Silvester muss warten: Der neue Landdoktor 86 – Arztroman
Von Tessa Hofreiter
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Über dieses E-Book
Die Serie zeichnet sich gegenüber dem Vorgänger durch ein völlig neues Konzept aus. Es wird noch größerer Wert auf Romantik, Spannung und sich weiterdichtende, zum Leben erwachende Romanfiguren, Charaktere und Typen gelegt.
Eines darf verraten werden: Betörend schöne Frauen machen dem attraktiven Landdoktor schon bald den Hof. Und eine wirkliche Romanze beginnt...
Zwei Tage vor Silvester besuchte Anna eine Patientin, die sie wegen vorzeitiger Wehen in die Uniklinik hatte überweisen müssen. Die Ärzte hatten ihr Bettruhe verordnet, und Anna riet ihr, noch ein paar Tage in der Klinik zu bleiben. Nach dem Besuch bei ihrer Patientin traf sie sich mit Sina in der Kantine. Sina, die als Hebamme auf der Geburtsstation arbeitete, gehörte zu ihren engsten Freundinnen. Sie nahm sich immer ein paar Minuten Zeit für Anna, wenn es ihr Dienst erlaubte und Anna gerade in der Klinik war. Sie hatten sich einen Tisch an der Fensterseite ausgesucht und schauten auf die schneebedeckten Gipfel der Berge. Es war bereits Nachmittag, und die Sonne stand schon weit im Westen. Die elektrischen Kerzen an dem mit gelben Schleifen dekorierten Weihnachtsbaum waren eingeschaltet, und die weißen Wachskerzen in den Weihnachtsgestecken auf den Tischen flackerten in der stetigen Zugluft der sich öffnenden und schließenden Lifttüren. Anna und Sina hatten sich ein Stück von dem Weihnachtskuchen geholt, den die Kantine noch bis Silvester jeden Tag frisch buk. Er duftete nach Orangen und Mandeln und schmeckte köstlich. »Hast du es eilig?«, fragte Sina, als Anna zum zweiten Mal auf ihre Armbanduhr schaute. »Sebastian und ich wollen noch vor Anbruch der Dunkelheit mit dem Skilift zur Sonnplatthütte hinauffahren. Sie gehört schon seit vielen Jahren seiner Familie und wurde in den letzten Monaten modernisiert. Es gibt dort jetzt Strom und fließendes Wasser. Wenn du mit Moritz mal ein paar ruhige Tage verbringen willst, dann sag Bescheid. Der Sessellift endet allerdings eine halbe Stunde von der Hütte entfernt, der Rest des Weges muss zu Fuß zurückgelegt werden.« »Wie hoch liegt die Hütte denn?« »1900 Meter. »Die höchste der Gegend?«
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Buchvorschau
Silvester muss warten - Tessa Hofreiter
Der neue Landdoktor
– 86–
Silvester muss warten
Feuerwerk für Anna und Sebastian
Tessa Hofreiter
Zwei Tage vor Silvester besuchte Anna eine Patientin, die sie wegen vorzeitiger Wehen in die Uniklinik hatte überweisen müssen. Die Ärzte hatten ihr Bettruhe verordnet, und Anna riet ihr, noch ein paar Tage in der Klinik zu bleiben. Nach dem Besuch bei ihrer Patientin traf sie sich mit Sina in der Kantine. Sina, die als Hebamme auf der Geburtsstation arbeitete, gehörte zu ihren engsten Freundinnen. Sie nahm sich immer ein paar Minuten Zeit für Anna, wenn es ihr Dienst erlaubte und Anna gerade in der Klinik war.
Sie hatten sich einen Tisch an der Fensterseite ausgesucht und schauten auf die schneebedeckten Gipfel der Berge. Es war bereits Nachmittag, und die Sonne stand schon weit im Westen. Die elektrischen Kerzen an dem mit gelben Schleifen dekorierten Weihnachtsbaum waren eingeschaltet, und die weißen Wachskerzen in den Weihnachtsgestecken auf den Tischen flackerten in der stetigen Zugluft der sich öffnenden und schließenden Lifttüren. Anna und Sina hatten sich ein Stück von dem Weihnachtskuchen geholt, den die Kantine noch bis Silvester jeden Tag frisch buk. Er duftete nach Orangen und Mandeln und schmeckte köstlich.
»Hast du es eilig?«, fragte Sina, als Anna zum zweiten Mal auf ihre Armbanduhr schaute.
»Sebastian und ich wollen noch vor Anbruch der Dunkelheit mit dem Skilift zur Sonnplatthütte hinauffahren. Sie gehört schon seit vielen Jahren seiner Familie und wurde in den letzten Monaten modernisiert. Es gibt dort jetzt Strom und fließendes Wasser. Wenn du mit Moritz mal ein paar ruhige Tage verbringen willst, dann sag Bescheid. Der Sessellift endet allerdings eine halbe Stunde von der Hütte entfernt, der Rest des Weges muss zu Fuß zurückgelegt werden.«
»Wie hoch liegt die Hütte denn?«
»1900 Meter.
»Die höchste der Gegend?«
»Das war sie bis vor kurzem. Die Mainingberger haben inzwischen eine Hütte in Gipfelnähe auf 2300 Meter errichtet, die sie an Touristen vermieten.«
»Das heißt, im Winter wird sie nicht vermietet. Wenn ihr schon zu eurer Hütte zu Fuß gehen müsst, dann ist die weiter oben im Schnee gar nicht zu erreichen. Oder planen die Mainingberger eine eigene Seilbahn? Ich meine, in diesem ewigen Wettstreit zwischen Bergmoosbach und Mainingberg ist sicher so einiges möglich«, fügte Sina lächelnd hinzu.
»Der Bau einer Seilbahn ist ein aufwändiges und teures Unterfangen. Mainingberg kann das nicht allein stemmen. Es gibt Pläne, dass sie sich mit Bergmoosbach zusammentun wollen, irgendwann jedenfalls. Bis dahin ist die Hütte nur per Hubschrauber zu erreichen, den die Gäste allerdings selbst chartern müssen.«
»Also keine Hütte für Studenten.«
»Für die, die aus einem reichen Elternhaus stammen, schon. Für Silvester ist sie an Studenten aus München vermietet, habe ich gehört.«
»Wie lange wirst du mit Sebastian dort oben bleiben?«
»Nur eine Nacht, wir wollen morgen Nachmittag mit den Skiern wieder hinunter ins Tal fahren.«
»Das klingt nach einem romantischen Ausflug. Wer hatte diese Idee?« Sina hob ihre Tasse mit beiden Händen an und pustete über den heißen Kaffee.
»Als Benedikt Emilia letzte Woche vorschlug, für zwei Tage nach München zu fahren, um einige Museen zu besuchen, und er auch Traudel dazu einlud, haben Sebastian und ich beschlossen, die lange Abfahrt von der Sonnplatthütte endlich einmal zu fahren. Er hatte dann die Idee, dass wir eine Nacht auf der Hütte verbringen könnten. Bis zum 2. Januar hat ein Arzt aus dem Nachbartal den Notdienst übernommen, und ich habe auch frei, weil in den nächsten Wochen keine Geburt ansteht. Wir müssen uns um niemanden sorgen.«
»Um wirklich frei zu haben, solltet ihr für ein paar Tage wegfahren, weit wegfahren. Eure Patienten lassen euch doch nie wirklich los, sonst wärst du jetzt nicht hier.« Sina streichelte liebevoll über Annas Hand und fing den Blick aus ihren strahlend grünen Augen auf. »Ich bin sicher, dass auch Sebastian heute noch ein paar Hausbesuche eingeschoben hat.«
»Aber nur ein paar«, gab Anna lächelnd zu.
»Ich hoffe, ihr schafft es in die Berge.«
»Ich hoffe, Sie schaffen es umgehend zurück auf die Station. Wir haben einen Neuzugang.« Monique Ferris, die Oberärztin der gynäkologischen Abteilung, war unbemerkt von den beiden an ihren Tisch gekommen. Sie spielte mit dem Stethoskop, das in der Brusttasche ihres weißen Kittels steckte, so als müsste sie daran erinnern, dass sie die Ärztin war und Sina ihren Anweisungen zu folgen hatte.
»Ich bin schon unterwegs, Frau Doktor Ferris.« Sina zog eine Spange aus der Tasche ihres hellblauen Kittels und steckte ihr braunes Haar am Hinterkopf fest. »Wir sehen uns am 1. Januar zum Brunch bei uns, Anna. Im nächsten Jahr feiern wir dann wieder zusammen Silvester. Dieses Jahr erlaubt es unser Dienstplan ja leider nicht. Mach’s gut«, verabschiedete sich Sina mit einer Umarmung von der Freundin.
»Grüße Moritz.«
»Und du Sebastian.«
»Los, los, meine Liebe, dass Sie die Freundin von Moritz Sander sind, räumt Ihnen keine Sonderrechte ein«, trieb Monique die junge Hebamme zur Eile an.
»Keine Sorge, Frau Doktor Ferris, ich war bisher noch immer schnell genug.« Sina wandte sich der schönen Frau mit dem langen schwarzen Haar und der perfekten Figur noch einmal mit einem Lächeln zu, bevor sie davonstob.
»Ihre Freundin ist in der Wahl ihrer Beziehungen ebenso ehrgeizig wie Sie. Eine Klinikhebamme, die sich an den leitenden Internisten heranmacht, das ist schon ein ambitioniertes Verhalten«, wandte sich Monique an Anna.
»Wir nennen das Liebe.«
»Ja, richtig, so bezeichnen Sie ja auch das, was Sie angeblich mit Sebastian verbindet. Ich darf doch.« Monique setzte sich auf Sinas Platz, ohne Annas Antwort abzuwarten.
»Haben wir etwas zu besprechen?« Anna hatte keine Lust auf eine Unterhaltung mit Monique. Sebastians ehemalige Kollegin aus Toronto hatte ihr mehrfach zu verstehen gegeben, dass sie davon ausging, dass ihre Beziehung zu Sebastian nicht von Dauer sein würde.
»Von ihm?«, fragte Monique und schaute auf die zarte Goldkette mit den Granatsteinen, die Anna trug.
»Sein Weihnachtsgeschenk.«
»Ein Abschiedsgeschenk?«
»Nein, kein Abschiedsgeschenk.« Monique hatte nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass sie die Stelle an der Uniklinik Kempten nur wegen der Nähe zu Sebastian angenommen hatte. Sie legte es darauf an, sie und Sebastian auseinanderzubringen und versäumte es nie, sie zu fragen, ob es endlich so weit sei. Immer wieder betonte sie ihre Freundschaft mit Helene, Emilias Mutter, und dass sie auch eine lange Freundschaft mit Sebastian verband. Das wiederum bedeutete, dass nur sie in der Lage war, ihn nach dem Tod seiner Frau wieder glücklich zu machen.
»Manchmal kommt der Abschied schleichend«, sagte Monique und musterte Anna von oben herab.
»Wie geht es Roger?«, wechselte Anna das Thema. Seit einigen Wochen war Monique mit einem Arzt zusammen, der mit ihr und Sebastian an derselben Klinik in Toronto gearbeitet hatte.
»Roger geht es hervorragend, aber gehen Sie nicht davon aus, dass das mit ihm und mir irgendetwas ändert. Weder er noch ich nehmen diese Sache besonders ernst.«
Ich weiß, du wirst nicht müde, es zu betonen, dachte Anna. Sie hatte versucht, sich einzureden, dass Monique vielleicht gar nicht wegen Sebastian ins Allgäu gekommen war, sondern wegen Roger, der schon einige Monate vor ihr Toronto verlassen hatte, um an einem Forschungsprojekt an der Münchner Uniklinik mitzuarbeiten.
»Ich habe es Ihnen schon mehrfach gesagt, Sie besitzen nicht die Klasse, um einen Mann wie Sebastian halten zu können«, legte Monique noch einmal nach.
»Möglicherweise überschätzen Sie sich, Monique.« Irgendwann ist es auch mal gut, dachte Anna. Monique musste sich endlich damit abfinden, dass Sebastian sich für sie entschieden hatte.
»Nein, ich glaube nicht, dass ich mich überschätze. Fragen Sie sich doch einmal, was Sie eigentlich über ihn wissen? Was hat er Ihnen von seinem Leben in Kanada erzählt? Ich spreche nicht von den Ausflügen mit Klein-Emilia in die Natur oder der heilen Familienwelt, ich spreche von den Dämonen, gegen die wir alle zu kämpfen haben. Was hat er Ihnen von der Zeit nach Helenes Tod wirklich erzählt? Dachte ich es mir doch, nicht viel«, stellte Monique zufrieden fest, als Anna nicht gleich antwortete.
»Ich denke, ich weiß mehr, als Sie wahrhaben wollen«, entgegnete Anna. Sie hoffte, dass Monique nicht bemerkte, dass die Saat, die sie gesät hatte, zum ersten Mal aufging. Sebastian hatte nie wirklich über diese Zeit nach dem Tod seiner Frau gesprochen, und