Schüsse in Fairfield: Wyatt Earp 254 – Western
Von William Mark
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Mit weit aufgerissenen Augen starrte der Einäugige auf die Szene, die sich da knapp dreißig Schritt vor ihm abspielte. Er reckte sich von seinem Strohlager in der halb verfallenen Berghütte hoch, rieb sich die Augen und starrte dann wieder durch die Bretterritze auf die Straße. Vor wenigen Sekunden war ein Schuss gefallen. Abel Warren sah, dass die Pulverwolke vor einem der Reiter stand, die ihm den Rücken zukehrten und durch ein schwaches Gestrüpp für ihn nicht allzu deutlich sichtbar waren. Sehr gut sichtbar aber war der Mann, der jetzt im Straßenstaub lag. Es war ein Indianer. Der Tramp Abel Warren war fast ein dreiviertel Jahrhundert durch dieses Land geritten, und es war mehr und mehr mit ihm bergab gegangen. In der gottverlassenen Bergstadt Fairfield hatte er etwas getan, was unverzeihlich ist: Er hatte nicht nur sein letztes Geld, sondern auch sein Pferd verspielt. Es war ihm nun klar, dass dieses teuflische Fairfield die letzte Station seines Lebens sein würde. Ein Mann ohne Pferd war ebenso verloren wie ein Mann ohne Colt. Anfangs hatte er noch hier und da in der Stadt ein Quartier bekommen, aber die Leute merkten bald, dass er nicht zahlen konnte und wiesen ihn ab. Da war er an einem regnerischen Abend mit brennendem Whiskydurst aus der Stadt getaumelt und hierher zu dieser Hütte gekommen, in der er nun schon eine ganze Weile hauste. Bei Tagesanbruch erhob er sich meist früh und ging in die Stadt von Haus zu Haus und fragte, ob er nicht irgendwo eine Handreichung machen konnte, die ihm ein paar Cents einbrachte. Es gab immer wieder diesen und jenen, der ihn mit einem schändlichen Lohn wegschickte. So hackte er beispielsweise Holz für nur zehn Cents, die ihn eben in die Lage versetzten, am Hungertod vorbeizukommen. Vieles hatte er erlebt, der alte Abel Warren, seit er vor vierundsiebzig Jahren unten in Morgan City, einer Küstenstadt des Staates Louisiana als elfter Sohn eines verkrüppelten Lehrers das Licht der Welt erblickt hatte. Schon als Dreizehnjähriger war er von daheim ausgerissen und hatte sich durch den weiten Westen geschlagen. Obgleich er immer wieder auf Ranches gearbeitet hatte, blieb er doch im Grunde sein ganzes Leben das, was er schon als Junge gewesen war: ein Tramp. Er hatte nicht allzu viel mit den weißen Männern gemeinsam, die über die alten Trailwege des Westens ritten, eines aber teilte er doch mit ihnen: den Hass auf die Indianer. Er hatte in seinen jüngeren Jahren mehrfach Zusammenstöße mit Indianern gehabt, aber wenn er ehrlich gewesen wäre, hätte er zugeben müssen, dass merkwürdigerweise die Rothäute dabei den Gentleman abgegeben hatten.
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Schüsse in Fairfield - William Mark
Wyatt Earp
– 254 –
Schüsse in Fairfield
William Mark
Mit weit aufgerissenen Augen starrte der Einäugige auf die Szene, die sich da knapp dreißig Schritt vor ihm abspielte. Er reckte sich von seinem Strohlager in der halb verfallenen Berghütte hoch, rieb sich die Augen und starrte dann wieder durch die Bretterritze auf die Straße.
Vor wenigen Sekunden war ein Schuss gefallen.
Abel Warren sah, dass die Pulverwolke vor einem der Reiter stand, die ihm den Rücken zukehrten und durch ein schwaches Gestrüpp für ihn nicht allzu deutlich sichtbar waren.
Sehr gut sichtbar aber war der Mann, der jetzt im Straßenstaub lag.
Es war ein Indianer.
Der Tramp Abel Warren war fast ein dreiviertel Jahrhundert durch dieses Land geritten, und es war mehr und mehr mit ihm bergab gegangen. In der gottverlassenen Bergstadt Fairfield hatte er etwas getan, was unverzeihlich ist: Er hatte nicht nur sein letztes Geld, sondern auch sein Pferd verspielt. Es war ihm nun klar, dass dieses teuflische Fairfield die letzte Station seines Lebens sein würde. Ein Mann ohne Pferd war ebenso verloren wie ein Mann ohne Colt. Anfangs hatte er noch hier und da in der Stadt ein Quartier bekommen, aber die Leute merkten bald, dass er nicht zahlen konnte und wiesen ihn ab.
Da war er an einem regnerischen Abend mit brennendem Whiskydurst aus der Stadt getaumelt und hierher zu dieser Hütte gekommen, in der er nun schon eine ganze Weile hauste. Bei Tagesanbruch erhob er sich meist früh und ging in die Stadt von Haus zu Haus und fragte, ob er nicht irgendwo eine Handreichung machen konnte, die ihm ein paar Cents einbrachte. Es gab immer wieder diesen und jenen, der ihn mit einem schändlichen Lohn wegschickte. So hackte er beispielsweise Holz für nur zehn Cents, die ihn eben in die Lage versetzten, am Hungertod vorbeizukommen. Vieles hatte er erlebt, der alte Abel Warren, seit er vor vierundsiebzig Jahren unten in Morgan City, einer Küstenstadt des Staates Louisiana als elfter Sohn eines verkrüppelten Lehrers das Licht der Welt erblickt hatte. Schon als Dreizehnjähriger war er von daheim ausgerissen und hatte sich durch den weiten Westen geschlagen. Obgleich er immer wieder auf Ranches gearbeitet hatte, blieb er doch im Grunde sein ganzes Leben das, was er schon als Junge gewesen war: ein Tramp. Er hatte nicht allzu viel mit den weißen Männern gemeinsam, die über die alten Trailwege des Westens ritten, eines aber teilte er doch mit ihnen: den Hass auf die Indianer. Er hatte in seinen jüngeren Jahren mehrfach Zusammenstöße mit Indianern gehabt, aber wenn er ehrlich gewesen wäre, hätte er zugeben müssen, dass merkwürdigerweise die Rothäute dabei den Gentleman abgegeben hatten. Er wäre kein typischer Tramp gewesen, wenn er den Hass der Weißen auf die Roten nicht geteilt hätte. Im Laufe seines langen Lebens hatte sich da nichts geändert. Aber irgendwo in der Brust des alten Mannes war trotz seines Landstreichernaturells ein guter, ehrlicher Kern. Und das, was er da eben erlebt hatte, widerstrebte ihm so sehr, dass sich jetzt eine tiefe Zornesfalte zwischen seine silbergrau gewordenen Brauen grub.
Da draußen war ein Mensch ermordet worden!
Daran konnte es keinen Zweifel geben. Wenn es auch ein Indianer war – es blieb ein Mord.
Da stieg einer der Reiter vom Pferd, trat an den Niedergeschossenen heran, und jetzt sah Warren, wie der Mann mit einem Messer etwas durchschnitt. Es war ein Strick, mit dem der Rote an den Händen gefesselt war, auch seine Füße waren gefesselt.
»So eine Gemeinheit«, entfuhr es dem alten Tramp. »Da haben sie also einen Gefesselten niedergeknallt, diese Schurken.«
Was mochten das für Leute sein? Ein düsterer Verdacht stieg in ihm auf. Wenn sich nur einer von ihnen umdrehen würde.
Da, der Mann, der die Handfesseln des Niedergeschossenen durchschnitten hatte und die Strickstücke in seine Taschen schob, wandte sich jetzt zur Seite.
Er hatte ein Profil, das unverkennbar war. Die Stirn war fliehend, und die Nase zwischen den wulstigen Jochbeinknochen war spitz und auffällig kurz. Der Mund war breit, aber am ausgeprägtesten in diesem Gesicht war das Kinn.
»Die Fletchers!«, entfuhr es dem Tramp. »Hol’s der Teufel! Tatsächlich die Fletchers.«
Die Fletchers!
Was steckte nicht alles hinter diesem Namen. Für das Gebiet von Fairfield und eine Umgebung bis zu fünfzig, sechzig Meilen waren sie gefürchtet wie der Teufel selbst, die wilde Crew von der Fletcher Ranch.
Nicht nur die Cowboys, sondern vor allem die Söhne des Ranchers selbst wurden am meisten gefürchtet.
Hal, der älteste, Ted, der zweitälteste und vor allem Ric, der jüngste, waren die schlimmsten Burschen, die man sich überhaupt vorstellen konnte. Wilde, rüde, ungebärdige Kerle in den zwanziger Jahren. Menschen, die glaubten, ihre Stärke sei das Gesetz. Sie achteten nichts, nicht einmal das Leben. Das hatte sich jetzt gezeigt.
Es war Richard Fletcher, der dem Niedergeschossenen die Fesseln abgenommen hatte. Ob er auch den Schuss abgegeben hatte, wusste Warren nicht.
Der Cowboy zog sich in den Sattel und preschte mit den anderen davon.
Es waren fünf Reiter.
Der Alte hatte außer Ric noch Bredley erkannt. Ob die andern auch zur Familie gehörten, konnte er nicht ausmachen. Jedenfalls trugen sie alle das große goldene F auf der blauen Satteldecke.
Warren hätte sich nicht gewundert, wenn Jake Easton dabeigewesen wäre. Easton war seit einer Reihe von Jahren der Vormann der Fletcher Ranch, und man konnte mit Fug und Recht behaupten, dass er der übelste Kerl war, den es hier weit und breit in der Gegend gab.
In einer Wolke von Staub stob die wilde Crew davon. Bald war der Hufschlag in der Ferne verklungen.
Warren rieb sich noch einmal durchs Gesicht und starrte auf den reglosen Körper, der auf der Straßenmitte lag. Dann raffte er sich auf, ging durch die offene Tür ins Freie und kam um das Dickicht der Kieferngruppe herum auf die Straße zu.
Drei Schritt vor dem Roten blieb er stehen und blickte finster auf ihn nieder. Es war noch ein sehr junger Indianer, der ein wohlgeformtes, ja, gut aussehendes Gesicht gehabt hatte. Er mochte höchstens zwanzig Jahre alt sein. Er trug ein rotweißgelbes Band aus geflochtenem gefärbtem Leder im Haar und einen braunes Hemd aus gegerbtem Hirschleder, das an den Ärmeln mit Lederfransen besetzt war. Seine Hose bestand aus einem derben schwarzen Leinenstoff. Und an den Füßen trug er mit Perlen bestickte leichte Mokkasins, wie sie bei den Indianern üblich waren. Es war ein kräftiger, muskulöser junger Mensch, der hier in der Blüte seiner Jahre sein Leben hatte lassen müssen.
Weshalb hatten die Fletchers ihn umgebracht?
Der alte Landstreicher starrte auf das Gesicht des Indianers, das im Todeskampf zu einer starren Maske verzerrt worden war.
Dann beugte sich Warren nieder und wollte den Toten anheben, um ihn von der Straße zu zerren.
In diesem Augenblick sah er ganz zufällig im linken Augenwinkel eine Bewegung. Er warf sich herum und sah etwa hundert Schritt entfernt hinter einer der mächtigen Bergkiefern für den Bruchteil einer Sekunde eine Gestalt.
Ein Indianer!, zuckte es durch das Hirn des Alten.
Entgeistert ließ er den Toten liegen und rannte mit schweren Beinen zur Hütte zurück, um unter dem Lager sein letztes Besitztum hervorzukramen: ein altes Sharpsgewehr.
Und jetzt trat er den Rückzug an. Yard um Yard bewegte er sich weiter den Hügel abwärts, der zu der Ebene führte, in deren Mitte die Stadt Fairfield lag.
Mit dem Angstschweiß auf der Stirn und einem Krampf im Genick hatte er endlich das Tal erreicht. Bis hierher war er im Krebsgang, also rückwärts gegangen. Das war natürlich fürchterlich anstrengend, denn er musste sich bei jedem Schritt umsehen, damit er nicht gegen einen Baum oder gegen einen Stein stieß.
Jetzt wandte er sich um und rannte der Stadt entgegen.
*
Fairfield.
Eine mittelgroße Stadt aus graubraunem Holz erbaut, wie es in den Bergen üblich war. Die Main Street war nicht allzu breit und verlief in einer Schlangenlinie, was sie grundsätzlich von den breit gebauten Städten der Prärie unterschied.
Der Alte machte sich nicht erst die Mühe, auf die Vorbauten zu steigen, sondern rannte gleich an den Gehsteigen vorbei, bis er etwa das erste Drittel der Hauptstraße hinter sich hatte. Dann stürmte er mit keuchendem Atem ein paar Treppenstufen hinauf und stand vor der Tür, auf der ein großes, verwittertes Schild mit der Aufschrift SHERIFF’S OFFICE stand. Er klopfte an und trat dann ein.
Hinter einem Schreibtisch saß ein großer, hagerer Mann mit kahlem Schädel und einem Gesicht, das einen mongoloiden Einschlag zeigte. Die Augen standen weit auseinander, und die Nase war breit, der Mund war dünn und das Kinn stark ausgeprägt. Zwei scharfe Falten gruben sich von der Nasenwurzel bis zur Stirnmitte. Der Mann hatte breite abstehende Ohren und hängende kräftige Schultern. Sein Blick war jetzt auf ein Schriftstück gerichtet, das er in seiner linken Hand hielt.
Auf der linken Seite seines kragenlosen, verwaschenen blauen Hemdes blinkte ein großer fünfzackiger Stern.
Dieser Mann war Soul Morris, der Sheriff von Fairfield.
Er trug eine schwarze Hose, die im Breeches-Schnitt geschneidert war, und seine Füße