Dr. Daniel 77 – Arztroman: Ich halte zu dir, Maren!
Von Marie Francoise
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»Es ist wie ein Naturereignis«, seufzte Maren Lamprecht mit einem seligen Lächeln.
»Eher wie eine Naturkatastrophe«, entgegnete Antje Stevens trocken und tippte auf das Foto, das zwischen Maren und ihr auf dem Tisch lag. »Das ist Gino Recchio. Ahnst du überhaupt, was das bedeutet?«
Mit verklärtem Blick betrachtete die sechzehnjährige Maren den jungen Mann, der ihr auf dem Bild strahlend entgegenlächelte.
»Wir lieben uns«, meinte sie achselzuckend. »Wir sind uns gestern auf der Fahrt nach Helgoland begegnet, und dann war's auch schon passiert. Liebe auf den ersten Blick – dagegen ist man einfach machtlos.«
»Das wird der alte Recchio mit Sicherheit nicht sein«, erwiderte Antje nachdenklich.
Doch Maren war im Moment viel zu glücklich, um die Worte ihrer Brieffreundin, bei der sie seit gut einer Woche zu Besuch war, ernst zu nehmen. Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie wirklich verliebt, und Gino hatte ihr versichert, daß es ihm genauso gehen würde.
Gino Recchio. Wenn sie an ihn dachte, sah sie tiefschwarze Locken, die ein jugendliches, braungebranntes Gesicht umrahmten, samtweiche dunkle Augen und einen Mund, der zärtlich küssen konnte. Wenn er sie »cara mia« nannte, dann hatte Maren das Gefühl zu schweben… bis in den siebten Himmel der Liebe.
»Maren«, ermahnte Antje sie beinahe flehend. »Mach Schluß, solange es noch geht.«
Doch das junge Mädchen schüttelte nur den Kopf. »Es geht nicht mehr. Ich liebe ihn, und er liebt mich auch. Gemeinsam sind wir nicht zu schlagen.«
Daran glaubte Antje allerdings nicht. Im Gegensatz zu Maren kannte sie Giovanni Recchio, der in Hamburg, Köln, Heidelberg und München
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Dr. Daniel 77 – Arztroman - Marie Francoise
Dr. Daniel
– 77 –
Ich halte zu dir, Maren!
Marie Francoise
»Es ist wie ein Naturereignis«, seufzte Maren Lamprecht mit einem seligen Lächeln.
»Eher wie eine Naturkatastrophe«, entgegnete Antje Stevens trocken und tippte auf das Foto, das zwischen Maren und ihr auf dem Tisch lag. »Das ist Gino Recchio. Ahnst du überhaupt, was das bedeutet?«
Mit verklärtem Blick betrachtete die sechzehnjährige Maren den jungen Mann, der ihr auf dem Bild strahlend entgegenlächelte.
»Wir lieben uns«, meinte sie achselzuckend. »Wir sind uns gestern auf der Fahrt nach Helgoland begegnet, und dann war’s auch schon passiert. Liebe auf den ersten Blick – dagegen ist man einfach machtlos.«
»Das wird der alte Recchio mit Sicherheit nicht sein«, erwiderte Antje nachdenklich.
Doch Maren war im Moment viel zu glücklich, um die Worte ihrer Brieffreundin, bei der sie seit gut einer Woche zu Besuch war, ernst zu nehmen. Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie wirklich verliebt, und Gino hatte ihr versichert, daß es ihm genauso gehen würde.
Gino Recchio. Wenn sie an ihn dachte, sah sie tiefschwarze Locken, die ein jugendliches, braungebranntes Gesicht umrahmten, samtweiche dunkle Augen und einen Mund, der zärtlich küssen konnte. Wenn er sie »cara mia« nannte, dann hatte Maren das Gefühl zu schweben… bis in den siebten Himmel der Liebe.
»Maren«, ermahnte Antje sie beinahe flehend. »Mach Schluß, solange es noch geht.«
Doch das junge Mädchen schüttelte nur den Kopf. »Es geht nicht mehr. Ich liebe ihn, und er liebt mich auch. Gemeinsam sind wir nicht zu schlagen.«
Daran glaubte Antje allerdings nicht. Im Gegensatz zu Maren kannte sie Giovanni Recchio, der in Hamburg, Köln, Heidelberg und München große Hotels besaß. Gino war sein einziger Sohn und Erbe, der bei seinem Vater eine übermäßig strenge Erziehung genossen hatte. Es wunderte Antje schon, daß sich Gino mit seinen siebzehn Jahren überhaupt allein hier an der Nordsee aufhalten durfte. Mit seinen Eltern war er ja schon einige Male hier gewesen, aber selbst bei diesen offensichtlichen Erholungsaufenthalten hatte man unschwer spüren können, welch strenges Regiment Giovanni Recchio führte.
Marens Liebe zu Gino war in Antjes Augen zum Scheitern verurteilt.
*
Maren war bereits eine halbe Stunde zu früh am verabredeten Treffpunkt und wartete nun ungeduldig auf Gino.
»Cara mia!«
Sie wirbelte herum und fühlte, wie ihr Herz heftiger zu klopfen begann.
»Gino.« Glücklich schmiegte sie sich an ihn. »Ich hatte schon Angst, du würdest nicht kommen.«
Liebevoll lächelte Gino sie an, seine dunklen Augen strahlten.
»Du warst zu früh, Maren«, erwiderte er, dann küßte er sie zärtlich. »Komm, cara, suchen wir uns ein stilles Plätzchen, wo wir ganz ungestört sind.«
Sie fanden dieses Plätzchen hinter windgeschützten Sanddünen. Maren lag in Ginos Armen und wünschte sich, die Zeit möge für immer stehenbleiben. In vollen Zügen genoß sie seine Küsse, sein sanftes Streicheln und die Worte der Liebe, die er ihr ins Ohr flüsterte.
»Ich möchte mich am liebsten nie wieder von dir trennen, cara«, erklärte er mit plötzlichem Ernst, während seine Augen sie zu streicheln schienen.
Schlagartig erinnerte sich Maren an Antjes Worte.
»Dein Vater«, murmelte sie. »Wird er… ich meine… ich bin Deutsche und du Italiener…«
Lächelnd schüttelte Gino den Kopf. »Nein, cara, das ist mit Sicherheit kein Problem. Meine Mutter war auch Deutsche, und wir leben hier. Mein Vater erwartet sicher nicht von mir, daß ich eine Italienerin heirate. Allerdings… er hat möglicherweise andere Pläne mit mir, die ich ihm wohl erst noch ausreden muß.« Er schwieg kurz, dann lächelte er in Marens nun sehr sorgenvolles Gesicht. »Mach dir nur keine Gedanken, cara… ich bin zwar erst siebzehn, aber ich weiß sehr genau, was ich will. Und ich will dich – nur dich.«
Maren wurde bei diesen Worten ganz schwindlig vor Glück.
»Gino«, konnte sie nur flüstern. »Oh, Gino.«
Er beugte sich über sie und küßte sie wieder… leidenschaftlicher als zuvor. Maren erwiderte seine Küsse, und es schien ihr, als könnte die Liebe, die in ihr loderte, gar nicht mehr größer werden. Gino war ihr Leben, und er würde es immer sein. In seinen Armen vergaß sie alles um sich her, und es gab nur noch sie und ihn. Ihre Körper und Seelen verschmolzen miteinander… wurden eins – eine Liebe und ein Leben.
Die Dämmerung brach bereits herein, als Maren erschrocken hochfuhr.
»Meine Güte, ich muß zurück«, fiel es ihr ein. »Herr und Frau Stevens werden sich schon Sorgen machen.«
»Ich begleite dich«, bot Gino an und brachte sie auch tatsächlich bis vor die Haustür. Dort küßte er sie sanft. »Morgen wieder hinter den Dünen?«
Maren nickte selig. »Ja, Gino.« Noch einmal schmiegte sie sich an ihn. »Ich werde von dir träumen.«
»Ich auch von dir«, flüsterte Gino zurück.
Noch ein letzter Kuß, dann verschwand Maren im Haus. Gino blieb noch einen Augenblick abwartend stehen, ehe er auf dem Absatz kehrtmachte und zu der kleinen Pension ging, wo er sich einquartiert hatte.
Früher als sonst legte er sich ins Bett und träumte mit offenen Augen vor sich hin.
»Maren.« Zärtlich flüsterte er ihren Namen, dann huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Welch glücklicher Zufall, daß er sich gerade jetzt zu einem kleinen Kurzurlaub entschlossen hatte.
Unwillkürlich mußte er an seinen Vater denken. Er würde außer sich sein, wenn er davon erfuhr, daß Gino sich zu diesem Abstecher an die Nordsee aufgemacht hatte. Aber vielleicht würde er es ja gar nicht erfahren…
Wenn ich in zwei oder drei Tagen wieder nach Hamburg zurückkehre, wird er gar nicht merken, daß ich überhaupt weg war, dachte Gino, dabei tat ihm der Gedanke an einen so baldigen Abschied von Maren schon jetzt sehr weh.
*
Aus den zwei oder drei Tagen, die Gino an der Nordsee hatte verbringen wollen, waren zwei Wochen geworden. Gino hatte es einfach nicht geschafft, Maren zu verlassen, und so fuhr er erst nach Hamburg, als auch Marens Ferienaufenthalt zu Ende war und sie in ihren Heimatort zurückkehren mußte.
Es wurde ein tränenreicher Abschied. Immer wieder fiel Maren dem jungen Mann in die Arme, küßte ihn mit Lippen, die nach dem Salz ihrer Tränen schmeckten, und nahm ihm wohl tausendmal das Versprechen ab ihr zu schreiben.
»Wir sehen uns bald, cara«, versicherte Gino wieder und wieder – das letzte Mal, als Maren schon im Zug saß und sich weit aus dem Fenster herauslehnte. Ihre Augen waren rot und verschwollen vom vielen Weinen, trotzdem erschien sie Gino so schön wie nie zuvor, und er war nahe daran, all seine Verpflichtungen in Hamburg zu vergessen und Maren in ihren Heimatort zu folgen.
Mit dem anfahrenden Zug lief er am Bahnsteig entlang, dann blieb er schweratmend stehen und blickte den roten Schlußlichtern hinterher, die kleiner und kleiner wurden. Sein Herz erschien ihm tonnenschwer.
»Wir sehen uns bald wieder«, flüsterte er, als wolle er sich selbst davon