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Der Schwarze Tod
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eBook157 Seiten2 Stunden

Der Schwarze Tod

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Über dieses E-Book

Die Geschichte spielt im Mittelalter zur Zeit der Pest. Sie wütet in der Heimatstadt des 13-jährigen Sebastian und nimmt ihm seine Eltern. Der sterbende Vater vertraut ihm die jüngere Anna an, die er im Wald gefunden und als seine Tochter adoptiert hat. Er schickt die Kinder zu Sebastians Großmutter, die von ihrer Halbschwester der Hexerei beschuldigt wird und aus der Stadt fliehen musste. Die Großmutter lebt im Wald und als die Kinder sie finden, ist ihr Haus von Räubern niedergebrannt worden. Sie kam gerade noch mit dem Leben davon.
Es beginnt eine abenteuerliche und gefährliche Wanderung durch das pestverseuchte Land. Sie müssen sich hüten, nicht angesteckt zu werden, aber es drohen ihnen auch viele Gefahren, weil man die Großmutter für eine Hexe hält und Anna für ein Zigeunerkind. Und im Wald lauern die Wölfe.
Als sie Nachbarn aus ihrer Stadt treffen, scheint sich ihre Lage zu verbessern. Sebastian begegnet Klara und verliebt sich in sie und er findet in ihrem Bruder Georg einen Jagdfreund. Aber mit den Nachbarn ist auch Tante Walburga gekommen, die Halbschwester von Großmutter, die sie wieder mit allen Mitteln als Hexe bekämpft. So sieht sie in Georgs Verwundung durch einen Eber Großmutter am Werk und plant ihren Tod. Sebastian muss sich zwischen Klara und Anna entscheiden, denen er beiden verspricht, sie später zu heiraten. In einer Höhle, die für ihr Heilwasser bekannt ist, freunden sich Klara und Anna an und ihre Freundschaft wird vertieft, als Anna Klara vor einem Bären rettet. Tante Walburga aber scheitert mit ihren bösen Absichten und stirbt selbst dabei. In der trostlosen Zeit der Pest beginnt eine hoffnungsvolle Zukunft für die Kinder.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum7. Mai 2021
ISBN9783754117675
Der Schwarze Tod
Autor

Klaus Steinvorth

Studium der Germanistik und Anglistik in Hamburg, Freiburg, USA 15 Jahre im Ausland als Lektor und Lehrer: USA, Frankreich, Indien, Nigeria, Ägypten. Gymnasiallehrer in Hamburg und Norderstedt, Schleswig-Holstein verheiratet, 3 Kinder, 7 Enkelkinder

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    Buchvorschau

    Der Schwarze Tod - Klaus Steinvorth

    Der Schwarze Tod

    Section 1

    Klaus Steinvorth

    Der Schwarze Tod

    Für Rosa und Charlotte

    Vor fast 700 Jahren, das war im Mittelalter, herrschte in Europa eine schreckliche Krankheit, das war die Pest. Mehr als ein Drittel der Europäer starben. Man wusste nicht, warum sie starben. Man hatte keine Kenntnis von den Bakterien, die über die Flöhe von Ratten die Menschen ansteckten. Man sah nur die schwarzen Pestbeulen an den Körpern der Erkrankten, weshalb man der Seuche den Namen „Schwarzer Tod" gab.

    Die Menschen suchten Schutz vor der Seuche, indem sie sich in ihre Häuser einschlossen oder in die Einsamkeit der Wälder flüchteten. Sie beteten und büßten, weil sie glaubten, Gott wollte sie für ihre Sünde strafen. Sie suchten nach Schuldigen für diese Seuche und fanden sie in den Fremden, den Juden, in allen, die anders aussahen, auch in alten Frauen, die sie für Hexen hielten.

    I n dieser Geschichte lest ihr von dem 13-jährigen Sebastian und der 11-jährigen Anna, die beide ohne Eltern leben müssen. Sie fliehen mit der Großmutter, die man für eine Hexe hält, aus der Stadt und kämpfen gegen die Gefahren der Pest und die bösen Absichten der Tante Walburga, Großmutters hasserfüllter Halbschwester . Aber Sebastian verliebt sich auch in Klara. Muss er deshalb Anna verlassen, die zu beschützen er seinem sterbenden Vater versprochen hatte?

    1. Kapitel

    Sebastian hätte am liebsten mitgeweint, weil alle um ihn herum heulten und jammerten. Aber er konnte nicht. Ein Kloß steckte in seiner Kehle und verstopfte die Tränen. Er starrte hilflos auf Mutter, die laut schluchzte.

    „Heilige Jungfrau!, betete sie und zerrte an ihren Haaren, sodass die Haube h er unterrutschte. „Ein Wunder, oh Gnadenreiche, hilf uns, wir bitten dich!

    Großmutter legte eine Hand um Mutters Schulter, während die andere sacht über das Gesicht des Säuglings strich. „Komm schon Kleine, öffne deine Augen!"

    Vater, der mit einem Schlag einen Baum fällen konnte, saß zusammengesunken auf der anderen Seite der Wiege, sein Gesicht in den Händen vergraben, die spitzen Schulterblätter wie abwehrende Stacheln ausgefahren. Onkel Konrad, der einen Schrank auf den Schultern tr agen konnte , lag auf den Knien und ließ seinen Kopf wie eine Glocke hin und herpendeln. Hugo der Schmied, der eine Eisenstange bog, sah so gekrümmt aus , dass man nur seinen gebogenen Rücken sah. Allein Tante Walburga war auf den Beinen, machte sich durch das Klappern ihrer Pantoffeln hörbar und vor allem durch das würgende Husten, das sie mit einem Tuch zu dämpfen versuchte.

    Sebastian sah Anna an, die aber nicht seinen Blick erwiderte. Sie hielt ihre Ente fest, damit sie nicht flatterte , und schaute ängstlich auf d en Säugling . E r war es aber leid, seine n eugeborene Schwester die ganze Zeit im Augen zu behalten. Würde sich denn et was ändern? Sie hatte die ganze Zeit gewimmert und gejammert, gezuckt und gespuckt. Das war schrecklich, ohne Zweifel, aber durch das bloße Zuschauen konnte man ih r auch nicht helfen.

    Großmutter träufelte ih r eine Flüssigkeit ein, einen Tee aus ihren Kräutern, und die Kleine w urde ruhiger, ihr Atem ging nicht mehr pfeifend und rasselnd, ihre kleine Brust hob und senkte sich gleichmäßig.

    Tante Walburga trat an d ie Kleine heran. Sie fing wieder an zu wimmern und zog si ch fest zusammen, als w ollte sie die Tante nicht sehen .

    D ie zog das Tuch auseinander, in dem die Kleine lag, und rief: „Seht!"

    Alle beugten sich vor und erschraken. An den Achseln und Leisten der Kleinen zeigten sich schwarze Male . Der Schwarze Tod hatte ihr seinen Stempel aufgedrückt.

    Tante Walburga zeigte mit dem Finger auf Großmutter und rief: „Nicht jeder, der heilen will, sollte heilen !"

    J etzt schauten alle bestürzt auf Großmutter, die aber nicht ihre Blicke erwiderte, sondern mit ihren großen, grünen Augen durch das Fenster sah, wo noch etwas Himmelblau schimmerte.

    Da schrie die Kleine. Es war ein schriller, heiserer, gurgelnder Schrei, der ihr Leben hinausschrie . Er wurde von den dunklen Wänden hin und her geworfen, bis er einem Vogel gleich durch d as kleine Fenster floh.

    Mutter beugte sich über d ie Kleine, hüllte sie mit zitternden Fingern wieder in das Tuch, hob sie hoch, hielt das Ohr an ihren kleinen Mund und legte sie wieder zurück in die Wiege. Dann fiel sie auf die Knie und murmelte: „Herr, erbarme dich unser!"

    Großmutter richtete ihre gekrümmte Gestalt auf und sagte: „Lasst die Mutter mit ihrem Kind allein!"

    Ihr Ton war so gebieterisch, dass jeder aus dem Raum drängte. Tante Walburga aber warf ihr einen giftigen Blick zu: „Der Herr weiß zu lohnen, der Herr weiß zu strafen!"

    Sie war Großmutters jüngere Halbschwester und jeder wusste um die Feindschaft der beiden Schwestern. Großmutter war schon durch das Alter gekrümmt und weil viele Menschen vom äußeren Anblick her urteilen, galt sie mit ihrem Buckel und ihrer schwarzen Katze als Hexe. Walburga war aber noch jung und schön. Sie war eine reiche Witwe, die sich vornehm kleidete. Deshalb glaubte keiner, dass sie eine Hexe war.

    Sebastian aber glaubte es. Er sah doch mit seinen eigenen Augen, wie sie mit allen Mitteln Großmutter schaden wollte. Und jetzt wollte sie Großmutter die Schuld an dem Tod der Kleinen geben! Denn er zweifelte nicht am Tod seiner k leine n S chwester. In seiner Nachbarschaft waren schon drei Säuglinge gestorben. Sie waren zu schwach, um dem Schwarzen Tod zu widerstehen.

    Wenn ihr einer hätte helfen können, dann Großmutter! Sie hatte ihm auch geholfen, als sein Husten begann und alle schon dachten, der Schwarze Tod hätte ihn berührt. Und sie hatte Anna von ihrer rätselhaften Müdigkeit befreit. Sie hatte tagelang im Bett gelegen und kein Wort gesagt . Deshalb hatte Mutter nach Großmutter geschickt, als der neugeborene Säugling nicht aufwachen wollte .

    Großmutter wohnte im Wald, weil sie ihres Lebens in der Stadt nicht mehr sicher war. Tante Walburga hatte das Gerücht verbreitet, dass Großmutter einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hatte. Er verschonte sie, we n n sie ihm dafür die Kinder überließ.

    Sebastian ging aus der Sterbekammer und suchte Großmutter. Er musste mit ihr sprechen, bevor sie sich in ihren Wald zurückzog.

    Draußen schien die Sonne aus blauem Himmel, sogar die Vögel zwitscherten. Aber Sebastian wollte nicht sehen noch hören. Wenn Gott die Menschen für ihre Sünden strafen wollte, w ie der Pfarrer gesagt hatte, dann sollte Gott es lieber blitzen und donnern lassen. Wenn aber der Teufel dahinter stand, was er eher annahm, dann gönnte er ihm nicht die Schadenfreude!

    Er fand Anna in der Küche, wo sie der alten Camilla half, die schon seit einiger Zeit ohne ihre beiden Mägde klar kommen musste. Auch der Knecht erschien nicht mehr zur Arbeit. Der Dachdecker, der die Schindeln ersetzen sollte, ließ sich nicht blicken, ebenso wenig wie der Küfer, bei dem sie Holzfässer bestellt hatten. Selbst die Kesselflicker und Besenbinder zogen nicht mehr durch die Stadt. Ruhig war es in der Küche geworden , nur die Ente watschelte herum, was die Mägde nie erlaubt hätten, aber die alte Camilla mochte Anna und ließ ihr alles durchgehen.

    „Wo ist Großmutter?, fragte er. „ Hoffentlich ist sie nicht schon weg, weil Tante Walburga mal wieder Stimmung gegen sie macht.

    „ Eure Großmutter wird vorher mit euch sprechen, sagte Camilla. „Sie weiß, dass ihr in Gefahr seid.

    „Weiß sie, dass ich jetzt in Gefahr bin?", fragte Anna.

    D ie alte Camilla und Sebastian sahen sie erstaunt an. „Wie so jetzt ?"

    „ Als Mutter schlief, wollte Tante Walburga d ie Kleine in dem Heilwasser baden, das sie in einem Krug mitgebracht hatte. Ich kam zufällig in das Zimmer, was die Tante nicht gern sah. Aber sie sagte, ich sollte ihr helfen. Da sah ich die schwarzen Flecke n a n der Kleine n . Die Tante schrie, das w äre Waltrauds schwarze Magie! Ich sollte bezeugen, dass Großmutter d ie Kleine verhext h ä tte. Aber ich sagte, Großmutter wollte d ie Kleine heilen, nicht verderben. Da schrie Tante Walburga, ich wäre eine Hexe wie ihre Schwester Waltraud und würde ihr Schicksal teilen!"

    Anna zitterte, als sie das sagte. D a nn fing sie an, leise zu weinen. Ihre Ente hatte aufgehört zu schnattern und den Kopf eingezogen.

    Die alte Camilla setzte sich zu ihr und strich ihr über das Haar. „Beruhige dich, mein Kind! Bei uns bist du sicher und Großmutter wird dir immer helfen."

    Anna schüttelte traurig den Kopf. „Nicht nur Tante Walburga glaubt, ich wäre eine Hexe. So glauben viele."

    „Ach, hör doch auf!", sagte die alte Camilla ärgerlich.

    Anna hob die Ente auf und presste sie an sich. „Weil ich ein Findelkind bin. Weil ich nicht zu euch gehöre. Der Satan hat mich wie ein Kuckucksei in euer Nest gelegt."

    Sebastian starrte sie erschrocken an. Man sprach n ie vom Satan ! Man sprach manchmal vom Teufel, wenn es nicht anders ging. Aber der Satan war der Herr aller Teufel. Seine Macht war ungeheuer groß. W enn man seinen Namen nannte, konnte er kommen!

    D ie alte Camilla wurde noch ärgerlicher . „ Sprich nicht so, mein Kind! Der böse Feind wartet nur darauf, dass man seinen Namen nennt, damit er zu uns kommt und seine Schlingen um uns legt. "

    Sie füllte eine Schale mit dem Tee, den sie aus ihren Kräutern zusammengebraut hatte. „ Trink, mein Kind! Es wird dir gut tun!"

    Anna trank langsam und bedächtig. Ihre Züge glätteten sich, ein friedlicher Ausdruck kam in ihr Gesicht. Dann streckte sie sich, ihr Kopf rutschte nach hinten, sie war   eingeschlafen. Auch die Ente machte es sich bequem und steckte den Kopf in ihr Gefieder.

    Sebastian betrachtete Anna und war froh, dass Gott sie ihm zur Schwester gegeben hatte. Die neue Schwester, die Mutter wollte, hatte Gott wieder zu sich genommen. Vielleicht war das besser so.

    Denn er hatte bei Mutter auch das gesehen, was Anna bei der Kleine n entdeckt hatte: die schrecklichen Male des Schwarzen Todes! Er wollte nicht darüber sprechen, weil er dann an Mutters Tod denken musste.   Er hatte auch Angst vor Tante Walburga, die dann sagen würde, auch er und Großmutter hätten Mutter verhext!

    Aber für d ie Kleine wäre es nicht gut gewesen, ohne Mutter aufzuwachsen.

    Jetzt musste er doch an Mutters Tod denken und er biss die Zähne zusammen. Es half ja nichts: Wer die schwarzen Male hatte, wurde nicht wieder gesund. Wer die schwarzen Male hatte, konnte sie aber auch schnell weitergeben! Großmutter sagte: „ Siehst du die Male des Schwarzen Todes, lauf schnell weg von ihm , damit er dich nicht auch anmalt !"

    Er musste sich an den Gedanken gewöhnen , die Stadt zu verlassen, in der Vater und Mutter wohnten. Vater selbst hatte so etwas angedeutet und gemeint, er sollte mit Großmutter darüber sprechen. Deshalb war das Gespräch mit ihr so wichtig.

    Er würde die Stadt nur mit Anna verlassen. Er konnte sie nicht allein lassen, sie war seine Schwester. Sie war zwar klein , besaß aber eine Kraft, die auch Großmutter hatte. Wie sie kam sie nicht aus der Stadt. Vater hatte sie vor vielen Jahren im Wald gefunden, als er noch für den Bischof Bäume schlug. Sie redete in einer fremden Sprache, die der Schneider als ungarisch erkannte, weil sein Großvater aus dem Land kam .

    Es stellte sich heraus, dass Räuber sie überfallen und ihre Eltern getötet hatten, während sie selbst fliehen konnte . Tagelang, vielleicht auch wochenlang, hatte sie sich im Wald von Beeren und Vogeleiern ernährt, bis sein Vater auf sie gestoßen war und sie mit Brot und Käse locken konnte. Er gab ihr mit Wein vermischtes Wasser zu trinken, worauf sie einschlief. Er brachte sie nach Hause und sie nahmen sie in ihre r Familie auf, weil Mutter sie als Gottesgeschenk ansah. Der kleine Clemens war in den Fluss gefallen und ertrunken, seinen vierten Geburtstag hatte er gerade am Tag zuvor gefeiert.

    So alt war auch Anna, die mit den Fingern einer Hand antwortete, als man sie fragte. Mutter h ä tte also zufrieden sein können, dass sie statt Clemens Anna hatte. Und doch wollte sie unbedingt eine eigene Tochter gebären. Aber das war nicht Gottes Wille!

    „Die Kleine ist gestorben, weil ich ihren Platz habe", sagte Anna ganz unvermutet.

    Sebastian schrak auf. „Ich denke, du schläfst!"

    „Im Schlaf sehe ich, was ich sonst nicht sehe", sagte sie.

    „Und dann

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