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116 Die Falsche Herzogin
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116 Die Falsche Herzogin
eBook225 Seiten3 Stunden

116 Die Falsche Herzogin

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Über dieses E-Book

Immer wenn der Herzog von Tregaron Larentia ansieht, verfällt sie in Panik. Hat er ihr Doppelspiel durchschaut? Ist er dahintergekommen, daß sie nicht jene Tänzerin ist, die der Vater kurz vor seinem Tod geheiratet hatte? Larentia weiß nicht mehr aus noch ein. Jedoch sträubt sich alles in ihr dagegen, den Mann, den sie liebt, weiter zu belügen. Aber nur so konnte sie den geliebten Vater und ihre Freundin Katie vor einem qualvollen Tod bewahren.
SpracheDeutsch
HerausgeberM-Y Books
Erscheinungsdatum14. Apr. 2015
ISBN9781788672337
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    Buchvorschau

    116 Die Falsche Herzogin - Barbara Cartland

    1870 ~ I

    Der vierte Duke von Tregaron, Murdoch Proteus Edmond Garon, lag im Sterben.

    Kein Laut war in dem riesigen Schloß zu hören, die Diener bewegten sich auf Zehenspitzen, und überall herrschte jene verräterische Ruhe, die dem Tod vorauszugehen pflegt.

    »Es dauert ziemlich lange mit ihm«, sagte einer der Diener leise zu seinem Nebenmann, der mit ihm in der gotischen Empfangshalle stand und auf die ankommenden Wagen wartete.

    »Das liegt alles nur an den Ärzten«, meinte der andere. »Bist du ein armer Schlucker, machen sie kurzen Prozeß mit dir. Bist du ein reicher Krösus, halten sie dich mit Gewalt am Leben, damit sie so lange wie möglich ihre fetten Honorare von dir kassieren können!«

    Der erste Diener ließ ein unterdrücktes Lachen hören, verstummte jedoch, als sich der grauhaarige Butler gemessenen Schrittes dem Portal näherte.

    Dawson mußte einen Wagen gesehen haben, der die lange, von alten Eichen gesäumte Auffahrt hinaufrollte.

    Dienstbeflissen eilten die beiden Diener die Stufen der breiten Freitreppe hinunter, während zwei andere — auch sie mit gepuderten Perücken und in der bordeauxroten, goldbetreßten Livree der Garons — ihren Platz in der Eingangshalle einnahmen.

    Der Butler war unter der Eingangstür stehengeblieben und beobachtete, wie die Gräfinwitwe von Humber ihre Kutsche verließ.

    Plötzlich kam ihm der Gedanke, bei dem liederlichen und ausschweifenden Leben, das der Duke geführt hatte, sei es eigentlich nicht zu verwundern, daß Seine Lordschaft schon im verhältnismäßig frühen Alter von achtundfürifzig Jahren das Zeitliche segnete.

    Die Gräfinwitwe bewegte sich langsam und würdevoll die Freitreppe hinauf. Sie war eine äußerst stattliche Erscheinung, deren Figur zur Fülle neigte und ihr jede Hektik von vornherein verbot.

    »Guten Tag, Dawson!«

    »Guten Tag, Mylady«, erwiderte der Butler mit einer Verneigung. »Ein trauriger Tag für uns alle, wie Ihre Ladyschaft ja schon wissen.«

    »Ja, Dawson. Ich werde gleich zu Seiner Gnaden hinaufgehen«, sagte die Gräfin. »Nicht nötig, daß Sie mich begleiten, Dawson. Ich nehme doch an, daß Mister Justin benachrichtigt wurde!«

    »Ja, Mylady. Soviel ich weiß, brach der Bote schon gestern morgen nach Frankreich auf.«

    »Frankreich!«

    Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Und während sie das Wort aussprach, kräuselte die verwitwete Gräfin verächtlich und mißbilligend die Lippen. Dann setzte sie sich erneut in Bewegung und rauschte die große Marmprtreppe hinauf, deren kunstvoll verschlungenes Geländer mit zahlreichen wappentragenden Fabeltieren geschmückt war.

    Oben, in dem riesigen Schlafzimmer, das vor langer Zeit einmal Königen als Schlafgemach gedient hatte, lag der vierte Duke von Tregaron mit geschlossenen Augen auf einer mächtigen Bettstatt und schien den Gebeten, die sein Hauskaplan mit leiernder Stimme sprach, nicht die geringste Beachtung zu schenken.

    Auf der anderen Seite des Bettes saß die unverheiratete Schwester des Duke, Lady Alice Garon, in einem bequemen Lehnsessel.

    Ihre Arthritis verbot ihr das Knien, und mit einem Anflug von Ironie dachte sie, daß wahrscheinlich weder ihr Bruder noch der Allmächtige selbst für diese Haltung Verständnis zeigen würden.

    In einer entfernten Ecke des Raumes standen die Ärzte, die sich im Flüsterton miteinander unterhielten.

    Sie hatten ihr Bestes getan, das Leben des Duke zu verlängern. Doch als der Duke sich auch noch eine Lungenentzündung zugezogen hatte, war ihnen klar gewesen, daß sie mit ihrem Wissen und ihrer ärztlichen Kunst am Ende waren.

    Die Tür öffnete sich, und die verwitwete Gräfin von Humber erschien im Zimmer wie ein Schiff, das mit vollen Segeln in den Hafen einfährt.

    Sie trat an das Bett ihres Bruders und warf einen gebieterischen Blick zu dem Geistlichen hinüber. Auf der Stelle erstarb das monotone Gemurmel, und der schmächtige Gottesmann zog sich in das im Zimmer herrschende Halbdunkel zurück.

    Die Gräfin beugte sich über das Bett und legte ihre Hand auf die des Bruders.

    »Kannst du mich verstehen, Murdoch?« fragte sie leise.

    Sehr langsam hob der Duke die Lider.

    »Ich bin da«, sagte die Gräfinwitwe, »und ich bin froh, daß du noch lebst!«

    Ein schwaches, spöttisch wirkendes Lächeln kräuselte die dünnen, blutleeren Lippen des Duke.

    »Du hast — schon immer gewünscht, mein Ende mitzuerleben, Muriel!«

    Durch die majestätische Gestalt der Gräfin ging ein Ruck. Ihre Haltung versteifte sich. Sie schien die Spitze in der Bemerkung ihres Bruders genau verstanden zu haben.

    Doch bevor sie noch antworten konnte, fuhr der Duke mit keuchender Stimme fort:

    »Wo ist Justin?«

    »Wie Dawson mir sagte, hat man erst gestern einen Boten zu ihm geschickt«, entgegnete die Gräfinwitwe. »Wenn du mich fragst, ist es eine grobe Nachlässigkeit, daß dies nicht schon früher geschehen ist.«

    Sie drehte den Kopf und blickte ihre Schwester auf der anderen Seite des Bettes vorwurfsvoll an. Es war offensichtlich, daß Lady Alice die Antwort auf diesen Vorwurf nicht schuldig geblieben wäre, wenn der Duke nicht mit stockender Stimme weitergesprochen hätte.

    »Er wird ein besserer Duke sein als ich.«

    Das letzte Wort war kaum noch zu hören. Den Kranken schüttelte ein krampfartiger Husten, der in ein bedrohliches Röcheln überging.

    Aufgeregt eilten die Ärzte ans Bett, doch ein Blick auf ihren Patienten, der plötzlich verstummt war, zeigte ihnen, daß der vierte Duke von Tregaron ausgelitten hatte ...

    Die Sonne drang nur zaghaft durch den gestreiften Vorhang, der ein Fenster verdeckte, das dringend einer Reinigung bedurfte.

    Es war warm im Raum. Ein Mann saß mit ausgestreckten Beinen in einem Lehnsessel und fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn. Dann blickte er zu der Frau hinüber, die in der anderen Ecke des Zimmers auf einer niedrigen Couch lag.

    »Ein sehr warmer Tag heute. Möchtest du ein wenig an die frische Luft, mein Schatz?«

    »Nein, eigentlich nicht«, erwiderte die Frau. »Aber wenn du ausgehen willst, kannst du das ruhig tun.«

    »Nein, nein. Ich fühle mich ganz gut«, antwortete der Mann.

    Nach einer kurzen Pause sagte die Frau: »Es muß schrecklich für dich sein, ständig in diesem Zimmer zu sitzen. Ich weiß, was du meinetwegen alles auf dich nimmst, Harry. Und ich bin dir so dankbar.«

    Sie streckte, während sie sprach, die Hand aus. Der Mann erhob sich, durchquerte das Zimmer und setzte sich zu ihr auf die Couch.

    Zärtlich nahm er ihre Hand und hielt sie in der seinen.

    »Du weißt doch, daß ich gerne bei dir bin, Katie«, sagte er. »Und ich wünschte zu Gott, ich könnte irgend etwas tun.«

    »Das wünschte ich auch. Die Untätigkeit, zu der ich verdammt bin, wird mir um diese Tageszeit, so kurz vor dem Abend, regelrecht zur Qual. Ich möchte die Wohnung verlassen und endlich wieder auf der Bühne stehn. Unaufhörlich muß ich an die anderen Mädchen denken. Ich sehe, wie sie in der neuen Garderobe sitzen, die herrlichen Kostüme anlegen und sich für den Auftritt zurechtmachen. O Harry, wer mag jetzt wohl meine Sachen tragen?«

    Die letzten Worte waren wie ein Schrei, der aus tiefster Seele zu kommen schien.

    Und Harrys Finger verstärkten ihren Druck, als er beruhigend sagte: »Niemand trägt sie. Hollingshead hält dir deinen Platz frei. Das hat er mir ausdrücklich versprochen!«

    Es war eine Lüge, doch seine Stimme klang überzeugend, und er bemerkte das Leuchten in ihren Augen: »Heute werden wir Gewißheit erhalten, nicht wahr?« fragte Katie. »Dr.  Medwin war sicher, uns heute etwas Endgültiges sagen sagen zu können.«

    »Ja, so habe ich ihn auch verstanden«, stimmte Harry zu.

    Besorgt betrachtete er das Mädchen, dessen blasses Gesicht — umgeben von langem, rotgoldenem Haar — tief in den Kissen lag.

    Obwohl die Sonne nur gedämpft ins Zimmer drang, war der Raum von hellem Licht erfüllt, das Katies Haar einen warmen, lebendigen Schimmer verlieh.

    »Woran denkst du, Harry?« wollte Katie wissen.

    »Ich dachte daran, wie schön du bist.«

    »Schön! Aber was nützt mir die Schönheit, wenn ich hier eingesperrt und ans Bett gefesselt bin. Wenn ich nicht mehr tanzen kann, Harry!«

    Ihre Stimme klang verzweifelt.

    Harry unternahm den Versuch, das Gesprächsthema zu wechseln. Er stand auf und griff nach der Zeitung, die neben seinem Sessel auf dem Boden lag.

    »Der Duke von Tregaron liegt im Sterben«, sagte er und kehrte zur Couch zurück.

    »Hoffentlich schmort er bald in der Hölle!«

    »Ich würde mich deinem Wunsch anschließen«, sagte Harry, »wenn ich nicht der Überzeugung wäre, daß es sich für den Duke um eine sehr komfortable Hölle handelte, mit ausgesuchten Teufeln, die ihn mit Champagner und Kaviar versorgen, wann immer er Lust darauf verspürt!«

    Er hatte gehofft, seine Worte würden Katie etwas aufmuntern, doch sie sagte nur: »Es ist eine verdammte Ungerechtigkeit, daß er stirbt, umgeben von seinem Luxus, seinen Dienern und einer Schar Ärzten, während ich hier liege, mittellos, ohne Hilfe und voller Angst vor dem, was werden wird. Ich darf gar nicht daran denken, was geschieht, wenn wir bis zum Ende der Woche nicht an etwas Geld gekommen sind.«

    »Ich habe dir gesagt, du sollst dir deswegen keine Sorgen machen«, beruhigte Harry sie. »Ich werde mir schon etwas einfallen lassen!«

    »Aber was?« fragte Katie. »Ich müßte wieder tanzen können, dann wäre alles gut.«

     »Ja«, stimmte Harry zu. »Das wäre natürlich das einfachste. Aber das geht eben nicht. Erst müssen wir abwarten, was Dr. Medwin dazu sagt.«

    Er blickte auf die Zeitung in seinen Händen und machte ein zweitesmal den Versuch, sie von ihren trüben Gedanken abzulenken.

    »Erzähle mir von dem Duke!« forderte er Katie auf. »Du hast bisher immer nur Andeutungen über ihn gemacht. Ich möchte endlich einmal genau wissen, was er dir getan hat.«

    »Was soll er mir schon getan haben«, gab Katie heftig zurück. »Dieser ekelhafte alte Teufel! Es wird mir übel, wenn ich nur an ihn denke!«

    »Du mußt noch sehr jung gewesen sein, als du ihn kennenlemtest. Schließlich leben wir beide schon vier Jahre zusammen.«

    »Es war vor sechs Jahren, als ich das erstemal nach London kam«, begann Katie. »Es dauerte einen ganzen Monat, bis ich endlich einen Job in der Olympic Music Hall fand. Zunächst nur als Chorgirl. Meinen Haaren habe ich es zu verdanken, daß ich kurz darauf eine Solorolle erhielt.«

    »Was meinst du damit?«

    »Es geschah während einer Generalprobe«, erzählte Katie. »Ich tanzte zusammen mit der Gruppe, und vielleicht war ich ein wenig zu temperamentvoll in meinen Bewegungen. Jedenfalls verlor ich eine Haarklammer. Mein Haar löste sich auf und fiel mir lang über die Schultern hinab.«

    Ein versonnenes Lächeln erschien auf ihren Lippen, als sie weitersprach.

    »Die Sache war mir natürlich peinlich, aber ich tanzte weiter. Nach dem Auftritt lief ich auf die Bühne zurück, um meine Klammer zu suchen. Da hörte ich hinter mir die Stimme des Regisseurs, der mir nachgegangen war: »Laß mal dein Haar so, wie es ist. Versuch, die letzten Schritte solo zu tanzen!««

    Mit einem Mal lag in Katies Stimme ein heller Klang, und ihre Augen leuchteten, als sie fortfuhr: »Du kannst dir vorstellen, daß ich mir alle Mühe gab. Und was denkst du, der Regisseur war begeistert! Von dem Tag an betrat ich jeden Abend mit aufgesteckten Haaren die Bühne. Und wenn sie sich plötzlich mitten im Tanz lösten und mir um den Kopf wehten, klatschte das  Publikum vor Begeisterung.«

    Einen Augenblick lang schien Katie mit ihren Gedanken ganz in der Vergangenheit zu weilen. Harry schwieg und überließ sie ihren Erinnerungen.

     Schließlich fuhr das Mädchen fort: »Das ging so etwa drei Wochen lang. Dann kam eines Abends eine meiner Kolleginnen in den Ankleideraum und sagte: »Heute sitzt ein richtig vornehmer Pinkel in der Bühnenloge, Kinder!« Ich war natürlich genauso neugierig wie alle anderen und versuchte während des Auftritts einen Blick auf den Mann zu werfen. Ich war ziemlich überrascht.«

    »Ich nehme an, es war Duke«, bemerkte Harry.

    »Ich wußte das natürlich an diesem Abend noch nicht«, sagte Katie. »Das heißt, ich erfuhr es erst nach der Vorstellung. Er schickte mir seine Karte und lud mich zum Essen ein.«

    »Und du hast die Einladung angenommen?«

    »Natürlich. Die anderen Mädchen waren grün vor Neid, als sie hörten, daß ich mit einem wirklichen Duke ausgehen würde.«

    Sie machte eine Pause, dann berichtete sie weiter, ohne den kleinsten Beiklang von Triumph in der Stimme: »Die Vortänzerin meinte: »Was glaubst du wohl, was er mit dieser Einladung im Schilde führt! Männer sind doch immer nur auf das eine aus!« Die anderen Mädchen dachten nicht anders. Alle warnten mich und rieten mir, die Finger davon zu lassen.«

    »Es würde mich nicht wundern, wenn sie mit ihrer Vermutung recht gehabt hätten«, sagte Harry.

    Katie lächelte ihn an und fuhr fort: »Als ich ihn vor dem Bühnenausgang das erstemal sah, war ich nicht sonderlich beeindruckt von ihm. Er wirkte alt auf mich, und irgend etwas an ihm stieß mich ab. Doch dann stieg ich in seine Kutsche, und es wurde mir klar, daß ich dabei war, eine Welt zu betreten, von deren Existenz ich vorher nicht einmal eine Ahnung gehabt hatte.«

    »Wie alt warst du damals?«

    »Gerade siebzehn«, antwortete Katie. »Und ich wußte nicht das geringste von Leuten wie ihm. Wie sollte ich auch!«

    »Ja, du hast recht!« sagte Harry nachdenklich.

    »Du bist ein Gentleman. Du weißt, wie solche Leute leben und denken. Für mich war all das neu: Ein Wagen, der von zwei Pferden gezogen wurde, ein Diener auf dem Kutschbock, der Restaurantbesitzer, der sich fast zerriß vor lauter Ergebenheit und Diensteifer. Man wies uns den besten Tisch an, für mich gab es eine weiße Orchidee, Kaviar und Champagner. Alles Dinge, die ich nie zuvor gekannt hatte.«

    »Du mußt doch vorher schon einmal Champagner getrunken haben«, meinte Harry zweifelnd.

    »Nicht die Sorte, die der Duke für mich bestellte. Das war ein großer Unterschied zu dem sauren Getränk, das ich einmal in Stockport getrunken habe. Und das Essen! Ein Gedicht und so reichlich, daß ich eine Woche davon hätte leben können!«

    »Und was geschah danach?« fragte Harry ungeduldig.

    »In der ersten Nacht nichts und auch nichts in den ersten drei oder vier Wochen. »Ich bin ein anständiges Mädchen, Euer Gnaden!« wehrte ich ihn ab, als er mir seine Wünsche zu verstehen gab.«

    »Und wie reagierte er?«

    »Er versuchte mich rumzukriegen. Mit Engelszungen redete er auf mich ein. »Ich kann dich sehr glücklich machen, Katie. Ich kann dir einen solchen Luxus bieten, wie du ihn dir in deinen Träumen nicht vorstellen kannst!« bedrängte er mich immer wieder.«

    »Aber du bliebst standhaft.«

    »Ich erlaubte ihm nicht, mich anzurühren. Ich mochte ihn einfach nicht, ich fand ihn alt und abstoßend. Aber ich mochte die Blumen und Geschenke, die er mir mitbrachte.«

    »Machte er dir teure Geschenke?«

    »Ja. Jedenfalls glaubte ich das. Doch später, als ich in Not war und sie verkaufen wollte, stellte ich fest, daß er nicht allzu freigiebig gewesen war. Aber wie hätte ich das damals wissen sollen, denn außer einem Drink hatte mir noch kein Mensch jemals etwas geschenkt.«

    »Erzähl weiter!« drängte Harry.

    »Nun, der Duke führte mich immer wieder zum Essen aus. Nicht jeden Abend, aber bestimmt dreimal in der Woche. Und jedesmal wurde er zudringlicher und hartnäckiger. Schließlich wurde mir klar, daß ich mich entscheiden mußte. Entweder gab ich seinem Drängen nach und willigte in das ein, was mir zuwider war, oder aber ich machte Schluß mit ihm.«

    »Und was hast du getan?«

    »Ich überlegte mir alles reiflich und versuchte zu einer Entscheidung zu kommen. Und das war gar nicht so einfach. Die anderen Mädchen rieten mir in ihrem Neid natürlich, ihm den Laufpaß zu geben. Und außerdem hatte ich inzwischen auch gehört, welchen Ruf er besaß.«

    »Ich kann mir vorstellen, was du gehört hast.«

    »Ich weiß, du denkst schlecht über mich«, sagte Katie. »Aber wenn man jung ist, bildet man sich ein, es sei ein leichtes, mit jedem Mann fertigzuwerden. Und obgleich ich ihn unsympatisch fand, hatte ich keine eigentliche Angst vor ihm. Dabei war es in der Kutsche schon öfter zu einem regelrechten Handgemenge gekommen.«

    »Hat er nie versucht, dich irgendwo hinzubringen, wo ihr allein ward?«

    »Natürlich«, antwortete Katie. »Er meinte: »Wenn du mit mir allein ißt, sind wir doch ganz unter uns!« Aber ich bin auf seinen Vorschlag nie

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