Sabine zieht es zurück nach St. Johann: Der Bergpfarrer 288 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
»Gute Fahrt euch beiden! Ich wünsch euch viel Spaß in Wien! Und natürlich toi, toi, toi für die Präsentation unserer neuen Trachtenschmuckkollektion! Ich bin mir sicher, sie wird ein voller Erfolg!« Gut gelaunt winkte der Münchner Juwelier Ernst Eigner seiner Tochter Sabine und ihrem Verlobten Peter Korte hinterher. Das junge Paar fuhr gerade in Peters Mercedes-Cabrio-Oldie aus dem Grundstück der Eignerschen Villa in Grünwald und düste mit aufheulendem Motor davon. Sabine, mit dunkler Sonnenbrille und langem wehendem Haar, hielt einen weißen Chiffonschal in der erhobenen Hand und ließ ihn im Fahrtwind flattern. Sie schaute zu ihrem Vater zurück, bis die nächste Kurve ihn ihren Blicken entzog. Als sie die Villa und den parkartigen Garten nicht mehr sehen konnte, wandte sie sich ab. Sie lehnte sich in die weißen Lederpolster des Beifahrersitzes zurück und schloss für einen Moment die Augen. Peter musterte seine Verlobte mit einem raschen Seitenblick. »Na, alles bestens? Freust du dich schon auf Wien und auf alles, was wir dort unternehmen werden?«, fragte er. Sabine nickte. »Ja, natürlich«, gab sie lächelnd zurück. »Aber vor allem freue ich mich, dass wir endlich ein bisschen mehr Zeit füreinander haben werden.« Sie dachte bei diesen Worten an die letzten Monate, die ziemlich stressig gewesen waren. Oft hatte sie bis tief in die Nacht über den Entwürfen für die neue Schmuckkollektion gebrütet.
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Der Bergpfarrer (ab 375)
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Buchvorschau
Sabine zieht es zurück nach St. Johann - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 288 –
Sabine zieht es zurück nach St. Johann
Der Zauber einer Sommerliebe
Toni Waidacher
»Gute Fahrt euch beiden! Ich wünsch euch viel Spaß in Wien! Und natürlich toi, toi, toi für die Präsentation unserer neuen Trachtenschmuckkollektion! Ich bin mir sicher, sie wird ein voller Erfolg!«
Gut gelaunt winkte der Münchner Juwelier Ernst Eigner seiner Tochter Sabine und ihrem Verlobten Peter Korte hinterher.
Das junge Paar fuhr gerade in Peters Mercedes-Cabrio-Oldie aus dem Grundstück der Eignerschen Villa in Grünwald und düste mit aufheulendem Motor davon.
Sabine, mit dunkler Sonnenbrille und langem wehendem Haar, hielt einen weißen Chiffonschal in der erhobenen Hand und ließ ihn im Fahrtwind flattern. Sie schaute zu ihrem Vater zurück, bis die nächste Kurve ihn ihren Blicken entzog. Als sie die Villa und den parkartigen Garten nicht mehr sehen konnte, wandte sie sich ab. Sie lehnte sich in die weißen Lederpolster des Beifahrersitzes zurück und schloss für einen Moment die Augen.
Peter musterte seine Verlobte mit einem raschen Seitenblick.
»Na, alles bestens? Freust du dich schon auf Wien und auf alles, was wir dort unternehmen werden?«, fragte er.
Sabine nickte.
»Ja, natürlich«, gab sie lächelnd zurück. »Aber vor allem freue ich mich, dass wir endlich ein bisschen mehr Zeit füreinander haben werden.«
Sie dachte bei diesen Worten an die letzten Monate, die ziemlich stressig gewesen waren.
Oft hatte sie bis tief in die Nacht über den Entwürfen für die neue Schmuckkollektion gebrütet. Immer auf der Suche nach Details, die noch verfeinert und verbessert werden konnten.
Peter seinerseits war sehr viel geschäftlich unterwegs gewesen. Und hatte oft noch seine ohnehin knapp bemessene Freizeit daran gegeben, um sich immer mehr in die Firma Eigner einzuarbeiten. Als designierter Nachfolger Ernst Eigners wollte er sein Bestes geben und bei seinem zukünftigen Schwiegervater keine Wünsche offen lassen.
Ernst Eigner wusste Peters Einsatz zu schätzen. In einer Woche begann in Wien eine große internationale Schmuckmesse, die dort jeden Frühsommer stattfand. Zum ersten Mal nahm Ernst Eigner nicht selbst daran teil, sondern überließ Peter das Feld. Einen schöneren Vertrauensbeweis konnte es eigentlich gar nicht geben.
Die Zeit bis zur Eröffnung wollten Peter und Sabine nutzen, um sich ein paar schöne gemeinsame Tage zu machen. Sie hatten sich vorgenommen, Schloss Schönbrunn und den dazugehörigen Tiergarten zu besichtigen, im Prater Riesenrad zu fahren und die Wiener Oper zu besuchen.
Zwar hatte Peter darauf bestanden, zwischendurch auch einige Termine mit Einkäufern von Schmuckfirmen aus Wien und Umgebung wahrzunehmen, aber Sabine war trotzdem zuversichtlich. Ganz bestimmt würde ihnen zwischen den Treffen noch jede Menge Muße bleiben, um sich von den vorangegangenen arbeitsreichen Monaten zu erholen.
Das würde auch ihrer Beziehung guttun, an der die Arbeitsüberlastung und die vielen Trennungen nicht ganz spurlos vorübergegangen waren.
Während Sabine noch ihren Überlegungen nachhing, kam ihr plötzlich eine spontane Idee.
»Willst du wirklich die Autobahn benutzen, Peter?«, fragte sie. »Wir haben doch keine Eile. Ich meine, wir könnten durchaus einen kleinen Umweg über das Wachnertal in Kauf nehmen und bei dieser Gelegenheit einen Abstecher nach St. Johann machen. Du weißt, dass ich dir St. Johann im Wachnertal schon lange einmal zeigen wollte.«
Fast schüchtern legte Sabine ihre Hand auf Peters Arm. Sie zog sie aber rasch wieder zurück, als Peter ein ungnädiges Grummeln vernehmen ließ.
»St. Johann«, wiederholte er unwillig. »Was willst du bloß immer mit diesem St. Johann? Dass du dort als kleines Mädchen ein paarmal die Sommerferien bei deiner Oma verbracht hast, ist ja gut und schön. Aber ein bisschen kindliche Ferienseligkeit ist doch kein Grund, einen ganzen Urlaubstag in einem langweiligen Bergkaff zu vergeuden und sentimentalen Erinnerungen nachzuhängen.«
Sabine strich sich die Haare zurück, die der Fahrtwind ihr immer wieder ins Gesicht blies. Schließlich holte sie eine Haarspange aus ihrer Handtasche, um die dunkle Pracht im Nacken zu bändigen.
»Ich …, ich möchte doch nur, dass du den Ort kennenlernst, an dem ich damals so glücklich war, Peter. Den Platz, an dem ich nach dem Verlust meiner Mutter wieder das Lachen gelernt habe«, versuchte sie es noch einmal. »Wir sind verlobt. Und deshalb möchte ich alles mit dir teilen. Freud und Leid und natürlich auch meine Erinnerungen. Du sollst alles von mir wissen, du …«
Sabine brachte ihren Satz nicht zu Ende, denn Peters Miene wurde mit einem Mal so abweisend, dass es ihr die Sprache verschlug.
Enttäuscht wandte Sabine sich ab.
Was war nur los mit Peter?
Warum war er manchmal so kalt und lieblos, dass sie in seiner Gegenwart fror?
So war er nie gewesen, als sie sich kennengelernt hatten.
Der Mann neben ihr, der trotz seines hin und wieder immer noch aufflammenden Charmes so hartherzig und barsch sein konnte, war doch nicht der Peter, in den sie sich vor zwei Jahren Hals über Kopf verliebt hatte!
Hatte er sich vernachlässigt gefühlt, während für sie die neue Schmuckkollektion das Allerwichtigste gewesen war? War er immer noch gekränkt?
Vielleicht hätte sie aber auch nicht ganz so besessen gearbeitet, wenn Peter sie nicht so oft allein gelassen hätte!
Der Klingelton von Peters Handy, das auf der Ablage zwischen Fahrer- und Beifahrersitz lag, riss Sabine aus ihren Grübeleien.
Ohne lange zu überlegen griff sie an Peters Stelle nach dem Mobiltelefon, da das Sportcabrio aus den frühen fünfziger Jahren keine Freisprechanlage besaß.
Gerade schlossen ihre Finger sich um das Handy, als Peter es ihr aus der Hand nahm. Er warf einen raschen Blick auf das Display, drückte die Ablehnen-Taste und warf das Mobiltelefon unsanft wieder an seinen Platz zurück.
Sabine runzelte die Stirn.
»Ist etwas nicht in Ordnung?«, erkundigte sie sich verblüfft. »Ich konnte gerade noch lesen ›Larissa ruft an‹. Wer ist Larissa?«
Peter zuckte zusammen, hatte sich aber sofort wieder in der Gewalt.
»Wer Larissa ist?«, fragte er zurück. Er winkte ab. »Sie ist völlig unwichtig. Larissa Paltrow und ich sind zusammen zur Schule gegangen, weißt du. Ein schreckliches halbes Jahr lang. Dann zog sie mit ihren Eltern fort und wir haben uns gottlob aus den Augen verloren. Bis zu unserem zufälligen Wiedersehen vor einem knappen Vierteljahr. Im Flieger nach Toronto. Sie …, sie ist noch immer die gleiche unmögliche Person wie früher. Ein richtig verrücktes Huhn. Sie hat mich nach meiner Telefonnummer gefragt, und ich wollte nicht unhöflich sein. Seither versucht sie immer wieder, mich anzurufen. Obwohl ich sie schon zig Male gebeten habe, mich endlich in Ruhe zu lassen. Sie ist eine Nervensäge erster Ordnung.«
Peter Korte lachte.
Und Sabine, die nicht merkte, wie gekünstelt sein Lachen klang, stimmte befreit mit ein.
Als Peter seine rechte Hand vom Steuer nahm und auf ihr Knie legte, strich sie mit ihren Fingern zärtlich über die Härchen auf seinem Handrücken.
Alles würde wieder gut werden.
Auch wenn Peter sich noch so entschlossen in die Autobahn nach Wien einfädelte, ohne den Wegweiser mit der Aufschrift Wachnertal auch nur eines einzigen Blickes zu würdigen.
*
»Nein, nein, nein! Ich konnte doch wirklich nicht ahnen, dass wir schon nach einer Viertelstunde Autobahn hoffnungslos im Stau stehen! Wenn das so weitergeht, werden wir die Hälfte unseres Kurzurlaubs in einer kilometerlangen Blechlawine verbringen!«
Nervös trommelte Peter mit seinen Fingern auf das Lenkrad.
Am liebsten hätte er vor Ärger ein paarmal kräftig gehupt, ließ aber schließlich die Vernunft walten und beherrschte sich. Was sollte es auch nützen! Er würde sich höchstens ein paar Probleme mit anderen ungeduldigen Staukollegen aufhalsen!
»Glaubst du, dass irgendwo da vorne ein Unfall passiert ist, Peter?«, wollte Sabine wissen.
Peter zog die Augenbrauen hoch.