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Mutter, wo bist du?: Sophienlust 192 – Familienroman
Mutter, wo bist du?: Sophienlust 192 – Familienroman
Mutter, wo bist du?: Sophienlust 192 – Familienroman
eBook129 Seiten2 Stunden

Mutter, wo bist du?: Sophienlust 192 – Familienroman

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Über dieses E-Book

Die Idee der sympathischen, lebensklugen Denise von Schoenecker sucht ihresgleichen. Sophienlust wurde gegründet, das Kinderheim der glücklichen Waisenkinder. Denise formt mit glücklicher Hand aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt.
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.

Die Mittagshitze lastete über dem Land. Seit Tagen hoffte man vergeblich auf Regen. Die Straßen waren um diese Stunde fast leer. Jedermann suchte Ruhe und Schatten. So fiel der schwere Tourenwagen, der sich der kleinen Ortschaft Bachenau näherte, mit seinem ausländischen Kennzeichen niemandem auf. Die Fremden mochten lange unterwegs gewesen sein, denn ihr Wagen war mit Schmutz und Staub bedeckt. Neben dem Fahrer, der aufmerksam umherspähte, als suche er etwas, saß eine schlanke Frau. Sie hielt ein schlafendes Kind auf dem Schoß. Als am Straßenrand eine dichte Hecke auftauchte, brachte der Mann das Auto zum Stehen. Die Frau stieg aus. Mit ein paar Schritten war sie an der Hecke, wo sie das schlummernde Kind zu Boden gleiten ließ. Ein kurzes Zaudern, ein letzter Blick – dann wandte sie sich um und kehrte eilig zu dem Wagen zurück. Kaum hatte sie dessen Tür geschlossen, fuhr ihr Begleiter auch schon an. Eine Minute später war es rundum wieder so still wie zuvor. Nahm wirklich niemand davon Notiz, daß man ein kleines Mädchen hilflos zurückgelassen hatte? Hinter der Hecke regte sich jetzt etwas. Ein krummbeiniger Dackel mit neugierigen Augen kroch zwischen den Zweigen hindurch. Mit seiner feuchten Schnauze stieß er die reglose kleine Gestalt im Gras an. Dann bellte er. Doch das hatte keinen Erfolg.
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum1. Mai 2018
ISBN9783740928964
Mutter, wo bist du?: Sophienlust 192 – Familienroman

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    Buchvorschau

    Mutter, wo bist du? - Aliza Korten

    Sophienlust

    – 192 –

    Mutter, wo bist du?

    Wer löst das Geheimnis um die kleine Unbekannte in Sophienlust?

    Aliza Korten

    Die Mittagshitze lastete über dem Land. Seit Tagen hoffte man vergeblich auf Regen. Die Straßen waren um diese Stunde fast leer. Jedermann suchte Ruhe und Schatten.

    So fiel der schwere Tourenwagen, der sich der kleinen Ortschaft Bachenau näherte, mit seinem ausländischen Kennzeichen niemandem auf. Die Fremden mochten lange unterwegs gewesen sein, denn ihr Wagen war mit Schmutz und Staub bedeckt. Neben dem Fahrer, der aufmerksam umherspähte, als suche er etwas, saß eine schlanke Frau. Sie hielt ein schlafendes Kind auf dem Schoß.

    Als am Straßenrand eine dichte Hecke auftauchte, brachte der Mann das Auto zum Stehen. Die Frau stieg aus. Mit ein paar Schritten war sie an der Hecke, wo sie das schlummernde Kind zu Boden gleiten ließ. Ein kurzes Zaudern, ein letzter Blick – dann wandte sie sich um und kehrte eilig zu dem Wagen zurück. Kaum hatte sie dessen Tür geschlossen, fuhr ihr Begleiter auch schon an. Eine Minute später war es rundum wieder so still wie zuvor.

    Nahm wirklich niemand davon Notiz, daß man ein kleines Mädchen hilflos zurückgelassen hatte?

    Hinter der Hecke regte sich jetzt etwas. Ein krummbeiniger Dackel mit neugierigen Augen kroch zwischen den Zweigen hindurch. Mit seiner feuchten Schnauze stieß er die reglose kleine Gestalt im Gras an. Dann bellte er. Doch das hatte keinen Erfolg. Das blonde Kind ließ sich nicht wecken.

    Der Dackel kroch durch die Hecke zurück und sauste mit wehenden Schlappohren auf das nahegelegene Wohnhaus zu. Dabei kläffte er scharf und hell.

    »Was ist los mit dir, Waldi?« Andrea von Lehn, die sorgsam darüber wachte, daß die Mittagsruhe ihres kleinen Sohnes nicht gestört wurde, trat ins Freie und blickte den Dackel vorwurfsvoll an.

    Waldi bellte noch lauter. Severin, eine bildschöne schwarze Dogge an Andreas Seite, schwieg würdevoll zu diesem Aufruhr. Waldi, der sonst genau verstand, was seine Herrin von ihm wollte, ließ sich nicht beruhigen. Er sprang an Andrea empor und zerrte an deren Jeanshosenbeinen.

    »Mitkommen soll ich?« Andrea beugte sich herab und wollte den aufgeregten Dackel streicheln. »Mach nicht solchen Lärm! Du weckst doch Peterle auf«, schalt sie freundlich.

    Waldi wich ein paar Schritte zurück und bellte von neuem. Andrea, im Umgang mit Tieren erfahren, begriff, daß sie Waldi folgen sollte.

    »Schon gut, Waldi, ich komme.« Sie zog die Haustür leise hinter sich ins Schloß. Waldi raste davon und blieb neben einem langgestreckten Bau, der zahlreichen Tieren als Heimstatt diente, stehen, um sich zu vergewissern, daß Andrea auch auf seiner Spur blieb.

    Waldi & Co. – das Heim der glücklichen Tiere – stand auf einem liebevoll gemalten Schild über der Eingangstür zu dem Grundstück dieses Gebäudes. Der Dackel schien zu wissen, daß dieses Schild seinen Namen verkündete, denn er wartete vor diesem Bau.

    »Meinst du das Tierheim?« fragte Andrea. Doch der Dackel setzte sich erneut in Marsch, und die junge schlanke Frau folgte ihm in der flirrenden Mittagshitze über das Grundstück.

    Waldi trottete voran und war sich seiner Wichtigkeit offenbar bewußt. Neben dem Tierheim gab es ein weitläufiges Freigehege, das den Heimbewohnern den nötigen Auslauf sicherte. Andrea, Waldi und Severin wanderten am Gatter entlang. Von den Tieren war nichts zu entdecken. Sie fanden es wohl zu heiß im Freien.

    »Halt, Waldi, wohin willst du eigentlich?«

    Die drei hatten jetzt die Hecke erreicht, die das Lehnsche Grundstück an dieser Seite eingrenzte. Waldi machte sich platt wie ein Flunder und kroch schnaufend unter den dichten Zweigen hindurch.

    »Hör mal, das schaffe ich nicht, Waldi. Was willst du mir denn zeigen?«

    Nun wurde auch Severin aufmerksam und unruhig. Mit einem gewaltigen Satz übersprang das mächtige Tier die Hecke.

    Andrea hielt nach einer Lücke Ausschau und entdeckte schließlich eine Stelle, an der sie die Zweige auseinanderbiegen und hindurchschlupfen konnte. Da erblickte sie die beiden Hunde bei dem schlafenden Kind.

    »Das war brav, Waldi«, lobte Andrea den Dackel. »Du bist ein kluges Kerlchen. Es ist gut, daß du mich geholt hast.« Sie kniete neben der Kleinen nieder.

    Die Hunde gaben nun Ruhe. Aufmerksam beobachteten sie die junge Frau.

    »Wohin gehörst du wohl?« fragte Andrea leise und berührte die blonden Haare des Kindes. »Es ist zwar sehr warm, aber man kann deshalb doch nicht am Straßenrand schlafen.«

    Die kleine Schläferin erwachte nicht. Auch die Hunde hatten sie mit ihrem Gebell nicht gestört.

    Andrea sah sich um. Weit und breit war kein Mensch. Da sie die Leute in Bachenau fast ausnahmslos kannte, stand für sie fest, daß das Kind nicht in den Ort gehörte.

    Andrea bemühte sich, Waldis Findelkind aufzuwecken, doch sie mußte dieses Vorhaben nach einer Weile aufgeben, weil es sich als unmöglich erwies. Ob die Kleine vergiftet wurde? fuhr es ihr durch den Kopf. So fest am hellichten Tag zu schlafen, ist unnatürlich. Ich nehme sie mit. Andrea hob das kleine Persönchen auf. Matt sank der blonde Kopf gegen ihre Schulter.

    Der Rückweg war ziemlich weit, denn Andrea konnte mit dem Kind im Arm nicht durch die Hecke schlüpfen, sondern mußte außen herum gehen, bis sie zum Eingangstor kam.

    Dr. med. vet. Hans-Joachim von Lenn – prakt. Tierarzt , stand hier auf einem weißen Schild in großen schwarzen Buchstaben zu lesen. Andrea war die Frau des jungen Tierarztes. Die Praxis ihres Schwiegervaters war auf Hans-Joachim, ihrem Mann, übergegangen. Das Tierheim, in dem verlassene Tiere Zuflucht finden konnten, hatte allerdings sie selbst, eine Tiernärrin reinsten Wassers, gegründet. Waldi, einstmals ein herrenloser, heruntergekommener Dackel, hatte den Anfang gemacht.

    »Marianne, kommen Sie schnell! Sie müssen mir helfen!« Andrea hatte das Wohnhaus erreicht und rief nach ihrer treuen Helferin.

    Marianne Weber erschien sofort. »Du meine Güte«, rief sie erschrocken aus, »wo haben Sie denn die kleine Person gefunden? Ist sie verunglückt?« Ihre Augen waren weit vor Sorge um das Kind.

    »Waldi hat sie entdeckt. Sie lag jenseits der Hecke am Straßenrand. Wir müssen Frau Dr. Frey verständigen. Ich bekomme das Kind um alles in der Welt nicht wach.«

    Marianne Weber nahm Andrea das fremde kleine Mädchen ab. »Blaß schaut sie aus«, stellte sie mitleidig fest. »Und sauber ist sie auch nicht gerade.«

    Damit hatte Marianne recht. Die Kleidung der Kleinen war schmuddelig und ein wenig zerrissen. Das hübsche helle Haar schien seit längerer Zeit nicht mehr mit Kamm und Bürste in Berührung gekommen zu sein, von Wasser und Seife ganz zu schweigen.

    Andrea ging auf Mariannes Bemerkung nicht ein. »Tragen Sie sie nach oben ins vordere Gästezimmer. Ich will rasch telefonieren.«

    Im Vorbeigehen schaute Andrea ins Zimmer ihres Peterle hinein. Der Kronprinz schlief noch fest. Die Hitze hatte ihn ermüdet.

    Dr. Anja Frey versprach, sogleich zu kommen. Andreas Schilderung beunruhigte sie. Es war immerhin möglich, daß das fremde Kind sich in Gefahr befand. Der tiefe Schlaf, aus dem es nicht wachzubekommen war, ließ verschiedene Vermutungen zu.

    Als Andrea den Hörer auflegte, fuhr draußen ein Wagen vor. Ein glückliches Lächeln glitt über das Gesicht der jungen Frau. Sie lief hinaus, geradewegs in die ausgebreiteten Arme ihres Mannes hinein, der von der Behandlung eines kranken Fohlens zurückgekommen war.

    »Es ist etwas Seltsames passiert«, berichtete Andrea aufgeregt. »Waldi hat jenseits der Hecke am Straßenrand ein Kind gefunden, das so fest schläft wie Dornröschen. Ich konnte es nicht aufwecken.«

    »Wo ist das Kind?« fragte Dr. Hans-Joachim von Lehn.

    »Oben im Gästezimmer. Ich habe Frau Dr. Frey gebeten, gleich zu kommen!«

    »Sehr richtig. Hast du eine Ahnung, wohin das Kind gehört?«

    »Nein. Ich konnte keine Menschenseele entdecken. Auf alle Fälle werde ich Janosch mit einem Schild losschicken, auf dem steht, daß man sich bei mir nach dem Verbleib des kleinen Mädchens erkundigen kann. Er soll am besten an der Hecke eine Papptafel befestigen, da, wo wir die Kleine gefunden haben.« Janosch war der Tierpfleger, der die Insassen des Heims betreute.

    »Schaden kann das nichts. Aber ich verspreche mir nicht viel davon. Nimm an, es handelt sich um eine Ausreißerin, die vor Übermüdung eingeschlafen ist. Woher sollen ihre Eltern wissen, daß sie ausgerechnet an unserer Hecke lag?«

    »Ich möchte nichts versäumen. Hoffentlich klärt sich die Sache bald auf.«

    »Wenn nicht, so ist es ein Fall für Sophienlust«, erwiderte Hans-Joachim von Lehn.

    Andrea nickte. »Ich war schon drauf und dran, Mutti anzurufen.«

    »Warten wir, was Frau Dr. Frey zu sagen hat. Möglicherweise muß dein Findling ins Krankenhaus.«

    »Ein Glück, daß Waldi mich geholt hat. Ich wollte gar nicht mit ihm gehen. Aber er gab keine Ruhe.«

    »Da hat sich unser Waldi eine Belohnung verdient.«

    Aus dem Kinderzimmer ertönte nun ein kräftiges Stimmchen, das nach der Mama rief. Andrea mußte sich um ihr Peterle kümmern. Eine Viertelstunde später übergab sie ihrem Mann den Jungen und ging in die Küche, um Teewasser aufzusetzen.

    Frau Dr. Anja Frey erschien, als die junge Hausfrau eben den Tee mit einem Rest von Sonntagskuchen aufgetischt hatte.

    »Trinken Sie einen Schluck mit uns?« fragte

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