Franziskas Geheimnis: Der Bergpfarrer 278 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
Franziska Lechthaler blickte ungläubig auf das Schreiben in ihrer Hand. »Wen soll ich denn beerbt haben?«, murmelte die Vierundzwanzigjährige kopfschüttelnd vor sich hin. Außer einer Großtante, der Schwester ihrer längst verstorbenen Großmutter, hatte sie, soweit sie wusste, keine lebenden Verwandten mehr. Tante Hedi selbst war nie verheiratet gewesen, und Franzis Eltern waren längst tot. Franziska verschob erst einmal den geplanten Gang zum Wochenmarkt und kehrte in ihre kleine Wohnung zurück, die sich im dritten Stockwerk eines Mietshauses befand. Sie setzte sich in die Küche und las den Brief noch einmal in aller Ruhe durch. Nein, kein Irrtum, wie sie zuerst geglaubt hatte. Ihr Name stand dort, ihre Anschrift, und am Wichtigsten war der Satz, sie möge so bald wie möglich in die Kanzlei des Notars kommen, um zu erfahren, wer der Erblasser war, und vor allem, was er ihr vererbt hatte. Als das Telefon klingelte, zuckte Franziska zusammen. Hastig warf sie einen Blick auf die Uhr. Vermutlich war es Angie, die anrief und wissen wollte, wo sie blieb. »Tut mir leid«, rief sie ins Telefon. »Bin schon unterwegs.« »Ich dachte, du schläfst noch«, lachte Angela Finke, von allen nur Angie genannt. »Keine Spur, ich wollte pünktlich los, doch dann fand ich diesen komischen Brief im Kasten …« »Was für einen Brief denn?« »Ich bring' ihn mit«
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Buchvorschau
Franziskas Geheimnis - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 278 –
Franziskas Geheimnis
Mark will unbedingt dahinter kommen
Toni Waidacher
Franziska Lechthaler blickte ungläubig auf das Schreiben in ihrer Hand. Es war eben mit der Post gekommen, Absender war ein Regensburger Anwalts- und Notariatsbüro, und unter der Betreffzeile stand etwas von einer Erbschafts-Angelegenheit …
»Wen soll ich denn beerbt haben?«, murmelte die Vierundzwanzigjährige kopfschüttelnd vor sich hin.
Außer einer Großtante, der Schwester ihrer längst verstorbenen Großmutter, hatte sie, soweit sie wusste, keine lebenden Verwandten mehr. Tante Hedi selbst war nie verheiratet gewesen, und Franzis Eltern waren längst tot.
Franziska verschob erst einmal den geplanten Gang zum Wochenmarkt und kehrte in ihre kleine Wohnung zurück, die sich im dritten Stockwerk eines Mietshauses befand. Sie setzte sich in die Küche und las den Brief noch einmal in aller Ruhe durch.
Nein, kein Irrtum, wie sie zuerst geglaubt hatte. Ihr Name stand dort, ihre Anschrift, und am Wichtigsten war der Satz, sie möge so bald wie möglich in die Kanzlei des Notars kommen, um zu erfahren, wer der Erblasser war, und vor allem, was er ihr vererbt hatte.
Als das Telefon klingelte, zuckte Franziska zusammen. Hastig warf sie einen Blick auf die Uhr. Vermutlich war es Angie, die anrief und wissen wollte, wo sie blieb.
»Tut mir leid«, rief sie ins Telefon. »Bin schon unterwegs.«
»Ich dachte, du schläfst noch«, lachte Angela Finke, von allen nur Angie genannt.
»Keine Spur, ich wollte pünktlich los, doch dann fand ich diesen komischen Brief im Kasten …«
»Was für einen Brief denn?«
»Ich bring’ ihn mit«, antwortete die junge Frau. »Wir treffen uns am Stand von Gustl.«
»Alles klar, bis gleich.«
Gustl Berghammer hatte einen Gemüsestand auf dem Wochenmarkt. Der Bauer aus dem Regensburger Umland bot nur ökologisch angebautes Gemüse an Franzi und ihr ganzer Bekanntenkreis kauften ausschließlich bei ihm. Nachdem sie frische Möhren, Lauch und Tomaten erstanden hatten, spazierten die beiden Frauen weiter über den Markt. Hier und da probierten sie das eine oder andere, am Brotstand kauften sie Baguette und Laugenbrezeln, und standen schließlich noch bei einer Bäuerin an, die Geflügel, Eier und hausgemachte Geflügelwurst anbot. Auch hier zählten die Freundinnen zu den Stammkundinnen und kauften ein paar Sachen ein.
»So, jetzt brauche ich aber erst mal einen Kaffee!«, sagte Angie.
Unweit des Marktplatzes gab es ein kleines Café, ein Abstecher dorthin gehörte zum samstäglichen Marktbummel. Sie hatten Glück und fanden einen Tisch im Freien. Franzi bestellte sich einen Cappuccino, während Angie lieber ›richtigen‹ Kaffee trinken wollte.
»So, was ist denn nun mit dem geheimnisvollen Brief?«, fragte sie, nachdem die Bedienung die Bestellung aufgenommen hatte.
Franzi holte das Schreiben hervor und reichte es der Freundin. Die las es durch und sah erstaunt auf.
»Na, dann mal herzlichen Glückwunsch!«, sagte Angela Finke. »Du hast tatsächlich geerbt!«
»Ja. Bloß was – und von wem?«
Angie blickte sie nachdenklich an.
»Überleg’ doch mal. Hast du wirklich keine Idee?«
Franzi schüttelte den Kopf.
»Die ganze Zeit denke ich darüber nach«, antwortete sie. »Das Einzige, was mir dazu eingefallen ist, ist, dass ich Tante Hedi anrufen könnte und sie frage, ob sie irgendeine Idee hat, wer mir was hinterlassen haben könnte …«
Indes wusste Hedwig Stadler auch nicht, wer ihre Großnichte in seinem Testament bedacht haben könnte.
»Vermutlich stellt sich doch noch alles als Irrtum heraus«, sagte Franzi resignierend, als sie ihr Handy wieder wegsteckte.
Dabei käme so eine Erbschaft jetzt gerade recht. Sie hatte bis vor einem Vierteljahr als Sekretärin in einer Gebäudereinigungsfirma gearbeitet, die Konkurs gegangen war, und war seither arbeitslos.
Eher mutlos machte Franzi sich am Montagvormittag auf den Weg in die Kanzlei Rohrbach und erlebte eine Überraschung …
Dr. Rohrbach empfing sie mit einem strahlenden Lächeln.
»Grüß Gott, Frau Lechthaler«, sagte er. »Schön, dass Sie so rasch herkommen konnten.«
Franzi zuckte die Schultern.
»Ich bin arbeitslos«, entgegnete sie. »Da hab’ ich Zeit ohne Ende.«
Leider, setzte sie in Gedanken hinzu.
Der Notar hatte sie an der Tür empfangen und geleitete sie zu seinem Schreibtisch.
»Nun, das ist net schön, aber ganz bestimmt ändert die Erbschaft Ihre persönliche Situation.«
Er bat sie, Platz zu nehmen und setzte sich in seinen Sessel. Vor ihm lagen mehrere Aktenordner. Dr. Rohrbach nahm einen davon und schlug ihn auf. Nachdem er einen kurzen Blick hineingeworfen hatte, setzte er seine Brille ab und sah Franziska fragend an.
»Franz Gundlach, sagt Ihnen der Name etwas?«, fragte er.
Sie dachte einen Moment nach, dann zuckte sie die Schultern und schüttelte den Kopf.
»Nein, den Namen habe ich noch nie gehört.«
Der Notar runzelte die Stirn.
»Wer soll das denn sein?«, hakte Franzi nach, als er nichts sagte.
»Tja, also, ich muss erst einmal vorausschicken, dass ich durch einen Münchner Kollegen beauftragt bin, das Testament hier zu vollstrecken«, erklärte er. »Und zwar hat jener Franz Gundlach ursprünglich nicht Sie als Erbin eingesetzt, sondern Anna Stadler, Ihre Mutter.«
*
Franziska Lechthaler war perplex.
»Meine Mutter?«, fragte sie ungläubig. »Aber die ist doch schon vor …«
Dr. Rohrbach hob die rechte Hand.
»Ihre Frau Mutter ist verstorben, ich weiß«, sagte er. »Vor nunmehr sechseinhalb Jahren. Und Sie, als ihre einzige Angehörige ersten Grades, treten in diesem Falle die Rechtsnachfolge Ihrer Mutter an. Das heißt, die Erbschaft fällt Ihnen zu.«
Nachdem der Notar von dem Münchner Kollegen den Auftrag erhalten hatte, war Dr. Rohrbach sofort darangegangen, Nachforschungen nach Anna Stadler anzustellen. Mehr als eine alte Anschrift gab es nicht als Anhaltspunkt. Indes fand er schnell heraus, dass die Frau nicht mehr lebte. Als Anna Lechthaler, geborene Stadler, war sie in Regensburg gemeldet gewesen, dass sie eine Tochter hatte, war ebenfalls dokumentiert.
»Es war also relativ einfach, Ihre Adresse herauszufinden«, meinte der Notar. »Jetzt muss ich Sie erst noch bitten, sich auszuweisen, damit ich sicher sein kann, dass Sie auch wirklich Franziska Lechthaler sind. Eine reine Formalität.«
Sie reichte ihm ihren Personalausweis. Der Notar schrieb die Ausweisnummer auf und gab ihr das Dokument zurück.
»So«, sagte er dann und setzte sich in seinem Sessel zurecht, »jetzt will ich Sie aber net länger auf die Folter spannen. Sicher sind S’ schon ganz neugierig, was Sie denn nun eigentlich geerbt haben.«
Franzi schluckte und nickte, während er wieder den Aktenordner nahm und aufschlug.
»Ich verlese nun den Teil des Testaments, der Sie, beziehungsweise Ihre Mutter, betrifft. Also, ich, Franz Gundlach, geboren am …«
Es folgten ein paar Daten, Anschrift und die Erklärung, das Testament im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte abgefasst zu haben, und dann das, was Franzi zusammenzucken ließ.
»… vermache ich hiermit die eine Hälfte meines Hauses in St. Johann, Frau Anna Stadler, in der Hoffnung, sie möge darin leben und glücklich werden.«
»Ein Haus?«
»Ja«, antwortete der Anwalt und Notar, »genauer gesagt, handelt es sich um eine Haushälfte, wie hier steht.«
Franzi schluckte, ein Haus!
Was bedeutete das jetzt für sie?
In Gedanken ging sie schon alles durch, ein Umzug vielleicht, keinen Gedanken mehr an die Arbeitslosigkeit, vielleicht sogar Geldeinnahmen. Immerhin handelte es sich um eine Haushälfte,