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Abigail und der tote Moderator: Ein Fantasy-Heimatroman
Abigail und der tote Moderator: Ein Fantasy-Heimatroman
Abigail und der tote Moderator: Ein Fantasy-Heimatroman
eBook276 Seiten3 Stunden

Abigail und der tote Moderator: Ein Fantasy-Heimatroman

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Über dieses E-Book

Als die Hexe Abigail Besuch vom Nachrichtensprecher Niko bekommt, wird ihre Welt ganz schön auf den Kopf gestellt - so einen Kunden hatte sie noch nie! Und solche Zauber wie für Niko musste sie auch noch nie wirken! Doch wird ihre Magie reichen, um den tollpatschigen Journalisten zu retten? Und hat die Liebe trotz allem eine Chance?

Ein Fantasy-Heimatroman voller Magie, Alpenromantik, Geister, Hexen und einer Einhornkatze!

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum16. Okt. 2020
ISBN9783748761167
Abigail und der tote Moderator: Ein Fantasy-Heimatroman

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    Buchvorschau

    Abigail und der tote Moderator - Daisy Swan

    Impressum

    Daisy Swan

    Wien

    BookRix GmbH Co. KG

    81371 München

    Covergestaltung by Hopeless.Lost.Pixel - Vielen Dank an dieser Stelle!

    Alle Rechte vorbehalten.

    Diese Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig.

    Danksagungen

    Danke für's Fangirling: Liebe Maria, liebe Michelle - das Buch ist für euch <3

    Vielen Dank an Nena für die Idee :)

    Myriel für die Hilfe in magischen Belangen ;) - Danke, Schwester!

    Besten Dank an Meni für die Hilfe bei der Überarbeitung

    Eine warme Umarmung für jedes Telefonat im Lockdown, jeden so lang ersehnten Drink und Och... sollen wir die Nachrichten schauen? an Agnes <3

    Kuss an Bit für Geduld, nächtliches Schwimmen, wirtschaftliches Fachsimpeln, Filzmaiern vor jeder Prüfung und die Selbstverständlichkeit, mit der du für mich da bist <3

    Außerdem diese lieben Menschen, ohne die der Sommer 2020 sicher nicht so erträglich geworden wäre: Andrea, Lisi, Elmar, Thorben, Rudi, Rudiiii, Tooobiiii, Werner, meine Tanzfamilie, die Tai Chi-Gruppe und meine eigene Familie. Und meine Hamster: Winifred, Ciri, Tigerlilly und Zuckerwatte.

    .

    Ok, boomer.

    Kapitel 1

    „Die Götter wollen es einfach nicht!", rief Abigail, als sie feststellte, dass der Hauptraum ihrer kleinen Hütte schon wieder im heillosen Chaos versank. Das Bärenfell hatte sie gestern so schön aufgeräumt und nun lagen ihre Wahrsageknochen komplett verstreut darüber. Ein Schälchen mit trocknenden Blüten war umgefallen und sein Inhalt lag fast schon dekorativ zwischen den Knochen. Dazu kam, dass so ziemlich alles, was nicht Niet- und Nagelfest war, auch um den Kamin verteilt lag. Abigail sah eine Kuchengabel und ein Bündel Knoblauch, aber auch einzelne Spielkarten, einen Kugelschreiber, die Einzelteile einer zerbrochenen Teetasse, die sie eigentlich schon länger kleben wollte; den Schlüssel ihres Tagebuchs, eine Stoffschere, ihren uralten Gameboy und vieles mehr.

    „Wir haben doch gestern erst aufgeräumt. Warum schaffen wir es nicht -?", sie holte ihren Hexenhut vom Kaminsims – wie kam der da überhaupt hin?

    „Miau?" Die Einhornkatze hatte darunter gedöst und sah sie nun verschlafen an.

    Abigail legte den Kopf schief. „Du machst hier immer Unordnung, wenn ich schlafe, oder?"

    „Mrau!" Sie lebten jetzt schon lange genug zusammen, dass Abigail ganz genau wusste was das hieß.

    „Natürlich bekommt Ihr Frühstück, Eure Hoheit." Abigail ging in die Küche, die nur durch eine kleine Holztheke vom Rest des Hauptraumes abgetrennt war. Die Einhornkatze sprang elegant vom Kaminsims und folgte ihr. Ihr pastellfarbener Schwanz funkelte in allen Farben des Regenbogens während ihr restliches Fell weiß war. Ihr Horn, das direkt zwischen ihren Öhrchen wuchs, schimmerte silbern irisierend.

    Abigail stellte ihr zerkleinertes Hühnchenfleisch hin und drehte sich zum alten Holzofen-Herd, um sich Kaffee zu machen.

    „Ich glaub wir haben heute viele Termine, kann das sein?", fragte Abigail, als sie am großen Tisch saß und frühstückte. Marmeladenbrot, mhmmm.

    Die Einhornkatze saß ihr gegenüber auf der Tischplatte und sah herzöglich aus, aber nun sprang sie herunter, und rannte zum Bärenfell, das am Boden vor dem Kamin lag. Sie zerrte darunter den Taschenplaner hervor und spazierte mit dem kleinen Buch im Maul zurück zu Abigail.

    „Brav. Dankeschön, sagte die und schlug die aktuelle Woche auf. „Der Plattler-Bauer kommt als erstes. Wetten, der braucht wieder was von dem Aphrodisiakum? Am besten, ich setz das gleich an, damit ich ihn sofort wieder heimschicken kann. Sonst kaut der mir wieder beide Ohren ab.

    Ihre pelzige Gefährtin legte den Kopf schief.

    „Ich weiß, dass er arm ist, dass er nur wen zum Reden braucht, und dass seine Frau halt schwerhörig ist. Aber… im Bett scheint’s ja noch zu klappen. Wenn er das überhaupt für sie braucht…"

    „Miau", stimmte die Einhornkatze zu.

    „Pramdörfer aus Wien? Was ist denn das für ein bescheuerter Name?", dachte sie laut, als sie den nächsten Termin las.

    „Miau! Abigail sah vom Taschenplaner auf und bedachte die Einhornkatze mit einem schiefen Blick. „Ich weiß, dass Niederkofler auch nicht sonderlich toll klingt, aber das ist ja wohl nicht meine Schuld. Und dass meine Eltern mich auf den Namen Amalberga getauft haben, auch nicht!

    „Miau...", machte die Einhornkatze, wirkte aber wenig überzeugt.

    „Was er will, hat er nicht gesagt?, fragte Abigail mehr sich selbst. Die Einhornkatze hatte das Telefonat ja nicht geführt. „Naja, wenn er extra aus Wien kommt, wird's schon wichtig sein. Am Abend hab ich dann noch ein paar Orakel-Anrufe via Zoom. Ganz ehrlich, ich finde, die ganzen Leute die nur Rat oder Wahrsagerei wollen, sollten alle anrufen. Das hat mir während Corona eigentlich voll getaugt.

    „Miau." Die Katze sprang wieder vom Tisch und ging zum Kratzbaum, wo sie ihre Krallen wetzte und ihren Rücken in alle möglichen Richtungen durchbog.

    „Jaja, ich weiß, dass ich heute kein Yoga nach dem Aufstehen gemacht habe", maulte Abigail und zeigte ihr die Zunge.

    Kapitel 2

    Noch war es warm genug für eine kalte Dusche hinter der Hütte. Im Winter benutzte sie schon das kleine Badezimmer in ihrer Hütte, aber die junge Hexe fühlte sich einfach mehr mit der Natur und ihren Geistern verbunden, wenn sie morgens im Grünen das kalte Wasser und den Wind auf ihrer Haut und das Gras unter ihren Füßen spürte. Was war schon dabei? Hier oben auf dem Berg hatte sie nur eine Murmeltierfamilie als Nachbarn. Manchmal schaute ein Hirsch vorbei. Es war herrlich. Der Fakt, dass Hexen immer außerhalb der Dorfgemeinschaft gelebt hatten und dass das jetzt im Jahr 2020 weiterhin beibehalten wurde, weil „Das hat man schon immer so gemacht und „Da könnte ja jeder kommen, störte Abigail nicht. Früher hatte ihre Großmutter hier gelebt und genau das Gleiche getan: Die armen sterblichen Menschen aus der Gegend mit Tränken, Ölen und Weissagungen versorgt. Abigails Mutter hatte dafür nichts übrig gehabt, wollte ihre Tochter zu einer modernen jungen Frau erziehen, aber die Wochenenden und Ferien bei Oma auf dem Berg hatten sie nach der Schule schnell aus dem städtischen Salzburg hierher ins absolute Nirgendwo gezogen. Und wer magisch begabt war, der hatte eigentlich kaum eine andere Wahl im Leben, als eine Hexe zu werden. So lief die Welt nun mal. Und Abigial war damit absolut einverstanden. Sie hatte nie ein anderes Leben führen wollen. Leute mochte sie ohnehin nicht und war froh, wenn die meisten Angst vor ihr hatten und sie nur behelligten, wenn sie etwas brauchten.

    In ein Handtuch eingewickelt ging Abigail um die Hütte und setzte sich auf die kleine Holzbank direkt neben der Eingangstür um die Morgensonne zu genießen und sich die Haare von ihren Strahlen trocknen zu lassen. Sie blickte auf die Berge, diese majestätische Landschaft, die sie ihre Heimat nannte. Sie hatte schon in der Stadt gewohnt, aber hier war es doch am schönsten. Alles verlief in geordneten Bahnen im Wechsel der Jahreszeiten und selten passierte etwas Unvorgesehenes. Und das war ihr sogar sehr angenehm, obwohl sie hellsehen konnte.

    Zurück in der kleinen Hütte brodelte schon der Liebestrank für den Bauern auf ihrem altertümlichen Holzofen-Herd. Sie hatte auch einen Kessel, aber meistens war es ihr zu mühsam das Dreibein aufzubauen.

    Sie rührte das trübe Gebräu um. Die Einhornkatze sprang zu ihr auf die Arbeitsfläche und putzte sich. Dabei klickte sie mit ihrem Horn gegen ein paar Einmachgläser und sah diese beleidigt an, wie konnten sie es auch wagen, ihrem kaiserlichen und königlichen Horn im Weg zu stehen?

    „Gut, ich denk wir können jetzt das Basilikum hinzugeben", murmelte Abigail und riss ein paar Blättchen von der Pflanze auf ihrer Fensterbank ab. Natürlich hatte sie auch einen Kräutergarten draußen, aber die Zutaten, die sie fast täglich brauchte, hatte sie gerne direkt hier stehen.

    „Weißt du, der Plattler ist doch noch gar nicht so alt, der braucht doch eigentlich gar keine Hilfe...", sinnierte sie. Die Einhornkatze schenkte ihr einen eindeutigen Blick.

    „Hey! Ich meine das nicht so!"

    „Miau."

    Abigail rollte mit den Augen. „Hör auf mir zu sagen, ich brauche einen Mann. Und der Plattler ist wirklich nicht mein Typ. Und viel zu alt!"

    „Miau?"

    „Zu alt für mich. Nicht zu alt für… Du weißt schon. Hey, hör auf so zu gucken, sonst gibt‘s keine Leckerlis!"

    Die Katze miaute diesmal nichts, sondern putzte sich unbeeindruckt weiter.

    „Hör auf, mich mit den unmöglichsten Typen verkuppeln zu wollen. Geht das nicht in dein Katzenhirn rein? Nur weil er ein Mann ist, heißt das nicht, dass ich mit ihm- Oh nein!" Das Geblubber auf dem Herd war stetig lauter geworden und nun tropfte die Brühe über den Topfrand zischend auf die Herdplatte.

    „Na toll!", schimpfte Abigail, während sie den Topf vom Herd nahm und die Sauerei aufputzte.

    Das war nicht das erste Mal, dass die Einhornkatze ihr irgendeinen alten, ekelhaften Typen aus den umliegenden Dörfern andrehen wollte. Zeig mir mal die Hexe, die einen Mann geheiratet hat, dachte Abigail. Na gut, deine Oma hat es auch geschafft, zumindest so lange einen Kerl zu haben, dass sie eine Tochter bekommen konnte. Leider hatte Oma es ihr nie verraten, aber vielleicht war das der einzige Weg, neue Hexen in die Welt zu bringen: einfach irgendwie schwanger werden und dann allein für das Kind sorgen. Das Klopfen an der Tür riss sie aus ihren Gedanken.

    „Der Göttin sei Dank ist er weg", seufzte Abigail leise, nachdem sie hinter dem Plattler-Sepp die Tür geschlossen hatte.

    „Miau?" Die Einhornkatze schlich um ihre Beine.

    „Aus jetzt, ich hab dir gesagt es gibt keine Leckerlis, wenn du so frech bist."

    „Mrauw!", protestierte die Einhornkatze.

    „So, jetzt kommt hoffentlich bald der Mensch aus Wien. Wien! Wenn der überhaupt hierher findet." Ihre Hütte war nicht auf google maps eingezeichnet, mit gutem Grund. Es war noch gar nicht so lange her, da hatte man sie für die ganzen Coronafälle in den Skigebieten verantwortlich machen wollen. Klar, ich habe nichts Besseres vor als euch zu verfluchen. Geh, bitte.

    Kurz darauf klopfte es. Abigail hatte eine frische Kanne Tee gemacht und gleich zwei Teeschalen dazugestellt, sie spürte, dass es ein längeres Gespräch werden würde. Außerdem bestand der Tee aus Kräutern die Frauenleiden linderten, und genau die hatte sie heute Morgen bekommen.

    Sie ging zur Tür. Der Herr Pramdörfer war doch jünger als sie erwartet hatte. Sie schätzte ihn nur ein paar Jahre älter sie selbst. Er trug einen blauen karierten Anzug mit einer absolut geschmacklosen Krawatte. Außerdem war ihm alles eine gute Nummer zu klein. Aber ansonsten sah er ganz nett aus.

    „Grüß Gott", sagte er und lächelte etwas schüchtern.

    Kapitel 3

    Niko hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit so einer jungen, ganz normal aussehenden Frau. Er hatte eher an ein altes Weib mit grauer, fahler Haut, Warzen auf der krummen Nase und einem Buckel gedacht. Aber andererseits hatte sie sich am Telefon auch nicht so nach böser Hexe angehört. Sie war klein, hatte große grüne Kulleraugen, Sommersprossen und die dem Klischee entsprechenden roten Haare, die ihr bis zur Hüfte reichten. Sie trug ein schwarzes Dirndl mit weißer Bluse, was ihre körperlichen Vorzüge perfekt zur Geltung brachte. Ja, so sahen wahrscheinlich die Hexen aus, die man im Mittelalter verfolgt hatte: So, als ob sie mit ihrem Liebreiz jeden Mann verführten, auch den Teufel höchstselbst. Seine Hose war ihm schon so etwas eng, aber wenn er sich noch länger die Salzburger Alpen ansah, dann…

    „Bitte", sie ließ ihn in ihre kleine Hütte eintreten. Alles war aus hellem Holz, es duftete nach Zirbe. Die Sonne schien durch die Fenster, nur in der Küche war es etwas schummrig, aber die beiden nahmen am großen Holztisch im Hauptraum Platz.

    „Tee?", fragte die junge Hexe. Abigail, so hatte sie sich vorgestellt. Ein außergewöhnlicher Name.

    „Gerne", brachte er heraus. Warum war er so nervös? Er löste den Knopf seines Sakkos.

    „Also, was bringt Sie zu mir? Tut mir leid, wenn Sie mir das am Telefon gesagt haben, ich habe vergessen, es zu notieren." Sie lächelte ihn unschuldig an, bat mit ihrem Augenaufschlag um Entschuldigung, während sie ihm Tee einschenkte.

    „Ja, also, ich arbeite beim Fernsehen. Und ich darf morgen live den Präsidenten der Wirtschaftskammer interviewen. Das ist… Eine ziemliche Ehre. Und, na ja… " Jetzt wusste er nicht mehr so recht, was er sagen sollte.

    Abigail nickte. „Sie wollen selbstsicher auftreten und die richtigen Fragen stellen. Ich nehme an, sie haben sich gut vorbereitet?"

    Er nickte. „Ja. Ja, natürlich. Ich arbeite sehr sorgfältig."

    Sie lächelte. „Ich auch. Und ich glaube, ich weiß, warum sie zu mir gekommen sind." Sie warf ihm einen amüsierten Blick zu.

    „Äh… Ich weiß nicht, worauf sie hinaus wollen?", fragte er.

    „Wenn sie so gut recherchiert haben, dann wissen sie, dass der Herr Präsi bei mir Kunde ist."

    Er sah aus, als würde ihm seine hässliche Krawatte auf einmal zu eng werden, denn sein Hals färbte sich oberhalb seines Kragens rosa.

    „Ja, aber ich bin wirklich nicht hier, um… ", stammelte er.

    Sie legte ihren Kopf schief und musterte ihn. „Das glaube ich Ihnen sogar. Sie sind nicht gekommen, um mich über diesen Mann auszufragen oder sogar um mich zu bitten, ihm Schaden zuzufügen. Sie wollen ihn einfach mit seinen eigenen Waffen schlagen."

    Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Sie konnte wahrsagen – aber konnte sie auch Gedanken lesen? Das war ja gespenstisch.

    „Also Waffen ist vielleicht zu viel gesagt… Aber… "

    Sie hob eine Braue. „Wenn sie morgen so mit dem Mann reden, dann wird das leider nichts mit dem tollen Interview."

    Er trank seinen Tee und wurde rot.

    „Tut mir leid, ich bin sehr früh aufgestanden, sagte er schließlich. „Und ich war noch nie bei einer…

    Wieder schoss ihre Braue in die Höhe. „Ich bitte Sie, Hexe ist wirklich kein Schimpfwort für mich."

    Er räusperte sich.

    Sie musterte ihn nur kurz, was sich anfühlte, als könne sie direkt in seinen Kopf sehen – und noch schlimmer, in sein Herz.

    „Keine Sorge, Herr Pramdörfer, ich weiß schon, was wir machen", sagte sie, lächelte konspirativ und stand auf.

    Nikos Blick fiel auf den Kamin, auf dessen Sims zwischen ein paar heruntergebrannten Kerzen eine Katze schlief. Die Katze hatte ein silbernes Horn zwischen den Ohren und ihr buschiger Schwanz glich einem Regenbogen.

    Er wollte fragen, was das für ein Tier war, aber als Abigail zurück zum Tisch staunte er weiter: Sie trug ein altes, dickes Buch mit speckigem Ledereinband und vergilbten Seiten. Er dachte, solche Bücher gab es nur in Geschichten!

    Sie lächelte. „Ich schau nur lieber nochmal nach, ob das eh der richtige Zauber ist. Ah ja, hier haben wir es." Sie blätterte in dem Buch bis sie die passende Seite gefunden hatte. Sie wandte sich zum Kamin, vor dem ein Bärenfell lag. Darauf lag ein Sammelsurium aus Alltagsgegenständen und anderen Dingen, die Niko nicht einordnen konnte.

    Sie lächelte schüchtern. „Tut mir leid, ich hatte gestern eigentlich aufgeräumt." Sie hielt einen Stift und einen Notizblock in den Händen. Sie malte das Symbol, das auf der Seite des Buches abgebildet war, ab. Es glich einem Stern – es erinnerte Niko an einen Glaskristall, den seine Mutter immer an den Christbaum hängte.

    „So, ich will, dass sie dieses Papier bei sich tragen, wenn sie morgen das Interview führen. Eigentlich können Sie das immer in der Jackentasche oder so haben, schaden wird es sicher nicht."

    Er murmelte ein „Danke" und nahm das Papier entgegen, drehte es in den Händen und sah es interessiert an.

    „Was ist das?", fragte er schließlich. Wahrscheinlich fragte er sich gerade, ob er ernsthaft Geld für ein Post-it mit Kritzelei darauf zahlte.

    „Eine Sigille, oder ein Hexenzettel. Ich weiß, es wirkt nicht viel, aber die haben mich noch nie im Stich gelassen."

    „Hm", machte er. Er hatte eher Probleme, sich auf das was sie gesagt hatte, zu konzentrieren, denn sie hatte sich tief über den Tisch gebeugt und das Dirndl… Nun ja.

    „Aber das ist nicht alles", sagte sie dann und richtete sich wieder auf. Sie verschwand in die kleine Küche am anderen Ende des Raumes und kam mit einigen Gläsern in den Armen zurück.

    „Mwrau?" Die Einhornkatze war erwacht und machte nun auf sich aufmerksam. Abigail drehte sich nicht mal zu ihr herum, aber Niko konnte nicht anders, er starrte dieses Tier mit offenem Mund an.

    „Ach, die tut nichts, will nur helfen", sagte Abigail als sie seinen Blick sah.

    „Ist das… ", er wusste nicht, was er fragen wollte, wie er diesen Satz zu Ende bringen sollte.

    „Ja, das ist eine Einhornkatze. Irgendwelche Spinner dachten es sei lustig, Einhörner mit anderen Tieren zu paaren. Ich hab sie aus einem Labor in Ungarn gerettet."

    Niko schluckte. „Das ist ja grausam."

    Abigail zuckte mit den Schultern. „Die Absicht war, glaube ich, keine böse, man wollte halt mit aller Gewalt das Einhornsterben beenden. Sie ist allerdings eines der wenigen Tiere, das so eine Kreuzung überlebt hat und einigermaßen gesund ist."

    Er sah das Kätzchen mitleidig an. „Wie heißt sie?"

    „Einhornkatze."

    „Nein, ich meinte, wie nennen Sie sie?"

    „Einhornkatze. Abigail grinste. „Ich glaube, sie hat einen Namen, aber da sie nicht sprechen kann, weiß ich den nicht. Und wenn ich ihr einen Namen gebe, wird sie unleidig und zerstört Sachen.

    „Aha", sagte Niko. Die Katze sprang vom Kaminsims, huschte über den Holzboden, hüpfte auf einen Stuhl und vom Stuhl auf die Tischplatte. Sie setzte sich vor Niko und putzte sich.

    „Sie möchte bewundert werden", erklärte Abigail überflüssigerweise.

    Niko streckte vorsichtig die Hand aus und streichelte ihre katzigliche Mäjestät.

    „Miau!" Anscheinend gefiel ihr das.

    Abigail hatte inzwischen die Gläser geöffnet und nahm mit spitzen Fingern getrocknete Kräuter heraus, die sie nach einem weiteren Blick in ihr großes Buch in eine Steinschale warf. Sie murmelte leise irgendetwas, was Niko nicht verstand. Vielleicht war es eine fremde Sprache, aber vielleicht schnurrte die Einhornkatze auch einfach zu laut.

    Als die Hexe damit fertig war, machte sie merkwürdige Symbole

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