Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Hölle und Himmel
Hölle und Himmel
Hölle und Himmel
eBook158 Seiten2 Stunden

Hölle und Himmel

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Die Geschichte spielt 1952. Ein schrecklicher Krieg war vor kurzem zu Ende gegangen. Viele Väter kamne erst jetzt aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück, viele Familien waren aus ihrer alten Heimat vertrieben worden. Und viele Kinder, die sich noch an den Schrecken des Krieges erinnern konnten, glaubten an die Hölle. Sie brauchten nur die Augen zu schließen, schon sahen sie die Hölle und den Teufel. Was aber, wenn ein Junge glaubt, seinen Stiefvater in der Hölle zu sehen? Er meint, von ihm vergiftet worden zu sein, und will, dass sein Tod gerächt wird. Sein Freund verspricht ihm die Rache, aber auch er sieht den Stiefvater in der Hölle. Warum? Die Schwester des toten Freundes könnte helfen, aber sie will nicht. Warum nicht? Müssen sie sich noch rächen, wenn der Stiefvater in die Hölle kommen soll? Aber er lebt noch.
Die Antwort auf diese Fragen kommt als faustdicke Überraschung.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum25. Aug. 2012
ISBN9783844231045
Hölle und Himmel
Autor

Klaus Steinvorth

Studium der Germanistik und Anglistik in Hamburg, Freiburg, USA 15 Jahre im Ausland als Lektor und Lehrer: USA, Frankreich, Indien, Nigeria, Ägypten. Gymnasiallehrer in Hamburg und Norderstedt, Schleswig-Holstein verheiratet, 3 Kinder, 7 Enkelkinder

Mehr von Klaus Steinvorth lesen

Ähnlich wie Hölle und Himmel

Ähnliche E-Books

Kinder für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Hölle und Himmel

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Hölle und Himmel - Klaus Steinvorth

    Klaus Steinvorth

    Hölle und Himmel

    Hölle und Himmel

    Klaus Steinvorth

    Copyright: © 2012 Klaus Steinvorth

    Alle Rechte vorbehalten

    published by: epubli GmbH, Berlin

    www.epubli.de

    E-Book-Produktion: epub-ebooks.de

    ISBN 978-3-8442-3104-5

    Lieber jugendlicher Leser!

    Die Geschichte spielt 1952, als Eure Großeltern Kinder waren. Ein schrecklicher Krieg war vor kurzem zu Ende gegangen, viele Väter kamen erst jetzt aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück, viel Deutsche waren aus ihrer alten Heimat vertrieben worden. Und viele Kinder, die sich an den Schrecken des Krieges noch erinnern konnten, glaubten an die Hölle. Sie brauchten nur die Augen zu schließen, schon sahen sie die Hölle und den Teufel. Was aber, wenn ein Junge glaubt, seinen Stiefvater in der Hölle zu sehen? Er meint, von ihm vergiftet worden zu sein, und will sich rächen. Sein Freund verspricht ihm die Rache, aber auch er sieht den Stiefvater in der Hölle. Warum? Die Schwester des toten Freundes könnte helfen, aber sie will nicht. Warum nicht? Müssen sie sich noch rächen, wenn der Stiefvater in die Hölle kommen soll? Aber er lebt noch. Wenn Ihr wissen wollt, wie die Geschichte diese Fragen beantwortet, müsst Ihr sie lesen.

    Viel Spaß wünscht Euch dabei,

    Euer Klaus Steinvorth

    1. Karl

    Unter Schmerzen geboren, unter Schmerzen verloren, da fragt man sich, ob sich das Ganze überhaupt lohnt. Doch! Weil so eben das Leben ist. Das immer etwas hat, was unvergesslich ist. Wovon man gern erzählen möchte.

    Bei mir begannen die Schmerzen nach einem Fußballspiel. Wir hatten knapp gewonnen und tranken auf unseren Sieg. Einer von uns, Volker Wiese, spendete einen Kaste Sinalco. Sein Vater hatte genug Geld. Und danach machten wir, was ganz natürlich ist: Wir stellten uns in die Büsche und erleichterten uns. Doch bei mir war es nicht natürlich, und schon gar nicht eine Erleichterung. Ich bekam nur ein paar Tropfen heraus und die auch nur mit höllischen Schmerzen. Wenn ich drücken wollte, fuhr es siedend heiß hoch, und dabei musste ich so dringend. „Oh Gott, ich kann nicht!", rutschte es mir heraus und ich biss mir auf die Zunge. Ich wollte nicht, dass es die anderen mitbekamen.

    Volker Wiese, der neben mir stand, hörte es. „Was kannst du nicht?"

    „Das nicht!" Ich zeigte auf das, was er gerade machte.

    „Warum nicht?"

    Wie konnte man nur so dumm fragen? Aber so ist es immer: Wenn man richtig schlimme Schmerzen hat, versteht das keiner. Weil man sie nur allein hat. Schmerzen machen einen schrecklich allein. Darum hatte es keinen Zweck, darauf zu antworten. Ich knöpfte schnell den Hosenschlitz zu und wollte mich auf mein Fahrrad setzen, als ich merkte, dass es nicht ging. Es hätte meine Blase zum Platzen gebracht. Die war schwer wie das pralle Euter einer Kuh. Ich schob das Rad. Wie lange konnte ich das noch aushalten?

    „Wo willst du hin?" Das war wieder Volker Wiese!

    Ich will nicht, ich muss, dachte ich, konnte aber schon nichts mehr sagen. Der Schmerz verlangte meine ganze Kraft. Ihn bloß nicht größer werden lassen, war mein einziger Gedanke. Zu Hause im Bett liegen, nichts tun, dachte ich weiter. Dann schlafen und am nächsten Morgen würde alles vorbei sein.

    Zu Hause sah Omi mit einem Blick, dass etwas nicht stimmte. „Jessas! Jedutmaria! schrie sie entsetzt. Sie sprach so, weil wir aus Oberschlesien kamen. „Was haste denn?

    „Ich kann nicht!" Ich zeigte zwischen meine beiden Beine.

    „Jeschinna! Du meenst, du kannst nech pullen?"

    Ich nickte schnell. „Dabei muss ich so nötig!"

    Sie sah mich mitleidig an. „Jedutmaria! Dann schüttelte sie den Kopf. „Nee, nee! Jo, jo! Es ies aso! Das sagte sie immer, wenn sie überlegte. „Bee der Blase helft n heeßer Weckel. Du leechst dech hin, uff’n Rücken un zählst de Fliegen uff de Wand!"

    Das war mir sehr recht. Bloß Ruhe und keine Aufregung! Ich legte mich auf das Bett, merkte aber, dass es keine Erleichterung brachte. Ich hörte, wie in der Küche das Wasser kochte und Schranktüren klappten. Dann kam Omi mit einer heißen Tuchrolle, die noch feucht war. Die sollte ich an die Stelle legen, wo es mir weh tat. „Du saachst mer, ob es besser werd."

    Es wurde nicht besser. Zuerst dachte ich, ich müsste nur länger warten, wie eine Medizin am Anfang ja auch bitter schmeckt, aber es nützte nichts. Es wurde unten noch heißer und praller, es war wie ein Ballon, der sich aufblähte und platzen würde. Jetzt tat jede Bewegung weh. Ich rief Omi. „Es wird schlimmer!"

    Sie rang die Hände: „Jedutmaria! Was machn mer da? Sie schlug sich an den Kopf. „Ich Trampa! Sie rannte aus unserer Haustür in die nächste, die auch auf unserem Stock lag. Dort wohnte die alte Frau Cholewa, die Krankenschwester gewesen war. Die kam nach einigen Minuten angeschlurft, warf einen kurzen, eher mürrischen Blick auf mich. „Zeig mal deinen Pimmel!"

    Ich nestelte ihn heraus, der bläulich angeschwollen war. So groß hatte ich ihn noch nie gesehen.

    „Sie haben einen heißen Wickel gelegt?!, rief Frau Cholewa entsetzt. „Da haben Sie die ganze Sache nur verschlimmert! Wissen Sie nicht, dass heiße Wickel eine Gefäßerweiterung bewirken und die Durchblutung verstärken?!

    Omas Gesicht rötete sich. „Bei mer helft es emmer!"

    „Bei einer Blasenentzündung, ja. Aber das hier ist eine Phimose!"

    Omi wich erschreckt zurück, als hörte sie ein gefährliches Wort.

    „Eine Verengung der Vorhaut, die bei uns Frauen freilich nicht vorkommt."

    Omi warf sich in die Brust. „Ich hab vier Kinder großgezogn, darunter een Junge. Se bruchn mech nech zu belehrn!"

    Frau Cholewa nickte nur und sagte dann besorgt: „Der Junge braucht einen Arzt. Welchen haben Sie?"

    „Dukter Lautermann."

    „Den müssen wir anrufen."

    Wir hatten zu Hause kein Telefon, es war zu teuer und außerdem wollte Omi so was nicht. Sie konnte nicht mehr gut hören und schrie in die Sprechmuschel, als sollte man sie auch ohne Telefon verstehen. Wenn man sie darauf ansprach, war sie beleidigt. Man durfte nicht einmal das Wort „Telefon" in ihrer Gegenwart nennen.

    Das wusste Frau Cholewa, die auch kein Telefon hatte. „Ich laufe zu Frau Kreut und rufe Dr. Lautermann an."

    Frau Kreut hatte einen Tabakladen um die Ecke und ein Telefon.

    Nach kurzer Zeit kam Dr. Lautermann. Er sagte nicht Pimmel, sondern Organ. „Dann werfen wir mal einen Blick auf dein schmerzendes Organ!"

    Sein Gesicht wurde ernst, und er wiederholte das Wort „Phimose. „Zuerst musst du wieder Wasser lassen können.

    Das hätte ich gern.

    „Jetzt machst du die Augen zu und hältst die Luft an!"

    Weil er Omi ein Zeichen machte, mich von hinten festzuhalten, riss ich die Augen auf. Eigentlich konnte ich mich auf Omi verlassen, weil sie auf meiner Seite stand, wenn es Streit mit Muttel gab. Aber hier hatten sie etwas vor, was gefährlich für mich war. Dr. Lautermann versteckte etwas hinter seinem Rücken, mit der anderen Hand hob er mein wehrloses Organ. Plötzlich blitzte die Spritze auf und stach mitten hinein. Ich war vor Wut und Enttäuschung gelähmt. Wie konnte er so gemein sein und mich so reinlegen! Jetzt würden die Schmerzen mich zerreißen. Als ich schreien wollte, merkte ich überrascht, dass es so schlimm gar nicht war. Dr. Lautermann tätschelte mir die Wange. „Brav, mein Junge! Aber du musst ins Krankenhaus."

    Der Krankenwagen kam erst spät in der Nacht. Muttel war inzwischen von der Arbeit zurückgekehrt und hielt mir die Hand und wollte sich nicht beruhigen. Omi lief wie eine aufgescheuchte Henne durch die Wohnung. Sie waren so um mich bemüht, dass es lästig wurde. Denn ich hatte kaum mehr Schmerzen. Ich konnte wieder das, was Omi „pullen nannte. Das Wort mochte Muttel nicht und schimpfte jedesmal, wenn sie es hörte. Bei ihr hieß es: „Aufs Klo gehen.

    Ich war froh, als der Krankenwagen kam. Er brachte mich mit Muttel in das St. Georg-Krankenhaus, wo sie mich zum Schlafsaal der Jungen begleitete. Es war schon dunkel, nur das Notlicht flimmerte rot, aus allen Ecken stieg Schnarchen und Stöhnen hoch. Ich legte mich in das einzige freie Bett und Muttel wollte neben mir sein. Sie hatte Angst, mich allein zu lassen. Die hatte ich nun wirklich nicht. Ich hatte höchstens Angst, dass man von den benachbarten Betten sehen würde, wie ich bemuttert wurde. Weil ich keinen Vater hatte und einziges Kind war, glaubte alle Welt, dass ich ein Muttersöhnchen wäre.

    „Schlaf schön!, sagte sie schließlich. „Wenn du Angst hast, denk an uns. Wir sind immer bei dir!

    Es wäre ihr nicht recht gewesen, hätte sie gewusst, dass ich keinen Gedanken an sie oder Omi verschwendete. Denn ich schlief sofort ein. Allerdings hatte man mir bei der Aufnahme ins Krankenhaus gleich eine Spritze gegeben.

    Als ich morgens aufwachte, keuchte und hustete es neben mir. Ich sah wirre Haare und eine geballte Faust, die gegen das Bettgerüst schlug, so dass es schepperte. Er lag mit dem Rücken zu mir und knirschte manchmal mit den Zähne. Dann sprach er wütend in das Kissen, was ich aber nicht verstand. Über dem Kopfende las man auf einem Schild, wie er hieß und wie alt er war: „Karl Zimmermann, geboren am 18.1.1940." Dann war er zwölf und ein Jahr jünger als ich.

    Als uns das Frühstück auf dem Tablett gebracht wurde, sah Karl mich an. Die großen Augen leuchteten unruhig aus dem blassen Gesicht. Als ob sie mich abtasten wollten. „Warum bist du hier?", krächzte er.

    Ich wollte es nicht sagen, ich konnte es nicht sagen. Bei den Ärzten ging es nicht anders. Sie fragten und ich musste antworten. Aber freiwillig darüber reden? Nie! Und hier war ein fremder Junge. Was sollte er von mir denken? So sagte ich, weil er auf meine Antwort wartete, dass ich einen Leistenbruch hatte. Der kam vom Gewichtheben. Oh ja, versicherte ich, das tat ich regelmäßig und hatte schon ein paar Pokale gewonnen. Keiner würde es mir zutrauen, ich wusste ja selbst, dass ich nicht danach aussah, aber dann wunderten sich alle, dass ich die schweren Hanteln schaffte.

    Ich hatte noch nie Hanteln gestemmt, wenn ich auch gerne stark und muskulös gewesen wäre, aber ich sah, wie Karl mir gespannt zuhörte. Leicht kam man in eine Geschichte rein, aber schwer wieder raus, das hatte ich schon oft gemerkt. Jetzt forderte er mich auf, meine Muskeln zu zeigen. Ich winkte ab. Es kam nicht auf die Muskeln an, sondern auf das Knochengerüst. Das musste das schwere Gewicht tragen. Jetzt wäre ich natürlich im Trainingsrückstand, aber das holte ich nach. Und ich redete weiter von meinem Trainer und den Übungseinheiten, bis ich es selbst halb glaubte. Karl glaubte es ganz, das war deutlich. Seine Augen leuchteten mild, beinahe zufrieden. Dann schloss er sie und schlief ein. Wobei er wieder ächzte und stöhnte und sich von einer Seite auf die andere warf.

    Er hatte etwas mit dem Herzen und war schon mehrmals operiert worden, sagte die Schwester. Es wäre nicht leicht mit ihm, weil er immer das Schlimmste befürchtete. Ich sollte ihm gut zureden.

    Nach dem Essen fragte mich Karl, ob ich Angst vor dem Sterben hätte.

    Ich erschrak. Daran wollte ich nicht denken. Ich war doch hier, damit ich bald gesund nach Hause kam.

    „Denk nicht daran!, sagte ich. „Du bist im Krankenhaus und wirst gesund.

    „Bei mir ist es anders!, stöhnte er. „Mit mir geht es zu Ende!

    „Du musst dir das nicht einbilden, versuchte ich ihn zu beruhigen. „Es wird schon alles gut werden.

    „Ich bilde es mir nicht ein! Er hob den Kopf, der rot geworden war. „Es kommt über mich. Ich kann nichts dagegen machen.

    „Es wird sich schon geben", sagte ich lahm. Etwas anderes fiel mir nicht ein.

    Er sah mich enttäuscht an. „Du glaubst mir auch nicht. Keiner glaubt mir!"

    Damit drehte er mir den Rücken zu und vergrub sein Gesicht in das Kopfkissen. Ich sah, dass ein Zucken durch seinen Körper lief und dann schluchzte er. Er tat mir leid.

    „Doch!, rief ich. „Ich glaube dir!

    Aber er hörte nicht auf mich. Er wollte nicht sein Gesicht aus dem Kopfkissen ziehen.

    Als die Schwester uns Brei und Früchtetee brachte, drehte er sich zu

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1