Frei für das Leben …: Dr. Norden Bestseller 335 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration.
Dr. Norden betrachtete den erregten Mann, der ihm gegenübersaß, mit gemischten Gefühlen. »Ich kann Ihnen nur raten, sich dieser Operation schnellstens zu unterziehen, Herr Joberti«, sagte er ruhig, fast beschwörend. »Jetzt ist es ein kleiner Eingriff, in ein paar Wochen kann ein solcher Tumor schnell wachsen, und wenn er auch nicht bösartig ist, kann er doch gewaltigen Schaden anrichten.« Allzu deutlich hatte der Arzt eigentlich nicht werden wollen, aber es war schwierig, Paul Joberti von dem Ernst der Situation zu überzeugen. Er war der Meinung, daß es noch eine bedeutend ernstere Angelegenheit gäbe. »Ich kann nicht zulassen, daß Angelina diesen Wüstling heiratet, Dr. Norden. Es muß ein Unglück geben, und sie rennt blind hinein. Ich habe mir genaue Auskünfte über ihn beschafft. Er ist ein ganz raffinierter, ausgekochter Kerl. Er war schon zweimal verheiratet. Die erste Frau hat er um ihre Ersparnisse gebracht und mit ihrem Kind sitzengelassen, denn er hatte eine andere gefunden, die mehr Geld hatte, wenn auch nicht so viel wie Angelina. Sie war älter als er, wohl mehr als zehn Jahre. Sie hat wohl auch bald erkannt, wes Geistes Kind er ist und ihm den Laufpaß gegeben, was ihm anscheinend nur willkommen war, denn sie mußte kräftig zahlen. Und nun Angelina, mein Mündel, die doch noch so naiv ist, obgleich sie volljährig ist. Sie ahnt doch gar nicht, in was sie sich da einläßt.« »Lebt sie denn nicht in München, Herr Joberti?« »I wo, sie war in Lausanne in einem Internat, und bis zu ihrem zwanzigsten Lebensjahr hat sie dann bei ihrer Großmutter in Genf gelebt, aber die alte Dame ist gestorben.
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Frei für das Leben … - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 335 –
Frei für das Leben …
Patricia Vandenberg
Dr. Norden betrachtete den erregten Mann, der ihm gegenübersaß, mit gemischten Gefühlen.
»Ich kann Ihnen nur raten, sich dieser Operation schnellstens zu unterziehen, Herr Joberti«, sagte er ruhig, fast beschwörend. »Jetzt ist es ein kleiner Eingriff, in ein paar Wochen kann ein solcher Tumor schnell wachsen, und wenn er auch nicht bösartig ist, kann er doch gewaltigen Schaden anrichten.«
Allzu deutlich hatte der Arzt eigentlich nicht werden wollen, aber es war schwierig, Paul Joberti von dem Ernst der Situation zu überzeugen.
Er war der Meinung, daß es noch eine bedeutend ernstere Angelegenheit gäbe.
»Ich kann nicht zulassen, daß Angelina diesen Wüstling heiratet, Dr. Norden. Es muß ein Unglück geben, und sie rennt blind hinein. Ich habe mir genaue Auskünfte über ihn beschafft. Er ist ein ganz raffinierter, ausgekochter Kerl. Er war schon zweimal verheiratet. Die erste Frau hat er um ihre Ersparnisse gebracht und mit ihrem Kind sitzengelassen, denn er hatte eine andere gefunden, die mehr Geld hatte, wenn auch nicht so viel wie Angelina. Sie war älter als er, wohl mehr als zehn Jahre. Sie hat wohl auch bald erkannt, wes Geistes Kind er ist und ihm den Laufpaß gegeben, was ihm anscheinend nur willkommen war, denn sie mußte kräftig zahlen. Und nun Angelina, mein Mündel, die doch noch so naiv ist, obgleich sie volljährig ist. Sie ahnt doch gar nicht, in was sie sich da einläßt.«
»Lebt sie denn nicht in München, Herr Joberti?«
»I wo, sie war in Lausanne in einem Internat, und bis zu ihrem zwanzigsten Lebensjahr hat sie dann bei ihrer Großmutter in Genf gelebt, aber die alte Dame ist gestorben. Und dann fuhr Angelina zu ihrer Internatsfreundin Janet nach Monte Carlo. Dort habe ich sie vor vier Monaten getroffen. Da gab es noch keinen Hasso Gilbert in ihrem Leben. Und dann teilt sie mir schriftlich mit, daß sie bald heiraten würde. Aber glauben Sie nicht, daß sie mich zur Hochzeit eingeladen hätte, und dabei bin ich doch ihr letzter lebender Verwandter. Ich muß wissen, was da los ist. Wir haben uns immer gut verstanden.«
»Sie hat keine Eltern mehr?« fragte Dr. Norden.
»Eine tragische Geschichte. Sie war eine Frühgeburt, die Mutter starb. Mein Bruder war verzweifelt. Ina war seine große Liebe. Er hat sich nie mehr von dem Schock erholt. Er verunglückte vor fünf Jahren bei einer Massenkarambolage auf der Autobahn. Da war mein einziger Trost, daß man nicht sagen konnte, er hätte sich das Leben genommen.«
»Und Ihr Bruder war genauso vermögend wie Sie?«
»Wahrscheinlich. Man hat keinen so genauen Überblick, sofern es um das Privatvermögen geht. Jedenfalls ist Angelina Alleinerbin, und sie hätte auch mein Vermögen geerbt oder würde es erben, wenn sie diesen Kerl nicht heiratet. Das werde ich ihr knallhart sagen.«
Dr. Norden merkte, daß er sich förmlich in seine Wut hineinsteigerte, aber es nutzte auch nichts, ihn zu beschwichtigen.
»Sie haben keine Kinder?« fragte er ruhig.
»Sie wissen doch, daß ich nicht verheiratet bin. Ich habe nie die richtige Frau gefunden, und vielleicht ist es gut so, wenn ich doch schon mit fünfundvierzig Jahren sterben muß.«
»Jetzt muß ich aber energisch werden«, sagte Daniel Norden. »Sie werden nicht sterben, wenn Sie sich operieren lassen Die Röntgenaufnahmen sprechen dafür, daß es eine kleine Geschwulst ist.«
Jobertis Augenbrauen schoben sich zusammen. Er war ein gutaussehender, sympathischer Mann und trug seinen Reichtum nicht zur Schau. Viel wußte Dr. Norden nicht über ihn, aber über seine Kunstsammlung wurde euphorisch gesprochen, und er war ein Antiquitätenhändler großen Formates, weltbekannt und auf allen großen Auktionen anzutreffen.
Als Dr. Norden ihn so zwingend ansah, wurde er verlegen. »Ich weiß ja, daß Sie es gut meinen«, sagte er. »Ich fliege heute noch nach Monte Carlo, nehme Angelina ins Gebet und setzte diesem Kerl einen Schuß vor den Bug, und dann komme ich zurück. Dann lasse ich mich operieren, es ist versprochen, und ich habe noch immer mein Wort gehalten.«
»Es ist in Ihrem Interesse, Herr Joberti«, sagte Dr. Norden. »Ihr Wohl liegt mir sehr am Herzen.«
»Ich wünschte Angelina würde Sie kennen, dann wäre sie bestimmt nicht solchem Abenteurer auf den Leim gegangen. Sie finden immer die richtigen Worte, und auf Sie hören Frauen eher als auf mich. Ich habe nie die richtigen Worte gefunden, auch nicht, wenn mir eine Frau sehr gefallen hat. Einmal wollte ich einer reizenden Person ein Kompliment machen und sagte, sie sehe aus wie die Mona Lisa. Da hat sie mich mit einem Blick angeguckt, daß ich bald in den Erdboden versunken bin, und sie sagte, daß sie schon immer überlegt hätte, was man an der Mona Lisa finden könne. Sie fände diese gräßlich. Und sie war auf und davon.«
»Na ja, ehrlich gesagt ist die Mona Lisa auch nicht mein Schönheitsideal«, meinte Daniel.
»Was ja verständlich ist, da Ihre Frau eine einmalige Schönheit ist. Ich darf das doch sagen?«
Daniel lachte leise. »Ihren Humor haben Sie wenigstens noch nicht ganz verloren, Herr Joberti. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und hoffe Sie bald zu sehen.«
»Und dann komme ich unters Messer.«
»Sie werden es schnell überstanden haben!«
*
Paul Joberti war mit seinem Privatflugzeug in Monte Carlo gelandet. Er war auch hier ein bekannter Mann. Er ließ sich schnurstracks zu Hause der Cipranos bringen, fand dort aber nur Madame Ciprano vor, die ihn sehr reserviert empfing.
»Sie werden verzeihen, daß ich unangemeldet komme, Madame«, sagte Paul Joberti höflich, »aber ich hätte gern dringend meine Nichte gesprochen.«
»Was nicht möglich ist«, erwiderte Madame Ciprano eisig, »denn sie befindet sich bereits in Reno.«
»In Reno? Sie meinen in Amerika…«
»Genau, und ich wünsche auch keinen Kontakt mehr zu meiner Tochter, wenn ich mich dadurch auch mit Janet überworfen habe. Wenn Sie Sorgen um Angelina haben, dann muß ich sagen, daß meine größer sind, denn ich habe diesen Ganoven durchschaut.«
»Sie meinen Hasso Gilbert?« fragte Paul entsetzt. »Sie bezeichnen ihn als Ganoven?«
»Ja, ich bezeichne ihn als Ganoven«, wiederholte sie. »Auch wenn er sich Finanz- und Börsenmakler nennt. Ich weiß, daß Angelina einer ausgezeichneten Familie entstammt, und deshalb haben wir unserer Janet auch diese Freundschaft gestattet und Angelina wie eine Tochter hier aufgenommen, aber sie hat uns schändlich enttäuscht, da sie alle unsere Warnungen bezüglich dieses Gilberts in den Wind schlug.«
Paul fuhr sich mit dem Taschentuch über die Stirn. »Ich weiß ja nicht einmal, wann und wo sie ihn kennenlernte!« stöhnte er. »Ich will diese Heirat verhindern.«
»Da kommen Sie zu spät. Jetzt wird sie schon seine Frau sein. Sie war ja wie hypnotisiert von diesem Mann.«
Madame Ciprano war äußerst empört, das entging Paul nicht, aber da sie eine recht flotte Frau war, kam es ihm auch in den Sinn, daß da vielleicht auch eine gewisse Eifersucht mitspielen könne.
»Bitte, sagen Sie mir, wo Angelina ihn kennenlernte.«
Ihr Blick wurde etwas freundlicher. »Es war in Cannes zu den Filmfestspielen. Ich war mit den Mädchen hingefahren. Mein Mann ist in Bordeaux. Sie wissen, wie die Männer sind, die Geschäfte gehen vor. Ich muß sagen, daß dieser Gilbert auf Anhieb keinen schlechten Eindruck macht, ein ganz attraktiver Mann, ein Charmeur. Zuerst machte er mir den Hof, aber ich zeigte ihm selbstverständlich die kalte Schulter, und meine Janet ist bis über beide Ohren in ihren Julian verliebt. Vielleicht war Angelina deswegen auch ein bißchen