Ich will dir helfen!: Der Bergpfarrer 285 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
Irgendwie passt dieser monumentale Bau nicht in die schöne Gegend, dachte Christina Brandt, als sie die Bergstraße hinauffuhr, an deren Ende die bekannte Klinik ›Nonnenhöhe‹ stand. Dennoch, der gute Ruf, den dieses Haus genoss, war Grund genug gewesen, sich auf die Anzeige hin zu bewerben, die sie in dem Ärzteblatt gelesen hatte. Die Entscheidung dafür war ihr leichtgefallen – leicht gemacht worden, denn es gab nichts mehr, was sie noch in München hielt. Die hübsche junge Frau verschob den Gedanken an die Vergangenheit und lenkte den Wagen auf den großen Parkplatz, der eigens für das Klinikpersonal angelegt worden war. Er lag hinter dem Hauptgebäude und war über eine Straße zu erreichen, die kurz vor dem Platz abzweigte, der für die Besucher da war. Christina stellte das Auto in einer freien Lücke ab und stieg aus. Sie war mittelgroß und schlank. Das glatte, hell schimmernde Haar trug sie meist als Zopf. Das Auffallendste in dem fein gezeichneten Gesicht war das grüne Augenpaar. Die kleine Nase und ein voller Mund vollendeten das Bild einer jungen Frau, die sportlich, attraktiv war. Tina, wie ihre Freunde und Bekannten sie nannten, nahm eine kleine Tasche aus dem Auto, die sie sich an einem Lederriemen um die Schulter hängte, und ging langsam auf den Eingang zu. Schon in der Tür kam ihr ein Schwarm lachender Schwestern entgegen. Offenbar herrschten in der Klinik eine positive Stimmung und ein entspanntes Arbeitsklima. Über einen langen Flur gelangte Tina in den Teil des Krankenhauses, in dem das Klinikpersonal geschäftig hin und her lief. Ein junger Pfleger, der gerade aus einer Tür kam, sah sie erstaunt an. »Entschuldigen S'«, sagte er, nicht unfreundlich, »aber hier ist nur Zutritt für das Personal.« Tina lächelte. »Zu dem ich ab heut gehöre«, antwortete sie.
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Buchvorschau
Ich will dir helfen! - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 285 –
Ich will dir helfen!
Die neue Kinderärztin sorgt sich um Florian
Toni Waidacher
Irgendwie passt dieser monumentale Bau nicht in die schöne Gegend, dachte Christina Brandt, als sie die Bergstraße hinauffuhr, an deren Ende die bekannte Klinik ›Nonnenhöhe‹ stand.
Dennoch, der gute Ruf, den dieses Haus genoss, war Grund genug gewesen, sich auf die Anzeige hin zu bewerben, die sie in dem Ärzteblatt gelesen hatte. Die Entscheidung dafür war ihr leichtgefallen – leicht gemacht worden, denn es gab nichts mehr, was sie noch in München hielt.
Die hübsche junge Frau verschob den Gedanken an die Vergangenheit und lenkte den Wagen auf den großen Parkplatz, der eigens für das Klinikpersonal angelegt worden war. Er lag hinter dem Hauptgebäude und war über eine Straße zu erreichen, die kurz vor dem Platz abzweigte, der für die Besucher da war.
Christina stellte das Auto in einer freien Lücke ab und stieg aus. Sie war mittelgroß und schlank. Das glatte, hell schimmernde Haar trug sie meist als Zopf. Das Auffallendste in dem fein gezeichneten Gesicht war das grüne Augenpaar. Die kleine Nase und ein voller Mund vollendeten das Bild einer jungen Frau, die sportlich, attraktiv war. Tina, wie ihre Freunde und Bekannten sie nannten, nahm eine kleine Tasche aus dem Auto, die sie sich an einem Lederriemen um die Schulter hängte, und ging langsam auf den Eingang zu.
Schon in der Tür kam ihr ein Schwarm lachender Schwestern entgegen. Offenbar herrschten in der Klinik eine positive Stimmung und ein entspanntes Arbeitsklima.
Über einen langen Flur gelangte Tina in den Teil des Krankenhauses, in dem das Klinikpersonal geschäftig hin und her lief. Ein junger Pfleger, der gerade aus einer Tür kam, sah sie erstaunt an.
»Entschuldigen S’«, sagte er, nicht unfreundlich, »aber hier ist nur Zutritt für das Personal.«
Tina lächelte.
»Zu dem ich ab heut gehöre«, antwortete sie. »Dr. Christina Brandt ist mein Name. Wie komme ich denn zur Verwaltung?«
Der Pfleger, er war noch keine zwanzig und vermutlich noch in der Ausbildung, wurde tatsächlich vor Verlegenheit rot.
»Verzeihung, Frau Doktor«, bat er. »Kommen S’, ich zeig’s Ihnen.«
An seiner Brust steckte ein Namensschild. Bernd Winter, stand darauf.
Er führte sie den Gang hinunter. Gleich um die nächste Ecke, waren die Aufzüge.
»Das Verwaltungsbüro ist im vierten Stock«, erklärte der Pfleger. »Wenn S’ aus dem Aufzug kommen, links, die dritte Tür.«
Er drückte auf den Knopf, der dafür sorgte, dass die Tür sich öffnete.
»Ach ja, und herzlich willkommen!«
Tina betrat die Kabine.
»Vielen Dank, Bernd«, lächelte sie und drückte ihrerseits den Knopf für die vierte Etage.
Die Tür schloss sich, und der Aufzug setzte sich in Bewegung. Ohne anzuhalten fuhr sie hinauf und stieg in der vierten Etage aus.
Hier oben herrschte eine ganz andere Atmosphäre, als unten. Hätte sie es nicht besser gewusst, würde Tina geglaubt haben, sich auf dem Flur eines Luxushotels zu befinden. Es war hell und freundlich, die Wände hatten einen bunten Anstrich, der dennoch elegant wirkte. Die Türen, die rechts und links abzweigten waren mit Messingschildchen versehen, auf denen zu lesen war, was sich dahinter verbarg. Überall hingen Bilder und Grünpflanzen standen in großen Töpfen und verbreiteten ein angenehmes Klima.
Und es fehlte der typische Krankenhausgeruch!
Die junge Ärztin blieb vor der Tür stehen, auf deren Schild ›Verwaltung‹ stand, und klopfte an. Sie wurde hereingebeten und betrat ein Vorzimmer, in dem eine Frau an einem Schreibtisch saß und ihr freundlich entgegenblickte.
»Grüß Gott«, sagte sie und stand auf, »Sie müssen Frau Dr. Brandt sein.«
Tina lächelte ebenfalls.
»Stimmt.«
»Ich bin Christel Berghofer«, stellte die Frau sich vor. »Herzlich willkommen in der Klinik ›Nonnenhöhe‹. Herr Behringer erwartet Sie.«
Die Sekretärin brachte Tina zu einer Tür und klopfte an. Von drinnen rief eine Stimme »Herein«, und Christel Berghofer drückte die Klinke herunter.
»Frau Dr. Brandt ist da«, verkündete sie und ließ Tina eintreten.
Die Ärztin betrat ein geräumiges Büro, in dem ein Mann hinter einem Schreibtisch saß. Er erhob sich und kam ihr freudestrahlend entgegen.
»Liebe Frau Doktor«, sagte Richard Behringer und streckte die Hand aus, »herzlich willkommen in der Klinik ›Nonnenhöhe‹. Schön, dass Sie da sind!«
Der Verwaltungschef führte Tina zu der gemütlich wirkenden Besucherecke und bat sie, Platz zu nehmen.
»Frau Berghofer, seien S’ so lieb und bringen S’ uns Kaffee.«
»Kommt sofort«, antwortete die Sekretärin.
»Nun, hatten S’ eine gute Fahrt?«, erkundigte sich der sympathische Mittfünfziger.
Die Ärztin nickte.
»Na ja, von München hierher ist’s ja auch bloß ein Katzensprung«, fuhr Behringer fort. »Sie werden also schnell mal in die alte Heimat fahren können, an ihren freien Tagen.«
Tina lächelte.
»Erst mal bin ich ganz froh, dem Trubel der Großstadt entkommen zu sein«, antwortete sie und rührte in ihrem Kaffee, den die Sekretärin auf den Tisch gestellt hatte.
Der Herr über die Finanzen der Klinik nickte.
»Hier im Wachnertal finden S’ auch viel Abwechslung«, versprach er. »Es gibt hier einiges zu entdecken. Aber erst einmal müssen S’ sich ja einrichten und mit all dem Neuen vertraut machen.«
Er stand auf und holte vom Schreibtisch eine Ledermappe, die er Tina überreichte.
»So, hier drinnen finden S’ alles, was Sie wissen müssen«, erklärte Richard Behringer. »Ein Lageplan, damit S’ sich zurechtfinden, dann ein paar Details über die verschiedenen Stationen, die Chef- und Stationsärzte, sowie die Hausordnung.« Dabei lächelte er.
»Ja, auch die muss es geben«, setzte er hinzu. »Schließlich sind wir ein Unternehmen mit mehr als eintausend Ärzten, Schwestern und Pflegern, das übrige Personal noch gar net mitgerechnet.«
Der Verwaltungschef breitete die Arme aus.
»Professor Bernhard begrüßt Sie nachher beim Mittagessen. Bis dahin können S’ sich erst einmal in aller Ruhe umschauen und sich einrichten. Ihr Zimmer befindet sich im Personaltrakt, aber das steht alles auf dem ersten Blatt in der Mappe.«
Tina nickte verstehend. Sie trank ihren Kaffee aus und stand auf.
»Tja, dann nochmals herzlich Willkommen und auf gute Zusammenarbeit!«, wurde sie an der Tür verabschiedet.
Christel Berghofer erklärte ihr, wie sie zum Personaltrakt kam.
»Der Chef erwartet Sie um zwölf in der Kantine«, sagte die Sekretärin.
Und dann war Tina erst einmal auf sich alleine gestellt.
*
»Florian, jetzt beeile dich ein bissel!«, schimpfte Marlene Eder ärgerlich. »Himmelherrgottnochmal, musst’ denn immer so herumtrödeln?«
Der Bub verzog gequält das Gesicht.
»Ich trödle net!«, protestierte er, mit schwacher Stimme. »Ich kann bloß net schneller, der Bauch tut mir so weh.«
Die dunkelhaarige Frau sah ihn unwillig an.
»Kein Wunder. Vermutlich hast’ wieder mal zuviel genascht.«
»Hab ich net!« Florian schüttelte den Kopf, dass seine blonden Haare flogen.
Er holte tief Luft und folgte der Frau. Vor einem Haus in einer Seitenstraße hielt Marlene Eder an. Sie atmete schwer und stellte die volle Einkaufstasche ab.
»Du räumst’ jetzt gleich dein Zimmer auf!«, ordnete sie an, während sie nach dem Hausschlüssel kramte. »In einer Viertelstunde bin ich oben und schau nach. Und wehe dir, wenn’s net in Ordnung ist!«
Florian biss die Zähne zusammen und nickte tapfer. Dann schleppte er sich an der Frau vorbei die Treppe hinauf.
Oben in seinem Zimmer angekommen, setzte er sich auf sein Bett. Es war ein richtiges Jungenzimmer, vollgestopft mit allerhand Spielzeug, einem Bücherregal, in dem vorerst noch