Die Toten aus dem Moor: Moonlight Romance 3 – Romantic Thriller
Von Susan Lennox
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Über dieses E-Book
Moonlight Romance bietet wohlige Schaudergefühle mit Gänsehauteffekt, geeignet, begeisternd für alle, deren Herz für Spannung, Spuk und Liebe schlägt. Immer wieder stellt sich die bange Frage: Gibt es für diese Phänomene eine natürliche Erklärung? Oder haben wir es wirklich mit Geistern und Gespenstern zu tun? Die Antworten darauf sind von Roman zu Roman unterschiedlich, manchmal auch mehrdeutig. Eben das macht die Lektüre so fantastisch...
Gwen blickte wie ein gehetztes Tier über die linke Schulter. Sean hatte den Stuhl mit dem Bein beiseite geschoben und kam hinter ihr her. »Nein!«, rief er, doch da hatte Gwen die Eingangstür bereits aufgerissen. Und noch während sie einen spitzen Schrei ausstieß, war es ihr, als würde sie aufhören zu atmen. Vor ihr stand ein Mann, der gerade die Faust erhoben hielt, um erneut an die Tür zu schlagen. Sein Kopf war nach vorn gebeugt, so dass der Blick aus seinen müden Augen Gwen von unten her streifte und den Eindruck erweckte, er würde etwas Böses im Schilde führen. Die Schultern des Mannes hingen schlaff herab, genau wie der Rest des Körpers auch durch seine fehlende Straffheit auffiel. Das dunkle Haar klebte nass am Schädel. Von Stirn, Nase und Kinn tropfte Wasser. Doch Gwen wusste, dass es nicht nur Regenwasser war, das sich um die schweren Schuhe des unheimlichen Mannes zu einer Pfütze zusammenschloss. Die Algen an seinen Beinen und an den Handgelenken verrieten es Gwen. Genau wie die Spuren von Schlamm, die über den ganzen Körper verteilt waren. Vor ihr stand eine Moorleiche.
»Wir hätten die andere Abzweigung nehmen sollen.«
Gwen sagte diese Worte so, als trügen sie das Unheil schon in sich. Sie wischte mit der Handfläche die beschlagene Scheibe des kleinen Mietwagens frei und blickte hinaus. Der Himmel war grau und regnerisch. Über die weitläufigen Grashügel der östlichen Ausläufer der Cairngorm Mountains zogen tief hängende Wolken. Erst war es nur ein schwacher Nieselregen, doch bald schon fielen dickere
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Moonlight Romance
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Buchvorschau
Die Toten aus dem Moor - Susan Lennox
Moonlight Romance
– 3 –
Die Toten aus dem Moor
… denn der Schatz des alten Argyle war verflucht
Susan Lennox
Gwen blickte wie ein gehetztes Tier über die linke Schulter. Sean hatte den Stuhl mit dem Bein beiseite geschoben und kam hinter ihr her. »Nein!«, rief er, doch da hatte Gwen die Eingangstür bereits aufgerissen. Und noch während sie einen spitzen Schrei ausstieß, war es ihr, als würde sie aufhören zu atmen. Vor ihr stand ein Mann, der gerade die Faust erhoben hielt, um erneut an die Tür zu schlagen. Sein Kopf war nach vorn gebeugt, so dass der Blick aus seinen müden Augen Gwen von unten her streifte und den Eindruck erweckte, er würde etwas Böses im Schilde führen. Die Schultern des Mannes hingen schlaff herab, genau wie der Rest des Körpers auch durch seine fehlende Straffheit auffiel. Das dunkle Haar klebte nass am Schädel. Von Stirn, Nase und Kinn tropfte Wasser. Doch Gwen wusste, dass es nicht nur Regenwasser war, das sich um die schweren Schuhe des unheimlichen Mannes zu einer Pfütze zusammenschloss. Die Algen an seinen Beinen und an den Handgelenken verrieten es Gwen. Genau wie die Spuren von Schlamm, die über den ganzen Körper verteilt waren. Vor ihr stand eine Moorleiche.
»Wir hätten die andere Abzweigung nehmen sollen.«
Gwen sagte diese Worte so, als trügen sie das Unheil schon in sich. Sie wischte mit der Handfläche die beschlagene Scheibe des kleinen Mietwagens frei und blickte hinaus. Der Himmel war grau und regnerisch. Über die weitläufigen Grashügel der östlichen Ausläufer der Cairngorm Mountains zogen tief hängende Wolken. Erst war es nur ein schwacher Nieselregen, doch bald schon fielen dickere Tropfen und machten die erdige Landstraße matschig und morastig.
Martin Wilkens fluchte derb. Der groß gewachsene, junge Mann mit dem braunen, ewig unfrisierten Haar stieg wieder ins Auto und setzte sich auf den Fahrersitz. Regenwasser tropfte von seinen Schultern und befeuchtete das Sitzpolster.
»Der Regen wird immer schlimmer«, murrte er. »Und der Himmel scheint in schwarze Tinte getaucht worden zu sein. Ich habe nicht weit sehen können.«
»Glaubst du, wir sind noch auf der richtigen Straße, um nach Braemar zu kommen?«, fragte Gwen.
Martin zuckte mit den Schultern. Es war Ende März, und das Wetter wollte einfach nicht besser werden. Aber Martin hatte es gleich geahnt, dass der kleine Urlaubstrip tief nach Schottland hinein, den er und seine Schwester spontan in Angriff genommen hatten, nun mal kein Badeurlaub werden würde. Dafür bot die Schwemmlandebene in den Cairngorm Mountains einfach zu wenig Sandstrände, hatte er schon vor der Abfahrt aus Liverpool in seiner typisch sarkastischen Art gesagt.
Gwen Wilkens strich sich mit einer Hand durch ihr dunkelblondes, schulterlanges Haar, dessen Stirnfransen ihr immer wieder ungebändigt ins Gesicht fielen. Sie war schlank ohne zerbrechlich zu wirken und besaß eine hübsche Figur, für die sie keinerlei Sport treiben brauchte, was ihr von einigen Freundinnen durchaus auch neidvolle Blicke einbrachte. Sie hatte grünbraune Augen, in denen stets eine Mischung aus Energie und Melancholie zu erkennen war, und je nach ihrer Gefühlslage gewann mal das Eine, mal das Andere die Oberhand und bestimmte ihr Handeln. Sie hockte auf dem Beifahrersitz, hatte die Hände auf den Schoß gelegt und starrte auf den schmalen Fluss, der über sein Bett getreten war und nun ein breites Stück der Landstraße überflutete. Matsch führte mitten in eine tiefe Wasserpfütze hinein, deren Ausmaße längst den eines mittelalterlichen Burggrabens erreicht hatte. Durch die starken Regenfälle der vergangenen Tage war das Wasser schmutzig und schlammig. Losgerissene Zweige und vom Wind getragene Blätter trieben darin, wirbelten manchmal in einem Strudel, bevor sie weitergerissen wurden.
»Siehst du auch nicht, was ich nicht sehe?«, maulte Martin Wilkens.
»Was meinst du?«
»Keine Brücke«, sagte Martin. »Ich sehe keine Brücke, die über den Fluss führt. Nicht einmal eine aus Holz, die weggespült worden wäre.«
Gwen verzog den Mund zu einem schwachen Lächeln. Sie konnte den Unmut ihres um zwei Jahre älteren Bruders verstehen, aber sie selbst hielt sich nicht lange damit auf, sich zu ärgern. Warum mit etwas hadern, was sich nicht ändern ließ? Und Einfluss auf das Wetter hatten weder Gwen noch Martin.
»Wir hätten die andere Abzweigung nehmen sollen«, sagte sie noch einmal.
»Du meinst die, wo der umgestürzte Baumstamm die Weiterfahrt versperrte? Ich hätte ja nur bei strömendem Regen den Baumstamm zur Seite zerren brauchen und wäre nass bis auf die Knochen geworden.«
»Da hat es noch nur genieselt.«
»Nass wäre ich trotzdem geworden.«
»Früher oder später blüht uns das sowieso«, mutmaßte Gwen. Sie klopfte mit dem Zeigefinger auf die Armaturen. Die Nadel der Tankanzeige schwankte in den roten Bereich hinein.
»Mist«, fluchte Martin erneut. »Der Händler, von dem wir diesen Wagen extra für diese Tour gekauft haben, hatte gesagt, dass der Tank bis zum Rand gefüllt ist.«
»Laut Anzeige war er das wohl auch. Ich vermute aber mal, dass die Anzeige genauso defekt ist wie die Heizung. Die Nadel springt ständig hin und her, als wäre sie besoffen.«
Gwen fror seit Stunden. Der kleine Wagen schien löchrig wie eine jahrhundertealte Ruine zu sein, so stark pfiff der Wind durch alle Ritzen. Hinzu kam, dass sich ihr Seitenfenster nicht ganz schließen ließ, sodass durch den schmalen Spalt unaufhörlich der immer stärker werdende Regen hineinspritzte.
»Was schlägst du vor, Schwesterherz?«
»Ach, jetzt soll ich plötzlich eine Lösung parat haben?«
»Hast du doch sonst auch immer.«
»Schon, aber du willst sie meistens nicht hören.«
»Meistens sind wir ja auch nicht in der schottischen Wildnis, bei Unwetter und hereinbrechender Dunkelheit.«
»Habe ich dir eigentlich schon mal die Geschichte von dem Werwolf erzählt?«, meinte Gwen mit schelmischem Grinsen, das ihr kleine Grübchen in die Wagen zauberte. »Ich meine, die Geschichte, die genau in dieser Region hier spielt? In der Moorlandschaft des River Dee?«
Martin mochte solche Schauergeschichten gar nicht gern, und er hatte es seiner Schwester schon häufig zu verstehen gegeben, dass er sie noch weniger in solch misslichen Situationen hören wollte. Aber Gwen machte es gehörig viel Spaß, ihrem Bruder ein bisschen Angst einzujagen. Immer tat Martin so abgeklärt und vermittelte ihr das Gefühl, sie mache sich das Leben doch nur selbst schwer, dass Gwen es mit der genüsslichen Genugtuung, die es unter Geschwistern gab, von Zeit zu Zeit gerne sah, wenn auch Martin ins Schwitzen kam. Doch diesmal hatte sie kaum ausgesprochen, da bereute sie es auch schon, denn die Landschaft war bei diesem tiefgrauen Unwetter gruselig genug, um auch ihre eigene Fantasie anzukurbeln.
»Jedenfalls kommen wir hier nicht weiter«, sagte Martin.
»Drehen wir also um und fahren zurück, solange die Landstraße nicht vollends im Matsch versunken ist.«
Martin seufzte. »Ich fürchte, wir werden mitten auf der Strecke liegen bleiben.«
»Also, was schlägst du vor?«
»So weit zu fahren, wie wir kommen. Und dann die Nacht im Auto verbringen, um morgen früh zu Fuß zu einer Tankstelle zu laufen.«
»Die Nacht im Auto?« Diese Aussicht war für Gwen gruseliger als die Werwolfgeschichte.
Martin zuckte mit den Schultern. »Eine andere Idee habe ich momentan nicht.«
»Na schön, fahren wir, solange wir noch können.«
Martin würgte den Rückwärtsgang hinein, wendete den Wagen und fuhr den Weg zurück, den sie gekommen waren. Der Regen prasselte laut und in dicken Tropfen gegen die Windschutzscheibe. Die Scheibenwischer hätte Martin auch ebenso gut ausschalten können, denn sie bewältigten die Wassermassen, die von oben herunterschütteten, kaum noch ausreichend genug, um die Landstraße vor ihnen erkennen zu können. Zum Glück war es eine wenig befahrene, sehr abseits gelegene Straße, sodass nicht mit Gegenverkehr gerechnet werden musste, der bei dieser undurchdringlichen Dunkelheit erst im letzten Moment hätten festgestellt werden konnte.
»Fahr bitte langsamer«, mahnte Gwen.
»Wenn ich noch langsamer fahre, dann schiebt uns der Wind wieder zurück«, entgegnete Martin.
Dennoch drosselte er das Tempo. Er folgte den Ratschlägen seiner Schwester meistens, auch wenn er ihr zuerst regelmäßig Widerworte gab. Es war mehr der innere Zwang, sich nichts vorschreiben zu lassen, als mangelnde Einsicht, dass Gwens Ratschläge ganz brauchbar sein