Hör auf dein Herz, Simone: Der Bergpfarrer 459 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
Benjamin Lauterbach schnitt ein Gesicht, als hätte man ihn mit einer Zitrone gefüttert. Er hatte wieder eine Online-Wette verloren. Den ›Großen Preis von Vietnam‹ hatte nicht der Fahrer gewonnen, auf den er gesetzt hatte. Sein gesamter Wetteinsatz war futsch. Der Neunundzwanzigjährige spürte, dass er innerlich vibrierte und wie seine Hände zitterten. Er war nahe daran, zu verzweifeln, denn ihm war voll und ganz bewusst, dass seine Wettleidenschaft ihm den finanziellen Ruin bringen könnte. Den Hof und seine Schwester Simone würde er mit sich ins Verderben reißen. Als er die Wette abgeschlossen hatte, war er sich hundertprozentig sicher gewesen, dass der Fahrer, auf den er wettete, in Hanoi siegen würde. Der Sieg hätte ihm eine tüchtige Summe gebracht, und er hätte etwas von den Schulden begleichen können, die er seit Jahren bei der Sparkasse angehäuft hatte. Die Bank hatte ihm das Geld gegeben, weil er es angeblich in die Modernisierung des Lauterbachhofes stecken wollte. Benjamin hätte längst mit der Rückzahlung des Darlehens beginnen müssen. Er hatte die Bank immer wieder um Zahlungsaufschub gebeten – und einen solchen auch erreicht. Ihm stand das Wasser bis zum Hals. Am Tag zuvor war mit der Post eine Mahnung der Sparkasse gekommen. Sie war an ihn adressiert, darum hatte Simone den Brief nicht geöffnet. Das Geldinstitut hatte ihm ein letztes Ultimatum gesetzt. Wenn er bis zum 30. April seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkam, würde man die Zwangsversteigerung des Hofs in die Wege leiten. Er brauchte dringend Geld. Seine Schwester wusste nichts von seiner unseligen Leidenschaft und sollte auch nie davon erfahren.
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Hör auf dein Herz, Simone - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 459 –
Hör auf dein Herz, Simone
Toni Waidacher
Benjamin Lauterbach schnitt ein Gesicht, als hätte man ihn mit einer Zitrone gefüttert. Er hatte wieder eine Online-Wette verloren. Den ›Großen Preis von Vietnam‹ hatte nicht der Fahrer gewonnen, auf den er gesetzt hatte. Sein gesamter Wetteinsatz war futsch. Der Neunundzwanzigjährige spürte, dass er innerlich vibrierte und wie seine Hände zitterten. Er war nahe daran, zu verzweifeln, denn ihm war voll und ganz bewusst, dass seine Wettleidenschaft ihm den finanziellen Ruin bringen könnte. Den Hof und seine Schwester Simone würde er mit sich ins Verderben reißen.
Als er die Wette abgeschlossen hatte, war er sich hundertprozentig sicher gewesen, dass der Fahrer, auf den er wettete, in Hanoi siegen würde. Der Sieg hätte ihm eine tüchtige Summe gebracht, und er hätte etwas von den Schulden begleichen können, die er seit Jahren bei der Sparkasse angehäuft hatte.
Die Bank hatte ihm das Geld gegeben, weil er es angeblich in die Modernisierung des Lauterbachhofes stecken wollte.
Benjamin hätte längst mit der Rückzahlung des Darlehens beginnen müssen. Er hatte die Bank immer wieder um Zahlungsaufschub gebeten – und einen solchen auch erreicht. Aber nun …
Ihm stand das Wasser bis zum Hals. Am Tag zuvor war mit der Post eine Mahnung der Sparkasse gekommen. Sie war an ihn adressiert, darum hatte Simone den Brief nicht geöffnet. Das Geldinstitut hatte ihm ein letztes Ultimatum gesetzt. Wenn er bis zum 30. April seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkam, würde man die Zwangsversteigerung des Hofs in die Wege leiten.
Er brauchte dringend Geld. Seine Schwester wusste nichts von seiner unseligen Leidenschaft und sollte auch nie davon erfahren. Irgendwann, darauf setzte Benjamin all seine Hoffnungen, würde er den großen Wettgewinn einstreichen und mit einem Schlag alle Sorgen los sein.
Aber an diesem Tag war ihm das Glück nicht hold gewesen, und die verlorene Wette war ein weiterer Meilenstein auf seinem Weg in den finanziellen Ruin.
»Warum hab’ immer nur ich so viel Pech?«, haderte er mit dem Schicksal. ›Es ist, als hätt’ sich alles gegen mich verschworen. Aber ich geb’ net auf!‹ Er knirschte mit den Zähnen, als wollte er sich selbst gegenüber seine wilde Entschlossenheit dokumentieren. ›Am Sonntag spielen die Bayern. Und darauf, dass sie gewinnen, kann ich beruhigt wetten. Das wird ein Spaziergang für die Münchener. Und am Montag fahr’ ich nach Garmisch zur Bank …‹
Dass er an diesem Tag wieder eine immense Summe verloren hatte, schob Benjamin an den Rand seines Bewusstseins, und seine Finger begannen, wie von alleine, die Daten für seine nächste Wette einzugeben. Schließlich fuhr er den Computer herunter und verließ das Arbeitszimmer, in dem er nach Feierabend seiner Wettleidenschaft frönte. Seiner Schwester erzählte er, dass er die Buchführung oder irgendwas anderes Geschäftliches erledigt hatte.
Simone hantierte in der Küche. Benjamin hörte Porzellan klappern. Da die Küchentür nur angelehnt war, brauchte er ihr nur einen leichten Stoß versetzen, damit sie aufschwang. Simone, die hübsche Fünfundzwanzigjährige, räumte die Geschirrspülmaschine aus und summte dabei einen Schlager aus den Sechzigern, den eine junge Sängerin neu aufgenommen hatte, vor sich hin.
Es versetzte Benjamin einen Stich.
Er liebte seine jüngere Schwester über alles, und ihn quälte das schlechte Gewissen, wenn er nur daran dachte, dass er mit seiner Wettleidenschaft unter Umständen auch sie in den Bankrott trieb. Wenn die Bank den Geldhahn zudrehte, würde das den Todesstoß für den Hof und damit auch für ihn und Simone bedeuten. Dann musste er die Karten offen auf den Tisch legen. Beim Gedanken daran krampfte sich ihm der Magen zusammen.
Simone war schlank und mittelgroß. Die langen, blonden Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Als ihr gewahr wurde, dass ihr Bruder in der Küchentür stand, hörte sie zu summen auf, wandte sich ihm zu und strahlte ihn mit ihren blauen Augen an. »Der Frank hat mich für nachher, um acht Uhr, zum Essen in den ›Löwen‹ eingeladen. Langsam geht er mehr aus sich heraus und zeigt, dass er eine Menge für mich übrig hat.«
Benjamin konnte dem offenen Blick seiner Schwester nicht standhalten, denn er hatte das Gefühl, dass sie damit in seinen Kopf eindrang und seine Gedanken las – diese unerfreulichen, peinigenden Gedanken, die sich nur noch um das fehlende Geld und die Konsequenzen seiner verhängnisvollen Leidenschaft drehten.
Simone entging es nicht. Das freudige Leuchten in ihren Augen erlosch, als hätte man eine Kerze ausgeblasen. »Ist irgendetwas net in Ordnung, Benny? Ist was schief gelaufen?«
Er fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen und zwang sich, Simone anzulächeln. »Es ist nix, Simone. Alles in Ordnung. Vielleicht bin ich ein bissel müde. Wird Zeit, dass der Frühling kommt und ich nimmer in den Wald muss. – Ja, ja, der Frank!« Benjamin lachte auf; es klang gekünstelt. »Er war als Bub schon immer recht schüchtern. Deshalb kommt er immer wieder mal vorbei, um mit dir zu reden oder dich zu fragen, ob du mit ihm ein bissel spazieren gehst. Natürlich immer nur als guter Freund.« Benjamin zeichnete, während er dies sagte, mit Zeige- und Mittelfinger beider Hände Anführungszeichen in die Luft und grinste dabei hintergründig. »Dass du ihn auch gern siehst, weiß ich, Schwester. Ich freu’ mich für dich. Du musst dem Burschen halt ein bissel Mut machen. Dann verliert er auch seine Scheu und es kann noch was werden mit euch zweien.« Kaum, dass es über seine Lippen war, kam ihm wieder die fast aussichtslose Situation in den Sinn, in der er sich befand. Einen Moment lang fragte er sich, ob er mit Simone drüber reden und ihr reinen Wein einschenken sollte. Nein! Er verwarf den Gedanken augenblicklich und tröstete sich damit, dass er am Wochenende seine Sorgen los sein würde, wenn Bayern sein Spiel gewann. Und dass der Rekordmeister gewinnen würde, davon war er völlig überzeugt.
»Das Essen ist auch gleich fertig«, erklärte Simone. »Die Stallarbeit hab’ ich schon erledigt und die Küh’ gefüttert. Jetzt muss ich mich sputen.« Sie schaute auf die Uhr an der Wand. »In anderthalb Stunden holt mich der Frank ab. Ich will mich noch duschen und ein bisserl zurechtmachen. Ich möcht’ doch net, dass sich der Frank mit mir schämen muss.«
»Mit dir muss sich kein Mann schämen, Schwesterherz. Du bist eine natürliche Schönheit. Aber ich glaub’, dass es dir gar net drum geht, dass sich der Frank deiner schämen müsst’. Es ist wohl vielmehr so, dass du ihm gefallen möchtest.«
»Welche Frau will net dem Mann gefallen, an den sie ihr Herz gehängt hat?«, fragte Simone und lächelte verschmitzt.
»Auf diesem Gebiet kann ich net mitreden«, knurrte Benjamin und wandte sich ab. »Bis jetzt hat mich noch keine Frau besonders interessiert. Diejenigen, die mir gefallen hätten, haben kein Interesse an mir gezeigt.«
»Du resignierst zu schnell, Benny«, gab Simone zu verstehen. »Es ist halt net so, dass die Frauen, die dir gefallen, gleich Hurra schreien, wenn du ihnen schöne Augen machst. Vielleicht wollen sie erobert werden. Aber du schmeißt die Flinte immer viel zu schnell ins Korn, wenn sie net sofort auf dich abfahren. Dass sie dann auch das Interesse an dir verlieren, ist ja fast zwangsläufig.«
»Die Richtige wird schon noch kommen«, versetzte Benjamin, dann ging er ins Wohnzimmer, schaltete den Fernseher ein und ließ sich in einen der schweren Sessel fallen. Und jetzt kamen auch die quälenden Gedanken wieder. Ihm blieben nur noch etwas über drei Wochen, um den drohenden Bankrott