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Sophienlust 338 – Familienroman: Warum lügt Ariane?
Sophienlust 338 – Familienroman: Warum lügt Ariane?
Sophienlust 338 – Familienroman: Warum lügt Ariane?
eBook128 Seiten1 Stunde

Sophienlust 338 – Familienroman: Warum lügt Ariane?

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Über dieses E-Book

Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren: Denise von Schoenecker verwaltet das Erbe ihres Sohnes Nick, dem später einmal, das Kinderheim Sophienlust gehören wird.

"Es ist wieder einmal soweit", vertraute Ariane König in der Zehn-Uhr-Pause Angelina Dommin an. "Ich habe das Gefühl, dass ich es zu Hause nicht länger aushalte." Angelina, auf deren hübschem Näschen sich lustige Sommersprossen tummelten, denen sie den Spitznamen Pünktchen zu verdanken hatte, machte ein bestürztes Gesicht. "Gab es Krach wegen der verhauten Englischarbeit?", fragte sie ahnungsvoll. "Genau", bestätigte Ariane Pünktchens Vermutung. "Vati war außer sich. Er drohte, mich aus der Schule zu nehmen, sobald ich fünfzehn bin, und mich in eine Lehre zu stecken. Ich erwiderte darauf, dass mir das egal sei und dass mir die blöde Schule sowieso gestohlen bleiben könne. Daraufhin nannte er mich einen undankbaren Fratzen und stimmte die alte Leier an. Wie gut ich es doch hätte, weil ich studieren dürfte, und dass ich alle Wünsche erfüllt bekäme. Dann erzählte er mir lang und breit, um wie viel schlechter es ihm gegangen sei. Er habe hart arbeiten müssen, um es zu einem eigenen Laden zu bringen. Ihm sei nichts geschenkt worden …, und so weiter und so fort. Ich habe mir diese endlose Litanei nicht mehr angehört. Ach, Pünktchen, es war grässlich. Sobald ich volljährig bin, suche ich mir ein Zimmer und ziehe von zu Hause aus. Niemand und nichts wird mich zurückhalten."
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum20. Apr. 2021
ISBN9783740979409
Sophienlust 338 – Familienroman: Warum lügt Ariane?

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    Buchvorschau

    Sophienlust 338 – Familienroman - Elisabeth Swoboda

    Sophienlust

    – 338 –

    Warum lügt Ariane?

    Ein aufmüpfiger Teenager hat's nicht leicht

    Elisabeth Swoboda

    »Es ist wieder einmal soweit«, vertraute Ariane König in der Zehn-Uhr-Pause Angelina Dommin an. »Ich habe das Gefühl, dass ich es zu Hause nicht länger aushalte.«

    Angelina, auf deren hübschem Näschen sich lustige Sommersprossen tummelten, denen sie den Spitznamen Pünktchen zu verdanken hatte, machte ein bestürztes Gesicht. »Gab es Krach wegen der verhauten Englischarbeit?«, fragte sie ahnungsvoll.

    »Genau«, bestätigte Ariane Pünktchens Vermutung. »Vati war außer sich. Er drohte, mich aus der Schule zu nehmen, sobald ich fünfzehn bin, und mich in eine Lehre zu stecken. Ich erwiderte darauf, dass mir das egal sei und dass mir die blöde Schule sowieso gestohlen bleiben könne. Daraufhin nannte er mich einen undankbaren Fratzen und stimmte die alte Leier an. Wie gut ich es doch hätte, weil ich studieren dürfte, und dass ich alle Wünsche erfüllt bekäme. Dann erzählte er mir lang und breit, um wie viel schlechter es ihm gegangen sei. Er habe hart arbeiten müssen, um es zu einem eigenen Laden zu bringen. Ihm sei nichts geschenkt worden …, und so weiter und so fort. Ich habe mir diese endlose Litanei nicht mehr angehört. Ach, Pünktchen, es war grässlich. Sobald ich volljährig bin, suche ich mir ein Zimmer und ziehe von zu Hause aus. Niemand und nichts wird mich zurückhalten.«

    »So schlecht verstehst du dich mit deinen Eltern?«, fragte Pünktchen bestürzt. »Deinen Vater kenne ich nicht, aber deine Mutter finde ich eigentlich recht nett.«

    »Ja, Mutti ist nett«, räumte Ariane ein. »Sie hat mich gestern nach dem großen Krach getröstet, als ich heulte. Aber gegen Vati kommt sie nicht auf. Sie gibt immer gleich nach, und letzten Endes geschieht doch das, was Vati sich in den Kopf gesetzt hat. Ich werde einmal eine ganz andere Ehe führen als meine Eltern. Ich werde nie nachgeben.«

    Pünktchen lachte. Sie nahm Arianes Bemerkung über ihre zukünftige Ehe nicht ganz ernst.

    Ariane stimmte in das Lachen ein und bat: »Könntest du so lieb sein und mir dein Matheheft borgen, Pünktchen? Du hast die Hausübung doch sicher vollständig gemacht, nicht wahr?«

    »Ja, ich habe alle Beispiele.«

    »Ich habe kein einziges«, gestand Ariane.

    »Kein einziges?«, wiederholte Pünktchen erstaunt. »Aber sie waren doch gar nicht so schwer. Es war genau die gleiche Art von Aufgaben, wie wir sie in der vorigen Mathestunde durchgenommen haben. Soll ich sie dir erklären?«

    »Nein, danke. Es genügt, wenn du mir dein Heft borgst. Nächste Stunde haben wir Turnen. Ich schwindle der Turnlehrerin vor, dass mir schlecht sei, und schreibe die Beispiele ab, während ihr Völkerball spielt.«

    »Hm.« Pünktchen war selbst zu pflichtbewusst, um die Art und Weise, wie ihre Freundin vorging, gutheißen zu können, aber da sie auch gutmütig und hilfsbereit war, verlieh sie ihr Heft. Eine leise Warnung konnte sie sich allerdings nicht verkneifen. »Du wirst nicht weit kommen, wenn du die Beispiele bloß abschreibst, anstatt darüber nachzudenken«, gab sie der Schulfreundin zu bedenken. »Auf diese Weise schaffst du es, auch die nächste Mathearbeit zu verpatzen. Das würde deinen Vater noch mehr auf die Palme bringen.«

    »Ja, du hast natürlich recht, Pünktchen«, gab Ariane zu. »Aber es war mir gestern unmöglich, mich mit den Mathe­beispielen auseinanderzusetzen. Der große Krach fand nämlich während des Mittagessens statt. Vati fragte mich, wie die Englischarbeit ausgefallen sei, und ich platzte mit der Wahrheit heraus, denn ich wollte die Auseinandersetzung nicht auf die lange Bank schieben. Früher oder später musste er ja doch davon erfahren. Mutti meinte allerdings später, als Vati wieder in den Laden gegangen war, ich hätte diplomatischer sein sollen. Ich hätte es zuerst ihr sagen sollen, und sie hätte Vati schonend meinen Misserfolg beigebracht. Ich bitte dich, Pünktchen, so ein Theater wegen einer verpatzten Englischarbeit. Als ob deswegen die Welt unterginge!«

    Wiederum begnügte sich Pünktchen damit, ein gemurmeltes »Hm« von sich zu geben. Sie war der Ansicht, dass Ariane ihren Misserfolg ein wenig zu sehr auf die leichte Schulter nahm. Ariane war bereits über vierzehn und damit etwas älter als ihre Schulkollegen und -kolleginnen. Sie hatte schon einmal eine Klasse wiederholt. Deshalb konnte Pünktchen verstehen, dass ihr Vater besorgt über ihre schulischen Leistungen war.

    Ariane schien Pünktchens Gedanken zu erraten, denn sie meinte: »Würde Vati mich in Ruhe lassen, würde mir das Lernen viel leichterfallen. Aber der ständige Druck, diese ewigen Ermahnungen und Standpauken, das muss einen doch wahnsinnig machen. Ich war gestern Nachmittag jedenfalls nicht mehr fähig, mich auf Mathe zu konzentrieren. Ich heulte, bis Mutti mich tröstete. Wir waren dann zusammen einkaufen. Mutti hat für mich eine schicke Hose gekauft. Ich hoffe, ich werde bald zu einer Party eingeladen, damit ich die neue Hose einmal ausführen kann.«

    »Sonst hast du keine Sorgen?«, brummte Pünktchen.

    »Doch, aber ich werde deshalb den Kopf nicht hängen lassen. Komm, Pünktchen, wir müssen uns beeilen. Du musst dich noch umziehen, und ich muss mich entschuldigen, weil ich nicht mitturne.« Ariane zog Pünktchen lachend mit sich fort.

    Pünktchen konnte sich über den raschen Stimmungsumschwung ihrer Freundin nur wundern. Sie kannte Ariane noch nicht besonders gut. Das Mädchen besuchte erst seit kurzem dieselbe Schulklasse wie sie.

    In der Folgezeit sollte Pünktchen noch öfter Gelegenheit bekommen, sich über Ariane König zu wundern. Manchmal war Ariane heiter und ausgelassen, sodass ihre braunen Augen fröhlich blitzten, dann wieder war sie niedergeschlagen und bekümmert. Ihre Leistungen in der Schule ließen nach wie vor sehr zu wünschen übrig, und ständig beklagte sie sich über die Verständnislosigkeit ihres Vaters. Stets war es Pünktchen, der sie ihr Herz ausschüttete.

    Pünktchen bemühte sich redlich, an Arianes Problemen Anteil zu nehmen und der Freundin gute Ratschläge zu erteilen. Bei den übrigen Schulkolleginnen war Ariane nicht sonderlich beliebt, was darauf zurückzuführen war, dass sie das bestgekleidete Mädchen war. Die anderen Mädchen beneideten sie darum. Sogar Pünktchen wurde hin und wieder von derartigen Gefühlen heimgesucht.

    »Also, ich weiß nicht, wieso du gar so über deinen Vater schimpfst!«, rief Pünktchen einmal aus, nachdem Ariane ihr die Ohren vollgejammert hatte. Das war knapp nach den Weihnachtsferien. Die Klassenkameraden hatten ihre Geschenke aufgezählt, und Ariane war zweifellos diejenige, die am meisten bekommen hatte. »Dein Vater erfüllt dir doch jeden Wunsch«, fuhr Pünktchen fort. »Du hast so viele Kleidungsstücke, dass du monatelang jeden Tag etwas anderes anziehen könntest. Ich kenne kein anderes Mädchen in unserem Alter, das über eine so reichhaltige Garderobe verfügt.«

    »Kann sein. Wenn ich etwas Neues bekomme, freue ich mich ja auch jedes Mal, aber kaum habe ich die Sachen getragen, gefallen sie mir nicht mehr. Ich weiß, das klingt undankbar, aber …« Sie hielt inne und zuckte hilflos mit den Schultern. »Vati erfüllt mir nicht jeden Wunsch«, fügte sie nach einer kurzen Pause hinzu. »Wir wollten eigentlich in den Weihnachtsferien wegfahren, aber Vati hatte wieder einmal keine Zeit. Er musste Inventur machen. Der dumme Laden ist ihm wichtiger als seine Familie. Auch Mutti sagt das. Allerdings nur zu mir. Sie traut sich nicht, Vati einmal ordentlich die Meinung zu sagen. Für ihn zählen bloß materielle Dinge. Meinen Wunsch nach …, nach etwas Lebendigem, den erfüllt er mir nie. Ich hätte so wahnsinnig gern einen Hund, am liebsten einen Dackel.«

    »Hast du deinen Vater um einen Hund gebeten?«, fragte Pünktchen.

    »Ja. Er erklärte, so ein Vieh komme ihm unter keinen Umständen ins Haus. Er lege keinen Wert auf zernagte Teppiche und Hundehaare auf den Polstermöbeln. Bei Vati muss immer alles tipptopp sein. Unordnung stört ihn. Ach, Pünktchen, du kannst dir nicht vorstellen, wie es bei uns zu Hause zugeht. Vati ist ein richtiger Haustyrann. Manchmal spiele ich mit dem Gedanken durchzubrennen – nein, keine Angst, das ist bloß ein Wunschtraum. Ich wüsste ja nicht, wohin ich gehen sollte.«

    »Durchbrennen darfst du auf keinen Fall«, sagte Pünktchen erschrocken.

    »Nein, ich tue es nicht, obwohl mir oft danach zumute ist. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als von daheim wegzugehen.«

    »Jetzt übertreibst du aber, Ariane!«

    »Nein, ich übertreibe nicht. Entweder herrscht bei uns eine tödliche Langeweile, oder es gibt Krach. Vati hat mir neuerdings verboten, meine Platten zu spielen. Er hat sie mir weggenommen und versteckt. Ich bekomme sie erst dann zurück, wenn ich in Englisch, Mathe und Deutsch mit positiven Noten rechnen kann. Mein Vater ist richtig gemein. Findest du nicht?«

    Pünktchen sah sich außer Stande, diese Frage zu beantworten. Sie kannte den Vater ihrer Schulfreundin ja nicht persönlich, sondern nur aus deren Schilderungen. Deshalb meinte sie nachdenklich: »Wahrscheinlich hat dein Vater nur dein Bestes im Sinn, Ariane. Erwachsene sind häufig starrsinnig und nicht dazu zu bewegen, ihre Meinung zu ändern, aber – hm – ich finde, man sollte sich bemühen, mit seinen Eltern gut auszukommen.«

    »Ich bemühe mich schon, aber ich will nicht so werden wie Mutti«, rief Ariane. »So …, so unterwürfig! Wenn sie sich nur ein einziges Mal Vati gegenüber durchsetzen würde! Ich wünschte mir dringend andere Eltern!

    »Sag so etwas nicht«, bat Pünktchen eindringlich. »Du weißt ja, ich

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