In den Fängen des Ku-Klux-Klan: Wyatt Earp 161 – Western
Von William Mark und Mark William
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Er stand schon seit einer geschlagenen Stunde da und blickte die Tombstoner Mainstreet hinunter.
Es war ein mittelgroßer Mensch mit blassem, eingefallenem Gesicht, dürrem Kinnbart und harten Falten, die sich von den Augen hinunter zu den Kinnwinkeln zogen. Seine Nase war kurz und nach oben gebogen, die Augen schiefergrau und fast wimpernlos. Sein struppiges, ungepflegtes Haar wuchs ihm hinten bis ins Halstuch hinein. Er trug einen uralten grauen Hut, dessen Krempe zerfleddert war, und ein mißfarbenes Halstuch. Sein Hemd mußte einmal blau oder vielleicht auch grün gewesen sein. Die gestreifte graue Hose hatte ausgebeulte Knie und steckte in den halbhohen Schäften schmutziger Stiefel. Er trug eine ärmellose, graue, fleckige Weste, aus deren linker Reverstasche eine abgebrochene Strohhalmzigarre blickte. Tief über seinem rechten Oberschenkel saß ein großer achtunddreißiger Pinkham-Revolver, dessen Knaufschalen aus braunem Hirschhorn geschnitzt waren. Dieser Revolver war das einzige an dem Mann, was neu oder doch zumindest sauber und gepflegt wirkte.
Er hatte sich lässig gegen einen Vorbaupfeiler der Wells Fargo Company gelehnt, die im westlichen Teil der Hauptstraße zwischen der Second- und der Third Street lag.
Schräg gegenüber lag China-Marys-Bar, und daneben in den winzigen schmalbrüstigen Häusern waren chinesische Quartiere, die in der Stadt nicht eben den besten Ruf genossen.
Der Mann schien schläfrig dazustehen und vor sich hin zu dösen; in seinem linken Mundwinkel steckte die andere Hälfte der Strohhalmzigarre, die Hände hatte er tief in die Hosentaschen geschoben.
Aber Jake Abbott döste keineswegs vor sich hin; er beobachtete im Gegenteil sehr aufmerksam die Häuser drüben an der Straßenecke neben China-Marys Bar.
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Buchvorschau
In den Fängen des Ku-Klux-Klan - William Mark
Wyatt Earp
– 161–
In den Fängen des Ku-Klux-Klan
William Mark
Er stand schon seit einer geschlagenen Stunde da und blickte die Tombstoner Mainstreet hinunter.
Es war ein mittelgroßer Mensch mit blassem, eingefallenem Gesicht, dürrem Kinnbart und harten Falten, die sich von den Augen hinunter zu den Kinnwinkeln zogen. Seine Nase war kurz und nach oben gebogen, die Augen schiefergrau und fast wimpernlos. Sein struppiges, ungepflegtes Haar wuchs ihm hinten bis ins Halstuch hinein. Er trug einen uralten grauen Hut, dessen Krempe zerfleddert war, und ein mißfarbenes Halstuch. Sein Hemd mußte einmal blau oder vielleicht auch grün gewesen sein. Die gestreifte graue Hose hatte ausgebeulte Knie und steckte in den halbhohen Schäften schmutziger Stiefel. Er trug eine ärmellose, graue, fleckige Weste, aus deren linker Reverstasche eine abgebrochene Strohhalmzigarre blickte. Tief über seinem rechten Oberschenkel saß ein großer achtunddreißiger Pinkham-Revolver, dessen Knaufschalen aus braunem Hirschhorn geschnitzt waren. Dieser Revolver war das einzige an dem Mann, was neu oder doch zumindest sauber und gepflegt wirkte.
Er hatte sich lässig gegen einen Vorbaupfeiler der Wells Fargo Company gelehnt, die im westlichen Teil der Hauptstraße zwischen der Second- und der Third Street lag.
Schräg gegenüber lag China-Marys-Bar, und daneben in den winzigen schmalbrüstigen Häusern waren chinesische Quartiere, die in der Stadt nicht eben den besten Ruf genossen.
Der Mann schien schläfrig dazustehen und vor sich hin zu dösen; in seinem linken Mundwinkel steckte die andere Hälfte der Strohhalmzigarre, die Hände hatte er tief in die Hosentaschen geschoben.
Aber Jake Abbott döste keineswegs vor sich hin; er beobachtete im Gegenteil sehr aufmerksam die Häuser drüben an der Straßenecke neben China-Marys Bar. Das Haus kurz vor der Ecke gehörte dem Chinesen Charles Lee Kong und das große Eckhaus selbst der Witwe Dee. Gleich um die Ecke herum lag Quong Ching Hings Saloon.
Vor dem Schankhaus an der Ecke standen drei Pferde an der Halfterstange und hatten die Köpfe müde in der Vormittagssonne gesenkt.
Obgleich es einer der letzten Dezembertage war, brannte die Sonne mit fast sommerlicher Hitze auf die Sandtstadt hernieder.
Da blitzte es plötzlich in Jake Abbotts Augen auf. Drüben hatte ein Mann die Schenke verlassen.
Er war klein, krummbeinig, hatte einen stoppeligen roten Kinnbart und buschige Brauen. Seine Augen schimmerten grünlich, und seine Nase war breit und rot. Er hatte keinen Hut auf dem filzigen Schädel. Mit wiegendem Cowboygang ging er auf einen der Gäule zu, machte das Pferd vom Zügelholm los und zog es hinter sich her.
Als er die Stelle passiert hatte, an der Abbott auf dem Vorbau stand, nahm er den Kopf herum und blickte den Tramp an.
Abbott kniff für einen Moment das linke Auge zusammen. Das war das Zeichen.
Der Rotbärtige ritt weiter.
Abbott stieß sich von dem Vorbaupfeiler ab, überquerte die Straße, löste eines der beiden noch an der Halfterstange stehenden Pferde vom Querholm und führte es in die Gassenmündung. Dort aber blieb er sofort stehen, da aus dem Tor der nächsten Schenke ein Wagen rollte.
Der Mann auf dem Kutschbock blickte ziemlich dumm auf Abbott und auf das Pferd, das er hinter sich führte. Dann hatte er plötzlich einen Revolver in der Hand.
Abbott stand wie angewachsen da und blickte in die Augen des Mannes auf dem Kutschbock.
»Was haben Sie mit dem Gaul vor, Stranger?« krächzte der.
»Das sehen Sie doch. Ich will ihn hier in den Hof führen. Er steht seit Stunden vor der Schenke in der Sonne.«
»Na und, ist es Ihr Gaul?«
»Das nicht, aber er ist von unserer Ranch. Er gehört dem Vormann.«
»So ist das also«, meinte der Driver, schob seinen Colt ins Halfter zurück und schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, Mister, um anderer Leute Gäule würde ich mich nicht kümmern.«
»Meine Sache«, entgegnete Abbott gallig.
»Natürlich, Ihre Sache.«
Der Wagen rollte auf die Gasse hinaus und schlingerte der Toughnut Street entgegen. Abbott wartete, bis er um die Ecke war, und ging dann vorsichtshalber mit dem Pferd wirklich in den Hof, was er ursprünglich keineswegs beabsichtigt hatte.
Als ihm nämlich der Rotbärtige das Zeichen gegeben hatte, war Abbotts Minute gekommen: er mußte den Gaul holen, um ihn wegzubringen. Es war das Pferd des Cowboys Jonny Mill von der McLeen-Ranch.
Jake Abbott gehörte keineswegs zu dieser Ranch und hatte niemals in seinem Leben Cowboyarbeit geleistet. Was ihn an dem Gaul des Vormanns Mill interessierte, war nur die lederne flache Geldbörse, die in einer der Satteltaschen steckte.
Vormann Mill hatte in Giesenhoffers City Bakery Getreide geliefert, und das Geld, das er dafür bekommen hatte, steckte in dieser Börse.
Jake Abbott hatte Mills Geschäfte in der Bakery beobachtet. Er hatte mit seinem Partner die drei Cowboys von der McLeen-Ranch weiterhin nicht aus den Augen gelassen und schließlich gegenüber der Schenke Aufstellung genommen, in der sie abgestiegen waren.
Die City Bakery des Österreichers W. Giesenhoffer lag gleich neben dem Haus, in dem sich seit fast einem vollen Jahrzehnt das Marshals Office der Stadt befand. Das gleiche Haus, in dem Männer wie Wyatt Earp, Luke Short, Virgil Earp und Morgan Earp amtiert hatten. Und in dem heute der zwielichtige Sheriff Minor Letko saß, der gerade so wenig wie der berüchtigte Sheriff Behan ein guter Gesetzesmann war.
Abbott führte das Pferd in den Hof und brachte mit einem blitzschnellen Griff die Ledertasche an sich.
In dem Augenblick, in dem er sie unter seiner Weste verschwinden lassen wollte, erschien in der Hoftür der Schenke ein Mann. Er war untersetzt, breit, hatte einen kantigen Schädel, ein vorspringendes Kinn und eine breite Nase. Seine hellen Augen saßen zu weit von der Nase, und die Ohren waren riesengroß. Verblüfft blieb er stehen, als er den Fremden bei dem Pferd bemerkte.
Jake Abbott handelte blitzschnell. Er zog den Pinkham-Revolver aus dem Halfter, spannte ihn, stieß ihn auch schon über den Pferdesattel nach vorn und zog den Stecher durch.
Das Geschoß fauchte über den Hof und fraß sich in die breite Brust des Vormannes John Mill.
Während Mill wie von einem Rammstoß in den Korridor der Schenke zurückgestoßen wurde, verschwand Abbott durch das Hoftor.
Aber der Tramp hatte kein Glück.
Einer der beiden Cowboys, die mit ihrem Vormann gekommen waren, handelte schnell, indem er vorn durch die Tür auf die Straße hinausrannte. Es war der neunzehnjährige Weidereiter Ronny Weather. Als er Abbott aus dem Hoftor eilen sah, brüllte er:
»Halt!«
Die Faust des Räubers flog zum zweiten Mal zum Colt. Die Waffe zuckte hoch und brüllte auf.
Der Bursche bekam die Kugel in den Hals. Ronny torkelte zurück und schlug schwer gegen die Vorbaukante, wo er tot zusammensank.
Tot lag auch drinnen im Hausflur der Vormann Mill; die Kugel des Verbrechers hatte ihn in die Herzspitze getroffen.
Der dritte Mann von der McLeen-Ranch war der einundfünfzigährige Frederic Morton. Er kniete nun im Korridor neben der Leiche seines Vormanns und starrte in dessen erblassendes Gesicht.
Er wäre kaum in der Lage gewesen, den Doppelmörder jetzt noch aufzuhalten.
Und Jake Abbott wäre höchstwahrscheinlich mit seiner Beute entkommen, wenn er nicht an diesem Morgen ein geradezu sagenhaftes Pech gehabt hätte.
*
Etwa drei Minuten bevor der erste Schuß im Hof von Wilma Dee’s Saloon fiel, war eine bildhübsche, dunkelhaarige und blauäugige junge Dame durch den Eingang des Grand Hotels getreten. Sie blickte auf einen Mann, der am Vorbaurand stand und auf eine Depesche starrte, die er in beiden Händen hielt.
Der Mann war sehr groß, hatte eine schlanke, sehnige Gestalt und ein blaßbraunes, aristokratisch geschnittenes Gesicht, das von einem eisblauen, langbewimperten Augenpaar beherrscht wurde. Seine Nase war gerade, der Mund feingeformt und das Kinn energisch. Über der Oberlippe saß ein sauber getrimmter Schnurrbart. Dieses Gesicht hatte trotz aller Vornehmheit etwas sehr Kaltes und Abweisendes an sich. Der Mann trug einen schwarzen Stetsonhut, und sein schwarzer Anzug war nach der neuesten Mode geschnitten. Sein Hemd war blütenweiß, und unter dem Kragen blickte eine sauber gebundene schwarze Samtschleife hervor. Unter den weit zurückgezogenen Rockaufschlägen sah man die elfenbeinbeschlagenen Kolben zweier fünfundvierziger Frontier Revolver.
Dieser Mann war der große Spieler und Gunfighter Doc Holliday! Er blickte unverwandt auf die Depesche in seinen Händen, von der ihm fünf inhaltsschwere Worte entgegensprangen:
Vater liegt im Sterben
Mutter
Plötzlich spürte der Georgier den Blick des Mädchens auf seinem Rücken. Er wandte sich um, faltete die Depesche zusammen und wollte sie in die Tasche schieben.
Da aber hatte seine Schwester Judy schon ihre weiße feingeformte Hand auf seinem Unterarm liegen.
»Bitte, John, was ist da gekommen?«
Der Mann wandte den Kopf und blickte auf die Straße hinaus.
»Nichts Gutes.«
»Betrifft es – den Marshal?«
Der Gambler schüttelte den Kopf. »Nein – nicht.« Ganz langsam wandte er jetzt den Kopf und blickte ihr in die Augen.
Da fragte das Mädchen mit bebender Stimme: »Von daheim?«
»Ja. Es geht Vater nicht gut. Ich glaube, wir müssen die nächste Overland nehmen.«
Erstaunt und verstört zugleich starrte das Mädchen den Mann an. »Was sagst du?« stotterte Judy.
»Geh hinein und sag Dave, daß er dein Zimmer abschließen soll. Ich werde noch hinauf zu John Clum gehen und ihn bitten, sich um den Marshal zu kümmern.« Doc Holliday zog seine goldene Uhr aus der Westentasche und ließ den Deckel aufspringen, in den die Worte eingraviert waren: Unserem lieben Sohn John Henry zum 21.5.1870.
Das war der Tag gewesen, an dem er die Würde eines medizinischen Doktors erlangt hatte.
»Wir haben noch acht Minuten Zeit«, kam es halblaut über seine