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Dating-Storys
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eBook330 Seiten4 Stunden

Dating-Storys

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Über dieses E-Book

42 Storys übers Daten. Rendezvous - voulez-vous? Das fragen sich die Protagonisten. Sie zetteln damit oft mehr an, als ihnen lieb ist. Humorvoll, wagemutig; und mehr Leidenschaft, als gut für sie ist.

Jagd-Date * Der gemietete Hund * Gruppensex * Bouldern und Flirten * On Fire - Zirkus Held * Alster * Angel cries - Der Schutzengel des Stuntmans * (N)ICE * Game-Date * Computerheldin hautnah * Date mit Artemis * Die blaue Lokomotive * Eremit * Escape Room Boom * Mein Fahrstuhl-Date * Botina * Isabel, die Prinzessin auf der Erbse * Dornröschen und Prinz Richard - Dreamteam * Die Prinzessin, Baba Jaga und der Frosch * Frozen Heat * Fit für Graffiti * Mein Date mit Jane Austen * Spontan-Kreuzfahrt * Krimidinner * Landpartie * Die Marktfrau * Der Surrealist und die Muse * Date auf der Kunstmesse * Aurora * Nachtclub * Bewusstheit trainieren beim Sex * Rettungsinsel-Date * Schuhe * Parkour und Courschneiderei * Isabelle und Schaufina * Das Cosplay Speed-Dating * Date mit der Lady of Shalott * Undine * Urwald-Date * Weiße Weihnacht - Mission Mistelzweig * Der Skipper und die Lady * Spion und Spionin

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum9. März 2017
ISBN9783739695884
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    Buchvorschau

    Dating-Storys - Phil Humor

    Dating-Storys

    42 Storys übers Daten. Rendezvous - voulez-vous? Das fragen sich die Protagonisten. Sie zetteln damit oft mehr an, als ihnen lieb ist. Humorvoll, wagemutig; und mehr Leidenschaft, als gut für sie ist.

    Jagd-Date * Der gemietete Hund * Gruppensex * Bouldern und Flirten * On Fire - Zirkus Held * Alster * Angel cries - Der Schutzengel des Stuntmans * (N)ICE * Game-Date * Computerheldin hautnah * Date mit Artemis * Die blaue Lokomotive * Eremit * Escape Room Boom * Mein Fahrstuhl-Date * Botina * Isabel, die Prinzessin auf der Erbse * Dornröschen und Prinz Richard - Dreamteam * Die Prinzessin, Baba Jaga und der Frosch * Frozen Heat * Fit für Graffiti * Mein Date mit Jane Austen * Spontan-Kreuzfahrt * Krimidinner * Landpartie * Die Marktfrau * Der Surrealist und die Muse * Date auf der Kunstmesse * Aurora * Nachtclub * Bewusstheit trainieren beim Sex * Rettungsinsel-Date * Schuhe * Parkour und Courschneiderei * Isabelle und Schaufina * Das Cosplay Speed-Dating * Date mit der Lady of Shalott * Undine * Urwald-Date * Weiße Weihnacht - Mission Mistelzweig * Der Skipper und die Lady * Spion und Spionin

    Jagd-Date

    Ich verstand mich immer eher als Glücksjäger, Schürzenjäger, Schatzjäger - dass eines Tages der echte Jäger gefordert sein würde, das kam überraschend. Veronika hat mich zur Jagd eingeladen und ich stelle fest: Was für den einen ein Date ist, ist für den anderen der Versuch, möglichst viele Mutproben an einem Tag abzulegen, wobei einen Keiler mit dem Saufänger anzugehen, noch die harmloseste Variante zu sein scheint. Auf was habe ich mich bloß eingelassen. Sie will ihrem Vater, der anerkannter Jäger und Großwildjäger ist, beweisen, wozu eine Frau in der Lage ist. Er hat sich immer einen Sohn gewünscht. Also aktiviert sie das Martialische in sich. Meine Schießerfahrung beschränkt sich auf Computerspiele - das ist so, als würde man versuchen, eine Boeing landen zu wollen, weil das auf der Xbox One ja auch so gut klappte. Hoffentlich machen sich die Hirsche rar, ich will keinem von ihnen was zuleide tun, und wenn sie mir nichts zuleide tun, umso besser. Aber vielleicht ist das eine gute Übung, um den Jäger in mir zu wecken; da muss doch archaisches Material vorhanden sein? Eine Million Jahre Jagd auf Wild gemacht, immer präzisere Waffen entwickelt - und alles, was ich an Jagd-Erfahrung vorzuweisen habe, ist der Schuss mit einer Zwille auf eine Ratte? Wie armselig ist das denn? Ich möchte mir auch solche Kriegsbemalung wie Veronika übers Gesicht schmieren: grüne Streifen; Tarnung. Mehrere Millionen Wildschweine in Deutschland - die haben keine natürlichen Feinde. Erst mal das Moralische klären. Orgelt da ein Hirsch? Toll, die sind in der Brunft - und ich muss mich beherrschen. Eigentlich ist es im Hochsitz ganz gemütlich.

    „In England machen sie sich Sorgen, weil seit 400 Jahren wieder einige Wildschweine unterwegs sind - immerhin bis zu 50 Stundenkilometer schnell; Spezialität: rasiermesserscharfe Hauer."

    Ich versuche, diese Info möglichst gleichgültig zu registrieren, denn wie ich Veronika verstanden habe, will sie sich nicht so sehr auf Flinte und Büchse verlassen, sondern auf Jagdmesser und Speere. Back to the Roots. Ich deute an, dass die Wildschweine ja nicht nur eine Gefahr für den englischen Rasen seien, sondern womöglich auch für Menschen, die vor ihnen davonrasen. Nichts läge mir ferner, als Fersengeld zu geben - muss toll sein, dem Keiler wie Tarzan entgegenzustürmen. Ihr mokantes Lächeln gefällt mir gar nicht.

    „Hatzhunde hatten ein festes Halsband zum Schutz der Kehle und Panzerjacken. Für unser nächstes Date besorge ich mir so etwas, äußere ich meinen Wunsch. „Nicht mal eine Kapelle ist in der Nähe. Wie sollen Helden so arbeiten? Das tapfere Schneiderlein war damit aus dem Schneider.

    Sie sagt: „Wir wollen das Wild nicht einfangen, wir wollen es killen."

    Klare Ansage.

    „Wie wäre es zum Warmwerden, wenn ich einem Hasen den Krieg erkläre? Das sind gewitzte Burschen, und soweit ich weiß, gelang es dem Hasen im Struwwelpeter, Jagd auf den Jäger zu machen."

    Ich sollte mehr zum Paarungsverhalten gehörende Verhaltenssequenzen zeigen, das bewährte Repertoire - ich rufe mir in Gedanken das imposante Bild eines Platzhirsches auf meine mentale Leinwand; kann er mich inspirieren? Vielleicht verweile ich zu oft in der Meta-Ebene? Der moderne Mensch reflektiert, spekuliert, dabei wäre ein Instinkt-getriebenes Leben um so vieles einfacher. Konkurrenten auf die Hörner nehmen, sich suhlen - und jeden Tag zwischen acht und zwanzig Kilogramm futtern. Mir genehmes Vokabular verwenden - das Gespräch mehr in Richtung Date und Laszivität bringen.

    „Das Reh ist ein Schlüpfertyp - durch seinen Körperbau kann es prima durch das Dickicht durchschlüpfen."

    „Ich glaube nicht, dass das der richtige Zeitpunkt ist, um über Schlüpfer zu reden. Bislang hast Du mich noch nicht beeindruckt. Leiste was, dann könnte die Leistengegend Thema sein."

    „Eine gekrümmte Körperhaltung wird bei Rothirschen als Paarungsaufforderung verstanden."

    „Soll ich mich krummlachen über Dich? Ich habe Dich gebeten, mich zu begleiten, weil Du der mutigste von all den Schlaffis bist: Ich bin umgeben von angepassten Gentlemen - sie haben einen Grad an Kultiviertheit erreicht, der es ihnen nicht gestattet, wild zu sein, leidenschaftlich auch auf dem Gebiet der Jagd nach dem Glück. Sie verlassen sich auf die Kultur, stützen sich darauf - keiner von ihnen geht den Keiler direkt an so wie Herkules oder eben auch das tapfere Schneiderlein."

    Was ist das für eine merkwürdige Versessenheit auf Keilereien? Wider alle Vernunft starte ich eine gezielte Verbal-Entgleisung. Auf ein Neues.

    „Der Schnepfenstrich bietet gute Jagdmöglichkeiten. Die Schnepfe lockt mit leisen Pieptönen und ihre Verehrer machen sich auf zum Balzflug."

    Veronika greift zur Flinte. „Bist Du nun aus echtem Schrot und Korn - oder muss ich nachhelfen?"

    Ich komme mir vor wie ein lebensmüder Casanova, der trotz widrigster Umstände seinen Kurs beibehält.

    „Rammelwolle - witziger Ausdruck - ausgerissene Haarbüschel von Hasen oder Wildkaninchen während der Begattungszeit."

    Sie zerrt an meinen Haaren, als gelte es, den Hochsitz mit Haarbüscheln zu bedecken.

    „Was hast Du erwartet - dass ich das Meeting mit einem Keiler dem Zeitvertreib mit Dir vorziehe? Um uns her die Rausche - Paarungszeit des Schwarzwildes - und mir soll nicht gestattet sein, zu schwärmen von der lieblichsten Diana, der Inkarnation der göttlichen Jägerin?"

    Ich bin tatsächlich von Inbrunst ergriffen - scheint ansteckend zu sein diese Stimmung, in der sich der Wald befindet.

    „Rauschsynchronisation - ein lustiges Treiben aller Beteiligten."

    „Manche sind aber auch hochflüchtig - fliehen im Galopp, wenn der Jäger sie verschreckt. Jetzt vergleich ich mich schon mit einem Reh - ich muss aus diesem Kontext ausbrechen, das Jägerinnenhafte in mir aktivieren."

    „Die Tiere haben keine Wahl: Sie spulen ihr Repertoire ab - für jede Situation hat die Natur bereits was vorgesehen; es sind keine eigenen Entscheidungen - sie sind verstrickt in dieses Muster - und auch wir können die Maschen nicht lösen, wir sind stolz auf unsere Meta-Ebene, können immerhin darüber brüten, aber wir entschlüpfen nicht dem allgegenwärtigen Zugriff der Natur, sie hält uns nach wie vor gefangen, packt uns mit eiserner Klaue."

    „Soll das Dein unablässiges Anbaggern rechtfertigen? Du vergrämst mich - so kommst Du nicht zum Schuss."

    „Vielleicht solltest Du mit mir erst zum Tontaubenschießen? Es ist, als würdest Du von mir verlangen, ich solle ad hoc einem Tyrannosaurus rex die Leviten lesen. So etwas bedarf der Vorbereitung."

    „Das will ich sehen. Aber nicht die Brunftrute und die Brunftkugeln! Zieh die Hose wieder an!"

    „Wusstest Du, dass kopulierende Böcke in Sicherheit sind? Es ist mit jagdlicher Ethik nicht vereinbar, auf sie zu schießen. Schieß den Bock nicht von der Ricke."

    „Die Ricke knallt Dir gleich eine vor den Latz. Deine Beschlagenheit in allen Ehren, aber kein Hirsch beschlägt hier im Hochsitz ..."

    Weiter kommt sie nicht, denn ich versuche eine Kussattacke. Wenn Erfahrungswerte vorliegen, könnte sie das von der Qualität der Ware überzeugen.

    „Wie schmecken die Küsse?"

    Ich lasse den Hieb in die Magengrube als Unzufriedenheitsbekundung gelten.

    Sie sagt: „Ich hätte für Dich einen Stun Belt mitnehmen sollen - bei diesem Gürtel wird bei Bedarf ein Hochspannungsgenerator ausgelöst. Vielleicht bei unserem zweiten Date."

    „Andere Paare sind da direkt harmlos mit ihren Handschellen. Elektroschockwaffen, Gummigeschosse: In diesem Sektor bewegen wir uns", sage ich, da ich sehe, dass sie ihre Waffe durchlädt.

    „Steinsalz statt Bleikugeln hat den Vorteil, dass es keine Narben gibt - das Salz wird resorbiert."

    „Vielleicht sollten wir uns doch dem Keiler zuwenden? Die Aggression nach außen lenken; machen wir ihn gemeinsam fertig!"

    Ich bin sehr enthusiastisch; erstaunlich, wozu einen Liebesverzicht bringen kann - man wächst über sich selbst hinaus; vermutlich ist das das Geheimnis der Heroen: Entsagung, Aussicht auf die Prinzessin, das spornt an. Kein Wunder, warum die Hirsche richtig loslegen. Ich werde den Keiler mit bloßen Händen würgen. Dummerweise läuft da gerade einer. Wird die Realität mir einen Strich durch meine Visions-Rechnung machen?

    „Der gehört mir!", ereifert sich Veronika. Als wenn es darum ginge, wer sich eher ins Unglück stürzen dürfe. Wir stürmen an den Bachen vorbei - da taucht auch noch ein kapitaler Hirsch auf. Jagdlust überfällt mich, als ob ich ein Vampir sei - in völliger Überschätzung meiner Möglichkeiten. Selbst mit einem Bumerang würde ich jetzt einen Elefantenbullen bewerfen - und dann schnell zurück zum Hochsitz. Jagd macht süchtig - und ich habe zu diesem Zeitpunkt nicht mal einen Hirschkäfer erlegt. Der Keiler wartet geduldig; welche Verrückten da wohl von ihm aufgeschlitzt werden wollen? Grinst er etwa? Vorfreude? Was soll ich mit der Saufeder, dem Sauspieß, wenn er mir nicht entgegenstürmt?

    „Der hält sich nicht an die Spielregeln", japse ich.

    Sollte ich mich an seinen Bachen zu schaffen machen, Provokation? Ich bewerfe ihn mit Bucheckern. Wird das eine Fütterungsaktion? Die Bucheckern sind völlig ungeeignet als Wurfgeschoss - ähnlich ungeeignet bin ich wohl als Waidmann, das hier ist fern von allem Waidgerechten. Aber ich rufe zuversichtlich „Horrido! Der Hirsch kommt neugierig näher. Völlig verkehrte Welt; wirke ich so harmlos mit meinem martialischen Kriegsgeschrei? Ein anderer Schlachtruf? „Für Frieden und Freiheit?

    „Wusstest Du, dass sich Wildschweine mit Hausschweinen paaren können?"

    „Warum bist Du so paarungsbesessen?"

    Wir erreichen beide gleichzeitig den Keiler, er blickt von einem zum andern, unschlüssig, wem er die Ehre des ersten Angriffs zuteilwerden lassen soll.

    „Deine Schnauze nennt man Gebrech", belehre ich ihn.

    Unterrichtsstunde für Waldbewohner - die haben ja gar keinen Begriff von den korrekten Bezeichnungen - mit Worten machte sich der Mensch die Welt untertan - nur er hört nicht aufs Wort.

    „Sitz!"

    Wieso dieser Gesinnungswandel? Na ja, wenn man so direkt vor ihm steht, dann sind 150 Kilogramm ein schwerwiegendes Argument; haben wir eigentlich einen Verbandskasten dabei? Ihn scheint unser Mut in Schach zu halten - aber ich fühle mich matt. Ich schwenke in Gedanken um zum Hirsch - die Gewissheit, dass man ihn mit der Büchse überlegen wäre, gibt einem ein Hochgefühl; Überlegenheit inmitten des Bestialischen - wobei die hier vorhandenen Bestien einen eher fragenden Ausdruck haben. Sie rätseln wohl, was sie mit uns anstellen sollen. Ich belasse es dabei, ihm Bucheckern zuzuschieben. Könnte man ja als Friedensgeste deuten - wenn da nicht Veronika ihn mit der Saufeder piesacken würde.

    „Dein Vater wäre bestimmt stolz auf Dich", sage ich mal so, obwohl bisher noch keine verwertbaren Ergebnisse vorliegen. Es scheint ihn eher zu kitzeln; der amüsierte Ausdruck verschwindet nicht, obwohl sie ihm ganz schön zusetzt. Sind wohl eher Mückenstiche für ihn. Das ist mit Abstand die bescheuertste Mutprobe, bei der ich je sekundieren durfte.

    „Ein Hund wäre nicht schlecht."

    Als ob der hier noch was reißen könnte. Amateur-Liga. Selbst die Tiere merken, dass sie mit uns verhandeln könnten - treue Blicke, eine gewisse Niedlichkeit, das sind Pfunde, mit denen sie wuchern können. Ich wünschte, mir stünden bei Vorstellungsgesprächen solche Mittel zur Verfügung. Der Hirsch - völlig unartgerecht - äst bei uns in der Nähe; ist das hier der Garten Eden? Fuchs nimmt Hasen huckepack - würde mich nicht überraschen. Ein verzauberter Wald.

    „So kommen wir hier nicht weiter, ich erschieß den jetzt."

    „Wie Du meinst, Schatz."

    Ich gestatte mir diese vertrauliche Anrede - und hoffe, sie überhört es bei ihren Vorbereitungen zur Liquidation des Schweins. Oder sind wir die Schweine?

    „Er ist kein Delinquent. Was wirfst Du ihm vor? Soll er Dir zu Ehre verhelfen - dass Dein Vater Dich mehr respektiert? Sei, was Du bist."

    Der Hirsch sieht aus, als wolle er sagen: „Hier ist ein qualitativ hochwertiges Äsungsangebot."

    Und wir sind Prädatoren - eigentlich - aber wir sind ja gar nicht auf Beute aus.

    „Wir sollten öfters Kommentkämpfe ausführen, so wie Du, sage ich zum Hirsch, „schön ritualisiert, kaum Beschädigungen. Stattdessen am laufenden Band Kriege, Scharmützel, Gefechte - und sind es nicht die Waffen, sind es die Worte.

    Ich weiß nicht, ob er mich versteht, aber er hört mir geduldig zu.

    Veronika fragt: „Hast Du Dich jetzt genug mit den Tieren angefreundet? Wollen wir auch noch einen Steinadler hinzubitten?"

    Ich halte tatsächlich Ausschau nach einem - in ihrer Nähe ist Magie, ich bin ein anderer. Es ist, als würden die Tiere das spüren, nur sie spürt es nicht. Sie könnte ohne weiteres eine Waldgöttin sein, zwar nicht mit Diplom, aber in der Ausbildung. Sie macht große Augen, als ich ihr das sage.

    „Vielleicht haben manche Menschen Feenblut in sich - sind der Natur besonders verbunden? Gibt ja auch den grünen Daumen. Pflanzen merken, wenn es jemand gut mit ihnen meint."

    „Aber es wirkt doch eher so, als hätte ich Arges im Sinn, wenn ich ihn mit dem Sauspieß piesacke."

    „Umso erstaunlicher. Vielleicht bist Du das genaue Gegenteil der Jägerin? Eine Beschützerin? Jemand, dessen Wohlwollen sich auf alles erstreckt, sich dem nicht entziehen kann?"

    Wie zur Bestätigung trifft der Steinadler ein.

    „Das ist ja unheimlich. Wir könnten ihn zur Beizjagd auf Wölfe abrichten."

    Der Adler sieht nicht abgeneigt aus, vermutlich macht er sich noch kein Bild davon, wie riskant die Sache ist.

    „Dann verkaufen wir ihn an Rotkäppchen; Rotkäppchen als Falknerin - dann ist sie nicht auf den Jäger angewiesen."

    Ob sie meine Anspielung versteht?

    „Bei den Greifvögeln ist das Weibchen oft größer als das Männchen. Aber ich würde nicht die Achtung Deines Vaters abhängig machen von Jagderfolg und inwieweit Du kompatibel mit einem Sohn wärest. Ein Hoch auf den Sexualdimorphismus. Und es lebe der kleine Unterschied - auch wenn es groß in Mode kommt, ihn zu ignorieren."

    „Na, davon kann bei Dir aber nicht die Rede sein; Du konfrontierst mich die ganze Zeit mit meinen Eva-Attributen. Sollen sie zum Einsatz kommen."

    Ich singe: „Ein Bett im Kornfeld."

    „Oder auf dem Hochsitz; ein Blick über mein Reich. Ich fühle mich in der Tat wie eine Waldgöttin in spe - lass uns mit der Ausbildung beginnen. Was ist da so vorgesehen?"

    „Du darfst Deinen Zauber bei mir testen. Horrido!"

    ENDE

    Der gemietete Hund

    Ich habe einen Golden Retriever als Wingman engagiert; bis jetzt macht er sich hervorragend. Ich bin dabei, die Tipps aus der Flirtschule in die Praxis umzusetzen. Im Speziellen geht es darum, einer superattraktiven Frau näherzukommen, die die schöne Angewohnheit hat, mit ihrem Hund im Park zu flanieren, als sei der Spazierweg ein Catwalk. Unbegleitet kann ich da nicht erscheinen - da heißt es gleich 'Zieh Leine'. Hier kommt Chap ins Spiel, ein Golden Retriever, der schon diverse Fernsehauftritte hinter sich hat, supertrainiert - und wenn ich darüber nachdenke, mit Charaktereigenschaften ausgestattet, die ich auch gerne hätte: Ausgeglichenes Wesen, gute Verträglichkeit mit fremden Menschen, ruhig, geduldig, aufmerksam - ein freudig arbeitender Zeitgenosse, dem auch extreme, nasskalte Witterungsbedingungen nichts ausmachen. Donnerwetter, ich bevorzuge Madeira-Klima, also Raumtemperatur im Freien - trotz alledem schildert man mich eher als griesgrämig, unverträglich - und als freudig arbeitend würde ich mich nicht bezeichnen, meine Chefin auch nicht, wie ich ihren Standpauken entnehmen kann. Was soll ich mit so einem freundlichen Hund? Da gerate ich doch ins Abseits, der heimst alles Lob ein, ihm streichelt man über den Kopf. Ich will auch getätschelt werden - habe ich das jetzt laut gesagt? - die Lady und ihr Hund schauen mich konsterniert an. Hat ein Hund solche Mimik drauf? Wie es der Zufall und meine Planung so wollen, hat sie gleichfalls einen Golden Retriever, etwas heller im Fell, aber gewiss nicht heller vom Verstand, wie ich in meiner Vorfreude vermute. Ich habe eine Liste bei mir, mit all den Kommandos und Handbewegungen, die Chap aus dem Effeff kennt - ich konnte mir davon kaum welche merken. Einigermaßen irritiert verfolgt er meine Gestik - so wie ein aufmerksamer erster Geiger auf einen Dirigenten achtgibt, nur dass dieser Dirigent keine Musikhochschule besucht hat und den Taktstock nach eigenem Ermessen schwingt. Das würde jetzt im Normalfall ein Desaster - aber Chap rettet die Lage, er macht so etwas wie eine Verbeugung.

    Goldig, meint die Lady - und nach einer Weile erkundigt sie sich, ob ich ihrem Hund auch solche Höflichkeit beibringen könnte. Er sei zuweilen sehr frech. Das wäre ich auch gerne, tue aber so, als hätte ich lebhaftes Interesse daran, ihrem Hund Privatunterricht zu erteilen. Wir tauschen Adressen. Ging aber flott. Ich zeige Chap 'Thumbs up' - und er nickt wissend. Lässig ziehe ich eine Frisbee-Scheibe hervor - mir wurde versichert, dass Chap das vorzüglich beherrsche; damit kann man punkten. Andererseits soll ihr Hund sich nicht allzu dämlich vorkommen, also werfe ich mit Absicht so, dass es fast unerreichbar ist - aber da kenn ich Chap schlecht - stimmt, ich kenne ihn fast gar nicht - er saust davon wie ein geölter Blitz; der Hund wäre eines Superman würdig: Ich fühle mich beschämt; ich habe so gar nichts von The Flash an mir. Verdammt, der Hund soll dafür sorgen, dass ich mich gut fühle, ich zahle horrende Mietgebühren. Aber irgendwie ist mir, als begänne sein Charakter auf mich abzufärben - man sagt ja, Hund und Herrchen würden sich charakterlich und äußerlich immer ähnlicher - nun ja, es sind Stunden, keine Jahre, die wir zusammen sind, aber es ist Quality time, Qualitätszeit - ich widme mich ihm voll und ganz - vor allem, um von ihm zu lernen. Es heißt zwar, der Golden Retriever habe die Intelligenz eines zweieinhalbjährigen Kindes, aber heißt es nicht: Seid wie die Kinder? Also wenn sie Chap mit seinen Charaktereigenschaften das Himmelstor vor der Nase zuschlagen, ja dann weiß ich auch nicht. Dann ist irgendwo in der Hölle ein Platz in der ersten Reihe für mich reserviert. Macht das Anbaggern einen zu einem besseren Menschen? Immerhin bemüht man sich, ist einfallsreich ... Ich verspreche Chap die doppelte Portion Frolic - und er scheint das zu verstehen; er ist gewillt, sich mit dem Hund von der Lady anzufreunden.

    Inzwischen weiß ich, dass sie Sylvia heißt und ihr Hund Sylvio. Das gibt zu denken. Dränge ich mich da in eine gut funktionierende Beziehung? Sie ist Single - so viel habe ich erfahren. Ob ich ihr jetzt schon einen Heiratsantrag mache? Sie sieht so glücklich aus, dass ihr Hund die Frisbee-Scheibe so souverän gefangen hat - Chaps Aura scheint das zu bewerkstelligen - er strahlt Zuversicht aus und eine Lässigkeit, wie sie absoluten Profis zu eigen ist. Zur Demonstration springt er mühelos über Mammut-Zäune, Mammut-Hecken; Sylvio will es ihm nachmachen - und bleibt jaulend im Gestrüpp hängen. Wir haben einige Mühe, ihn da rauszubekommen - kommt mir vor wie bei Pu dem Bären, der in Rabbits Höhleneingang feststeckt, da er zu viel Honig gegessen hat. Aber auch unsere Konversation stockt, ihre Frisur ist zerzaust; offensichtlich betrübt es sie, dass ihr Hund nicht mithalten kann. Tja, wenn sie wüsste. Ich tröste sie und verspreche, Sylvio zu einem Meister-Springer zu machen - insgeheim hoffe ich, dass Chap dieses Traineramt übernimmt, aber er dackelt einer Pudel-Dame hinterher. Bei Fuß!, rufe ich versuchsweise, bin selber neugierig, ob er eine Befehlsverweigerung in Betracht zieht, da Amors Pfeil ihn getroffen hat. Aber der hat mich auch getroffen, muss sehen, dass ich klarkomme; Sylvias Lachen versetzt mich in himmlische Sphären, ich habe das Gefühl, ich schwebe an ihrer Hand wie ein Helium-Ballon. Ich höre ein 'Wuff' und Chap meldet sich zum Dienst zurück, mit Leidensmiene - als ob er seine Leichtführigkeit zum Teufel wünsche. Geht mir auch so, bin ich gewillt, ihm zu sagen, ich befolge Kommandos - bei Weitem nicht so erfolgreich wie er - und wohin hat mich das gebracht? - nicht mal eine eigene Hundehütte habe ich, nur ein gemietetes Appartement.

    In einem Straßencafé essen wir Käsekuchen und ich nutze die Zeit für Selbstvorwürfe, hadere mit mir ... Die Stimmung scheint sich auf Chap zu übertragen, er legt seinen Kopf in meinen Schoß und ist zum ersten Mal melancholisch; was richte ich nur an?! Ich sorge dafür, dass ein Fernsehstar-Hund zum Psychiater muss. Sylvia fragt mich, was ich so mache. Ich winke einem Straßenmusiker zu, ob er Tanzmusik spielen könne, ich lasse auch was springen - alles das, nur erst mal sämtlichen Fragen ausweichen, die mich betreffen. Viermal geschieden - das trägt nicht zu meinem Renommee bei. Wobei es zweimal dieselbe Frau war. Manche Fehler sind so gut, die verlangen nach Wiederholung. Willst Du meine fünfte Frau sein? - mit dieser Frage warte ich besser, bis nach dem Käsekuchen, nichts übereilen. Sie tanzt göttlich; Chap hätte mir das Tanzen beibringen sollen; er dreht sich tatsächlich sehr elegant, als hätte er sein Leben lang nichts anderes gemacht, als hätten Film und Fernsehen nicht ihren Tribut gefordert. Ich versuche, seine wiegenden Bewegungen nachzumachen.

    Sylvia schaut mich verblüfft an. Du scheinst, Deinen Hund sehr zu bewundern; nun ja, jeder sucht sich seine Vorbilder. Ich wollte immer so aristokratisch wie unsere Nachbars-Katze sein - nicht hochnäsig, aber so, als hätte ich einen Stammbaum, der sich zu den pharaonischen Katzen zurückverfolgen ließe. Historische Tiefe kombiniert mit katzenartigen Reflexen.

    Ein seltsamer Wunsch, diagnostiziere ich - und ich habe Gelegenheit, beim Tanzen ihren Puls zu fühlen. Aha, erregt, sehr erfreulich; das lässt sich steigern. Ich erbitte mir vom Straßenmusikanten einen Flamenco - irgendwie muss ich Chap abhängen - mal sehen, welches Wissen ich aus meiner Tanzschule noch zusammenkramen kann. Aber die Leute applaudieren Chap und seinen erstaunlichen Bemühungen, die Musik auf vier Pfoten als Performance-Kunst kühn zu interpretieren. Ich überlege ernsthaft, es ihm gleichzutun, mit vier Pfoten ist man viel wendiger ... Auf zwei Beinen fühl ich mich wie Lütt Matten, de Has' - op de achtersten Been. Sylvia fragt mich, was ich da auf dem Straßenpflaster mache - aber Chap und Sylvio finden das klasse, endlich auf Augenhöhe, willkommen im Rudel.

    Sylvia vermutet: Gehört das zu Deinen Trainingstechniken - hast Du deshalb so viel Erfolg mit Chap? Vielleicht sollte ich mich auch darum bemühen - Du hast recht, Körpersprache ist wichtig, man signalisiert damit dem Tier, dass man sich um seine Sprache bemüht; ihm entgegenkommen, Verständnisbarrieren abbauen.

    Oha, ihre Mutmaßungen laufen in die Irre, aber es läuft irre gut mit ihr. Ich sollte Chap Anzug und Krawatte kaufen - Partnerlook. Ich frage Sylvia, was sie dazu meint. Ihre Augenbrauen gehen in die Höhe - aber da ich in der Art von Chap hechel, fasst sie es als Scherz auf. Dabei übe ich nur seine Mimik, er bringt es fertig, dabei intelligent auszusehen; welcher Mensch schafft das mit heraushängender Zunge? Nicht mal Albert Einstein. Ich überlege, ob ich eine Randerscheinung in ihrem Leben zu sein gedenke oder das Mega-Ereignis.

    Es dunkelt; der Mond am Himmel und im See; wir füttern die Enten. Sie hat sehr viel Zeit mit mir zugebracht, als ob es ihr schwerfiele, mich ziehen zu lassen; der wahrscheinlich längste Gassi-Spaziergang der Welt.

    Ich reiche Chap zum Abschied die Pfote, ich würde ihn gerne auszeichnen für besondere

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