Ganz alltäglicher Wahnsinn: Geschichten
Von Gianni Kuhn
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Über dieses E-Book
Gianni Kuhn
Gianni Kuhn, geboren 1955, Besuch der Kunstgewerbeschule in St. Gallen, studierte von 1979-1982 Germanistik und Kunstgeschichte in Zürich, Studienaufenthalte in Paris und New York. Er lebt in Frauenfeld. Von ihm sind zahlreiche Gedichtbände, Erzählungen, Novellen, Prosabände und Romane erschienen. Zuletzt »Die kleinste Galerie der Welt«, ein Band mit Kurzgeschichten und Fotografien, der in mehrere Sprachen übersetzt wurde, die »Trilogie des Verschwindens«, der Gedichtband »Der Büroangestellte, die Prostituierte, der Klempner, die Lehrerin« und die Werkausgabe in vier Bänden.
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Die kleinste Galerie der Welt: Kurzgeschichten und Fotografien Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Büroangestellte, die Prostituierte, der Klempner, die Lehrerin: Gedichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Trilogie des Verschwindens Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Falschspieler Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenParis noir et blanc: Fotografien Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenThe Smallest Gallery in the World: Short Stories and Photographs Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
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Buchvorschau
Ganz alltäglicher Wahnsinn - Gianni Kuhn
Inhalt
Beginnen
Zugfahrt
Vorsehung
Unbemerkt
Fahrtenschreiber
Der Brutplatz
Kunststück
Der Zeitungsleser
Die Krankheit
Planetenbahnen
Die Madonna im Zug
Am Ufer
Ihr Liebling
Eine alte Bekannte
Stare
Wo die Toten wohnen
Die Eisprinzessin
Der Blumenstrauss
Ein lächerlicher Mensch
Karawanenmusik
Grossmutter
Gewitteraugen
Der erste Kuss
Eine beliebte Lehrerin
Die Japanerin
Lachend aufwachen
Ganz alltäglicher Wahnsinn
Die Kunstgiesserin
Die schwarze Madonna
Hochwasser
Wo Grossvater ist
Der Postbote
Das Tal
Das Haus am Fluss
Der Schulfreund
Der Offizier
Eine einzige Chance
Kreislauf
Schlafende Schmetterlinge
Prüfungstermin
Blutroter Fuchs
Regenwetter
Eine verrückte Woche
Ganz natürlich
Der blaue Anzug
Der Flaneur
Thénards Blau
Unversehens Linkshänder
Jugendliebe
Weibliche Logik
Beginnen
Als sie im neuesten Prosaband einer von ihr sehr geschätzten Autorin bemerkt habe, dass alle darin enthaltenen Texte mit dem Vokal A ihren Anfang nähmen, habe sie sich daran erinnert, dass sie selbst immer eine Geschichte habe schreiben wollen, in der ausschliesslich »B-Wörter« vorkämen, eine Geschichte, in der jedes einzelne Wort den Buchstaben B enthalte. Ihr eigener Name weise deren zwei auf, ihr Nachname immerhin eines, so dass selbst auf dem Buchdeckel nur B-Wörter gedruckt würden. Bis anhin habe sie nicht geglaubt, dass ihr Vorhaben eine Chance hätte. Ein befreundeter Literat habe ihr aber neulich erklärt, dass sie nicht die erste wäre, die ein so wahnwitziges Projekt in die Tat umsetzte.
Etwa in Walter Abishs Roman Alphabetical Africa begännen alle Wörter des ersten Kapitels mit dem Buchstaben A, im zweiten Kapitel mit A oder B, im dritten mit A, B oder C, usw. Seien schliesslich alle Buchstaben erlaubt, nehme der Autor bei jedem Kapitel wieder einen Buchstaben weg, so dass beim letzten Kapitel wieder nur noch Wörter, die mit A begännen, erlaubt seien. Eine noch viel heiklere Aufgabe habe sich der französische Schriftsteller Georges Perec gestellt. Er habe nämlich einmal einen Roman geschrieben, in dem der im Französischen recht häufige Buchstabe E nicht vorkomme, niemals, an keiner Stelle. Und das sei doch ein wesentlich schwierigeres Unterfangen als das ihre. Das sei ausschlaggebend gewesen für ihre Entscheidung, sogleich mit dem Schreiben zu beginnen.
Zugfahrt
Der Himmel ist im November oft wie eine stählerne Decke, unter welcher der Zug durch die Landschaft gleitet. Ein Roboter der neuesten Generation setzte sich neben mich. Sein Herz war aus Metall und Drähten, das spürte ich sofort. Seine Ansichten waren jedoch erstaunlich. Er referierte über Frauen, die keine Kinder bekommen können, über das Verhalten von Fischschwärmen und über die Entstehung von Gletschern. Bei mir sehe er einen weissen Raum, den ich offensichtlich brauche, um verlorene Welten zu durchwandern, wofür ich noch reichlich Zeit hätte. Die Frau mit den geschminkten Lippen dort hinten dagegen, fuhr er fort, versuche mit dem Handy ihre Leere, ihre Einsamkeit zu verbergen, ihre Stirn sei kühl wie Fensterglas. Der wohlbeleibte Mann mit dem roten Kopf und dem Bürstenschnitt, der ein Kreuzworträtsel löse, wisse nicht, dass er nicht mehr weit komme.
Je länger wir fuhren, desto deutlicher glaubte ich das Klirren und Klappern der Ohren des Roboters zu hören. Dabei bewegte er sich kaum. Eigentlich sah er aus wie ein normaler Mensch. Er trug einen dunklen Anzug, Krawatte und schwarze Schuhe.
»Keiner kommt ungeschoren davon«, sagte er plötzlich. »Es ist bekanntlich immer der falsche Moment. Wenn wir aus dem Krankenhaus nach Hause kommen, glauben wir ins Paradies zu kommen. Wenn wir Ferien haben, wähnen wir uns ebenfalls im Paradies. Und wenn wir sterben, glauben wir plötzlich, das beschwerliche Leben sei das Paradies gewesen.«
Als der Zug an einem kleinen Bahnhof anhielt, flatterten Tauben auf und durch den Nebel über die gezückten Fotoapparate von zwei japanischen Touristen hinweg davon. Dieser Moment war für mich, ich weiss nicht wieso, von grösster Schönheit erfüllt. Als ich neben mich schaute, wo der Mann im Anzug eben noch gesessen hatte, war der Sitzplatz leer. Einzig ein bläuliches Licht glaubte ich zu sehen, doch dann war da nichts mehr.
Vorsehung
Es war einmal ein Kronprinz, der nach der Jagd rastete und mit Erstaunen feststellte, dass er verstehen konnte, was die Vögel auf den Bäumen einander zuzwitscherten. Unter anderem erfuhr er so, dass seine Vermählte es eben in diesem Augenblick mit dem Koch trieb. Die Eule wusste bereits, dass sie in der Folge schwanger werden würde, was dem Prinzen nur recht sein konnte, da er selbst trotz aller Anstrengung kein Kind zustande bringen konnte und der Koch sein leiblicher Bruder war, was dieser aber nicht wusste. So blieb die Krone sozusagen im Haus.
Unbemerkt
Er war ein junger, wohlhabender Mann mit vielversprechender Zukunft, jedoch zu Melancholie und Bequemlichkeit neigend, was dazu führte, dass er sich immer seltener in der Öffentlichkeit zeigte, bis er schliesslich seine Villa nur noch für Einkäufe verliess, diese aber aus reiner Faulheit schliesslich einstellte und sich alle Dinge, derer er bedurfte,