Sophienlust 330 – Familienroman: Ein Vater bittet um Verzeihung
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"Gleich nach der Schule bringe ich dich heute zur Tante Doktor, Kerry. Sie wird dich gewiss schnell wieder gesund machen. Du musst nur brav die Medizin schlucken, die sie dir verschreibt." Die achtjährige Marie-Therese Schönauer kauerte auf dem Küchenboden neben dem Körbchen ihres treuesten und liebsten Spielgefährten, einem kleinen Rauhaardackel. Der sonst so lebhafte Hund lag apathisch auf seiner Decke und öffnete nur kurz die Augen, während das Mädchen ihn streichelte und tätschelte. Marie-Therese, die von allen, die sie kannten, kurz Matti gerufen wurde, sprach weiter auf den Hund ein und versuchte ihn aus seiner Lethargie zu locken, ohne jedoch Erfolg zu haben. Ihre erwachsene Schwester Anna achtete nicht auf sie, denn sie war in Eile. Das Frühstück musste zubereitet und gegessen werden, Regenmäntel und Schirme mussten hervorgeholt werden, da es regnete, und Mattis Gummistiefel waren natürlich wieder einmal nicht zu finden. Anna schoss eilig zwischen Küche und Schlafzimmer hin und her, riss Schranktüren auf und warf sie wieder zu, schob im letzten Augenblick die Milch, die überzulaufen drohte, von der Herdplatte und stöhnte ärgerlich auf: "Au, jetzt habe ich mir den Daumen verbrannt, Matti! Denke nach! Wann hast du deine Gummistiefel zuletzt angehabt? Ich kann sie nicht finden." Dem kleinen Mädchen waren seine Gummistiefel im Augenblick völlig gleichgültig. Es erhob sich und sprudelte voll Besorgnis hervor: "Kerry ist krank! Er will nicht aufstehen. Er ist schon seit ein paar Tagen so komisch. Aber so arg wie heute war es noch nie. Ich glaube, er hat Schmerzen, aber er kann ja nicht sagen, was ihm weh tut." "Hm." Anna bückte sich und fuhr dem Dackel liebkosend über das Fell.
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Sophienlust (ab 351)
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Sophienlust 330 – Familienroman - Elisabeth Swoboda
Sophienlust
– 330 –
Ein Vater bittet um Verzeihung
Werden Anna und Matti vergeben können?
Elisabeth Swoboda
»Gleich nach der Schule bringe ich dich heute zur Tante Doktor, Kerry. Sie wird dich gewiss schnell wieder gesund machen. Du musst nur brav die Medizin schlucken, die sie dir verschreibt.«
Die achtjährige Marie-Therese Schönauer kauerte auf dem Küchenboden neben dem Körbchen ihres treuesten und liebsten Spielgefährten, einem kleinen Rauhaardackel. Der sonst so lebhafte Hund lag apathisch auf seiner Decke und öffnete nur kurz die Augen, während das Mädchen ihn streichelte und tätschelte.
Marie-Therese, die von allen, die sie kannten, kurz Matti gerufen wurde, sprach weiter auf den Hund ein und versuchte ihn aus seiner Lethargie zu locken, ohne jedoch Erfolg zu haben. Ihre erwachsene Schwester Anna achtete nicht auf sie, denn sie war in Eile. Das Frühstück musste zubereitet und gegessen werden, Regenmäntel und Schirme mussten hervorgeholt werden, da es regnete, und Mattis Gummistiefel waren natürlich wieder einmal nicht zu finden.
Anna schoss eilig zwischen Küche und Schlafzimmer hin und her, riss Schranktüren auf und warf sie wieder zu, schob im letzten Augenblick die Milch, die überzulaufen drohte, von der Herdplatte und stöhnte ärgerlich auf: »Au, jetzt habe ich mir den Daumen verbrannt, Matti! Denke nach! Wann hast du deine Gummistiefel zuletzt angehabt? Ich kann sie nicht finden.«
Dem kleinen Mädchen waren seine Gummistiefel im Augenblick völlig gleichgültig. Es erhob sich und sprudelte voll Besorgnis hervor: »Kerry ist krank! Er will nicht aufstehen. Er ist schon seit ein paar Tagen so komisch. Aber so arg wie heute war es noch nie. Ich glaube, er hat Schmerzen, aber er kann ja nicht sagen, was ihm weh tut.«
»Hm.« Anna bückte sich und fuhr dem Dackel liebkosend über das Fell. Kerry winselte leise und versuchte mit dem Schwanz zu wedeln, aber es blieb bei einem kläglichen Ansatz.
»Er ist ohne Zweifel krank«, stellte Anna bestürzt fest. »Sonst ist er doch so lebhaft.«
»In letzter Zeit war er gar nicht lebhaft. Er wollte auch nicht ordentlich fressen. Glaubst du, es kommt daher, dass er schon so alt ist?«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Anna und sah mit wachsender Besorgnis auf den Hund.
»Auf alle Fälle gehe ich heute Nachmittag mit ihm zur Tante Doktor«, sagte Matti entschlossen. »Gibst du mir einen Krankenschein?«
»Ach Matti, du Dummchen!« Anna musste ein wenig lachen. »Krankenscheine gelten doch nur für Menschen, nicht für Hunde. Und du kannst Kerry auch nicht zu Frau Dr. Frey bringen. Frau Dr. Frey ist eine Kinderärztin. Mit Kerry musst du zu einem Tierarzt gehen. Wenn du bis zum Abend wartest, begleite ich dich. Wir werden Kerry zu Herrn Dr. von Lehn in Bachenau bringen. Dort habe ich Kerry impfen lassen und …«
»Nein, ich warte nicht bis zum Abend«, unterbrach Matti ihre große Schwester. »Nach Bachenau finde ich allein. Das ist gar nicht weit. Und Kerry ist nicht schwer. Ich kann ihn sehr gut allein tragen. Er soll schnell gesund werden. Ich bin traurig, wenn er so still in seinem Körbchen liegt.«
Anna nickte. Der apathisch daliegende Hund bot tatsächlich einen mitleiderregenden Anblick.
Hoffentlich ist es nichts Ernstes, fuhr es Anna durch den Sinn. Kerry war kein junges Tier mehr. Vielleicht war sein seltsames Verhalten ein Zeichen von Altersschwäche? Sollte sie Matti gegenüber eine vorsichtige Andeutung fallen lassen, dass Hunden nur eine begrenzte Lebensdauer beschieden war? Nein, besser nicht, bevor sie den Tierarzt konsultiert hatte. Vielleicht wendete sich noch alles zum Guten.
»Ich würde lieber zum Tierarzt mitgehen«, murmelte Anna.
Doch davon wollte Matti nichts hören. Bis zum Abend dauerte es ihrer Meinung nach viel zu lange. »Am liebsten würde ich den armen Kerry sogleich zu Herrn Dr. von Lehn bringen«, argumentierte sie. »Kann ich nicht heute ausnahmsweise ein bisschen später zur Schule gehen? Die Frau Lehrerin wird sicher nicht böse sein, wenn ich ihr erzähle, dass mein armer Kerry krank ist.«
»Na schön«, gab Anna nach. »Ein Stück kann ich dich begleiten, aber bei der Bushaltestelle muss ich in den Bus nach Maibach einsteigen. Trinke deinen Kakao und iss deine Buttersemmel. Ich werde Kerry inzwischen in meinen Einkaufskorb legen. Zu dumm, dass wir kein eigenes Transportkörbchen haben.«
»Sei vorsichtig«, bat Matti. Während sie ohne rechten Appetit an der Semmel kaute, verfolgte sie Annas Bewegungen mit angstvollen Blicken. Aber Anna war geschickt und umsichtig. Sie legte zuerst eine weiche Decke in den Einkaufskorb und dann den kranken Hund sanft darauf. Danach steckte sie einige Banknoten in Mattis Geldtäschchen. »Damit bezahlst du die Behandlung«, trug sie dem Kind auf.
Anna trank im Stehen schnell etwas Kakao, dann mussten sie aufbrechen, um nicht zu spät an ihren Arbeitsplatz zu kommen. Bis zur Bushaltestelle trug sie den Korb mit Kerry. Als der Bus einfuhr, reichte sie ihn Matti, nicht ohne zuvor noch einen besorgten Blick auf den vor sich hindösenden Rauhaardackel zu werfen. Sie war über dessen Zustand tief beunruhigt und bedauerte, dass es ihr nicht möglich war, ihre kleine Schwester zum Tierarzt zu begleiten. Aber ihr Chef war uneinsichtig, was das Zuspätkommen seiner Angestellten betraf. Außerdem war er kein Tierfreund. Trotzdem war Anna im großen und ganzen mit ihrer Stelle in einem Maibacher Möbelhaus zufrieden, denn es machte ihr Spaß, sich auf unentschlossene Kunden einzustellen und sie zu beraten. Ihr Privatleben verlief eintönig genug. Sie war froh, dass sie wenigstens an ihrem Arbeitsplatz mit Leuten zusammentraf.
Als Anna im Bus saß und gleichmütig zum Fenster hinaussah, hätte niemand vermutet, dass hinter ihrer glatten Stirn unerfreuliche Gedanken durcheinanderwirbelten. Sie machte sich Sorgen um Kerry. Nicht nur, weil sie das Tier lieb hatte, seit es als tollpatschiges, aber äußerst lebhaftes Wollknäuel in ihre Obhut gekommen war, sondern auch Mattis wegen. Matti hing ebenfalls an dem kleinen Dackel. Er war ihr Spielgefährte, ihr Freund und ihr Tröster. Sie hatte ihm bisher all ihre kindlichen Kümmernisse ins Ohr geflüstert. Kerry hatte zwar nicht antworten können, aber er hatte ihr immer aufmerksam zugehört. Wenn der Hund nun ernsthaft erkrankt war, wenn ihm nicht mehr geholfen werden konnte …
Anna wagte es nicht, diesen Gedanken zu Ende zu denken. Aber das leidende Tier ging ihr nicht aus dem Sinn. So passierte es ihr, dass sie beim Aussteigen unsanft mit einem jungen Mann zusammenstieß. Anna entschuldigte sich, der junge Mann ebenfalls, doch im Unterschied zu dem Mädchen fühlte er sich bemüßigt, einige scherzhafte Worte hinzuzufügen. Seinen bewundernden Blicken konnten Anna unschwer entnehmen, dass er nur zu gern mit ihr angebändelt hätte. Sie setzte eine hoheitsvolle Miene auf, drehte sich um und entfernte sich mit eiligen Schritten.
Junge Männer abzuwimmeln gehörte zu den Dingen, die Anna schon vor Jahren gelernt hatte. Ihre kranke Mutter hatte sie stets gewarnt und angefleht, nur ja keine Dummheit zu begehen. Anna hatte ihr zugehört und genickt, obwohl sie nicht recht geglaubt hatte, dass alle Männer schlecht seien. Aber um nichts in der Welt hätte sie ihrer Mutter Sorgen bereiten wollen. Sie hatte auf Tanzstunden verzichtet und Einladungen ins Kino standhaft ausgeschlagen. Trotzdem hatte es immer wieder Einladungen gegeben, denn Anna Schönauer war ein hübsches Mädchen. Ihr dunkelblondes Haar, ihre graugrünen Augen und ihr zarter Teint vermittelten den Eindruck von Frische und Sauberkeit, ihr kameradschaftliches und ausgeglichenes Wesen wirkte anziehend. Auch bei Frauen war Anna beliebt, aber trotzdem besaß sie keine Freundin. Für Freundschaften hatte ihr bisher einfach die Zeit gefehlt. Zuerst war sie nach der Schule, dann nach der Arbeit pünktlich heimgeeilt und hatte ihrer Mutter geholfen, den Haushalt zu betreuen. Denn diese war durch ihre lange Krankheit auf die Hilfe ihrer älteren Tochter angewiesen gewesen.
*
Während Anna ihrem Arbeitsplatz zustrebte, saß Matti in Dr. von Lehns Wartezimmer, den Korb mit Kerry ängstlich an sich gedrückt. Sie brauchte nicht lange zu warten. Dr. Hans-Joachim von Lehn, dessen Praxis in seinem Wohnhaus untergebracht war, begann pünktlich mit seiner Sprechstunde, und Kerry war an diesem Tag sein erster Patient.
Der Tierarzt untersuchte den Rauhaardackel behutsam, stets bedacht, ihm keine unnötigen Schmerzen zu bereiten. Dabei ließ er sich von Matti schildern, wie sich der Hund in den letzten Tagen verhalten hatte.
»Hm, es tut mir leid, aber ich kann jetzt noch keine endgültige Diagnose erstellen«, sagte er schließlich.
»Ist Kerry schwer krank?«, fragte Matti mit banger Stimme.
Hans-Joachim zögerte, hielt es dann jedoch für besser, in dem Kind keine falschen Hoffnungen zu erwecken. »Eben das kann ich noch nicht sagen«, erwiderte er. »Ist es dir recht, wenn ich Kerry hierbehalte? Es sind komplizierte Untersuchungen notwendig, bevor ich dir sagen kann, was ihm fehlt.«
»Kerry hierlassen? Aber … Ich …« Matti blickte ihren Hund unentschlossen an.
Der Dackel erwiderte ihren Blick mit trauriger Ergebenheit, ließ den Kopf jedoch gleich wieder sinken und bettete ihn auf die Vorderpfoten.
»Es geht ihm schlecht«, flüsterte Matti kummervoll vor sich hin.
»Soweit es in meiner Macht steht, werde ich ihm helfen«, sagte der Tierarzt. Der Kummer des kleinen Mädchens ging ihm nahe, aber mehr konnte er nicht versprechen. »Er bekommt in unserem Tierheim eine schöne Box«, fügte er hinzu. »Janosch, unser Tierpfleger, wird sich besonders um ihn kümmern. Du kannst Kerry unbesorgt dalassen. Oder möchtest du zuvor die Einwilligung deiner Eltern einholen?«
»Ich habe keine Eltern. Meine Mutti ist gestorben