Michaels Rückkehr
Von Sherryl Woods
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Über dieses E-Book
Arbeit und Privatleben trennt die hübsche Physiotherapeutin Kelly Andrews grundsätzlich - bis sie sich bereit erklärt, Exoffizier Michael Devaney zu behandeln. Denn wenn sie sein verletztes Bein berührt, scheint die Welt den Atem anzuhalten. Als warte sie nur darauf, dass Michael und sie sich endlich zu ihren zärtlichen Gefühlen bekennen …
Sherryl Woods
Über 110 Romane wurden seit 1982 von Sherryl Woods veröffentlicht. Ihre ersten Liebesromane kamen unter den Pseudonymen Alexandra Kirk und Suzanne Sherrill auf den Markt, erst seit 1985 schreibt sie unter ihrem richtigen Namen Sherryl Woods. Neben Liebesromanen gibt es auch zwei Krimiserien über die fiktiven Personen Molly DeWitt sowie Amanda Roberts. Nach der Veröffentlichung ihres ersten Liebesromans lasen ihre ehemaligen Kollegen, es waren Journalisten, vorwiegend die Liebessszenen. Einer ihrer Kollegen meinte daraufhin kopfschüttelnd zum Artdirector: “Und du bist mit ihr zum Kegeln gewesen.” Sherryl Woods sieht aber die heißen Liebesszenen nicht als Mittelpunkt ihrer Liebesromane an. Für sie geht es in den Romanen um Familie, Seelenverwandtschaft, ein gemeinsames Leben sowie auch um ausgelassenen, befriedigenden Sex. An der Ohio State University studierte Sherryl Woods Journalismus. Danach arbeitete sie für diverse Zeitungsverlage und spezialisierte sich auf das Fernsehen. In Ohio sowie in Florida war sie als Fernsehredakteurin tätig. Damit sie hauptberuflich schreiben konnte, kündigte sie im Jahr 1980 ihren Job, allerdings war sie zwei Jahre später wieder in einer leitenden Position tätig. Erst 1986 wurde sie selbstständig und arbeitet seitdem als Autorin. Sherryl Woods selbst ist der Auffassung, dass sie durch ihren Beruf als Journalistin gelernt hat, packend zu schreiben und Menschen zu beobachten.
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Buchvorschau
Michaels Rückkehr - Sherryl Woods
IMPRESSUM
Michaels Rückkehr erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© by Sherryl Woods
Originaltitel: „Michael’s Discovery"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA
Band 1402 - 2004 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: Jutta Nickel
Umschlagsmotive: Kontrec /iStock
Veröffentlicht im ePub Format in 03/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733776848
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY
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PROLOG
Ein unerträglicher Schmerz vernebelte seine Sinne. Trotzdem nahm Michael Devaney die Aufregung im Krankenzimmer der Klinik von San Diego deutlich wahr. Gerade eben hatten die Ärzte ihre verheerende Prognose für seine Zukunft als Kampfschwimmer bei der US Navy abgegeben. Sogar Schwester Judy, deren unbefangenes Geplauder nur selten versiegte, schüttelte jetzt scheinbar konzentriert die Kopfkissen auf und vermied dabei sorgfältig seinen Blick. Offenbar wartete jeder auf einen wüsten Zornesausbruch, auf wilde Schreie der Verzweiflung. Doch den Gefallen tat Michael ihnen nicht. Jedenfalls noch nicht.
„Okay, stieß er mit zusammengebissenen Zähnen hervor, als der Schmerz erneut brennend heiß durch sein Bein zuckte, „jetzt weiß ich, was ich schlimmstenfalls zu befürchten habe. Und auf was darf ich im besten Fall hoffen?
Die Ärzte – weit und breit die besten Orthopäden, wenn er den Worten seines Chefs trauen durfte – wechselten einen vielsagenden Blick. Michael wusste, was er zu bedeuten hatte. Solche Blicke tauschten Ärzte immer, wenn nichts mehr zu retten war. Und wie oft hatten sie sich derart bedeutungsvoll angesehen, seit ein Heckenschütze eine Kugel durch sein Knie gejagt und seine Hüfte mit einer weiteren Kugel zerfetzt hatte? Offenbar war es den Orthopäden immer noch nicht gelungen, seine zertrümmerten Knochen wieder zusammenzuflicken. Er hatte jedoch auch Glück gehabt. Die Kopfverletzung, die ihn ins Koma befördert hatte, schien vergleichsweise unkompliziert.
Er wusste nicht genau, wie lange er bewusstlos gewesen war. Man hatte geglaubt, dass er getötet worden sei, als er den Unterschlupf der Terroristen hatte ausheben wollen. Wenn sein Team nicht mit letzter Kraft eine extrem gefährliche Rettungsaktion unternommen hätte, dann wäre er tatsächlich vor die Hunde gegangen. Er sollte wirklich dankbar sein, dass er überhaupt noch am Leben war. Aber wie um alles in der Welt sollte er weiterleben, wenn seine Karriere vor dem Ende stand? Krampfhaft bemühte er sich, die Fassung zu bewahren, aber innerlich packte ihn die Verzweiflung.
„Verdammt noch mal, spucken Sie’s endlich aus!", verlangte er von den Ärzten, die ihn mit ausdrucksloser Miene anstarrten.
„Mehr dürfen Sie auf keinen Fall hoffen, erklärte der ältere der beiden Orthopäden. „Und schlimmstenfalls verlieren Sie Ihr Bein.
Michael hätte am liebsten laut geschrien. Aber viele Jahre lang hatte er trainiert, sich eisern zu beherrschen, und deshalb blieb er auch jetzt stumm. Nur seine Kiefer waren wie zu Stein erstarrt und verrieten seine abgrundtiefe Angst.
Er war Kampfschwimmer bei der US-Navy gewesen. Mit Leib und Seele war er stets dabei gewesen. Die Arbeit hatte sein ganzes Leben bestimmt. Die gefährlichen Einsätze, der Adrenalinkick, das harte körperliche Training, das eng zusammengeschweißte Team – die Navy machte ihn zu einem Helden. Und was war er ohne die Navy? Nichts als ein ganz gewöhnlicher Mann.
Vor vielen Jahren, nachdem er von seinen Eltern im Stich gelassen und von seinen Brüdern getrennt worden war, hatte Michael sich geschworen, niemals ein Durchschnittsmann zu werden. Ganz normale Kinder interessierten ihn nicht. Durchschnittsmänner gab es im Dutzend billiger. Vom ersten Tag im Kindergarten bis zur Aufnahme in die Navy hatte er sich durch überragende Leistungen ausgezeichnet. Und jetzt erklärten ihm die Ärzte, dass er niemals wieder würde überragend sein können. Jedenfalls nicht körperlich. Vielleicht würde er nicht mal mehr auf eigenen Beinen stehen können … Jedenfalls für eine sehr lange Zeit nicht mehr. Auf keinen Fall durfte er zulassen, dass ihm das Bein amputiert wurde.
Das alles ging ihm durch den Kopf, als er erst den einen, dann den anderen Arzt ansah. „Also sehen Sie zu, dass es nicht so weit kommt. Haben wir uns verstanden? Ich kann verdammt ungemütlich werden, wenn man mich wütend macht. Und nichts würde mich wütender machen als eine Beinamputation."
Schwester Judy kicherte unbeherrscht, riss sich aber gleich wieder zusammen. Sie wirkte vollkommen übermüdet. Schließlich hatte sie sich zwei Tage lang ununterbrochen um ihn gekümmert, wenn man von den kurzen Stunden absah, die er im OP gelegen hatte. „Wie wär’s mit einem schmerzstillenden Medikament?, fragte sie. „Sie verweigern die Spritze schon den ganzen Vormittag. Bald wird es langweilig. Denken Sie mal darüber nach, dass Sie den Heilungsprozess auf lange Sicht beschleunigen, wenn Sie sich nicht dauernd mit diesen wahnsinnigen Schmerzen plagen müssen.
„Ich wollte bei Verstand sein, wenn die Prognose bekannt gegeben wird, erinnerte er sie. „Jetzt will ich wach bleiben, um wirklich sicherzugehen, dass die beiden da sich nicht an meinem Bein zu schaffen machen.
Plötzlich herrschte Unruhe an der Tür. Nach einem flüchtigen Gemurmel drängten sich zwei große, dunkelhaarige Männer ins Krankenzimmer. Sie scherten sich nicht im Geringsten darum, dass die Ärzte allen Besuchern den Zutritt strikt verboten hatten.
„Warum wehrst du dich gegen die Spritze, Michael? Jetzt sind wir doch da. Und solange wir auf dich aufpassen, wird niemand es wagen, dein Bein anzurühren", erklärte der ältere der beiden. Er zog sich einen Stuhl ans Bett, setzte sich und warf den Ärzten einen warnenden Blick zu. Ein Blick, der eine ganze Kompanie von bestens ausgebildeten Marineoffizieren eingeschüchtert hätte.
Ein unscharfes Bild entstand in Michaels Erinnerung. Er kniff die Augen zusammen und schaute genauer hin. Plötzlich schoss ihm ein Name durch den Kopf, an den er schon seit vielen Jahren nicht mehr gedacht hatte. „Ryan?"
„Ja, ich bin’s, bestätigte sein ältester Bruder und drückte ihm die Hand. „Sean ist auch hier.
Es ärgerte Michael ganz gewaltig, dass er plötzlich eine Flut von Tränen mit aller Macht zurückdrängen musste. Früher war er seinen beiden Brüdern wie ein Schatten überallhin gefolgt. Helden waren die beiden für ihn gewesen. Jedenfalls bis zu dem Augenblick, an dem sie ihn im Stich gelassen hatten. Damals war er fünf Jahre alt gewesen. Er war zwar in verschiedenen Pflegefamilien untergekommen, aber trotzdem hatte ihm die Trennung von seinen Brüdern urplötzlich den Boden unter den Füßen weggerissen. Außerdem waren seine Eltern mit den Zwillingen verschwunden, und das war einfach zu viel für ihn gewesen. Er hatte die Gedanken an alle Devaneys aus seinem Kopf verbannt. An einen dunklen Ort tief in seinem Innern, wo ihm die Erinnerungen keinen Schmerz mehr zufügen konnten.
Und jetzt, nach all den Jahren, waren zumindest seine älteren Brüder zurückgekehrt. Ohne jede Vorwarnung waren sie wie aus dem Nichts aufgetaucht. Genauso plötzlich, wie sie damals verschwunden waren. Und zu allem Überfluss auch noch im ungünstigsten Augenblick, den sie sich nur hatten aussuchen können.
„Wie habt ihr mich gefunden? Vor Rührung klang seine Stimme ganz belegt. „Wo kommt ihr her?
„Das werden wir alles später besprechen. Jetzt brauchst du erst mal Schlaf", besänftigte ihn Ryan.
Michael musterte ihn aufmerksam und ließ seinen Blick dann zu Sean schweifen. Ich hätte sie überall wieder erkannt, dachte er. Ganz gleich, auf welchem Fleckchen Erde sie mir über den Weg gelaufen wären. Es war, als würde er in einen Spiegel schauen: schwarzes Haar – selbst wenn sein eigenes militärisch kurz geschnitten war – und die gleichen blauen Augen. Ob es ihnen in den Kram passte oder nicht, sie alle hatten das verwegene Aussehen von Connor Devaney geerbt.
Ihr Vater war ein attraktiver Herzensbrecher gewesen, der aus Irland in die USA ausgewandert war. Von Zeit zu Zeit erinnerte Michael sich an ihn, aber die Erinnerung war nie frei von Bitterkeit. Hoffentlich würde Connor Devaney eines Tages in der Hölle schmoren, weil er zusammen mit seiner Frau und den beiden jüngsten Söhnen die drei älteren Brüder von einem Tag auf den anderen verlassen hatte.
„Lieutenant, wie sieht es jetzt mit dem Schmerzmittel aus?", fragte Schwester Judy sanft.
Michael wollte protestieren. Es gab noch so viele Fragen, die er seinen Brüdern stellen wollte. Aber ein Blick zu Ryan und Sean hin überzeugte ihn davon, dass sie von nun an immer an seiner Seite bleiben würden. Sie hatten es sich auf den Stühlen bequem gemacht. Kein Chirurg würde es wagen, sein verwundetes Bein anzurühren, solange sie in der Nähe waren.
„In Ordnung", willigte er schließlich ein.
Michael spürte den Einstich. Langsam wich der Schmerz. Seine Lider flatterten und fielen dann zu. Zum ersten Mal seit seiner Heimkehr nach Kalifornien fühlte er sich so sicher und geborgen, dass er sich in einen tiefen, ungestörten Schlaf fallen lassen konnte.
1. KAPITEL
Sechs Wochen später. Boston
Michael lenkte seinen Rollstuhl über den Flur und stellte die Bremse fest. Sein Blick fiel auf das bequeme Sofa. Er überlegte, ob sich die Anstrengung lohnen würde, sich selbst aus dem Rollstuhl zu hieven, um sich für einen gemütlichen Fernsehnachmittag aufs Sofa zu setzen.
„Brauchst du Hilfe?", fragte Ryan ruhig und sachlich.
„Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie es euch gelingen konnte, mich zu diesem Umzug nach Boston zu überreden, murmelte Michael, schüttelte den Kopf und begann, sich mühsam vom Rollstuhl aufs Sofa zu heben. Täglich hatte Ryans Frau Maggie ihn in der Klinik in San Diego angerufen und ihn gebeten, an die Ostküste überzusiedeln. Sie hatte seine verrückten Ausreden ebenso ignoriert wie seine bissigen Kommentare, bis er ihren sanften Drohungen nichts mehr hatte entgegensetzen können. „Warum ist deine Frau nicht zum Flughafen gekommen, um mich abzuholen?
, fragte er Ryan.
„Sie meinte, dass du vielleicht ein bisschen Zeit brauchst, um dich an deine neue Umgebung zu gewöhnen, erklärte Ryan. „Sie hat dir doch eine lange Liste mit den Namen von Krankengymnasten geschickt, oder? Sie sagt, ihr hättet schon am Telefon darüber gesprochen, aber du hättest dich noch nicht entschieden, von wem du behandelt werden willst.
Michael runzelte unwillig die Stirn. Das war, gelinde gesagt, stark untertrieben. „Ich habe ihr doch klipp und klar gesagt, dass ich jede Therapie strikt ablehne."
„Willst du den Rest deines Lebens wirklich im Rollstuhl verbringen?", hakte Ryan nach.
„Die Ärzte haben mich nun mal in den Rollstuhl verbannt", erwiderte Michael verbittert. Der zersplitterte Hüftknochen hatte zwei weitere Operationen notwendig gemacht, aber dennoch konnten die Ärzte immer noch nicht mit Sicherheit sagen, ob die Verletzung vollkommen ausheilen würde. Sein zerschossenes Knie war durch ein künstliches Gelenk ersetzt worden. Manchmal fühlte er sich wie ein menschliches Ersatzteillager.
Selbst wenn er vollkommen genesen war, würde er niemals wieder in seinem Beruf arbeiten können. In dem Beruf, den er über alles liebte. Seine Karriere als Navy Seal war eindeutig vorüber. Man hatte ihm eine Stelle als Bürohengst im Pentagon angeboten, aber er hatte dankend abgelehnt. Schon der Gedanke jagte ihm einen Schauder des Entsetzens über den Rücken. Verstaubte Aktenberge hin- und herzuschieben, das war nicht sein Leben. Er war jetzt dreißig Jahre alt. Arbeitslos und ohne jede Hoffnung auf Besserung. Und er musste lernen, mit seiner neuen Lebenssituation klarzukommen.
Ryan schaute ihn unverwandt an. „Stimmt das wirklich? Du gibst den Ärzten die Schuld? Mir ist zu Ohren gekommen, dass …"
„Mir scheint, dass dir verdammt viel zu Ohren gekommen ist", unterbrach Michael ihn schroff. „Ist dir schon mal in den Sinn