Schenk mir nur diese eine Nacht
Von Anne McAllister
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Über dieses E-Book
In einem Luxushotel in Cannes erwartet Prinzessin Adriana ihren Verlobten, als ein attraktiver Mann auf sie zustürmt und heiß küsst - der Hollywood-Star Demetrios Savas! Eine Verwechslung, aber er küsst sie, wie noch keiner sie geküsst hat. Und plötzlich wird die pflichtbewusste Prinzessin von ungeahnter Sehnsucht überwältigt. Nur für eine Nacht will sie eine normale Frau sein. Keine Adelige! Um nur ein einziges Mal vor ihrer arrangierten Hochzeit zu erleben, was Liebe ist. Danach muss sie Demetrios für immer vergessen! Doch das Schicksal scheint andere Pläne zu haben.…
Anne McAllister
Anne Mcallister, Preisträgerin des begehrten RITA Award, wurde in Kalifornien geboren und verbrachte ihre Ferien entweder an kalifornischen Stränden, auf der Ranch ihrer Großeltern in Colorado oder bei Verwandten in Montana. Genug Gelegenheiten also, um die muskulösen Surfer, die braungebrannten Beach-Volleyballer und die raubeinigen Cowboys zu beobachten! Am Besten gefielen ihr dabei durchtrainierte dunkelhaarige Männer, die etwas Geheimnisvolles ausstrahlten. Und genau so sieht ihr Ehemann aus, dem sie während ihrer Arbeit in der Unibibliothek begegnete. Mittlerweile sind sie seit 32 Jahren verheiratet und haben vier Kinder. Bevor Anne Romance-Autorin wurde, lehrte sie Spanisch, studierte Theologie und schrieb Nachrufe. Das alles dient ihr jetzt als Anregungen für die Handlungen in ihren Liebesromanen! In letzter Zeit hat sie auch viel über ihre eigene Familie erfahren und spielt mit dem Gedanken, eine historische Romance zu schreiben. Doch bekannt geworden ist Anne McAllister mit ihren zeitgenössischen Liebesromanen, die häufig in Montana spielen und denen eins gemeinsam ist: Die Helden sind stets aufregend männliche Cowboys – Annes sorgfältige Beobachtungen als junges Mädchen haben sich ausgezahlt!
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Buchvorschau
Schenk mir nur diese eine Nacht - Anne McAllister
IMPRESSUM
Schenk mir nur diese eine Nacht erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2010 by Barbara Schenck
Originaltitel: „The Virgin’s Proposition"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA
Band 1965 - 2011 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Susana Presno Polo
Umschlagsmotive: KatarzynaBialasiewicz / ThinkstockPhotos
Veröffentlicht im ePub Format in 05/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733777432
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY
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1. KAPITEL
Eines Tages würde ihr Prinz kommen.
Aber offensichtlich nicht in absehbarer Zeit, dachte Anny, während sie erneut einen diskreten Blick auf ihre Armbanduhr warf.
Unruhig rutschte sie auf dem gepolsterten Sessel hin und her, wo sie seit gut einer dreiviertel Stunde wartete. Mit wachsender Ungeduld hielt sie Ausschau nach Gerard, vergeblich.
Hunderte von Personen schoben sich durch die Lobby des Ritz-Carlton. Das Hotel schien ein wahres Tollhaus.
Wie sollte es auch anders sein während der Filmfestspiele in Cannes. Die französische Küstenstadt war gegen Ende der ersten Maiwoche geradezu überlaufen mit Industriemoguln, ambitionierten Schauspielern und passionierten Kinogängern.
Drei Tage nach Beginn des Festivals war der normalerweise ruhige und elegante Bereich in der Nähe der Hotelbar, wo sich gewöhnlich kleine vornehme Gruppen zu einem Cocktail oder einem Aperitif trafen, von einer schwatzenden Menschenmasse in Besitz genommen worden. Die freundlich gedämpften Stimmen der Stammgäste wurden ersetzt durch raues Männergelächter und die schrille Heiterkeit kokettierender Frauen.
Ein Wirrwarr von Stimmen und Gesprächsfetzen umgab Anny. Filmproduzenten handelten Geschäfte aus, Regisseure offerierten ihre jüngsten Werke, Journalisten und Fotografen machten Jagd auf die Stars unter den Schauspielern und Schauspielerinnen. Wohin sie auch blickte, überall waren Fans und Schaulustige, ganz zu schweigen von den hoffnungsvollen Groupies, die verzweifelt Anschluss suchten.
Ein Prinz hätte kaum Beachtung gefunden.
Von einem großgewachsenen distinguierten Prinz Gerard aus dem Hause Val de Comesque war keine Spur zu sehen, es sei denn, er hatte sich unter die gewöhnlichen Filmfans gemischt, was natürlich lächerlich war.
Anny war stark versucht, ungeduldig mit dem Bein zu wippen. Aber sie tat es nicht. Stattdessen setzte sie ein beherrschtes Lächeln auf.
„In der Öffentlichkeit musst du dich gelassen, ruhig und unbeschwert geben, war ihr von der Wiege an von Seiner Hoheit König Leopold Olivier Narcisse Bertrand von Mont Chamion – ihrem Vater – eingebläut worden. „Stehe immer über den Dingen, mein Liebling
, pflegte er gern und oft zu betonen, „es ist deine Pflicht."
So hatte es zu sein. Eine Prinzessin war geduldig. Und pflichtbewusst. Und, wie könnte es auch anders sein, glücklich.
Anny ihrerseits hätte es als ein Zeichen der Undankbarkeit empfunden, sich nicht standesgemäß zu verhalten.
Eine Prinzessin zu sein war nicht immer ein Vergnügen. Diese Erfahrung hatte sie in sechsundzwanzig Jahren nur allzu oft gemacht. Aber das bloße Geburtsrecht gab Prinzessinnen Anspruch auf so viele Dinge, dass sie nicht anders konnten, als dankbar zu sein.
Und so kam es, dass Ihre Hoheit Prinzessin Adriana Anastasia Maria Christina Sophia von Mont Chamion, alias Anny, gleichmütig, pflichtbewusst und unbeirrt glücklich war. Und dankbar. Immer.
Nun ja, fast immer.
Momentan fühlte sie sich eher angespannt. Sie war ungehalten, verärgert und – wenn sie zumindest ein bisschen ehrlich mit sich selbst sein wollte – ein klein wenig besorgt.
Es war keine Angst oder gar Panik.
Vielmehr handelte es sich um ein vages unwohles Gefühl im Magen. Eine leichte Gereiztheit gepaart mit einer schleichenden Beklommenheit. Ein Gefühl, das sie meist überfiel, wenn sie es am wenigsten erwartete.
Nur war dieses Gefühl im letzten Monat so oft in ihr aufgestiegen, dass sie nun mittlerweile schon damit rechnete. Regelmäßig.
Meine Nerven liegen blank, dachte Anny. Es ist die normale Aufregung vor der Hochzeit. Was machte es schon, dass die Hochzeit erst in mehr als einem Jahr gefeiert werden sollte. Noch nicht einmal der Termin war festgelegt worden. Und was machte es schon, dass Prinz Gerard gebildet, gutaussehend, kultiviert und mondän war.
Aber anscheinend nicht hier.
Anny stand auf und ließ ihren Blick noch einmal suchend über das hektische Geschehen in der Eingangshalle gleiten. Sie hatte sich schrecklich beeilen müssen, um die Verabredung um fünf im Hotel einhalten zu können. Ihr Vater hatte sie am Morgen angerufen und ihr mitgeteilt, dass Gerard sie treffen wolle, um mit ihr etwas zu besprechen.
„Aber heute ist Donnerstag. Zu dieser Uhrzeit bin ich in der Klinik", hatte sie entgegengehalten.
Die Klinik Alfonse de Jacques war eine private Einrichtung, die sich Kinder und Jugendlicher mit Querschnittslähmungen und Wirbelsäulenverletzungen annahm, ein Mittelding zwischen einem Krankenhaus und einem Heim. Seit Anny vor fünf Monaten nach Cannes gezogen war, um ihre Doktorarbeit zu schreiben, arbeitete sie dort jeden Dienstag- und Donnerstagnachmittag ehrenamtlich.
Anfangs hatte sie diese Aufgabe als einen nützlichen Zeitvertreib betrachtet, schließlich konnte sie nicht den ganzen Tag in ihrer Wohnung sitzen und über prähistorische Höhlenmalerei schreiben. Außerdem gehörte es sich einfach für eine Prinzessin, der Allgemeinheit einen Dienst zu leisten.
Sie liebte Kinder, und denjenigen einige Stunden zu widmen, die im Leben mit großen Einschränkungen zu kämpfen hatten, schien ihr mehr als sinnvoll. Was sie jedoch zu Beginn nur für eine gute Tat und einen Zeitvertreib hielt, war schnell zu ihrem Lebensmittelpunkt geworden. Mit großer Vorfreude erwartete sie jede Woche die beiden Nachmittage.
In der Klinik betrachtete man sie nicht als Prinzessin. Die Kinder wussten nichts über ihre Herkunft. Mit ihnen ihre Zeit zu verbringen war keine Pflicht, sondern eine Freude. Für sie war sie einfach Anny, ihre Freundin.
Sie spielte fangen mit Paul und Videospiele mit Madeleine und Charles. Sie schaute sich Fußballspiele mit Philippe und Gabriel an und nähte winzige Puppenkleider mit Marie-Claire. Mit der naiven und lebhaften Elise sprach sie stundenlang über Filme und Filmstars, während sie mit dem mürrischen Franck – einem fünfzehnjährigen Zyniker, der durchgehend in der Klinik lebte – alles lange ausdiskutieren musste. Jeder Nachmittag hielt eine neue Herausforderung bereit. Und das gefiel ihr.
„Ich bin immer mindestens bis um fünf in der Klinik, hatte sie am Morgen ihrem Vater am Telefon entgegnet. „Gerard kann mich dort treffen.
„Gerard wird sicherlich nicht ein Krankenhaus besuchen."
„Es ist eine moderne Klinik mit angegliedertem Heim."
„Das macht keinen Unterschied. Er wird dich unter keinen Umständen an so einem Ort sehen wollen, hatte ihr Vater entschieden erwidert. In seinen Worten schwang jedoch Verständnis mit. „Du weißt genau, wovon ich rede. Nicht seit Ofelia …
Er vollendete den Satz nicht. Das brauchte er auch nicht.
Ofelia war Gerards Ehefrau.
Nein, sie war Gerards Ehefrau gewesen, korrigierte Anny sich selbst. Bis zu ihrem Tode vor vier Jahren. Und nun sollte sie, Anny, den Platz der schönen, bezaubernden und eleganten Ofelia einnehmen.
„Du hast recht, antwortete sie sanft. „Daran habe ich nicht gedacht.
„Wir müssen ihn verstehen. Es war ein harter Schlag für ihn."
„Ja, ich verstehe es."
Es war ihr klar, dass sie Ofelia aller Wahrscheinlichkeit nach niemals ersetzen können würde. Aber es war ihre Aufgabe, genau das zu versuchen. Und mit ziemlicher Sicherheit war dies auch eine der Ursachen für das ungute Gefühl, das sie in letzter Zeit immer öfter heimsuchte.
„Er will dich um fünf in der Lobby treffen, fuhr ihr Vater fort. „Ihr werdet ein frühes Abendessen einnehmen und alles Nötige besprechen. Gerard muss noch am Abend nach Paris aufbrechen, weil er am nächsten Tag frühmorgens nach Montreal fliegt. Geschäftstermine.
Gerard war nicht nur ein Prinz, sondern gleichzeitig auch Inhaber eines multinationalen Konzerns. Genaugenommen mehrerer Konzerne.
„Was möchte er besprechen?"
„Das wird er dir selbst sagen. Aber lasse ihn auf keinen Fall warten", hatte ihr Vater gemahnt.
„Nein."
Anny war pünktlich da gewesen. Gerard nicht.
Sie wippte mit ihrem Bein. Nur einmal. Na gut, vielleicht zweimal. Und sie warf erneut einen verstohlenen Blick auf ihre Uhr, während sie in ihrem Kopf unterschwellig die Stimme ihres Vaters vernahm: „Prinzessinnen sind niemals ungeduldig."
Das mochte wohl sein, aber mittlerweile was es fast Viertel vor sechs. Sie hätte genauso gut länger in der Klinik bleiben und mit Franck das Gespräch über das Für und Wider der Fernsehserien mit Action-Helden beenden können.
Stattdessen hatte sie früher als gewohnt gehen müssen, und Franck hatte ihr vorgeworfen ‚wegzurennen‘.
„Ich ‚renne nicht weg‘!, hatte Anny eingewandt, „ich habe heute Nachmittag eine Verabredung mit meinem Verlobten.
„Deinem Verlobten? Nachdenklich blickte Franck sie an. „Du heiratest? Wann?
„In einem Jahr. Oder vielleicht in zwei Jahren. Ich bin nicht sicher." Zweifellos in naher Zukunft. Gerard brauchte einen Erben, und er wollte sicherlich nicht ewig warten.
Er hatte akzeptiert, mit der Hochzeit bis nach ihrer Dissertation zu warten. Und wenn alles reibungslos lief, wäre ihre Vermählung demnach irgendwann nächstes Jahr. Also bald.
Zu bald.
Anny versuchte, den quälenden Gedanken zu verdrängen. Es war ja nicht so, dass ihr Vater sie zwang, ein schreckliches Scheusal zu heiraten. Er hatte die Hochzeit zwar arrangiert – aber das bedeutete nicht, dass Gerard nicht der richtige Mann für sie war. Er war eine liebenswerte und aufmerksame Person. Und er war ein Prinz – im wahrsten Sinne des Wortes.
Aber – Anny versuchte ihr Unbehagen abzuschütteln. Sie konnte sich noch gut entsinnen, wie erleichtert sie gewesen war, als Gerard Verständnis für ihre Doktorarbeit gezeigt hatte. Für sie war ihre Forschung sehr wichtig, und er hatte glücklicherweise nichts dagegen einzuwenden gehabt, mit der Hochzeit bis nach der Dissertation zu warten.
Offenbar hatte aber Franck etwas einzuwenden. Seine dunklen Augen waren zu Schlitzen verengt, und er blickte sie düster an. „Ein Jahr? Zwei Jahre? Worauf um alles in der Welt wartest du?"
Diese Frage überrumpelte Anny völlig. Sie starrte Franck verblüfft an. „Was meinst du damit?"
Er machte eine ausladende Handbewegung, eine Geste, die sowohl die vier weißen Wände seines sauberen, aber spartanischen Zimmers als auch seine gelähmten Beine einschloss. Sein Blick wanderte von ihr zu seinen Füßen und schließlich zurück zu ihr.
„Du kannst nie wissen, was auf dich zukommt."
Es war bei einem Fußballspiel passiert – er und ein anderer Junge waren gleichzeitig zu einem Kopfball aufgestiegen. Der Junge hatte am nächsten Tag etwas Kopfschmerzen, Franck hingegen war von der Hüfte ab gelähmt. Manchmal spürte er noch ein leichtes Kribbeln, aber seine Beine konnte er seit beinahe drei Jahren nicht mehr bewegen.
„Du solltest nicht warten", beharrte er. Sein Blick durchbohrte Anny förmlich.
Es war eine typische Stellungnahme für Franck. Von oben herab verkündete er sein Urteil, und schon war ein Streit mit Anny vorprogrammiert.
Sie diskutierten über jede Kleinigkeit. Nicht nur über Action-Helden. Von Fußballteams bis hin zu den unveränderlichen Gesetzen der Wissenschaft und dem besten Nachtisch wurde alles heftigst debattiert.
Es sei seine Freizeitbeschäftigung, hatte eine Krankenschwester einmal halb scherzend zu Anny gesagt, und sie wusste nur zu gut, dass diese Worte mehr als ein Körnchen Wahrheit enthielten.
„Also was schlägst du vor?, fragte Anny mit einem herausfordernden Lächeln. „Meinst du, ich sollte ausreißen?
Aber seine Augen leuchteten nicht wie gewöhnlich kampflustig auf. Es lag vielmehr ein wildes Funkeln in seinem Blick, als er entschieden den Kopf schüttelte. „Ich verstehe einfach nicht, worauf du wartest."
„Ein oder zwei Jahre sind doch keine lange Zeit, war Annys Antwort. „Ich will meine Doktorarbeit zu Ende bringen. Wenn das Hochzeitsdatum erst mal feststeht, müssen unzählige Vorbereitungen getroffen werden.
Ganz zu schweigen von dem höfischen Protokoll und den Traditionen. Aber das Thema königliche Hochzeiten wollte sie lieber umgehen. Normale Hochzeiten waren nervenaufreibend genug.
„Also hast du offenbar Besseres zu tun?"
„Das