Mund, der ihren Zügen jedoch erst das gewisse Etwas verlieh. Jedenfalls sahen ihre Freundinnen und Freunde das so.
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Buchvorschau
Nur ein guter Freund? - Viola Maybach
Der neue Dr. Laurin
– 63 –
Nur ein guter Freund?
Luka will viel mehr sein!
Viola Maybach
»Du spinnst komplett«, sagte Natalie Everding zu ihrer besten Freundin Josephine Grundmann. »Was ist los mit dir? Kannst du plötzlich nicht mehr klar denken?« Sie wirkte aufrichtig besorgt.
Josephine nahm Nadines Unterstellungen gelassen hin, sie war nicht schnell beleidigt. »Aber ich denke klar!«, versicherte sie. »Ehrlich, Natalie, so klar im Kopf wie jetzt habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Ich will Kinder, aber deshalb muss ich nicht unbedingt fest mit einem Mann zusammen sein. Es ist mir unbegreiflich, dass ich auf diese kluge Idee nicht schon früher gekommen bin.«
»Gute Idee? Wo ist denn da eine gute Idee? Du bist im Augenblick weder fest noch locker mit einem Mann zusammen«, stellte Natalie trocken fest.
Die beiden jungen Frauen waren ein ungleiches Paar, nicht nur äußerlich. Nadine war zu ihrem Leidwesen eher klein, sehr schmal und wurde daher, ihren fünfundzwanzig Jahren zum Trotz, gelegentlich immer noch für einen Teenager gehalten. Sie fand das nicht schmeichelhaft, es nervte sie. Sie hatte krause braune Haare, hellbraune Augen und ein hübsches, etwas spitzes Gesicht mit einem eindeutig zu großen Mund, der ihren Zügen jedoch erst das gewisse Etwas verlieh. Jedenfalls sahen ihre Freundinnen und Freunde das so. Natalie aber war auch von ihrem Mund genervt. Wenn sie gut drauf war, nannte sie ihn ›ihre große Klappe‹ und überließ es den anderen, ob sie das buchstäblich oder im übertragenen Sinn verstehen wollten.
Josephine hingegen sah genau so aus, wie Natalie gern ausgesehen hätte: Sie war groß und schlank, hatte dennoch eine sehr weibliche Figur und war eindeutig eine Schönheit mit ihren schiefergrauen Augen, den langen hellblonden Haaren und einem Gesicht, das durch keinen zu großen Mund gestört wurde. Unnötig zu erwähnen, dass sich Josephine manchmal ganz verzweifelt im Spiegel betrachtete, weil sie ihr Aussehen, verglichen mit dem ihrer Freundin, so langweilig fand … Wenn sie das laut sagte, bekam Natalie jedes Mal einen Anfall.
Die beiden waren jedenfalls enge Freundinnen, die sich alles sagen konnten, und das taten sie auch, Kritik und unangenehme Wahrheiten eingeschlossen.
»Ich weiß, dass ich keinen Freund habe«, erwiderte Josephine noch immer ganz gelassen auf Natalies Bemerkung. »Deshalb sage ich ja, dass ich ein Kind auch allein großziehen kann. Oder mehrere Kinder. Was soll ich denn machen? Es gibt keinen Mann, mit dem ich mein Leben lang zusammenbleiben möchte. Nicht einmal einen, mit ich mir mehrere Jahre vorstellen könnte. Jan ist nett, Timo auch, Simon mag ich, Alan ist sehr sympathisch, aber ich bin in keinen von ihnen verliebt und war es auch noch nie. Und die, in die ich verliebt war, kommen erst recht nicht in Frage, denn nach ein paar Wochen war das mit dem Verliebtsein schon wieder vorbei. Stell dir doch mal vor, wie schrecklich das sein muss: Du bist schwanger, aber du willst auf keinen Fall mit dem Vater des Kindes zusammen sein, während er sich aber nicht von dir und dem Kind trennen will. Eine Horrorvorstellung, sag ich dir. Ich finde Trennungen so schon schwierig genug, weil Männer nie begreifen, was ich sage. Sie glauben mir einfach nicht, wenn ich sage, dass Schluss ist. Wie würde das erst sein, wenn ich von einem von ihnen schwanger wäre? Nicht auszudenken.«
»Und deshalb suchst du jetzt nach jemandem, dem du von vornherein sagst, dass du nichts von ihm willst außer seinem Samen?«
»Genau.«
»Oder gehst du zu einer Samenbank und machst das anonym?«
»Nein, lieber nicht. Genau habe ich mir das noch nicht überlegt, aber ich würde es lieber mit jemandem machen, den ich kenne und dem ich vertraue. Er darf nur nicht in mich verliebt sein, damit es keine Komplikationen gibt.«
»Ich kann mich nur wiederholen: Du spinnst«, sagte Natalie. »Wir sind fünfundzwanzig, du kannst doch wohl die biologische Uhr noch nicht ticken hören.«
»Damit hat das nichts zu tun. Ich will einfach ein Kind«, erklärte Josephine störrisch. »Ich habe immer viele Kinder haben wollen, und ich war auch immer der Ansicht, dass man damit besser zeitig anfängt, damit die Familienplanung abgeschlossen ist, wenn man anfängt, mürbe zu werden. Kinder sind ja anstrengend, das steckt man besser weg, wenn man jung ist. Und ich bin jetzt im idealen Alter. Nur hat das mit den Männern nicht so geklappt, wie ich dachte.«
»Du hast gedacht, mit ungefähr dreiundzwanzig läuft dir der Wahre und Einzige über den Weg, und ab da fangt ihr an mit der Kinderproduktion.«
»So ungefähr. Sieh mal, ich habe den idealen Beruf, ich kann immer arbeiten, zu jeder Tages- und Nachtzeit, und zwar bei mir zuhause. Welche Mutter kann das schon von sich behaupten? Und ich verdiene genug, um auch noch ein Kind zu ernähren. Was also spricht dagegen, jetzt schwanger zu werden, wenn ich es mir doch so sehr wünsche?«
Natalie gingen allmählich die Argumente aus, sie versuchte es dennoch ein weiteres Mal, Josephine davon zu überzeugen, dass das, was sie vorhatte, nicht gutgehen konnte. »Wenn du unter Schwangerschaftsübelkeit leidest, kannst du vielleicht monatelang nicht richtig arbeiten. Und hinterher wird dich das Kind so in Anspruch nehmen, dass du auch nicht dazu kommst. Was dann? Du verdienst nur Geld, wenn du arbeitest, du bist schließlich freiberuflich tätig. Und wenn die Verlage erst einmal das Gefühl haben, dass du deine Termine nicht mehr einhalten kannst, suchen die sich ganz schnell jemanden anders.«
Josephine illustrierte Kinderbücher, das heißt, sie schuf die Bilder für die Geschichten anderer, aber sie arbeitete auch an ihrem ersten eigenen Buch, was nur Natalie wusste. Josephine konnte tatsächlich gut von ihrer Arbeit leben, sie hatte im letzten Jahr sogar etwas zurücklegen können. Sie war eine Senkrechtstarterin gewesen, und sie wusste, dass sie damit großes Glück gehabt hatte. Bereits ihre erste Buchillustration war ein Erfolg gewesen, vor nunmehr drei Jahren. Ihre Bilder waren sehr klar, dennoch gab es darauf viel zu entdecken. Bei ihr hatte jeder Strich eine Funktion, sie ließ alles Überflüssige weg. Manche Kritiker fanden ihre Bilder für Kinder ›zu sachlich‹, aber seltsamerweise schienen die Kinder das anders zu sehen. Sie hatte bereits einen richtigen Fanclub und bekam regelmäßig Post von Kindern, die ihr ihre kleinen und großen Sorgen und Nöte anvertrauten. Ihre Lektorin drängte sie bereits, es mit einer eigenen Geschichte zu versuchen, aber Josephine ließ sich nicht gerne drängen. Und so war die Geschichte, die sie selbst schrieb, eine für Erwachsene – und nicht für Kinder. Aber, wie gesagt, davon wusste außer Natalie niemand etwas.
Natalie und sie hatten sich über einen der Verlage kennengelernt, für den sie beide arbeiteten. Natalie war Fotografin und Grafikerin, sie entwickelte unter anderem Vorschläge für die Umschlaggestaltung von Büchern.
»Ich kann auch zeichnen, wenn mir übel ist«, sagte Josephine jetzt, »das weißt du. Ich habe meine letzte Arbeit sogar pünktlich abgegeben, obwohl ich Grippe hatte. Und wenn ich mal eine Zeitlang ein bisschen weniger arbeite, macht das gar nichts, im Gegenteil. Du